US-Wohnmobile wiegen deutlich mehr als europäische Modelle, praktisch alle sind >3,5t, viele auch >7,5t, insbesondere die A-Class.
Der deutsche "Standard-Führerschein" der Klasse B ist in Deutschland und EU bis 3,5t gültig.
Ältere deutsche PKW-Führerscheine haben auch Klasse C1, gültig (in Deutschland und EU) bis 7,5t.
Einige besitzen sogar noch die Klasse C1E, gültig (in Deutschland und EU) bis 12t Gesamtgewicht (Zugfahrzeug und Anhänger).
Jahrelang waren alle Reisebüros übereinstimmend der Meinung, dass bei Anmietung von Wohnmobilen in USA (und auch Kanada oder Australien) der deutsche Führerschein ausreicht. Jüngst (Stand Nov. 2015) haben jedoch Camperbörse, DER, ADAC-Mietwagen-Info und Meiers Weltreisen jeweils ihre AGBs bzw. Infotexte geändert, zum Teil auch Briefe/Emails an ihre Kunden geschickt. Sinngemäß schreiben sie: "Der deutsche Führerschein Klasse B reicht zur Führung der meisten US-Wohnmobile nicht aus. Sie als Mieter sind selbst verantwortlich, die erforderliche Fahrerlaubnis zu haben."
Der Grund für diesen Sinneswandel ist uns nicht klar, denn weder in USA noch in D/EU gibt es neue Vorschriften.
Andere Reisebüros, wie Canusa, CU Campers schreiben weiterhin, dass der Führerschein der Klasse B ausreichend ist.
Wir haben uns bei unseren Kontakten und bei diversen offiziellen Stellen erkundigt und um eine Stellungnahme gebeten. Übereinstimmend ist die Aussage, das der deutsche bzw. EU-Führerschein für PKWs (Klasse B) ausreichend ist, um auch große und schwere US-Wohnmobile zu fahren. Im einzelnen hier die Stellungnahmen:
- THL Campervan Rentals (Konzernmutter von Roadbear)
- CanaDream
- Cruise America, Cruise Canada
- Stellungnahme AAA
- Stellungnahme Highway Patrol
- Stellungnahme der RVRAC (kanadische Vereinigung der RV-Vermieter)
Zusätzlich hier eine Übersicht der "Excempts for Recreational Use", welche Staaten wann eine "CDL" (Commercial Drivers License) verlangen; meist gilt, dass erst ab 26.000 lbs (ca. 11,7t) eine "special drivers license" erforderlich ist "for recreational use".
- Driver`s License Requirements
- CDL exemptions in Illinois: "IL waives ... requirements ... for recreational use".
Der Unterschied in den Auffassungen liegt anscheinend darin, ob D/EU festlegen, mit welchem Führerschein in USA/Canada welches Fahrzeug gefahren werden darf, oder ob dies USA/Canada für ihr Land festlegen. Innerhalb der EU ist dies klar geregelt - die Restriktionen des ausstellenden Staates gelten in jedem EU-Ausland. Darum darf ein Deutscher mit Klasse B vor 1999 auch in Luxemburg ein Wohnmobil bis 7,5t fahren (eben weil D regelt, dass solche Führerscheine auch Klasse C1 haben), während ein Luxemburger mit dem gleichen Führerschein sowohl in Luxemburg als auch in Deutschland nur Fahrzeuge bis 3,5t führen darf.
Wesentlich scheinen uns die "Excempts for Recreational Use" zu sein, die in allen Staaten gelten.
Unser Fazit nach diesen Unterlagen ist:
Wir halten es für abwegig, dass D oder EU den USA oder Canada gleiches vorschreiben können oder dies tun. Wir halten die oben ausgedrückten Auffassungen für korrekt, dass nämlich
- USA/Canada eigenständig entscheiden, wer womit welches Fahrzeug führen darf
- der US-PKW-Führerschein ausreicht für "Recreational Use", in den meisten Staaten bis 26.000 lbs, in manchen unbegrenzt
- der D/EU-PKW-Führerschein dem US-PKW-Führerschein gleichgestellt ist, und zwar für RVs
Die letztendliche Klärung, ob die RV Excempts für uns auch gilt, steht aber aus.
Letztendlich können, dürfen und werden wir als Womo-Abenteuer aber keinen Rechtsrat erteilen. Deshalb muss sich jeder eine eigene Meinung aus den Stellungnahmen bilden und selbst entscheiden, ob und mit welchem Führerschein er eine Fahrzeugmiete bucht und durchführt.
(Weitere Infos hier.)
05/19 - elli