Tag 23: Und wieder hoch - der Aufstieg aus dem Grand Canyon

27.05.2014 – Aufstieg aus dem Grand Canyon an den South Rim

Was für eine Nacht...

Erst war es viel zu warm, so dass wir nochmal aufstanden und das Überzelt abbauten, dann die recht harten Matratzen und irgendwann wurde es in den dünnen Schlafsäcken und ohne Überzelt fast ein bisschen kalt... Viel geschlafen haben wir auf jeden Fall nicht.

Um 4:15 klingelte unser Wecker und rund herum hörten wir auch schon, wie die ersten zusammenpackten. Trotz der frühen Uhrzeit wurde es schon langsam hell.

Beim Aufstehen merkten wir etwas Muskelkater, vor allem in den Waden.

Auch wir packten schnell unser Zelt zusammen, die Rucksäcke ein, nur das Essen blieb erstmal in den Boxen, da wir nicht direkt aufbrechen wollten, sondern das "Early Breakfast" um 5 in der Phantom Ranch gebucht hatten.

Als wir an der Phantom Ranch ankamen, war der Frühstücksraum schon gut gefüllt und die Tische gedeckt. Es gab Pancakes mit Sirup und Pfirsichen, Rührei, Bacon, Kaffee, Orangensaft und Wasser. Also alles sehr lecker – selbst zu dieser frühen Uhrzeit.

Beim Frühstück lernten wir ein amerikanisches Paar kennen, das uns erzählte, dass das ihr erster Hike ist. Also ihr erster Hike überhaupt, sie waren eigentlich noch nie zu Fuss irgendwohin gelaufen.

Sie hatten sich zwar den Aufstieg in zwei Tagesetappen (mit  Zwischenstopp im Indian Garden) eingeteilt, aber so "gut ernährt" wie sie aussahen , wird der Aufstieg bestimmt für die beiden eine ganz schöne Tortur geworden sein.

Wir beeilten uns, gingen dann zum CG zurück (die Phantom Ranch und der CG liegen ca. 10 Minuten auseinander). Auch die Mulis standen schon für ihren Ritt nach oben bereit...

Noch schnell die "Sack Lunches" eingepackt, die wir im Vorfeld bestellt hatten, das restliche Essen verstaut und gegen 5:45 begann der Aufstieg über den Bright Angel Trail.

Wir mussten auch das gestern wegen der Hitze schlecht gewordene Essen und sonstigen Abfall mit hochnehmen, denn es gibt unten keine Entsorgungsmöglichkeit, all der Müll, der unten in der Ranch anfällt, muss von Mulis hochgeschleppt werden und so gilt für alle Wanderer die Devise "what you hike in, you hike out". Wir hatten das Gefühl, dass wir zu den Ersten gehörten, die von den Fünf-Uhr-Frühstückern aufgebrochen sind.

Direkt am Anfang haben wir noch einige überholt und dann hatten wir auf den ersten Kilometern den Trail fast für uns allein. Direkt hinter dem CG belangt man zur Silver Bridge. (das ist nicht die gleiche Brücke, über die wir gestern gekommen sind. )

Blick zurück:

Die ersten 2,5 km führt der Weg - nach Überquerung des Colorado - immer recht nah am Ufer des Flusses heran, steigt kurz an und fällt dann wieder leicht - in Summe macht man noch keine Höhe und befindet sich nach diesen 2,5 km immer noch auf Höhe von ca. 750 Metern. Es ist also nicht allzu anstrengend, zumal ein großer Teil dieses Amfangsweges noch im Schatten liegt bei dieser frühen Uhrzeit.

Aber trotzdem ist die Luft schwül und man spürt die große Hitze, die im Canyoninneren herrscht. Für heute waren im Canyon fast 40 Grad angesagt. Dann ging es langsam nach oben, die ersten Switchbacks kamen und wir kamen ganz schön ins Schwitzen.

Unterhalb des Indian Garden wird der Weg dann sehr idyllisch, sehr grün und man vergisst fast, dass man sich im Inneren des steinigen Canyons befindet.

Dort machten wir auch unsere erste größere Pause an einer schönen schattigen Stelle und kamen mit zwei Amerikanern, die beide allein reisten, sehr nett ins Gespräch.

Jetzt überholten uns die ersten und am Indian Garden war es dann an den Raststellen schon deutlich voller.

Hier gab es Toiletten und auch Trinkwasserstellen, wo wir Trinkblasen und Trinkflaschen auffüllten. Bei dieser Hitze und Sonne mussten wir unheimlich viel trinken, aber parallel auch aufpassen, nicht zu viele Mineralien aus dem Körper zu spülen. Das bedeutete, entsprechend salzige Sachen, wie Nüsse zu essen bzw. das Trinken mit Elektrolytpulver anzureichern. Beides war übrigens auch in den Sack Lunches, die wir erhalten haben, enthalten.

Wir hatten jetzt 7,5km, also knapp die Hälfte der Aufstiegsstrecke geschafft, allerdings lagen von den 1400 Höhenmetern noch fast 1000 vor uns.

Die zweite Hälfte ist also deutlich anstrengender, gerade an solch heißen sonnigen Tagen wie heute.

Gegen 9 Uhr haben wir diese zweite Hälfte in Angriff genommen.

Direkt am Ende des Indian Garden, ungefähr dort, wo der Abzweig zum CG ist, raschelte es auf einmal im Gebüsch. Und es war nicht, wie sonst immer, eine Eidechse, sondern eine Schlange - unsere erste Klapperschlange im Urlaub. Wir machten einige Fotos und warnten die entgegenkommenden Wanderer vor.  Das löste bei den anderen direkt Panik aus, vor allem als sich die Schlange aus dem Gebüsch heraus auf den Weg schlängelte.

Der nun folgende Weg teilt sich in drei ungefähr gleiche Abschnitte auf von jeweils ca. 1,5 Meilen und 350 Höhenmetern auf. Der Weg kämpft sich seinen Weg noch oben, fast komplett in der Sonne.

Sobald mal eine kleine schattige Ecke auftauchte, nutzen wir das zum Verschnaufen und den Puls wieder etwas runterzubringen (wir sind mit Pulsuhren gelaufen). Ziemlich fertig erreichten wir das 3-Mile-Resthouse, ein kleines Rasthaus drei Meilen unterhalb des Rim.

Auch hier haben wir Pause gemacht, wieder die Wasserflaschen aufgefüllt, diesmal auch T-Shirts, Halstuch und Hut nassgemacht. Wir waren froh, dass wir in diesem kleinen Häuschen schattige Sitzplätze ergattern konnten.

Mittlerweile waren die Aufsteiger nicht mehr unter sich, sondern die "Dayhiker" kamen hinzu. Da die meisten von ihnen bisher nur bergab gelaufen sind, waren sie noch recht frisch und hatten teilweise noch große Pläne, deutlich weiter runterzugehen. Wir versuchten ihnen das auszureden, hatten wir ja mittlerweile ein Gefühl dafür bekommen, wie anstrengend dieser Aufstieg ist.

Es ging dann über das 1,5-Mile-Resthouse weiter Richtung Rim. Es kamen immer mehr Tagestouristen, und je höher wir kamen, desto fragwürdiger waren sie angezogen, gerade was das Schuhwerk betraf...

Wir fielen mit unseren großen Rucksäcken aber immer mehr auf und wurden recht oft angesprochen.

Kurz vor 13 Uhr erreichten wir dann endlich das Ziel - fertig und glücklich zugleich!!!

Ein letzter Blick nach unten – Wow, ganz schön tief:

Nach kurzer Verschnaufpause nahmen wir den Bus zum CG. Beim Einstieg fragte uns der Busfahrer, ob wir gerade vom CG-Bottom hochgewandert seien und beglückwünschte uns zu dieser frühen Uhrzeit. Wir zwängten uns in den recht vollen Bus und auf einmal machte der Busfahrer übers Mikro eine Durchsage, dass die Leute doch den Hikern bitte einen Platz anbieten sollten, da sie eben aus dem Grand Canyon komplett aufgestiegen sind. Die Leute machten tatsächlich Platz und fingen an zu klatschen - ich fand das total ergreifend.

Zurück am CG stießen wir erstmal mit einem Bier an, kühlten unsere Füße, duschten ausgiebig und legten uns ne Stunde schlafen.

Später ging es dann nochmal zur Bright Angel Lodge, um uns das T-Shirt zu kaufen.

Den Abend ließen wir ruhig auf dem CG ausklingen - wir grillten uns leckere Cheeseburger und machten uns noch ein gemütliches Lagerfeuer .

Wow – was für ein Tag! So lange haben wir darauf hingefiebert – haben uns gefragt, wie anstrengend das wohl werden wird und nun haben wir es geschafft.

Hier noch die technischen Daten des Trails:

Bright Angel Trail

Länge: ca. 16,3 km
Höhenmeter: 1530 Meter (da es immer mal hoch und runter geht...)