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Hiking im Grand Canyon für Abenteurer: Rim to Rim (R2R) in einem Zug

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Richard
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Hiking im Grand Canyon für Abenteurer: Rim to Rim (R2R) in einem Zug

Ich möchte euch einen herausragenden Hike im Grand Canyon vorstellen, den man bei guter Vorbereitung und Fitness auch als Day-Hike durchführen kann, wie ich das gemacht habe. Es handelt sich um die Verknüpfung des South Kaibab Trail mit dem Bright Angel Trail.

Map: https://www.alltrails.com/explore/trail/us/arizona/south-kaibab-to-phant...

Ich hatte mich die letzten 4 Monate durch intensives Radfahren und Laufen gut körperlich vorbereitet. Die einzige Variable die ich nicht einschätzen konnte, war das Wetter bzw. die Temperatur die mich erwarten würde. Klar war, dass ich die gesamte Strecke an einem Tag zurücklegen wollte da die Familie im Mather CG wartete und wir am nächsten Tag weiterziehen wollten.

Also warf ich mich am 18.August 2010 um 4:30 aus dem Bett, geschlafen hatte ich ohnehin recht unruhig. Gepackt war schon, neben 6 Litern Getränke (das allerwichtigste!) hatte ich etwas Salzstangen und Energy-Riegel in meinem Rucksack. Die Fotoausrüstung nebst Reisestativ vorne angehängt, zusammen mit den Wanderstöcken waren es um 9 kg als ich mich um ca. 5:15 noch im Dunklen zur Bushaltestelle am Mather CG begab. Der Bus ließ auch nicht lange auf sich warten und brachte mich nach einem Umsteiger zum South Kaibab Trailhead am Yaki Point, wo ich schließlich um 5:40 ca. 20 Minuten vor Sonnenaufgang den Abstieg in den Canyon begann. Ich kann jedem im Sommer dringstens empfehlen, so früh wie möglich aufzubrechen, damit man vor der heißesten Phase des Tages bereits wieder mit dem Aufstieg begonnen hat. Das Timing ist entscheidend, ob der Trip zu einem Erlebnis oder Fiasko wird. Über die Risiken einer solchen Wanderung sollte man sich aber ohnehin im vorneherein bewusst sein. Und ich möchte ausdrücklich betonen, dass es kein Spaziergang ist und am TH auch deutlich daraug hingewiesen wird, es nicht in einem Zug zu machen.

Also, einmal kurz durchgeatmet und die Reise begann, die mich auf den nächsten 10,5h und etwa 27km zum Colorado und wieder hinauf zum South Rim bringen sollte. Bei 2840 Höhenmeter Hubarbeit für die Muskeln und Gelenke eine Reise an die persönlichen Grenzen und ein wunderbares Erlebnis in phantastischer Natur.

 

Viele Grüße
Richard

Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Von dem was wir für unmöglich halten.

Richard
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Ooh-Aah Point

Nach einer knappen Meile und genau zu Sonnenaufgang kam ich an einen sehr schönen und wie ich finde sehr treffend bezeichneten Punkt mit einem schönen Blick zur nächsten typischen Landmarke, der Cedar Ridge. Im unteren Bildteil sieht man den nächsten Verlauf des Trails.

Und im nachfolgenden Bild die Cedar Ridge. Der Trail führt sehr schön entlang des Grates.

Viele Grüße
Richard

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Bernhard
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Yaki Point

Hallo Richard,

hängt der Bericht über die Boston- Marathonläuferin immer noch dort am Yaki Point ? - da war auch die Rede von Müsli-Riegeln. Da du aber hier schreibst, ging es ja bei dir gut aus -- was ein Glück !

Ich träume auch noch immer von diesem Hike -- zwar in 1976 - und an 2 Tagen -- aber ebenso intensiv.

Ich freue mich auf deine Fortsetzung !

Bernhard

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Richard
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Abschreckung

Hallo Bernhard,

ich kann es tatsächlich nicht genau sagen, war ich doch so fixiert auf den Abstieg. Ich habe aber irgendwo davon gelesen.

Heute abend gehts wieder weiter. Wenn es wie bei dir nach 34 Jahren! immer noch bleibend da ist, dann freut es mich sehr, deine Erinnerungen aufzufrischen.

LG Richard

Viele Grüße
Richard

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Richard
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Cedar Ridge

Nach 1.5 Meilen, respektive 1140 Fuss Höhenverlust ist Cedar Ridge erreicht. Dies hier ist ein übliches Ziel von Wanderungen in den Canyon und hier wird dann auch umgekehrt. Daran einen Gedanken zu verschwenden kam mir überhaupt nicht in den Sinn, wurde ich doch erst richtig warm, im wahrsten Sinne des Wortes. Es war zwar erst gegen 7 Uhr, aber die Sonne wärmte schon spürbar. Was den Weg selbst anging, war dieser bestens befestigt und griffig. Im Gegensatz zu dem späteren Aufstieg am Bright Angel Trail fast ohne zu stauben und mit einem gleichmässigem Gefälle. Beim Aufstieg sollte sich herausstellen, dass der Staub, die Exkremente der dort verkehrenden Muli-Karawanen und das unregelmässige Ansteigen der Strecke diesen Teil der Tour sehr erschwerten. Insofern war der steile South Kaibab für mich der schönere Weg, zumal man fast in jeder Phase einen offenen Blick in den Canyon hatte. Hier ein typisches Beispiel für die excellente Wegbefestigung.

Gerade in den sehr steilen Passagen waren die Teleskop-Wanderstöcke Gold wert. Die Belastung auf den Knien (auch wegen des schweren Gepäckes) war schon spürbar. Neben mir nur ein einzelner Wanderer unterwegs, so das ich die Ruhe und die Größe des Canyons sehr genießen konnte. Wen wunderts, denn wer begibt sich schon im Hochsommer auf eine solche Tour.

 

Viele Grüße
Richard

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Richard
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Skeleton Point

Nach Cedar Ridge verlasse ich, wie dass Laurant Martres empfieht, kurz den Trail und wandere linker Hand zu einem Plateau von dessen Kante aus man einen schönen Blick erhascht. Hier erkennt man schön, das man sich schon mitten im Canyon befindet.

Ein kleines Stück weiter der Skeleton Point. Endlich der ersehnte erste Blick auf den noch weit entfernten Colorado. Ich bin jetzt 3 Meilen unterwegs und komme gut voran, habe meinen Rythmus gefunden, der nur durch das Fotografieren (und einigen kurzen Pausen zum Trinken) unterbrochen wird.

Doch gleich verliere ich den Fluss wieder aus den Augen, denn eine Reihe von engen Switchbacks steht auf dem Programm. Während ich mich die letzte Zeit schnurgerade auf mein Ziel bewegte, muss ich mich jetzt parallel zum Fluss in östlicher Richtung orientieren. Wieder eine schöne Abwechslung und andere Perspektiven lassen keine Eintönigkeit aufkommen.

Jetzt kommen doch noch andere Wanderer in Sicht, ich bin tatsächlich schnell unterwegs und überhole eine Gruppe. Mann, die müssen aber in absoluter Dunkelheit und weit vor mir aufgebrochen sein.

 

Viele Grüße
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Richard
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Tip Off

Die Switchbacks liegen Gott sei Dank hinter mir und damit auch Drei Viertel des Abstiegs, es ist gegen 9 Uhr. Wie wenn ich mir eine Verschnaufpause herbeigesehnt hätte, kommt ein gleichmässig fallendes Teilstück und es geht wieder kürzesten Weges auf den roten (oder eher braunen) Fluss zu. Kaum um die Ecke höre ich schon das Rauschen der Rapids ein paar huntert Fuss unter mir. Ich befinde mich am Tip Off.

Das Ziel ist greifbar nah. Und doch würde es noch eine Stunde dauern, bis ich die erste Suspension Bridge über den Fluss überqueren sollte. Bald sehe ich eine kleine Oase und den Weg nach rechts bzw. Norden  zur Phantom Ranch, die heute aber nicht mein Ziel darstellen sollte.

Etwas später kommt die Kaibab Suspension Bridge in Sicht. Jetzt geht es Schlag auf Schlag.

Ich sehe die ersten Rafts und es formt sich in meinen Gedanken schon das nächste Abenteuer.

 

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Gisela
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ein Traum

hallo hanric,

leider wird diese Tour ein Traum für mich bleiben, um so mehr genieße ich Deinen Bericht!

Herzliche Grüsse Gisela

 

Richard
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Schön dass du dabei bist, Gisela

Es ist nämlich noch weit bis zurück an den Rim.

Viele Grüße
Richard

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Bernhard
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Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
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Herrlich !

Hallo Richard,

ich danke dir für die Auffrischung meiner Erinnerung !  Wir hatten uns damals am Vormittag das Permit geholt, konnten uns aber zuerst aus Respekt nicht  entscheiden (trotz Permit !), ob wir überhaupt wandern sollten und sind sind dann erst am Nachmittag  gestartet. Wir waren mit dem Schatten an der Suspension Bridge und fast bei Dunkelheit auf dem Campground.

Apropos Permit: da du ja an 1 Tag runter und rauf gewandert bist, brauchtest du wohl kein Permit ?

Grüße

Bernhard

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Richard
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Beigetreten: 07.10.2009 - 21:00
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Permit

Nein, aktuell braucht man keines und ich habe auch keinen Ranger gesehen, er eines von mir sehen wollte.Undecided

Runter sah ich ohnehin wenig Personen, zurück auf dem Bright Angel ging es schon eher zu, vor allem oberhalb Indian Gardens, insbesonders zwischen den Rasthäusern. Dort waren Volunteer Rangers, die denjenigen eindrücklich ins Gewissen redeten, die den Anschein nach nicht fit genug für den Absteig waren bzw. nicht ausreichend Flüssigkeit oder Nahrungsmittel mit dabei hatten.

Es gibt immer wieder diese Selbstüberschätzer, die am liebsten sandalenbereift und ohne lästigen Rucksack loslaufen. Ich sah wie einige richtigerweise wieder nach oben geschickt wurden.

LG Richard

Viele Grüße
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