Wie schön, dass wir schon einige Mitreisende haben.
Fotos soll es natürlich auch geben, in den nächsten Tagen will ich versuchen, diese einzubinden. Dazu brauch ich aber ein bisschen Unterstützung durch den Göttergatten, ich kümmere mich baldmöglichst darum.
5. Tag (Donnerstag) Sequim-Lake Crescent
Dank letzter jetlag-Auswirkungen beginnt unser Morgen wieder bei Sonnenaufgang. Trotzdem haben wir super geschlafen!
Christina und ich sehnen uns nach einer Dusche, die aber -eher eine Seltenheit- mit coins bezahlt werden muss und auf 3 Minuten begrenzt ist. 3 Minuten? Christina ist schockiert, das ist ja gerade mal 10% ihrer durchschnittlichen Duschzeit zu Hause!!!
Mama Geizkragen rückt aber keinen weiteren coin heraus, also los! Hysterisch kichernd kämpft sie sich im Affenzahn durch das gesamte Schönheitsprogramm, während Mama von draußen die Zeitansage spielt. Nach drei Minuten können wir kaum noch vor Lachen - und - tatää!!! sie ist fertig! Ob sich diese neuerworbene Fähigkeit wohl auch wohltuend auf unsere Wasserrechnung zuhause auswirken wird? Die Hoffnung stirbt zuletzt!
Noch im Waschhaus werden wir von einer netten jungen Frau angesprochen, die sich darüber wundert, dass wir aus Deutschland ausgerechnet hierherkommen. Dies wird in den nächsten Wochen zum Standardprogramm für uns, fast überall sind wir die einzigen Nichtamerikaner, wir werden überall freundlich und interessiert ausgefragt und stolz über ihre deutschen/europäischen Wurzeln informiert. Total sympathisch, so ein bisschen smalltalk!
Nach einem gutgelaunten Draußenfrühstück bei strahlendem Sonnenschein können wir uns nicht verkneifen, unseren Campgroundtrail noch mal zu laufen. Farne und Moose im Morgenlicht, das Ufer, jetzt Dank Ebbe plötzlich mit Strand, der Blick nach San Juan - wir können uns kaum loseisen! Doch es geht weiter.
In Port Angeles erblicken wir an der Straße einen hypermodenen Walmart und kaufen erstmal richtig ein. Alles für ein zünftiges Barbecue, inkl. Hackebeilchen fürs Feuerholz und 1000 leckere Dinge, die man mal ausprobieren muss. wir vertüdeln unglaublich viel Zeit, aber mit Genuss! Schnell noch eine Kleinigkeit bei subway, unserer zukünftige Grundversorgungs-Fastfoodkette (Ist das jetzt Schleichwerbung?) Und nu endlich weiter im Besichtigungsprogramm.
Auf die Hurricane Ridge trauen wir uns mit unserem 30-Fuß-Geschoss nicht, fast, alle, die wir gefragt haben, rieten uns auch ab, obwohl doch mal jemand mit einem C25 oben war (las ich in einem Forum). Schade, aber was solls.
So ging es zum Lake Crescent, der malerisch glitzernd im Sonnenlicht dalag. Unser erstes Ziel waren die Merymere-Falls, der trail dahin beginnt direkt am Ufer des Sees. Ein wunderschöner Spaziergang, der bei uns irgendwie immer doppelt so lange dauert wie bei allen anderen, zu schön ist das Rumgucken und Spielen in den Bächen. Die Merymere-Falls führen dank des trockenen Sommers nun nicht gerade beeindruckend viel Wassers, liegen aber sehr idyllisch und der trail ist einfach nur schön.
Ein Ranger erklärt einer Gruppe anhand eines Riesenmodells gerade die Besonderheit einer Banana slug, einer gelben Riesennacktschnecke, die sich gerne an ihrem selbstproduzierten Schleimprfropf von Bäumen abseilt, weil sie nicht rückwärtskriechen kann, da entdeckt Mathis auch schon in der Nähe ein solches Exemplar, zum Glück auf dem Boden und nicht von einem Ast herabhängend. Wieder wird ausgiebig geknipst. Neben den Chipmunks, die überall herumwuseln soll dies das Tier sein, das uns auf fast all unseren Ausflügen ständig begegnet.
Zurück am Visitor Center des Lake Crescent sind wir ordentlich durchgeschwitzt und die Kinder beschließen, umgehend ein Bad im See zu nehmen. Hallo? Dies ist ein Gletschersee mit entsprechenden Temperaturen! Niemand badet da! (wir haben ohnehin auf der gesamten Reise nur wenige badende Amerikaner gesehen). Den Kindern ist das wurscht, schnell im Womo umziehen und los! Die Besucher beim Visitor center verfolgen amüsiert den Vorgang und tatsächlich trauen sich die drei ins klirrend kalte Wasser und finden's wunderbar!
Anschließend wird beraten, wie's weitergeht. Da sich die meisten staatlichen CG auf der Olympic Peninsula nicht vorreservieren lassen, haben wir noch keine Bleibe, nur ein paar Adressen. Die Wahl fällt auf den Fairholm CG direkt am Lake Crecent gelegen. So richtig "geschafft" haben wir ja heute nicht gerade viel, egal, hauptsache, es hat allen Spaß gemacht!
Der Fairholm wird mit 12$ unser günstigster CG der gesamten Reise und auch unser primitivster. Kein Wasser und Strom, keine Dusche. Fehlt uns aber auch nicht. Er ist schön gelegen, hat sogar eine Badestelle am Lake Crecent, die aber nicht so schön ist wie die am Visitor Center, und leider eine gefühlte Milliarde Mücken, was unsere Barbecue-Freuden dann doch etwas schmälert. Das Deep Forest-OFF-Mückenspray wird ganz oben auf unsere Einkausliste gesetzt, leider etwas spät. Nach einem schönen Trail rund um den CG fliehen wir vor den Mücken ins WoMo-Innere und gehen zeitig schlafen, morgen haben wir viel vor....
Übrigens bekommt man CA keine Feststellkeile mitgeliefert, und auch zum Höhenausgleich ist nichts vorhanden und heute stehen wir auf diesem Wald-CG mächtig schief, was auch beim Schlafen nicht gerade von Vorteil ist. Ich schlafe mit der Hoffnung ein, dass wir in der Nacht nicht umkippen.....
Wunderschön, eine Gegend die ich noch garnicht kenne, habe zu Deinem Bericht google-maps geöffnet und schaue nach, wo wir uns gerade auf der Reise befinden.
Mama Geizkragen rückt aber keinen weiteren coin heraus, also los! Hysterisch kichernd kämpft sie sich im Affenzahn durch das gesamte Schönheitsprogramm, während Mama von draußen die Zeitansage spielt. Nach drei Minuten können wir kaum noch vor Lachen - und - tatää!!! sie ist fertig! Ob sich diese neuerworbene Fähigkeit wohl auch wohltuend auf unsere Wasserrechnung zuhause auswirken wird? Die Hoffnung stirbt zuletzt.
köstlich zu lesen. Wie sich doch die Kinder in dem Alter ähneln. Liest Christina diesen Bericht auch?
Hallo, herzlich willkommen noch einmal an alle Mitreisenden, wie schön, dass Ihr dabei seid...
Der nächste Morgen begann für uns wieder sehr früh. Auf eine weitere Mahlzeit mit Mückengesellschaft legten wir keinen weiteren Wert, außerdem stand für heute sehr viel auf dem Programm....
Also machten wir uns abfahrbereit, die Kinder dösten auf ihren Sitzen weiter und los ging es.
Schon die Dumpingstation am fairholm CG hielt das erste Highlight für uns bereit. Ein Reh äste gelassen direkt neben der Frischwassersäule, unglaublich. Jetzt musste ich doch die Kinder vorsichtig wecken, damit ihnen das nicht entging! Lena und ich schlichen vorsichtig mit Kamera im Anschlag näher. Jetzt entdeckten wir auch noch ein kleines Kitz direkt daneben, wir waren total fasziniert und vergaßen fast zu dumpen.
Unser erstes Tagesziel ging an den Rialto Beach bei La Push. Mittlerweile waren alle wach und mit Frühstücksstulle auf der Hand kletterten wir über Tonnen weißgewaschener angeschwemmter Baumstämme an den Kieselstrand, der noch etwas nebelverhangen in den ersten Sonnenstrahlen, eine ganz besondere Magie ausstrahlte. Wir sollten nicht lange alleine bleiben. Die Kinder erspähte erst eine, dann mehrere dunkelgrau-schwarze Rückenflossen, die immer näher Richtung Strand kamen. Waren es Delfine? Kleine Wale? Es gibt wohl beides da, wir wissen es bis heute nicht, was wir da gesehen haben, aber die insgesamt 4 Tiere beim Toben zu beobachten war so faszinierend, dass alle Müdigkeit wie weggeblasen war. Über eine Stunde blieben wir dort, beobachten die Tiere (auch Scharen von Kormoranen!), balancierten über Baumstämme und badeten unsere Füße im eiskalten Wasser. Erst dann konnten wir uns losreißen.
Von Rialto Beach führt kein direkter Weg nach La Push, eine Hafenbucht liegt dazwischen, also fuhren wir erstmal wieder ein ganzes Stück zurück und gönnten uns einen Coffee-to go in einem kleinen laden, der zu 100% auf Twilight-Tourismus eingestellt war incl, Vampir-Warnungen und mannshoher Pappaufsteller aller Twilight-Filmstars. Außer Mathis kennen wir alle Bücher, alle Filme der Twilight-Saga, wobei die Mädels logischerweise viel begeisterter sind als wir.
Auf diese Art von Tourismus reagierten sie allerdings eher verhalten, fanden das ganze Gewese eher affig. Sollten wir überhaupt nach La Push? Och nee... Nach einer kurzen Durchfahrt durch Forks wurde auch dieser Programmpunkt gekippt, ein wahrhaft trostloser kleiner Ort. Verständlich, dass man hier nach dem Twilight-Strohhalm griff, aber wenn nicht mal die Mädels dazu Lust hatten, wir wussten die gewonnene Zeit gut zu nutzen.
Also ging es auf zum Hoh Rainforest, der auch hier im Forum viel gepriesen wurde. und ich muss sagen, zu recht! Wie 90% aller Besucher entschieden wir uns zunächst für den Hall of Mosses Trail. Der State Park war gut besucht, aber keinesfalls überlaufen. Überlaufen war übrigens überhaupt kein Ort unserer Reise, außer vielleicht San Francisco, eine Tatsache, die ich sehr genossen habe.
Der Hall of Mosses Trail ist wundervoll angelegt und toppt die Regenwäler um Sequim und Lake Crescent nochmal um einiges, obwohl wir diese auch schon wunderschön fanden. Kleine Tafeln erklärten anschaulich die Eigendynamik des nördlichen Regenwaldes und all ihrer Phänomene. Auch das fand ich bei unserer Reise sehr beeindruckend. Wissenswertes wurde immer sehr anschaulich, leicht verdaulich dosiert und gut aufbereitet vermittelt, das kann ich von unseren Reisen in Europa nicht unbedingt immer behaupten.
An diesem Ort haben wir uns erstmal etwas Regen oder zumindest Nebel gewünscht, dann hätte es bestimmt noch mystischer gewirkt. Aber nix da, die Sonne lachte am Himmel wie all die Tage zuvor schon.
Dank der gestrichenen Twilight-Tour blieb uns auch noch Zeit für den Spruce-Trail, der deutlich weniger besucht wurde. Plötzlich liefen wir fast allein durch den Wald, der ebenso schön, wenn auch weniger spektakulär als der Hall of Mosses war. Außerdem führt er an einem wilden Gebirgsbach entlang und wir nutzten die Gelegenheit natürlich wieder zum Waten und Spielen im eiskalten Wasser.
Mittlerweile war es schon nachmittag und wir brachen zu unserem nächsten Ziel, dem Ruby Beach auf.Wenn dies überhaupt möglich ist, dann ist dieser Strand fast noch schöner als der Rialto, mächtige Felsen stehen im Meer und gestalten den Wellengang total spannend, bei uns waren viele abgeschlossene Meerwasserbecken entstanden, in denen Kinder herrlich spielen konnten. Hier hätten wir auch gerne mal einen ganzen Tag verbracht.
Am Abend ging es dann weiter zu unserem CG, dem Kalaloch. Von weitem leuchtete uns schon das "besetzt" Zeichen entgegen, wie gut, dass wir reserviert hatten. Unser Stellplatz war ok, aber nicht umwerfend, die Lage direkt am Meer dafür umso überwältigender. Binnen zwei Minuten nach dem Essen waren wir schon wieder am Strand, diesmal war es feiner Sand und nicht grober Kies wie bei den anderen beiden Stränden. wirklich witzig, dabei liegen Ruby Beach und Kalaloch ganz nah beeinander. Wir blieben bis zum Sonnenuntergang dort und gingen dann hochzufrieden nach diesem perfekten Tag schlafen.
ich bin heute morgen schon zugestiegen und finde Deinen Bericht toll. Habe über das Lesen fast vergessen zur Arbeit zu gehen. Ich freue mich auf Eure weiteren Erlebnisse.
ich suche mir auch noch ein Plätzchen bei Euch und fahre mit! Das was Du über die Reise mit Kindern schreibst, kann ich gut nachvollziehen. Vor allen das "ich muss eben noch einen Joghurt essen, ich muss mir noch einen Zopf machen" kommt mir so bekannt vor... . Die Planung ist immer anders als die Wirklichkeit, und bei unserem Jüngsten (12 jahre) war auch in diesem Jahr ein guter Urlaubstag nur dann, wenn er schwimmen gehen konnte.
7. Tag (Samstag) Kalaloch-Lake Quinault-Astoria- Fort Stevens SP
Wieder fiel ich frühmorgens aus dem Bett (würde das mit dem jetlag jemals aufhören?) und mit etwas Überredungskunst konnte ich wenigstens Christina motivieren, mit an den Strand zu kommen. Der hatte sich wg. der Ebbe auf das Doppelte verbreitert und war noch fast menschenleer. Ein bisschen Eintauchen in den eiskalten Pazifik und dann ein schönes Frühstück - wunderbar! Eine riesige Krähe beäugt uns beim Essen misstrauisch von einem Ast direkt über unseren Köpfen,fast ein bisschen angsteinflößend.
Wenig später trete ich vor dem Waschhaus fast auf eine weitere Riesenkrähe drauf (oder ist es die gleiche?), die gerade aus einem Außenwasserhahn trinkt. Wütend faucht (kann man das über einen Vogel sagen?) sie mich an und verschwindet.
Jetzt wollen doch alle noch mal an den schönen Strand, wir tüdeln alle zu viel herum und ehe wir uns versehen, ist es schon wieder späterer Vormittag. Nun aber los, wir wollen/müssen heute noch bis Astoria kommen.
Auf dem Weg nach Astoria liegt der Lake Quinault in einem größeren Indianerreservat. Da eine andere Reisende erwähnte, dass dieser wunderschön sein sollte, dachte ich: Au ja, fein, liegt ja auf dem Weg, den schauen wir uns mal an und stoppen da. Wenn man solche Gedanken hat, sollten am besten sofort alle Alarmglocken schrillen! Taten sie aber leider nicht. Alles was größer ist als ein Leuchtturm, kann man nicht mal eben so schnell angucken. WAS will man da genau sehen? WO stoppt man am besten, um sich etwas genau anzusehen? Und vor allem bei Reisen mit Kindern: WAS genau möchte man da vor Ort tun? Und WIE LANGE?
Völlig frei von all diesen nützlichen Überlegungen rief ich also dann irgendwann Günther zu: Oh, da steht ja Lake Quinault, bieg mal ab! Und somit fuhren wir dann völlig planlos an das für Besucher viel schwieriger zugängliche Nordufer (was wir ja nicht wussten) und fuhren und fuhren und fuhren! Kein Parkplatz, keine Chance zu wenden mit dem WoMo, eine superhuckelige Straße, sodass es für die lieben Kinderlein hinten auch richtig ungemütlich wurde. Langsam beschlich mich ein ungutes Gefühl, endlich, nach ca. einer Viertelstunde ein Parkplatz, eine Wendegelegenjeit mitten im Nirwana. Na wenn wir jetzt schon mal da sind, können wir uns nun auch den See angucken (von dem hatten wir durch kleine Häuser und viel Wald nämlich kaum etwas sehen können), sagte sich die unverbesserliche Anne und stieg aus. Die Kinder eher unmotiviert (Was machen wir denn hier?), brauchten wir eine gefühlte Ewigkeit, bis sich alle aus den Sitzen geschält hatten. Das was wir am Ufer dann entdeckten, nachdem wir uns durchs Unterholz gekämpft hatten, begeisterte mich nicht wirklich. Ein See halt, spiegelglatt, sehr einsam, drumherum viel Wald. WAS HATTE ICH EIGENTLICH ERWARTET?
Wegen mir hätten wir gleich wieder zurückfahren können, doch die Kinder kamen jetzt erst richtig in Fahrt. Steine werfen, das Unterholz erkunden, eigtl doch ganz nett hier. Ich mahnte zum Aufbruch, was auf wirkliches Unverständnis stieß. Ich dachte, wir wollten den See erkunden? Ja, schon, erwiderte ich, aber es sei schon so spät. Aber DU wolltest doch hierhin! schallte es mir verständnislos entgegen. Letzlich war dieser Kurzausflug so überflüssig wie ein Kropf, hat alles in allem eine eine gute Stunde unserer kostbaren Zeit gekostet, eine Stunde, die wir später sehr gut hätten brauchen können und hat keinen richtig glücklich gemacht. Ich hatte aus dem misslungen Port Towndend-Ausflug wohl doch noch nicht wirklich gelernt. Bloß keine "mal eben schnell anguck"-Touren mehr!
Der Weg bis nach Astoria dehnte sich wie Kaugummi und strafte die optimistische google-Zeitberechnung Lügen. Nix zu gucken, einfach nur langweilig und anstrengend. Am Nachmittag endlich die berühmte lange Brücke nach Astoria über die Mündung des Columbia River. Wunderschön anzuschauen und endlich kam wieder Leben in uns. Gleich betreten wir den Staat Oregon!
Astoria ist klein, hübsch (viele viktorianische Häuschen schmiegen sich an einen steilen Hang, daher wird es auch Klein-San Francisco genannt) und wirklich einen Stopp wert. Parken mit dem WoMo ist kein echtes Problem, per Zufall landen wir direkt vor dem Flavell-Haus, einer der Hauptattraktionen der Stadt. ob wir mal reingucken sollten?
Das Flavell-Haus ist eine wunderschöne Villa, die einem der Stadtbegründer Astorias gehörte, eben Flavell. Das ganze Haus ist liebevoll komplett mit Originalmöbeln ausgestattet, man darf sich alles ganz genau angucken. Für Amerikaner allemal ein Grund, in Aah und Ooh-Rufe auszubrechen, Möbel aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, eine Sensation. Wir Europäer sehen das sicherlich etwas anders, können wir das doch in jedem Heimatmuseum haben. Trotzdem macht es Spaß, vor allem für die Kinder, jeden Raum zu entdecken und ganz nebenbei etwas über die Stadtgeschichte Astorias zu erfahren. Fast noch mehr hat sich der Besuch des Flavell-Hauses für uns gelohnt, weil wir mit der netten alten Dame ins Gespräch kamen, die uns die (günstigen) Eintrittskarten verkaufte.
Im Handumdrehen informierte sie uns, welche Straßenzüge wir unbedingt noch sehen sollten, dass wir keinesfalls mit dem WoMo die steile Auffahrt zur Collumn wagen sollten (ein sehr weiser Rat!), wo wir am besten zu Abend essen könnten, welcher Supermarkt praktisch auf unserem Weg lag und wie wir am besten zum Fort Stevens SP, unserem heutigen CG kommen könnten.
Alle diese Punkte arbeiten wir brav nacheinander ab. wir haben wirklich einen guten Eindruck dieser wunderschönen Stadt bekommen. Das Abendessen im "Wet Dog" war eine Sensation für sich. halb Kult-Kneipe, halb Familienrestaurant, lag es direkt an der Waterfront mit Blick auf die Flussmündung. Unser Platz bot uns den allerbesten Ausblick, das Essen war superlecker nur leider viel zu viel. Direkt vor der Terasse fuhr sogar eine historische Bimmelbahn vorbei, für Mathis DAS Highlight schlechthin. Supergut gelaunt brachen wir zum nächsten Tipp, dem Fred Meyers Supermarkt, auf, eine Kette, die wir noch nicht kannten und die ab dann unser Favorit zum Einkaufen war. sehr gut sortiert, viel besser als Walmart und trotzdem recht preisgünstig.
Aber langsam rannte uns die Zeit davon, es war schon kurz vor 8 Uhr, als wir endlich zum Fort Stevens SP aufbrachen. Mit Bedauern dachte ich an den misslungen Lake Quinault-Ausflug zurück, die Stunde hätten wir jetzt gut brauchen können.
Wenigstens fanden wir dank der guten Beschreibung den CG sofort. Alles war ausgebucht, wieder einmal waren wir froh, reserviert zu haben. Bei der Anmeldung beschrieb die alte Rangerin mir genau, wo unsere Site war und lächelte dann liebevoll. "But first of all you go to the beach and watch the sunset." Das war kein Vorschlag, das war eine Feststellung. Ich guckte wohl verwirrt. Nö, hatte ich nicht vor. Auf dem Platz einrichten und ans Feuer setzen war mein Plan. Mit Nachdruck sagte sie "But you have to. That's what you're here for." Das war mir zwar völlig neu, aber irgendwie hatte sie mich schon halbwegs überredet und tatsächlich fuhren wir an den Strand, warum auch immer. Dort waren wir alles andere als allein, unendlich viele Menschen standen an vielen Lagerfeuern rund um das Wrack der Peter Iredale im pudrig weichen, weißen Sand, hörten dem leisen Rollen der Wellen zu, eine riesige Schar Wildgänse zog am Himmel entlang, während die Sonne den Himmel erst grellorange und dann rosarot färbte und dann direkt hinter dem Wrack der Peter Iredale unterging und alles in pudrigrosa Zwielicht hüllte. Klingt das nicht kitschig? Ja, das war es auch, unendlich kitschig und seeehr schön, sehr friedlich trotz der Menschenmassen. Wie gut, dass ich manchmal doch auf den Rat anderer Leute höre.
Heute mussten wir uns leider im Dunkeln auf unserer Site einrichten, aber der Tag hatte, trotz aller Hektik und Planlosigkeit, auch viele wirklich schöne Seiten gehabt.
ich bin gerade in einem Stück hinter Euch hergereist.
Wie deucht mich doch vieles so bekannt, die Orte, das Reisen mit Teenagern...
Ich liebe es, zwischen langen Aufenthalten auch kurz mal an Viewpoints rauszuhuschen und Photos zu machen, ich, aber nicht meine unter-20-Jährigen.... Warum, was gibt es denn hier, können wir im Auto bleiben...? Mit allen Sinner erfühlen, ja, diese Ziele kommen immer an. Mit einer sausteilen Kletterei verbunden, die mir den Angstschweiß auch heute noch auf nicht nur die Stirn treibt, das ist immer ganz besonders gut.
Und Gewässer jedlicher Art, kalt oder warm oder heiß (Hot Spring), die sind immer willkommen. Die kann man auch nicht immer einplanen, auf der Fahrt bekommt man mit der Zeit ein ganz gutes Auge, Turnouts und andere Autos entlang eines Baches... sind oft gute Indizien. Da fragt nie jemand, warum hier???
Übrigens:
Die Astoria Column wäre der Hit gewesen. Dort kann man eine steile Wendeltreppe hochsausen und von oben Flieger loslassen. Ich sammel die immer unten ein und reiche an, das ist gut bei Höhenangst. Der Blick ist wirklich toll in alle Himmelsrichtungen und wir waren auch mit 25 Fuß Wohnmobilen ohne Probleme oben, ich kann mich nicht an extreme Schwierigkeiten erinnern.
Mit halbschlafenden Jugendlichen morgens früh zu starten, das kommt bei uns jetzt auch bei längeren Deutschlandstrecken im Auto gut an. Ruhe hinten und zufriedene Eltern vorne...
H, willkommen an Bord!
Wie schön, dass wir schon einige Mitreisende haben.
Fotos soll es natürlich auch geben, in den nächsten Tagen will ich versuchen, diese einzubinden. Dazu brauch ich aber ein bisschen Unterstützung durch den Göttergatten, ich kümmere mich baldmöglichst darum.
5. Tag (Donnerstag) Sequim-Lake Crescent
Dank letzter jetlag-Auswirkungen beginnt unser Morgen wieder bei Sonnenaufgang. Trotzdem haben wir super geschlafen!
Christina und ich sehnen uns nach einer Dusche, die aber -eher eine Seltenheit- mit coins bezahlt werden muss und auf 3 Minuten begrenzt ist. 3 Minuten? Christina ist schockiert, das ist ja gerade mal 10% ihrer durchschnittlichen Duschzeit zu Hause!!!
Mama Geizkragen rückt aber keinen weiteren coin heraus, also los! Hysterisch kichernd kämpft sie sich im Affenzahn durch das gesamte Schönheitsprogramm, während Mama von draußen die Zeitansage spielt. Nach drei Minuten können wir kaum noch vor Lachen - und - tatää!!! sie ist fertig! Ob sich diese neuerworbene Fähigkeit wohl auch wohltuend auf unsere Wasserrechnung zuhause auswirken wird? Die Hoffnung stirbt zuletzt!
Noch im Waschhaus werden wir von einer netten jungen Frau angesprochen, die sich darüber wundert, dass wir aus Deutschland ausgerechnet hierherkommen. Dies wird in den nächsten Wochen zum Standardprogramm für uns, fast überall sind wir die einzigen Nichtamerikaner, wir werden überall freundlich und interessiert ausgefragt und stolz über ihre deutschen/europäischen Wurzeln informiert. Total sympathisch, so ein bisschen smalltalk!
Nach einem gutgelaunten Draußenfrühstück bei strahlendem Sonnenschein können wir uns nicht verkneifen, unseren Campgroundtrail noch mal zu laufen. Farne und Moose im Morgenlicht, das Ufer, jetzt Dank Ebbe plötzlich mit Strand, der Blick nach San Juan - wir können uns kaum loseisen! Doch es geht weiter.
In Port Angeles erblicken wir an der Straße einen hypermodenen Walmart und kaufen erstmal richtig ein. Alles für ein zünftiges Barbecue, inkl. Hackebeilchen fürs Feuerholz und 1000 leckere Dinge, die man mal ausprobieren muss. wir vertüdeln unglaublich viel Zeit, aber mit Genuss! Schnell noch eine Kleinigkeit bei subway, unserer zukünftige Grundversorgungs-Fastfoodkette
(Ist das jetzt Schleichwerbung?) Und nu endlich weiter im Besichtigungsprogramm.
Auf die Hurricane Ridge trauen wir uns mit unserem 30-Fuß-Geschoss nicht, fast, alle, die wir gefragt haben, rieten uns auch ab, obwohl doch mal jemand mit einem C25 oben war (las ich in einem Forum). Schade, aber was solls.
So ging es zum Lake Crescent, der malerisch glitzernd im Sonnenlicht dalag. Unser erstes Ziel waren die Merymere-Falls, der trail dahin beginnt direkt am Ufer des Sees. Ein wunderschöner Spaziergang, der bei uns irgendwie immer doppelt so lange dauert wie bei allen anderen, zu schön ist das Rumgucken und Spielen in den Bächen. Die Merymere-Falls führen dank des trockenen Sommers nun nicht gerade beeindruckend viel Wassers, liegen aber sehr idyllisch und der trail ist einfach nur schön.
Ein Ranger erklärt einer Gruppe anhand eines Riesenmodells gerade die Besonderheit einer Banana slug, einer gelben Riesennacktschnecke, die sich gerne an ihrem selbstproduzierten Schleimprfropf von Bäumen abseilt, weil sie nicht rückwärtskriechen kann, da entdeckt Mathis auch schon in der Nähe ein solches Exemplar, zum Glück auf dem Boden und nicht von einem Ast herabhängend. Wieder wird ausgiebig geknipst. Neben den Chipmunks, die überall herumwuseln soll dies das Tier sein, das uns auf fast all unseren Ausflügen ständig begegnet.
Zurück am Visitor Center des Lake Crescent sind wir ordentlich durchgeschwitzt und die Kinder beschließen, umgehend ein Bad im See zu nehmen. Hallo? Dies ist ein Gletschersee mit entsprechenden Temperaturen! Niemand badet da! (wir haben ohnehin auf der gesamten Reise nur wenige badende Amerikaner gesehen). Den Kindern ist das wurscht, schnell im Womo umziehen und los! Die Besucher beim Visitor center verfolgen amüsiert den Vorgang und tatsächlich trauen sich die drei ins klirrend kalte Wasser und finden's wunderbar!
Anschließend wird beraten, wie's weitergeht. Da sich die meisten staatlichen CG auf der Olympic Peninsula nicht vorreservieren lassen, haben wir noch keine Bleibe, nur ein paar Adressen. Die Wahl fällt auf den Fairholm CG direkt am Lake Crecent gelegen. So richtig "geschafft" haben wir ja heute nicht gerade viel, egal, hauptsache, es hat allen Spaß gemacht!
Der Fairholm wird mit 12$ unser günstigster CG der gesamten Reise und auch unser primitivster. Kein Wasser und Strom, keine Dusche. Fehlt uns aber auch nicht. Er ist schön gelegen, hat sogar eine Badestelle am Lake Crecent, die aber nicht so schön ist wie die am Visitor Center, und leider eine gefühlte Milliarde Mücken, was unsere Barbecue-Freuden dann doch etwas schmälert. Das Deep Forest-OFF-Mückenspray wird ganz oben auf unsere Einkausliste gesetzt, leider etwas spät. Nach einem schönen Trail rund um den CG fliehen wir vor den Mücken ins WoMo-Innere und gehen zeitig schlafen, morgen haben wir viel vor....
Übrigens bekommt man CA keine Feststellkeile mitgeliefert, und auch zum Höhenausgleich ist nichts vorhanden und heute stehen wir auf diesem Wald-CG mächtig schief, was auch beim Schlafen nicht gerade von Vorteil ist. Ich schlafe mit der Hoffnung ein, dass wir in der Nacht nicht umkippen.....
Hi Anne,
ich bin auch noch zugestiegen.
Wunderschön, eine Gegend die ich noch garnicht kenne, habe zu Deinem Bericht google-maps geöffnet und schaue nach, wo wir uns gerade auf der Reise befinden.
Herzliche Grüsse Gisela
Hallo Anne,
köstlich zu lesen. Wie sich doch die Kinder in dem Alter ähneln. Liest Christina diesen Bericht auch?
Sehr schön geschrieben
Liebe Grüße Peter
Hallo, herzlich willkommen noch einmal an alle Mitreisenden, wie schön, dass Ihr dabei seid...
Der nächste Morgen begann für uns wieder sehr früh. Auf eine weitere Mahlzeit mit Mückengesellschaft legten wir keinen weiteren Wert, außerdem stand für heute sehr viel auf dem Programm....
Also machten wir uns abfahrbereit, die Kinder dösten auf ihren Sitzen weiter und los ging es.
Schon die Dumpingstation am fairholm CG hielt das erste Highlight für uns bereit. Ein Reh äste gelassen direkt neben der Frischwassersäule, unglaublich. Jetzt musste ich doch die Kinder vorsichtig wecken, damit ihnen das nicht entging! Lena und ich schlichen vorsichtig mit Kamera im Anschlag näher. Jetzt entdeckten wir auch noch ein kleines Kitz direkt daneben, wir waren total fasziniert und vergaßen fast zu dumpen.
Unser erstes Tagesziel ging an den Rialto Beach bei La Push. Mittlerweile waren alle wach und mit Frühstücksstulle auf der Hand kletterten wir über Tonnen weißgewaschener angeschwemmter Baumstämme an den Kieselstrand, der noch etwas nebelverhangen in den ersten Sonnenstrahlen, eine ganz besondere Magie ausstrahlte. Wir sollten nicht lange alleine bleiben. Die Kinder erspähte erst eine, dann mehrere dunkelgrau-schwarze Rückenflossen, die immer näher Richtung Strand kamen. Waren es Delfine? Kleine Wale? Es gibt wohl beides da, wir wissen es bis heute nicht, was wir da gesehen haben, aber die insgesamt 4 Tiere beim Toben zu beobachten war so faszinierend, dass alle Müdigkeit wie weggeblasen war. Über eine Stunde blieben wir dort, beobachten die Tiere (auch Scharen von Kormoranen!), balancierten über Baumstämme und badeten unsere Füße im eiskalten Wasser. Erst dann konnten wir uns losreißen.
Von Rialto Beach führt kein direkter Weg nach La Push, eine Hafenbucht liegt dazwischen, also fuhren wir erstmal wieder ein ganzes Stück zurück und gönnten uns einen Coffee-to go in einem kleinen laden, der zu 100% auf Twilight-Tourismus eingestellt war incl, Vampir-Warnungen und mannshoher Pappaufsteller aller Twilight-Filmstars. Außer Mathis kennen wir alle Bücher, alle Filme der Twilight-Saga, wobei die Mädels logischerweise viel begeisterter sind als wir.
Auf diese Art von Tourismus reagierten sie allerdings eher verhalten, fanden das ganze Gewese eher affig. Sollten wir überhaupt nach La Push? Och nee... Nach einer kurzen Durchfahrt durch Forks wurde auch dieser Programmpunkt gekippt, ein wahrhaft trostloser kleiner Ort. Verständlich, dass man hier nach dem Twilight-Strohhalm griff, aber wenn nicht mal die Mädels dazu Lust hatten, wir wussten die gewonnene Zeit gut zu nutzen.
Forts. 6. Tag (Freitag)
Also ging es auf zum Hoh Rainforest, der auch hier im Forum viel gepriesen wurde. und ich muss sagen, zu recht!
Wie 90% aller Besucher entschieden wir uns zunächst für den Hall of Mosses Trail. Der State Park war gut besucht, aber keinesfalls überlaufen. Überlaufen war übrigens überhaupt kein Ort unserer Reise, außer vielleicht San Francisco, eine Tatsache, die ich sehr genossen habe.
Der Hall of Mosses Trail ist wundervoll angelegt und toppt die Regenwäler um Sequim und Lake Crescent nochmal um einiges, obwohl wir diese auch schon wunderschön fanden. Kleine Tafeln erklärten anschaulich die Eigendynamik des nördlichen Regenwaldes und all ihrer Phänomene. Auch das fand ich bei unserer Reise sehr beeindruckend. Wissenswertes wurde immer sehr anschaulich, leicht verdaulich dosiert und gut aufbereitet vermittelt, das kann ich von unseren Reisen in Europa nicht unbedingt immer behaupten.
An diesem Ort haben wir uns erstmal etwas Regen oder zumindest Nebel gewünscht, dann hätte es bestimmt noch mystischer gewirkt. Aber nix da, die Sonne lachte am Himmel wie all die Tage zuvor schon.
Dank der gestrichenen Twilight-Tour blieb uns auch noch Zeit für den Spruce-Trail, der deutlich weniger besucht wurde. Plötzlich liefen wir fast allein durch den Wald, der ebenso schön, wenn auch weniger spektakulär als der Hall of Mosses war. Außerdem führt er an einem wilden Gebirgsbach entlang und wir nutzten die Gelegenheit natürlich wieder zum Waten und Spielen im eiskalten Wasser.
Mittlerweile war es schon nachmittag und wir brachen zu unserem nächsten Ziel, dem Ruby Beach auf.Wenn dies überhaupt möglich ist, dann ist dieser Strand fast noch schöner als der Rialto, mächtige Felsen stehen im Meer und gestalten den Wellengang total spannend, bei uns waren viele abgeschlossene Meerwasserbecken entstanden, in denen Kinder herrlich spielen konnten. Hier hätten wir auch gerne mal einen ganzen Tag verbracht.
Am Abend ging es dann weiter zu unserem CG, dem Kalaloch. Von weitem leuchtete uns schon das "besetzt" Zeichen entgegen, wie gut, dass wir reserviert hatten. Unser Stellplatz war ok, aber nicht umwerfend, die Lage direkt am Meer dafür umso überwältigender. Binnen zwei Minuten nach dem Essen waren wir schon wieder am Strand, diesmal war es feiner Sand und nicht grober Kies wie bei den anderen beiden Stränden. wirklich witzig, dabei liegen Ruby Beach und Kalaloch ganz nah beeinander. Wir blieben bis zum Sonnenuntergang dort und gingen dann hochzufrieden nach diesem perfekten Tag schlafen.
Hallo Anne,
ich bin heute morgen schon zugestiegen und finde Deinen Bericht toll. Habe über das Lesen fast vergessen zur Arbeit zu gehen. Ich freue mich auf Eure weiteren Erlebnisse.
Viele Grüße Christine
Liebe Grüsse
Christine
Scout Womo-Abenteuer.de
https://interessanteorte.com/
Hallo Anne,
ich suche mir auch noch ein Plätzchen bei Euch und fahre mit! Das was Du über die Reise mit Kindern schreibst, kann ich gut nachvollziehen. Vor allen das "ich muss eben noch einen Joghurt essen, ich muss mir noch einen Zopf machen" kommt mir so bekannt vor... . Die Planung ist immer anders als die Wirklichkeit, und bei unserem Jüngsten (12 jahre) war auch in diesem Jahr ein guter Urlaubstag nur dann, wenn er schwimmen gehen konnte.
Liebe Grüße
Susanne
Liebe Grüße
Susanne
Scout Womo-Abenteuer.de
Reiseberichte
Hi, Christine, willkomen an Bord!
7. Tag (Samstag) Kalaloch-Lake Quinault-Astoria- Fort Stevens SP
Wieder fiel ich frühmorgens aus dem Bett (würde das mit dem jetlag jemals aufhören?) und mit etwas Überredungskunst konnte ich wenigstens Christina motivieren, mit an den Strand zu kommen. Der hatte sich wg. der Ebbe auf das Doppelte verbreitert und war noch fast menschenleer. Ein bisschen Eintauchen in den eiskalten Pazifik und dann ein schönes Frühstück - wunderbar!
Eine riesige Krähe beäugt uns beim Essen misstrauisch von einem Ast direkt über unseren Köpfen,fast ein bisschen angsteinflößend.
Wenig später trete ich vor dem Waschhaus fast auf eine weitere Riesenkrähe drauf (oder ist es die gleiche?), die gerade aus einem Außenwasserhahn trinkt. Wütend faucht (kann man das über einen Vogel sagen?) sie mich an und verschwindet.
Jetzt wollen doch alle noch mal an den schönen Strand, wir tüdeln alle zu viel herum und ehe wir uns versehen, ist es schon wieder späterer Vormittag. Nun aber los, wir wollen/müssen heute noch bis Astoria kommen.
Auf dem Weg nach Astoria liegt der Lake Quinault in einem größeren Indianerreservat. Da eine andere Reisende erwähnte, dass dieser wunderschön sein sollte, dachte ich: Au ja, fein, liegt ja auf dem Weg, den schauen wir uns mal an und stoppen da. Wenn man solche Gedanken hat, sollten am besten sofort alle Alarmglocken schrillen! Taten sie aber leider nicht. Alles was größer ist als ein Leuchtturm, kann man nicht mal eben so schnell angucken. WAS will man da genau sehen? WO stoppt man am besten, um sich etwas genau anzusehen? Und vor allem bei Reisen mit Kindern: WAS genau möchte man da vor Ort tun? Und WIE LANGE?
Völlig frei von all diesen nützlichen Überlegungen rief ich also dann irgendwann Günther zu: Oh, da steht ja Lake Quinault, bieg mal ab! Und somit fuhren wir dann völlig planlos an das für Besucher viel schwieriger zugängliche Nordufer (was wir ja nicht wussten) und fuhren und fuhren und fuhren! Kein Parkplatz, keine Chance zu wenden mit dem WoMo, eine superhuckelige Straße, sodass es für die lieben Kinderlein hinten auch richtig ungemütlich wurde. Langsam beschlich mich ein ungutes Gefühl, endlich, nach ca. einer Viertelstunde ein Parkplatz, eine Wendegelegenjeit mitten im Nirwana. Na wenn wir jetzt schon mal da sind, können wir uns nun auch den See angucken (von dem hatten wir durch kleine Häuser und viel Wald nämlich kaum etwas sehen können), sagte sich die unverbesserliche Anne und stieg aus. Die Kinder eher unmotiviert (Was machen wir denn hier?), brauchten wir eine gefühlte Ewigkeit, bis sich alle aus den Sitzen geschält hatten. Das was wir am Ufer dann entdeckten, nachdem wir uns durchs Unterholz gekämpft hatten, begeisterte mich nicht wirklich. Ein See halt, spiegelglatt, sehr einsam, drumherum viel Wald. WAS HATTE ICH EIGENTLICH ERWARTET?
Wegen mir hätten wir gleich wieder zurückfahren können, doch die Kinder kamen jetzt erst richtig in Fahrt. Steine werfen, das Unterholz erkunden, eigtl doch ganz nett hier. Ich mahnte zum Aufbruch, was auf wirkliches Unverständnis stieß. Ich dachte, wir wollten den See erkunden? Ja, schon, erwiderte ich, aber es sei schon so spät. Aber DU wolltest doch hierhin! schallte es mir verständnislos entgegen.
Letzlich war dieser Kurzausflug so überflüssig wie ein Kropf, hat alles in allem eine eine gute Stunde unserer kostbaren Zeit gekostet, eine Stunde, die wir später sehr gut hätten brauchen können und hat keinen richtig glücklich gemacht. Ich hatte aus dem misslungen Port Towndend-Ausflug wohl doch noch nicht wirklich gelernt. Bloß keine "mal eben schnell anguck"-Touren mehr!
7, Tag (Forts.)
Der Weg bis nach Astoria dehnte sich wie Kaugummi und strafte die optimistische google-Zeitberechnung Lügen. Nix zu gucken, einfach nur langweilig und anstrengend. Am Nachmittag endlich die berühmte lange Brücke nach Astoria über die Mündung des Columbia River. Wunderschön anzuschauen und endlich kam wieder Leben in uns. Gleich betreten wir den Staat Oregon!
Astoria ist klein, hübsch (viele viktorianische Häuschen schmiegen sich an einen steilen Hang, daher wird es auch Klein-San Francisco genannt) und wirklich einen Stopp wert. Parken mit dem WoMo ist kein echtes Problem, per Zufall landen wir direkt vor dem Flavell-Haus, einer der Hauptattraktionen der Stadt. ob wir mal reingucken sollten?
Das Flavell-Haus ist eine wunderschöne Villa, die einem der Stadtbegründer Astorias gehörte, eben Flavell. Das ganze Haus ist liebevoll komplett mit Originalmöbeln ausgestattet, man darf sich alles ganz genau angucken. Für Amerikaner allemal ein Grund, in Aah und Ooh-Rufe auszubrechen, Möbel aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, eine Sensation. Wir Europäer sehen das sicherlich etwas anders, können wir das doch in jedem Heimatmuseum haben. Trotzdem macht es Spaß, vor allem für die Kinder, jeden Raum zu entdecken und ganz nebenbei etwas über die Stadtgeschichte Astorias zu erfahren. Fast noch mehr hat sich der Besuch des Flavell-Hauses für uns gelohnt, weil wir mit der netten alten Dame ins Gespräch kamen, die uns die (günstigen) Eintrittskarten verkaufte.
Im Handumdrehen informierte sie uns, welche Straßenzüge wir unbedingt noch sehen sollten, dass wir keinesfalls mit dem WoMo die steile Auffahrt zur Collumn wagen sollten (ein sehr weiser Rat!), wo wir am besten zu Abend essen könnten, welcher Supermarkt praktisch auf unserem Weg lag und wie wir am besten zum Fort Stevens SP, unserem heutigen CG kommen könnten.
Alle diese Punkte arbeiten wir brav nacheinander ab. wir haben wirklich einen guten Eindruck dieser wunderschönen Stadt bekommen. Das Abendessen im "Wet Dog" war eine Sensation für sich. halb Kult-Kneipe, halb Familienrestaurant, lag es direkt an der Waterfront mit Blick auf die Flussmündung. Unser Platz bot uns den allerbesten Ausblick, das Essen war superlecker nur leider viel zu viel. Direkt vor der Terasse fuhr sogar eine historische Bimmelbahn vorbei, für Mathis DAS Highlight schlechthin.
Supergut gelaunt brachen wir zum nächsten Tipp, dem Fred Meyers Supermarkt, auf, eine Kette, die wir noch nicht kannten und die ab dann unser Favorit zum Einkaufen war. sehr gut sortiert, viel besser als Walmart und trotzdem recht preisgünstig.
Aber langsam rannte uns die Zeit davon, es war schon kurz vor 8 Uhr, als wir endlich zum Fort Stevens SP aufbrachen. Mit Bedauern dachte ich an den misslungen Lake Quinault-Ausflug zurück, die Stunde hätten wir jetzt gut brauchen können.
Wenigstens fanden wir dank der guten Beschreibung den CG sofort. Alles war ausgebucht, wieder einmal waren wir froh, reserviert zu haben.
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Bei der Anmeldung beschrieb die alte Rangerin mir genau, wo unsere Site war und lächelte dann liebevoll. "But first of all you go to the beach and watch the sunset." Das war kein Vorschlag, das war eine Feststellung. Ich guckte wohl verwirrt. Nö, hatte ich nicht vor. Auf dem Platz einrichten und ans Feuer setzen war mein Plan. Mit Nachdruck sagte sie "But you have to. That's what you're here for." Das war mir zwar völlig neu, aber irgendwie hatte sie mich schon halbwegs überredet und tatsächlich fuhren wir an den Strand, warum auch immer.
Dort waren wir alles andere als allein, unendlich viele Menschen standen an vielen Lagerfeuern rund um das Wrack der Peter Iredale im pudrig weichen, weißen Sand, hörten dem leisen Rollen der Wellen zu, eine riesige Schar Wildgänse zog am Himmel entlang, während die Sonne den Himmel erst grellorange und dann rosarot färbte und dann direkt hinter dem Wrack der Peter Iredale unterging und alles in pudrigrosa Zwielicht hüllte. Klingt das nicht kitschig? Ja, das war es auch, unendlich kitschig und seeehr schön, sehr friedlich trotz der Menschenmassen. Wie gut, dass ich manchmal doch auf den Rat anderer Leute höre
Heute mussten wir uns leider im Dunkeln auf unserer Site einrichten, aber der Tag hatte, trotz aller Hektik und Planlosigkeit, auch viele wirklich schöne Seiten gehabt.
Hi Anne,
ich bin gerade in einem Stück hinter Euch hergereist.
Wie deucht mich doch vieles so bekannt, die Orte, das Reisen mit Teenagern...
Ich liebe es, zwischen langen Aufenthalten auch kurz mal an Viewpoints rauszuhuschen und Photos zu machen, ich, aber nicht meine unter-20-Jährigen.... Warum, was gibt es denn hier, können wir im Auto bleiben...?
Mit allen Sinner erfühlen, ja, diese Ziele kommen immer an. Mit einer sausteilen Kletterei verbunden, die mir den Angstschweiß auch heute noch auf nicht nur die Stirn treibt, das ist immer ganz besonders gut. 
Und Gewässer jedlicher Art, kalt oder warm oder heiß (Hot Spring), die sind immer willkommen. Die kann man auch nicht immer einplanen, auf der Fahrt bekommt man mit der Zeit ein ganz gutes Auge, Turnouts und andere Autos entlang eines Baches... sind oft gute Indizien. Da fragt nie jemand, warum hier???
Übrigens:
Die Astoria Column wäre der Hit gewesen. Dort kann man eine steile Wendeltreppe hochsausen und von oben Flieger loslassen. Ich sammel die immer unten ein und reiche an, das ist gut bei Höhenangst. Der Blick ist wirklich toll in alle Himmelsrichtungen und wir waren auch mit 25 Fuß Wohnmobilen ohne Probleme oben, ich kann mich nicht an extreme Schwierigkeiten erinnern.
Mit halbschlafenden Jugendlichen morgens früh zu starten, das kommt bei uns jetzt auch bei längeren Deutschlandstrecken im Auto gut an. Ruhe hinten und zufriedene Eltern vorne...
Ich freue mich auf die Weiterfahrt, danke.
Tschüß
Karin
Karin & Rolf Kanadas Osten 2021