Womo-Abenteuer

Nordamerika im Wohnmobil erleben!

Erfahrungsbericht Apollo Pioneer

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Heinza
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Beigetreten: 15.07.2016 - 10:58
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Erfahrungsbericht Apollo Pioneer

Hallo zusammen,

wir sind gerade von unserer Florida-Tour zurück und wie in meinem anderen Beitrag angekündigt wollte ich mal ein paar Worte zum Apollo Pioneer schreiben. Zur Info vorab, wir waren letztes Jahr in Kanada unterwegs und zwar mit einem Ithasca / Winnebago Navion IQ von Traveland, da werde ich hin und wieder einen Vergleich ziehen.

Die bei Apollo in Orlando stehenden Class C Womos waren alle Winnebago Minnie Winnies. Unser Pioneer somit ein Minnie Winnie 25B. Die Maße usw. spare ich mir jetzt mal, kann alles bei Winnebago nachgelesen werden, dort sind auch ein paar Fotos die ziemlich genau unser Fahrzeug zeigen:

https://winnebagoind.com/products/class-c/2018/minnie-winnie/specifications

Der Minnie Winnie ist das Urgestein der Winnebago Womos und so sieht er auch aus. Eher mit der Axt gestaltet als mit dem Design-Programm. Ist aber auch nicht weiter verwerflich, schafft es doch auch reichlich Platz im Fahrzeug. Ebenso ist das Womo ein ich nenn es mal einfach so "Sparmodell". Das merkt man schon im einfachen aber stabilen Möbelbau und den nicht mehr ganz zeitgemäßen Geräten. Hier ist alles eher noch analog, die Heizung / Klima wird über einfache Schieberegler gesteuert usw. Funktioniert aber alles und ist m.E. robust.

Gut gefallen hat uns im Innenraum:

  • Bett im Heck ist für zwei normalgroße Personen ohne Probleme mit Nähe ausreichend groß (ca. 1,30 - 1,40 breit) und bequem
  • Bett im Alkoven ist noch etwas größer, wir haben es aber nicht genutzt da wir nicht jeden Abend Betten bauen wollten, stattdessen ist der Alkoven dann eine gute Ablagefläche
  • Stauraum ist ausreichend vorhanden, mit zwei Personen haben wir bei weitem nicht alles belegt
  • Das Bad ist sehr geräumig und funktional, die Dusche ausreichend groß (schätze 60x80cm) und mit einer Glastür gut nutzbar. Der Eckschrank im Bad ist ein Segen, hier verschwinden alle Toilettenartikel sicher und schnell und nichts fliegt während der Fahrt rum. Da hatten wir im Navion so unsere Probleme.
  • Sofa im Wohnbereich quer zur Fahrtrichtung ist sehr bequem, wir haben häufiger abends darauf gesessen
  • Außenstaufach im Heck unter dem Heckbett ist riesig. Hier ist eigentlich alles untergekommen was wir so dabei hatten. Auch unsere zwei großen Koffer. Außerdem ist das Fach sinnvoll unterteilt und komplett aus Kunststoff ausgebildet. Im tiefsten Teil gibt es einen Wasserablauf, dort konnte gut der Wasserschlauch deponiert werden.

Nicht so gut gefallen hat uns im Innenraum:

  • Sitzgruppe ist sehr schmal / eng, man muss sich zwischen Bank und Tisch "reindrücken". Mit vier Personen bestimmt zu klein. Außerdem sind die Lehnen sehr steil und die Polster fest und somit unbequem.
  • Sitze im Fahrerhaus können nicht komplett zurück geschoben werden und die Lehne nicht weiter heruntergeklappt weil die Möbel im Weg sind. Das zwang zu einer recht aufrechten Sitzposition.
  • Verdunkelung ist kaum richtig möglich. Die Plissees an den Fenstern lassen viel Licht durch, die Dachluken lassen sich gar nicht verdunkeln, ebenso das Milchglasfenster in der Tür. Zudem stehen die Rahmen der Verdunkelung ca. 10cm in den Raum hinein, was gerade beim Fenster über dem Heckbett nervig ist. Dort habe ich mich ständig dran gestoßen und mit lautem scheppern auf den Treffer aufmerksam gemacht.
  • Über dem Fußende des Heckbetts ist ein Schrank montiert an dem man sich ebenfalls gelegentlich gestoßen hat.
  • Herd hat zwar drei Platten, die Gasauslässe sind aber bei allen Platten gleich groß. Bei kleinen Töpfen schlagen die Flammen so drumherum
  • Grundsätzlich ist die Verarbeitungsqualität eher einfach, Präzision ist teilweise durch Silikon ersetzt, Türen an den Schränken sitzen schief und schließen nicht richtig. Der Tisch war an den Kanten nach einem halben Jahr und 11.000 Meilen bereits abgewetzt ebenso die Holzwände der Sitzgruppe.

Das größte Manko des Womos ist m.E. aber das Chassis, was gerade im Vergleich mit dem Navion massiv aufällt. Der Minnie Winnie steht auf einem Ford E-Series Chassis, je nach größe E350 oder E450, bei unserem 25B war es E350. Dieses Chassis wird von Ford nur noch für Aufbauhersteller (Wohnmobile, Spezialaufbauten etc.) angeboten, in allen anderen Sparten wurde es bereits 2013 durch den auch bei uns bekannten Transit ersetzt. Irgendwo habe ich gelesen, dass Ford das Chassis gerade wegen der massiven Proteste der Womo-Hersteller überhaupt noch anbietet. Somit hat man da selbst für US-Verhältnisse einen ziemlichen Dinosaurier unter sich der schon seit Anfang der 2000er kaum weiterentwickelt wurde.
Das Womo wird grundsätzlich mit einem V10-Benzinmotor geliefert der gut 300 PS bei über 6 Litern Hubraum hat. Damit ist das Womo ausreichend motorisiert, auch wenn ich den Eindruck hatte, dass mehr Gas eigentlich nur mehr Lärm aber gefühlt nicht mehr Vortrieb bedeutet hat. Wenn man sich mit dem Gaspedal ein wenig beherrscht läuft das Womo aber sehr ruhig und entspannt, cruisen mit max. 55-60mph ist dann sehr angenehm.
Aber wenn man sich die Motordaten so anschaut, dann weiß man eigentlich schon was das für den Spritverbrauch bedeutet. Beim ersten Tanken habe ich für 100$ Benzin in den Tank laufen lassen und der Tank war noch nicht voll. Ich habe nicht genau nachgerechnet, aber unter 30 Liter auf 100km ging da gar nichts und ich bin wirklich nicht gerast.
Hier gibt es auch auf dem US-Markt mittlerweile deutlich bessere Alternativen, der oben schon angesprochene Navion hat ein Mercedes Sprinter Chassis mit Diesel Motor. Zwar "nur" gut 200 PS, aber gefühlt flotter unterwegs und mit 12-14 Litern Diesel auf 100km wesentlich sparsamer. Wenn man überlegt, dass wir für 1.500 Meilen Benzinkosten von über 500 EUR hatten, dann macht das schon massiv was aus. So billig ist der Sprit in den USA auch nicht mehr.
Bemerkbar macht sich beim Spritverbrauch vermutlich auch das Gewicht (wenn ich richtig gerechnet habe gut 5 Tonnen) und der Luftwiderstand einer Schrankwand.
Auch beim Fahrverhalten macht sich das Chassis bemerkbar. Man hatte immer so das Gefühl eher ein Schiff zu pilotieren, Geradeauslauf war ein Fremdwort, ständig musste der Kurs korrigiert werden.

In Summe ist das alles nicht unglaublich schlimm, man kann mit diesem Womo einen super Urlaub verbringen. Aber gerade im Vergleich mit dem Navion muss der Minnie Winnie doch Federn lassen. Das war uns aber schon bei der Buchung klar, man bekommt natürlich immer auch ein Stück weit das wofür man bezahlt. Und da ist Apollo und der Minnie Winnie natürlich etwas günstiger gewesen als der Navion.

flyingfocus
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Beigetreten: 09.12.2011 - 10:52
Beiträge: 287
RE: Erfahrungsbericht Apollo Pioneer

Moin Heinza,

wir haben in unserer Buchung den Sunrise Escape stehen. Ist das der den du beschreibst? Der Grundriss ist auch anders (Bad ist nicht im Heck) und es gibt auch kein Sofa.

Oder liegt das an dem Modelljahr?

 

EDIIT: alles zurück, hab gerade gesehen, dass es der Kleinere ist. Alles gut!

 

Gruß

Sven

Norddeutsche Menschen unterwegs!

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Köcky
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Beigetreten: 07.05.2018 - 14:28
Beiträge: 27
RE: Erfahrungsbericht Apollo Pioneer

Hmm, wenn ich das so lese, haben wir uns wohl für das falsche Fahrzeug entschieden. Was bringt einem der güsntige Preis, wenn man es beim Benzin wieder rausbläst. Na ja, man lernt halt immer dazu ...

Zille
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Beigetreten: 29.12.2013 - 14:59
Beiträge: 5004
RE: Erfahrungsbericht Apollo Pioneer

Moin euch Beiden,

Das hat mit dem Vermieter in den USA wenig zu tun, denn die Womo's sind alle sehr durstig. Faustformel: Fuss = Liter.

Liebe Grüße aus Berlin,

Thomas

Locker bleiben, Ball flach halten dann wird es ein perfekter Womourlaub

Wherever
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Beigetreten: 06.12.2015 - 15:02
Beiträge: 197
RE: Erfahrungsbericht Apollo Pioneer

Hallo Köcky,

keine Sorge - du kannst dich bei den C-Modellen in den USA eigentlich fast nur für das "falsche Modell" entscheiden. Bis letztem Jahr (oder sinds doch schon zwei Jahre?) gab (und gibt) es ausschließlich Modelle bei den gängigen Vermietern mit E350/E450 Chassis in den USA. Selbst der von Heinza beschriebene Navion in Kanada ist dort eher selten und auch preislich meist mehr Premium als dass der günstigere Verbrauch die höheren Mietkosten aufwiegt, das ist aber sicher sehr Einzelfallabhängig.

Erst vor zwei Jahren hat Roadbear mit der Erprobung von C-Womos auf Ford Transit begonnen die ein bisschen weniger verbrauchen. Die Erfahrungen (u.a. hier) damit sind eher durchwachsen um nicht zu sagen etwas 'negativ' (wobei die Vokabel 'negativ' schon eher zu hart ist). Seit dieser Saison (korrigiert mich wenn ich falsch liege) kann man nun die Eurostyle RVs fest buchen, sie sind aber weiterhin noch äußerst selten. Ich mag diese auch nicht, weil sie mir zuviel Platz verschenken (sind deutlich schmaler, auch im Innenraum). Auf US Straßen gehen die 2,60 Meter Breite der E-Series ohne Probleme.

Was ich damit sagen will: Die Womos auf E350/E450 sind zuverlässige erprobte aber etwas angestaubte Arbeitstiere die halt Ihren Verbrauch haben - aber mangels Alternativen immer noch der Standard.

Viele Grüße

Chris