Tag 16 (Sa. 19.8.23): Bewabic SP – Piers Gorge Rafting – Kleinke Park, Menominee

Unsere Route heute: vom Bewabic SP über die Piers Gorge am Menominee River (Rafting) zur Green Bay am Michigansee

Nach einer frischen Nacht scheint die Sonne durch das Blätterdach und wir finden einen Platz, die Tischbank so zu stellen, dass wir zum Frühstück im Warmen sitzen. Die eine Stunde „Gewinn“ haben wir sofort assimiliert . Toni macht sich in der Mikrowelle nochmal Linsen und Spätzle warm, ansonsten verteilen wir uns zwischen getoastetem Brot und Müsli mit Obst.

Da wir heute erst um 14 Uhr einen Termin eine Stunde entfernt von hier haben und zudem Samstag ist, folgen wir der Einladung auf den Aushängen zur Site der „Campground Hosts“, wo es heute Morgen von 10-12 Uhr „Kids Crafts“ geben soll. Dazu müssen wir ein Stück weiter bis zum C-Loop laufen. Dieser ist zu meiner Überraschung viel offener gestaltet und nicht so sehr im tiefen Wald wie unser A-Loop, und die Host Site verfügt über eine großzügige Wiese zwischen dem RV-„Bus“ und der Straße durch den Loop. Das Host-Paar hat Bierzeltgarnituren aufgestellt und Kisten mit Büchern, Comics, Ausmalheftchen, Stiften und Bastelsachen ausgelegt und leitet schon ein paar Kids an. Drei Mädchen sind da, zudem ein Pudel, und sie sind neugierig und wir auch. Unsere Kinder hatten bislang wenig Gelegenheit zum Englischsprechen in diesem Urlaub, jetzt aber müssen sie und es macht total Spaß. Die Kids sind original aus Michigan und so erfahren wir ein bisschen etwas über das Leben hier in dieser Ecke Amerikas. Gleichsam spannend ist das Gespräch mit den Hosts: sie haben ihr normales Haus verkauft und leben nur noch in ihrem Camper. Im Sommer sind sie mehrere Monate lang Hosts auf verschiedenen Campgrounds, jeweils für einen Monat, und haben dadurch keine Standgebühren. Im Winter fahren sie nach Florida. Und sobald mal die Enkel geboren wurden und sich die Familie irgendwo im Land niederlässt, wollen sie das dann dort auch tun. Was für ein schöner Plan in der passenden Lebensphase!

Wir beim Frühstück im A-Loop -- dann zu den CG Hosts in den offeneren C-Loop

Arts and Crafts (und Comics und Malen) bei den supernetten Campground Hosts

Nach über einer Stunde gehen wir zurück zum RV und machen uns abfahrbereit. Mit Dumping und Frischwasser-Auftanken wird es 13 Uhr, bis wir abfahren. Das Bilderbuchwetter hätte zwar auch zum Baden eingeladen, aber dafür reicht es heute dann nicht mehr. Um Punkt 14 Uhr – genau der Zeit des Treffpunkts – biegen wir nach einer Fahrt durch etwas Wald, aber viel mehr Farmland auf den Parkplatz von Kosir’s Rafting nahe Niagara, MI, ein. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass wir das einzige RV neben vielen Pkws sind und erstmal interessiert gemustert werden. Der Parkplatz ist eine schlichte Wiese neben einer alten Scheune. Leslie und ich hatten uns schon in Deutschland für den Nachmittags-Rafting-Trip auf dem Menominee River durch die "Piers Gorge" angemeldet, und wir sind nicht die einzigen: etwa 30-35 Leute stehen hier herum.

Auf geht's zum Class IV River Rafting durch die Piers Gorge auf dem Menominee River (Leslie und ich)

Eine halbe Stunde später rollt ein alter Schulbus mit uns Teilnehmern, jetzt in Badesachen und mit Schwimmweste, Helm und Paddel ausgestattet, zum Fluss oberhalb der Piers Gorge, durch deren Class IV Rapids wir heute paddeln wollen. Das Wetter ist perfekt, 27°C und sonnig. Nach 10 Minuten sind wir da und die Teilnehmer werden auf Boote verteilt. Wir haben Glück und erwischen zusammen mit einer anderen Familie aus 3 Personen ein kleines 6er Boot. Deren Tochter Eva ist mit 13 die jüngste an Bord. Unser Captain DeeJay hingegen ist ein alter Hase, der viel zu erzählen hat. Dazu gibt es auch genug Gelegenheit, denn der Menominee River fließt zunächst sehr langsam den Rapids entgegen, so dass wir zum Beispiel erfahren, dass die andere Familie aus „Rhinelander“ in Wisconsin kommt (Tagesausflug), und wir zu dem Namen natürlich ein bisschen Insiderwissen vom Stapel lassen können . Aufgrund leichten Gegenwinds müssen wir schon einiges mithelfen (paddeln), um das Boot vorwärts zu bewegen, und dürfen zudem das Bergen gekenterter Mitfahrer üben. Das Wasser des Flusses ist erstaunlich warm, bemerke ich während einer Kenterübung. Dann kommen die Rapids, aber bevor wir reinfahren, machen wir unser zweites (leeres) Boot, das wir im Schlepptau haben, am Ufer fest. Mit dem ersten Boot rasen wir unter höchster Anspannung durch die Rapids, darunter ein 3 Meter tiefer "Jump", und DeeJay ist ganz zufrieden, da wir die Ideallinie recht gut erwischt haben. Keiner fliegt raus, zum Glück. Unten steuern wir gleich links in eine Bucht und befestigen das Boot dort, wandern wieder hoch und fahren dieselben Rapids mit dem zweiten Boot ein zweites Mal. Für Leslie waren es das erste Mal so heftige Rapids und ihr Herz pocht heftig, aber wir fanden es beide absolut cool. Im Unterlauf folgt nicht mehr viel, schon kurz darauf ist die Stelle zum Aussetzen erreicht und wir laden zusammen die ca. 12 Boote wieder auf die Anhänger.

Bilder von der Gorge haben wir nicht (zu teuer), hier nur der Ausstieg direkt hinter der Gorge für die "zweite Runde"

Unterhalb der Piers Gorge Rapids am Menominee River

Um 17:20 Uhr sind wir zurück an der Scheune, wo Ina, Toni und Taavi schon auf uns warten. Sie waren zwischenzeitlich auch zur Piers Gorge gefahren, blieben aber am Unterlauf in der Nähe der Stelle, an der wir später aus dem Fluss gekommen sind (von dort sind die Fotos oberhalb). Es hätte einen Wanderweg die Gorge hinauf gegeben, aber diesen sind sie nicht gegangen. Fazit: sehr unkomplizierte, unbürokratische Abwicklung des Veranstalters, nette Leute und ein entspannter Tag mit einem bzw. zwei kurzen Adrenalinkicks. Denn "lang" ist das Vergnügen im turbulenten Wasser hier sicherlich nicht, aber zum Einstieg in etwas ernsthafteres Rafting für Leslie war diese Tour genau das Richtige.

Wir müssen noch eine gute Stunde weiterfahren bis zum Kleinke County Park, einem kleinen Campground direkt am Lake Michigan. Der Stellplatz direkt in erster Uferlinie ist genial (auch wenn es mühsam war, ihn ursprünglich zu ergattern), und alle springen direkt zum Strand ans Wasser. Aber Achtung: besser nicht barfuß! Alles ist voller kleiner feiner Muschelscherben. Wir lernen unseren Nachbarn namens Truck kennen, der mit seiner Frau und Hund seit 2 Wochen hier ist – und wir bleiben bloß für eine Nacht! Wieder hören wir aus dem Interesse und den Fragen heraus, wie exotisch wir als Besucher aus dem Ausland mit Miet-RV für die Leute hier doch sind. Die ganze Region ist fest in der Hand der Locals. Aber wir werden mit absoluter Freundlichkeit behandelt und fühlen uns kein bisschen „unwillkommen“, im Gegenteil.

So nah am Wasser haben wir in diesem Urlaub bisher noch nicht gestanden, megacool! Welcome back Lake Michigan bzw. Green Bay

Strand des Kleinke Park Campgrounds an der Green Bay, am nördlichen Ende der Stellplätze (an deren Anfang unser WoMo steht). Abends ziehen Woken rein.

Vom See her weht eine ordentliche Brise und raut den Michigansee auf, auch wenn wir hier technisch gesehen in der „Green Bay“, also nicht dem komplett offenen See sind. So sieht das Wasser überraschend muddy aus, und keiner fühlt sich sehr dazu hingezogen, nochmal die Badesachen anzuziehen, zumal jetzt auch Wolken hereinziehen. Wir kochen ein Reis-Gemüse-Gericht und essen in der schon ziemlich dunklen Dämmerung draußen auf unserer Tischbank. Der Wind kühlt das Essen schneller ab, als uns lieb ist. Um 20:30 ist es dann quasi dunkel – so ist das in der Central Time. Zeit zum Lesen, Musikhören, Tagebuch schreiben oder einfach etwas früher schlafen gehen!