Tag 3: Übernahme des Campers, Einkauf und Fahrt zum Boyd Lake State Park
Nach einem lässigen, wenngleich frühen Morgen und einem sehr ausgiebigen Frühstück sprangen die Kinder nochmals in den Pool, wir packten alles. Mittags ging es noch zu einem Asiaten um die Ecke und dann hieß es warten auf den Uber-Fahrer, der uns zu El Monte in Commerce City bringen sollte. Nach einer knapp 40 minütigen Fahrt waren wir dann auch dort. Irgendwo stand mal, dass es eine recht kleine Station sei, verglichen mit LA oder so. Aber was die Menge der Wohnmobile dort anging, fand ich es recht ordentlich. Auf Nachfrage meinte man dann, man sei eine der mittleren Stationen. Ganz witzig war, dass keiner der Angestellten den Unterschied von El Monte zu Roadbear erklären konnte, dafür wurde der Manger geholt. Er meinte dann auch grinsend, es sei wohl vor allem der Preis, die "Neuwertigkeit" der Fahrzeuge und Sachen wie Slide out, die es bei El Monte nicht gibt. Manche Leute, so meinte er, fühlten sich mit Roadbear halt besser ... .
Die Übernahme ging rasch vonstatten, außer uns war nur eine andere Familie dort, die bereits durch war mit der Übernahme. Ein netter Mitarbeiter ging nochmals mit uns den Vertrag durch, erzählte ein paar Anekdoten aus der FTI-Pleite (Kunden hätten bei der Rückgabe erneut den vollen Preis zahlen müssen, weil die Zahlung von FTI nicht mehr durchkam, das Fahrzeug aber übernommen war ... große Dramen). Die Details kannten wir schon, ein Unterschied damals zu Roadbear in LA war nicht zu erkennen, niemand wollte uns irgendwelche Versicherungen aufschwatzen. Danach ging er mit mir zum Wohnmobil, das knapp 700 Meilen auf dem Tacho hatte (aber optisch älter wirkte, na ja). Er kannte das Auto genauso wenig wie ich, da es offenbar der erste Chevy-RV war, den er hatte. Der SOS-eCall-Schalter (offenbar für ein nicht freigeschaltetes Onlinesystem) wurde mir als Warnblinker vorgestellt, diverse andere Tasten (desselben Systems vermutlich) achselzuckend als "habe ich auch noch nie gesehen" gewertet. Kein Ding, aber ich musste grinsen. Anleitung gab es natürlich keine. Dafür eine Rückfahrkamera, das war super (ist wohl Vorschrift inzwischen in den USA, sehr sinnvoll.) Sie hatte sogar Audio, so dass man sich beim Rangieren anschreien konnte. Hehe. Das Autoradio war leider Schund. Nicht mal Bluetooth, kein USB. Super, also war die Offline-Spotifysammlung auf dem Telfon nutzlos. Ansonsten eben ein normales und funktionales "Handwerkerauto" . Langfristig etwas nervig war die sehr ungenaue Tankanzeige, die uns in den Bighorn Mountains eine Woche später ins Schwitzen brachte: Da sackte sie nämlich erstmals in Rekordzeit von halbvoll auf fast leer. Ein Glück, dass es da fast nur noch abwärts ging. Jedenfalls waren wir gewarnt, ab halbvoll wurden auf dem Telefon routinemäßig die Tankstellen gecheckt. Insofern kein wirkliches Problem. Hier die Front des RV, das ansonsten makellos war.
Die Innenausstattung des RV war identisch zu dem, was man immer hat: Gasherd, Mikrowelle, Fernseher (nie gebraucht), Nasszelle, Klo und ein Elektrokühlschrank. Solar auf dem Dach (das hatte er vergessen zu sagen, wir entdeckten dann die Ladeelektronik über der Wohnmobil-Tür). Was den Kühlschrank anging, bin ich gespalten. Er hatte die Angewohnheit in der Wüste der Badlands etwas zu vereisen, weil er mit der Temperatur nicht klar kam, beim Abtauen tropfte es dann gerne heraus (Handtuch rein, das war die Lösung), was einmal zu einem Anruf bei der Roadside Assistance führte, aber dazu später mehr. Außerdem saugte er kräftig an der Batterie, wenngleich wir nie Probleme hatten, dass sie zu stark entladen wurde, da wir viel herumfuhren. Die Sensoren für Grau- und Schwarzwasser waren anfangs recht präzise, nur gegen Ende zeigte Schwarz permanent 1/3 voll an, aber das kannten wir ja schon. Da das WoMo recht neu war, war es auch die Ausstattung innen. Alles gut. (Die Convencience-Kits sind aber so eine Sache: Kitchen-Kit würde ich wieder nehmen, aus Zeitgründen, wegen der Kaffeemaschine etc., aber vor allem das Bettzeug, weniger die Handtücher für den Preis wohl demnächst eher kaufen. Campingstühle sind okay, klar bekommt man die ev. billiger, aber für 20-30 Dollar Unterschied renne ich nicht durch den Walmart.)
Nach 90 Minuten und ein paar Entdeckungen im Regal mit den Überbleibseln (ein kleiner Webergrill, ein paar Nahrungsmittel und eine Kühlbox wanderten noch in den Wagen) ging es vom Hof. Nach rechts. Und uns wurde eingeschärft, unbedingt auch wieder aus dieser Richtung zu kommen, da (das hatten wir mit dem Uber gesehen) von der anderen Seite eine Brücke drohte, die das Dach des RV abrasiert hätte. Den Walmart in der Nähe der Verleihstation ließen wir liegen, das hatte uns der Angestellte empfohlen, es sei keine so gute Gegend. Also ab auf die Interstate, die Tour hatte begonnen: Ziel war der Boyd Lake State Park bzw. zunächst der Walmarkt in Loveland. Die Strecke ist wenig spektakulär, viel Verkehr, etliche Baustellen, Rushhour und Unmengen an patriotischen RV Verkaufsstationen.
Die Situation im ersten Walmarkt der Tour kennt wohl jeder, der schon mal da war. Eh man es sich versieht, ist man 2 Stunden unterwegs und hat 2 Wagen voll. Von Öl über Cola und Bier bis zur Kohle. Wir waren ja gewarnt durch die Recherchen im Walmart vorher (bestellen ging leider mit meinem Account nicht mehr, weil ich keine US-Nummer hatte und ohne diese die abgelaufene CC nicht ersetzen konnte, das lief alles über Code an SMS), aber die Preise erinnerten uns an die Schweizer Supermärkte (wir sind im Dreiländereck aufgewachsen und haben dort Familie) und es war nich teurer sls 2019 in New York. Uff. Nur Fleisch empfand ich als vergleichsweise preiswert, zumal die Qualität in den USA besser war als im dt. Discounter. Er war nicht das letzte mal, dass wir darüber nachdachten wie die US-Durchschnittsfamilie mit einer solchen Inflation Schritt halten kann. Wie dem auch sei, uns gefiel es dennoch und ich traure manchmal dem Walmarkt oder Safeway in den USA nach (Whole foods, den wir in Kalifornien oft besucht haben, mieden wir diesmal, die FTI-Pleite war teuer genug, hehe), klar es gibt Unmengen extrem verarbeitetes Zeug, aber die BBQ-Saucenauswahl, die unterschiedlichsten Salsa, die Guacamole, die Salate, Sandwiches, die Auswahl an Gemüse (auch wenn es Apothekenpreise waren), hach ja. Nur Wein, da merkte man: Colorado ist nicht Kalifornien. Schnaps wäre preiswerter gewesen.
Es war daher schon relativ spät als wir abends im schönen und recht vollen State Park ankamen, unsere 10 Dollar Eintritt an einer Paystation per Karte zahlten und den reservierten Platz nah am Wasser einnahmen. Schwimmen war daher nicht mehr, dafür merkten wir, dass wir Off oder was ähnliches vergessen hatten. Mücken! Für Lagerfeuer waren wir nach dem Essen auch zu müde. Der Campground wurde erkundet, das Wohnmobil eingeräumt, ein paar Zeilen an die daheim getippt, der Sonnenuntergang bewundert und dann war er auch vorbei der erste Tag. Morgen lag ein recht langer Fahrtag vor uns.
Hier der Camper nochmals von der Seite. Uns gefiel er, auch wenn er einer der kleineren war in den ganzen Parks ... .