Womo-Abenteuer

Nordamerika im Wohnmobil erleben!

Wie bucht man ein Wohnmobil? Der Schlüssel für das Buch mit den 7 Siegeln :-)

Kategorie: 
Rund um das Wohnmobil

EINLEITUNG:

Wohnmobile für euren USA-/Kanada-Urlaub werden vor Ort vermietet von dort ansässigen Firmen (Roadbear, ElMonte, Cruise America, Cruise Canada, Fraserway u.v.m).
Die Buchung und der größte Teil der Bezahlung erfolgt bei einem deutschen (oder Schweizer, österreichischen etc.) Reisebüro, das die Leistungen beim Vermieter vor Ort einkauft und gegebenenfalls durch Zusatzleistungen ergänzt.
Direkt beim amerikanischen Vermieter solltet ihr als Europäer nicht mieten, meist ist der Preis sogar höher und Bestandteile wie Versicherungen sind entweder schlechter oder deutlich teurer. Außerdem ist es von großem Vorteil, dass bei einer Buchung von zuhause einheimisches Reiserecht und Gerichtsstand gelten.
 
Vertraglich gilt eine Mischung aus deutschem Reiserecht und Versicherungsbedingungen und dem vor Ort unterschriebenem Vertrag nach US/CAN-Recht.
Habt Vertrauen - dieses Gestrüpp hat zwar noch keiner entwirrt, aber die Reisebüros/Vermieter wollen ihre Kunden halten und solange ihr nicht groben Unfug treibt, geht es auch gut.
Wer allerdings ohne Führerschein fährt, alkoholisiert, in explizit verbotenen Gebieten (Mexiko, Death Valley im Sommer), der zahlt im Falle eines Falles viel Geld oder bei Menschenleben auch sein Leben lang.
Der Mietpreis für ein Wohnmobil in USA oder Kanada setzt sich IMMER aus den folgenden Komponenten zusammen, wobei manche entfallen können oder ihr darauf verzichten könnt:
 
Was Erläuterung Reise-
büro
vor Ort Preis ca.
Tagespreis

pro Miettag; erster und letzter sind 1 Tag

     X       - 20-250€
mls/km

Preis ist pro mls/km;
Wird einzeln bezahlt, in Paketen oder unbegrenzt

    (x)     (x) 35-45
ct/mls
Preparation Fee Vorbereitung, erste Füllung Chemikalien     (x)     (x) 75-200$
Transfer Oft in Preparation Fee enthalten.     (x)     (x) 30-100$
Convenience Kit Geschirr, Töpfe. Manchmal in Prep.Fee enthalten     (x)     (x) 50-100$
Personal Kits Bettwäsche, Handtücher. Preis pro Person.     (x)     (x) 35-70$ pP
Extras Campingtisch und Stühle, Navi, Kinderstuhl ...     (x)     (x)

<100$

Generator abgerechnet nach Betriebszeit       -      X 3$/std
Oneway Fee Abgabe an anderer Station     (x)     (x) 150-450$
Frühabholung Ihr dürft schon vor 11:00 abholen, statt nachmittags     (x)     (x) 50-200€
Local Tax Auf alles, was ihr vor Ort in $ bezahlt      -       X 5-10%
         
Zusatzhaftpflicht Auftstockung der Haftpflicht, meist von 1 Million $ um 1 Million €, bei manchen Vermittlern im Mietpreis bereits inklusive.     (x)      - 50-75€
Null Selbstbehalt Erstattung des Selbstbehalts bei Schäden
--> Aber Achtung: nicht bei Verstößen
    (x)      - 3-5€
pro Tag
         
Hotel, Flug Werden manchmal als Paket mit angeboten     (x)      - it depends
         
Benzin, Propan nach Verbrauch      -      - 40-60
ct/mls

 

  •  X  ==> zwingend zu buchen bzw. zu zahlen
  • (x) ==> optional

Heißt nicht immer, dass ihr aussuchen könnt, ob und wo ihr das mieten/bezahlen könnt. Manchmal kann man das nur beim heimischen Reisebüro, manchmal nur vor Ort, manchmal ist es auch vorgeschrieben, das heißt, manchmal kann man es gar nicht weglassen. Dies hängt zum einen vom amerikanischen Vermieter ab, zum anderen vom heimischen Reisebüro - und ändert sich auch schon mal von Jahr zu Jahr.

  • - ==> nicht möglich
Manche Reisebüros bieten diese Bestandteile transparent an, manche "bündeln" (=verstecken) Komponenten in Paketen ("all inclusive", "Premium"), manche verschleiern sogar vollständig, indem der Gesamtpreis als "Preis pro Person" angeboten wird. Ob diese Bündelung jeweils günstig oder überteuert ist, muss man leider selbst rausfinden, vor allem, ob man alle gebündelten Leistungen überhaupt braucht.
Regelrecht ärgerlich ist die Preisangabe pro Person, die maximal die Vergleichbarkeit verschleiert - und nichts, aber auch gar nichts mit der Preisfindung zu tun hat - bis auf die Stühle und personal kits ist der Wohnmobilpreis nämlich personenunabhängig.
 
An der rechten Spalte seht ihr, dass man eine 25-Tage-Miete sowohl für 6000€ als auch für 1500€ bekommen kann.
Im Wesentlichen ist dies abhängig von der Reisezeit, dann vom Fahrzeugtyp und den gefahrenen mls/km, erst in dritter Linie von Anmietort, oneway, Extras etc.

LEITFADEN:

Wem jetzt der Kopf schwirrt, wer sich vielleicht überfordert fühlt…
Hier ein Leitfaden, mit dem ein vernünftiger Preis erzielt wird, aber nicht die letzten 3% optimiert werden:
 
Bucht die wichtigsten Komponenten und vor allem die Versicherungen von zuhause, den Rest entscheidet und zahlt ihr vor Ort!
 
1.

Bucht vor dem 31. Oktober, dann gibt es attraktive Frühbucherrabatte: meist 10-15% auf den Tagespreis, und eine Mischung aus freien mls/km, Kits, Oneway Fee oder anderen Extras ohne Berechnung.
Oder wartet auf die Herbst-, Winter- oder Frühjahrspecials (terminlich meist nur interessant für Reisende ohne schulpflichtige Kinder).

2.

Wählt das Fahrzeugmodell und 1 bis max. 3 Vermieter aus

3.

Legt Mietzeitraum und An-/Abgabestation fest

4.

Kalkuliert die Meilen/km mit Google Maps, plus 20%, rundet aufs nächste 500-er Paket nach unten ab.
(Beispiel: 1840 mls —> 3x 500 mls Pakete dazu buchen)

5.

Fordert von 2-3 Reisebüros ein Angebot an, mit folgenden Vorgaben:
- Fahrzeugtyp, von Vermieter x, gegebenenfalls auch von y oder z.
- Zeitraum, Mietstation(en), Meilenpakete
- Preparation Fee, Transfer, Conveniance Kit, Personal Kits für alle Personen
- 2 mio € Haftpflicht, Null-Selbstbehalt
Wählt nicht das Reisebüro um die Ecke, sondern eines, das auf Wohnmobilreisen spezialisiert ist.
Bleibt hart und bittet um Nachbesserung, wenn von euren Angaben abgewichen wird.

6.

Bittet um klare Aufteilung, was beim Reisebüro in €, was vor Ort in $ zu zahlen ist und fordert einen Reisesicherungsschein.

 

Dann vergleicht den Gesamtpreis, nämlich die Summe aus

  • EUR beim Reisebüro +
  • Dollar vor Ort + ca. 7% Tax mal Umrechnungskurs.
    (Tax und Umrechnungskurs müsst ihr selbst nachschauen/schätzen)
Wer mag, kalkuliert es sich selbst bei www.camperboerse.de (ist gar nicht so schwer) und hat damit bereits einen sehr guten Anhaltspunkt, den nicht viele Reisebüros unterbieten werden/können.
 
Das größte Einsparpotential, oft mehrere hundert Euro, liegt in der Wahl des Zeitraums (ihr könnt in eine günstigere Saison rutschen) und in der Kombination aus Fahrzeugtyp/Anmietstation/Rückgabestation (je nach Auslastung könnt ihr Glück haben). 
 
Denkt aber daran: Kein Reisebüro sagt das Mietfahrzeug direkt zu - alle müssen die Verfügbarkeit beim Vermieter in Amerika anfragen und erst nach Bestätigung ist die Anmietung verbindlich.

DETAILS:

Ab hier geht es ans Eingemachte und wer den oben ermittelten Preis noch optimieren will, muss einiges an Zeit aufwenden.
 
Grundsätzlich gilt:
  • für die Schulferien solltet ihr früh buchen (möglichst vor 31.10.)
  • für die Nebensaison solltet ihr die Specials abwarten
  • Überführungstouren sind meist innerhalb weniger Tage ausgebucht
Tagespreis:
Je nach Vermieter variiert der von Miettag zu Miettag und von Station zu Station und natürlich je nach Fahrzeugtyp. Bei ElMonte und Cruise America/Canada sind das sogenannte Flexraten, die wöchentlich je nach Nachfrage neu festgelegt werden. Bei den anderen Vermietern werden die Preise pro Saison einmal festgelegt, wobei es aber die oben erwähnten Specials geben kann.
Spartipp: Spielt mit dem Zeitraum, dem Wohnmobiltyp und der Mietstation. Wenn ihr Oneway mieten wollt, probiert es einmal umgekehrt aus. Die Unterschiede können signifikant sein. In der Regel sind die Tagesmietpreise zwischen Anfang Juli und Mitte August am höchsten.
 
Typische Frühbucherrabatte sind 10-15% auf den Tagespreis, Kits oder oneway oder Meilenpakete oder Navi umsonst etc. Spielt mit der Auswahl herum.
Die Einwegmiete SEA-SFO ist beispielsweise im Spätsommer in dieser Richtung oft günstiger als umgekehrt SFO-SEA. Und sogar der Tagespreis ist ab SEA günstiger als ab SFO, weil die Fahrzeuge im Herbst/Winter eben im Südwesten gebraucht werden.
 
mls/km-Preis:
"Freimeilen", "inkludierte Meilen" suggerieren Sparpreise oder Vergünstigungen, sind aber eigentlich nur ein Geschäft für Reisebüro oder Vermieter. Denn die so verkauften Meilen basieren komplett auf dem Vorort-Preis pro mls/km, abzüglich 3% - maximal 10% Rabatt.
Nicht gefahrene mls/km verfallen und werden nicht erstattet. Kauft ihr also ein 500mls-Paket und nutzt nur 450 mls aus, habt ihr schon drauf gezahlt. Umgekehrt beträgt die maximale "Strafe", also der verpasste Sonderpreis, nur ca. 15€, wenn ihr nämlich zufällig exakt das nicht gekaufte 500mls-Paket auch komplett fahrt.
Umgekehrt habt ihr schnell 100€ oder mehr zu viel bezahlt, wenn ihr großzügig zu viele mls/km vorab kauft oder - was wir hier auch schon gehört haben - euch erzählen lasst, dass ihr vor Ort mls/km teuer bezahlen müsst oder sogar überhaupt nicht kaufen könnt. 
Spartipp: Weniger mls/km kaufen als die kalkulierten mls, also nur das, was ihr auch 100% fahren werdet.
Wer viele mls/km fahren will, für den können sich unbegrenzte Meilen lohnen. Aber genau rechnen, meist lohnt sich das erst ab einer Fahrleistung von mehr als 1000 mls pro Woche.
Der allerbeste Spartipp: weniger mls/km fahren - jede gefahrene Meile kostet 1$ !
 
Lest zum Thema Meilenpakete auch hier nach:
 
Preparation Fee/Transfer:
Da könnt ihr meist nichts beeinflussen - je nach Vermieter und sogar Station ist das ein recht fester Betrag. Der Unterschied ist, ob das einheimische Reisebüro noch 5 oder 10€ Marge kalkuliert.
Transfer in Eigenregie ist manchmal auch nicht schlecht, selbst wenn ihr den inkludierten Transfer dabei verfallen lasst - ihr seid flexibler und könnt manchmal günstiger wegkommen, wenn ihr nicht in einem Transferhotel seid.
 
Convenience/Personal Kits:
Hier könnt ihr sparen, in dem ihr von zuhause Sachen mitbringt oder vor Ort im Supermarkt günstig kauft. Wer sich das zutraut und den Zeitaufwand treiben möchte, kann 50-150€ sparen - je nachdem, ob und wie viele Kits der Vermieter zwingend gebucht haben möchte.
Spartipp: Spart eure Zeit und Nerven.
 
Oneway Fee:
Kostet meist 150-450$, aber hier gibt es oft Rabatte.
Spartipp: Wenn ihr bedenkt, dass jede gefahrene Meile etwa 1$ kostet (für US: 35-40ct/mls + Tax pro mls, dazu kommen 25-35l/100km bei Spritkosten von 3,80-4,50$/gal, Kanada ähnlich), so relativiert sich die Einweggebühr manchmal recht schnell. Kalkuliert doch mal die Meilen, z.B. für die Strecke LAS-DEN statt LAS-LAS oder SFO-LAS statt SFO-SFO. Meist habt ihr bei Oneway deutlich weniger mls/km und holt die Oneway Fee wieder rein.
 
Frühabholung:
Wird nicht immer angeboten. Kann sich lohnen, weil ihr dadurch einen halben Fahrtag gewinnt und wegen des Jetlags am Abholtag sowieso früh aufwacht.
Spartipp: Manchmal geht es auf Kulanz - 1-2 Tage vor Abholung fragen, ob das Wohnmobil zufällig schon am Vortag abgegeben wird. Dafür verfällt dann meist der Transfer, den ihr dann selbst tragen müsst.
Wo es nicht angeboten wird oder wenn ihr auf Nummer sicher gehen wollt: Einen Tag früher anmieten - das kann günstiger sein als der "Early Bird" Preis des Reisebüros.
Hinweis: Die Vermieter kalkulieren, besonders in der Hochsaison, dass die Fahrzeuge morgens zurück gegeben werden und am Nachmittag wieder raus gehen. Dehalb bedeutet eine Frühabholung einen potentiellen Vermiettag weniger.
 
Der Rest:
Spielt entweder preislich keine große Rolle (wie Tisch, Generator, Stuhl, Propan, Navi) oder solltet ihr nicht weglassen (Versicherungsleistung!).
Spartipp: Generator nicht pro Tag (manche Vermieter bieten das für 5$/Tag) an, sondern pro Stunde abrechnen. Ihr braucht im Durchschnitt weniger als 1 Stunde pro Tag.
 
Hotel:
Hier gilt, dass es in der Regel günstiger ist, separat zu buchen. Manchmal haben die Reisebüros aber einen Supersonderpreis für ein bestimmtes Hotel. Dann kann es sich rechnen, falls ihr in dieses Hotel wollt. Vergesst nicht, dass in USA/Kanada die Hotelpreise immer pro Zimmer sind, nicht pro Person, und dass es immer wieder tolle Schnäppchen gibt.
Spartipp: Wer nicht vor Wohnmobil-Übernahme mehrere Übernachtungen macht, sondern direkt am Tag nach der Landung übernimmt, für den ist das Mitbuchen eines der vom Vermieter vorgesehenen Transferhotels am günstigsten. Meist ist der Transfer dann auch ohne Aufpreis enthalten.
Hinweis: Wer vorher ein paar Tage Sightseeing macht, fährt meist besser (= günstiger), wenn er Hotel und Transfer in Eigenregie bucht.
 
Flug:
Hier haben Reisebüros manchmal erstaunlich günstige Kontingente, die nur in Verbindung mit einer anderen Reiseleistung verkauft werden können. Nachfragen lohnt sich also immer.
Auch ist es - gerade für den unerfahrenen Womo-Bucher - gut, die beiden teuersten Leistungen Wohnmobil und Flug aus einer Hand zu haben, damit die Verantwortung und die Kosten beim Reisebüro liegen, wenn sich bei einem von beidem der Reisetermin ändert.
Spartipp: Flug immer auch beim Reisebüro nachfragen, manchmal gibt es gerade für die Schulferien ein Schnäppchen.
In der Regel sind heute jedoch die Preise bei den Flugportalen oder direkt bei der Airline günstiger. Bedenkt jedoch, dass mittlerweile auch die meisten Portale und Airlines Buchungsgebühren nehmen.
Hinweis: Prüft, ob euch Nebenleistungen wie Sitzplatzwahl, Kinderbett, Sondergepäck, Upgrademöglichkeit wichtig sind. Die gibt es zunehmend nur, wenn ihr bei der Airline und nicht beim Reisebüro oder Portal bucht.
 
Überführungsfahrten:
Hier gilt alles Gesagte auch, nur ist der Anteil der mls/km am Gesamtreisepreis viel viel höher - der Tagespreis ist oft erstaunlich niedrig, dafür schlagen die Spritkosten und die Kosten für Extrameilen das Loch in die Reisekasse.  
Fallen: Wenig inkludierte Freimeilen machen den Preis nur optisch günstig; Transfer ist nicht enthalten; macht euch bewusst, wie viel zu fahren (und zu bezahlen!) ist.
Spartipp: Wer eigentlich zu den Canyons des Südwesten möchte, der sollte sich die "2000 mls Anlauf von Chicago zum Grand Canyon" (=2000$ !!!) sparen. Das Frühjahrspecial ab Las Vegas ist für diese Region in aller Regel günstiger! 
Hinweis: Für denjenigen, der bewusst die Weiten des Westens erleben und erfahren möchte, ist eine Überführungsfahrt aber unschlagbar günstig.

05/19 - elli

Richard
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Beigetreten: 07.10.2009 - 21:00
Beiträge: 8800
Ergänzung

Hallo,

eine wichtige Bemerkung zum Thema Zeitpuffer bei der WoMo-Übernahme:

Bekannterweise kann man das WoMo frühestens am Folgetag nach der Ankunft übernehmen. Ich empfehle aus leidiger eigener Erfahrung dies nicht zu tun, sondern einen weiteren Tag Zeitpuffer einzuplanen. Uns ist es nämlich passiert, dass alle unsere Koffer verloren gingen und erst am zweiten Tag ins Hotel nachgeliefert werden konnten.

Viele Grüße
Richard

Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Von dem was wir für unmöglich halten.

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