Womo-Abenteuer

Nordamerika im Wohnmobil erleben!

Reisebericht: In 6 Wochen von San Francisco nach Denver

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Bernhard
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rätselhafte Aussichten

Hallo Oldie,

ich lese deine Tagesberichte sehr gerne mit  , freue mich auch ganz besonders über die kurzen Bemerkungen in nachbarschaftlicher Sprache (Grüße aus Südbaden über die Grenze !) und die "Versucherli" am Ende des Berichts. Heute habe ich sogar nachgeschaut, mit was du dich gestern verabschiedet hattest. Ich hoffe, dass deine Frau nach der Gutenachtgeschichte auch gut geschlafen hat !  Die Deers auf dem Lucerne CG gehören einfach dazu -- war das "Hinkebein"  auch dabei ?

Gute Nacht denn mal !

Bernhard

Scout Womo-Abenteuer.de


Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)

Oldie_51
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Yellowstone ...tschau tsäme

So, liebe Mitreisende

Mit dem Feuerwerk Yellowstone verabschiede ich mich als Reiseberichtschreiber von euch. Ich hoffe, euch hat das Mitreisen ebensoviel Spass gemacht, wie mir das Berichten drüber. Ich gelobe bereits heute: Falls ich wieder mal in den Staaten mit dem Wohnmobil unterwegs bin, so hört ihr wieder in Reiseberichtsform von mir!

Nächstes Grossreiseziel dürfte voraussichtlich Neuseeland sein. Bisher habe ich leider keine Website gefunden, die dieses Reiseland auch nur annähern so genial beschreibt, wie eure (hat jemand noch einen Tipp dazu).

Auf jeden Fall nochmals ein GROSSES DANKESCHÖN für eure tolle Seite. Euer Engagement ist unbezahlbar und eure Begeisterung für dieses Hobby ist ansteckend.

Ich wünsche euch weiterhin tolle Reisen

Tschau tsäme
Oldie

 

Sonntag, 24. Juni 2012

„West Thumb Geyser Basin“ tönt ja schon mal eindrücklich. Und genau so ist dieses Gebiet auch. Der Reiseführer spricht zwar nur von einem „Vorgeschmack“ auf das, was Yellowstone noch zu bieten hat, aber uns beeindruckt dieses erste Thermalgebiet allemal. Die verschiedenen Fumarolen, Pools und Pots beschreiben zu wollen, ist schlicht unmöglich. Die Farben sind so vielfältig, unglaublich. Das Gebiet liegt am Yellowstone Lake und der Fishing Cone liegt direkt im Wasser. In früheren Zeiten sollen die Fischer ihre Forellen aus dem See gezogen und noch am Angelhaken ganz einfach zum Sud in den Fishing Cone gehalten haben. Fertig war die Forelle blau.

Der nächste Abstecher gilt dem Lone Star Geyser. Einsam ist er tatsächlich und ein Star sowieso. Ein etwa vier Meilen langes Kies-strässchen führt einem in der Sonne glit-zernden Flüsschen entlang. Ein wahrer Traum. Am Ziel steht dann ein etwa drei Meter hoher, weisser „Knollen“ in der Landschaft, aus dem feiner Dampf aufsteigt. Das soll der alle drei Stunden ausbrechende Geyser sein?

Das Fragezeichen löst sich schon nach rund 20 Minuten in mehrer Ausrufezeichen auf. Das Ding beginnt zu Dampfen und zu Schnau-fen. Das Wasser wird vielleicht 15-20 Meter in die Höhe geblasen und das Spektakel ist nicht etwa nach ein-zwei Minuten vorbei. Nein, das Ganze dauert gleich 20 Minuten. Der Lone Star stellt alles in den Schatten, was wir in Island seinerzeit gesehen haben.

Der Rückweg ist dann zum geniessen. Der Weg fällt leicht und gelegentliches Treten genügt vollauf. Doch dann heisst es in die Klötze steigen. Ein ausgewachsener Bison weiss nichts besseres, als sich entlang unseres Strässchens zu verpflegen. Traumhaft anzusehen, dieses gewaltige, wohl um die 1000 Kilogramm schwere Tier. Vor Bisons wird übrigens sehr eindring-lich gewarnt. Sie scheinen kein Wässerchen trüben zu können, nehmen aber jedes Jahr zahl-reiche, unvorsichtige Touristen auf die Hörner. Die geforderten 100 Meter Abstand halten wir schon lange nicht mehr ein. Wir möchten den Kerl dazu bewegen, andere Jagd-, resp. Fressgründe aufzusuchen und uns die Passage zu erlauben, denn links geht’s steil rauf in den Wald und rechts liegt der Fluss.

Alles gute Zureden, Drohen(!?!), Fluchen nützt schlicht gar nichts. Nach über einer Stunde stehen wir immer noch am gleichen Ort und dann legt sich der Kerl zur Siesta auch noch hin. Vorderfüsse und Kopf auf der Strasse. Vorbeikommen unmöglich. Da nähert sich „Christopho-rus“ in Gestalt eines Texaners aus Dallas. Er kommt von der anderen Seite, sieht uns und umsteigt den Bison in gebührendem Abstand. Er arbeitet im Old Faithfull Inn zurzeit als Buchhalter. Wir hätten uns optimal verhalten, denn dieses Jahr sei die Brunstzeit etwas früher und der Kerl habe bereits Anzeichen von aggressiverem Verhalten gezeigt (was uns überhaupt nicht aufgefallen ist).

Der bärenstarke, wohl an die 2 Meter grosse Cowboy schnallt sich Roswithas Rad, ich mei-nes und gemeinsam treten wir den Rückweg an. Ein paar Kratzer und unzählige Mücken-stiche sind – nebst tollen Fotos von einem Bison – Andenken an diese denkwürdigen eineinhalb Stunden.

Wir machen noch kurz Halt in Old Faithful. Das ist der zweitgrösste Geyser der Welt, der alle 90 Minuten aktiv ist. Der grösste (Steamboat Geyser) liegt ebenfalls im Yellow-stone, aber der bricht nur alle paar Jahre aus. Der Publikumsaufmarsch ist entspre-chend. Im Halbkreis um den Geyser ange-ordnet, gibt es zwei Reihen Sitzbänke und unzählige Stehplätze. Pünktlich ist er, das muss man ihm lassen. Hoch aufschiessen tut er auch, aber dafür ist die Show auch schon nach zwei Minuten vorbei.

 

Montag, 25. Juni 2012

Wir sind uns uneinig, welches der Spruch des Tages werden soll. „Ich glaub, ich han en Tropfe gspürt“ oder „Ich glaub, ich bruche Ferie“.

Der Wetterbericht hat für den heutigen Tag „Thunderstorms“ auf dem Programm und tatsächlich sind am Morgen mehr als zwei Wolken zu sehen. Wir entschliessen uns trotzdem, das thermische Gebiet weiter zu erkunden, in dem wir schon gestern unterwegs waren. Es ist nämlich das Grösste der Welt, grösser noch als diejenigen in Neuseeland oder Island.

Es ergibt sich nochmals eine Gelegenheit, unsere Bikes in Bewegung zu setzen. Bei starkem Gegenwind – an dieser Stelle ein besonderer Gruss an unsere im Baltikum Gegenwind erprobten Münchner Freunde Gabi und Hanspeter – kämpfen wir uns ins Midway Geyser Basin. Ein weiteres, unglaublich farbenfrohes Gebiet. Unsere Fotos werden nur ein Abklatsch davon sein.

Und dann kommen eben die zwei oder drei feinen Regentropfen aus einer vorüberziehenden schwarzen Wolke. Das ist’s dann auch schon und wir können auch noch den Firehole Lake Drive entdecken. Weitere Details in Textform erspare ich euch ebenso, wie das Lower Geyser Basin und die Firehole Falls.

Beim Beraten des Tagesabschlussprogrammes fällt dann der erwähnte zweite Spruch ("ich glaub, ich bruche Ferie"). Wir nehmen ihn sehr ernst, amüsieren uns noch kurz vor unserem Campground an einer den Verkehr zum Erliegen bringenden Bisonherde und setzen uns dann für den Rest des Tages in unsere Campingstühle.

Endlich Ferien!

 

Dienstag, 26. Juni 2012

Heute morgen hat mir ein Ami erzählt, dass er gestern zweieinhalb Stunden im Stau - im Bison-Stau - gestanden sei. Eine grosse Herde hatte sich entschlossen, die Weidegründe zu verlegen und das ging nun mal am bequemsten über die Strasse.

„Nöd scho wieder Bison“, meint auch Roswitha, als wir kurz hinter der Ausfahrt unse-res Campgrounds wieder Autos am Strassen-rand stehen sehen. Wir kommen aber gut vor-bei. Beim nächsten „Auflauf“ gibt’s dann etwas Neues zu sehen. Immer noch keine Bären, aber immerhin einen Elk – mit k am Schluss - also einen Hirsch. Es soll so zwischen 10‘000 und 15‘000 haben im Park. War also Zeit, dass mal einer auftauchte.

Den Tag verbringen wir im Upper Geyser Basin. Das ist das grösste, beim berühmten Old Faithfull liegende thermische Gebiet. Über 120 Fotos gemacht. Das sagt alles.

Ein Highlight dann zum Schluss. Im Laden beim Visitors Center erstehe ich meinen wohlverdienten Biernachschub. Die Kassierin verlangt nun tatsächlich meinen Ausweis um zu prüfen, ob ich 21 Jahre alt bin. Ob dieses Ansinnen meinem jugendlichen Aussehen zu verdanken ist oder der weltfremden Aus-legung der amerikanischen Gesetze, wissen nur die Götter (aber dort wohl leider alle)!

 

Mittwoch, 27. Juni 2012

Heute Morgen gibt’s ein Dankeschön an den Konstrukteur unseres WoMo’s. Intelligenterweise kann man nämlich von der „Liegewiese“ aus die Heizung einschalten und das ist dringend nötig. Schon den ganzen gestrigen Tag lang blies ein recht frischer Wind und über Nacht kühlte es weiter ab. Wir dürften so um die zwei Grad gehabt haben. Die Sonne hat erneut ein Einsehen und tagsüber schwankt die Temperatur zwischen Pullover- und Hemdenwetter.

Nach drei Nächten in Madison geht’s heute weiter Richtung Norden. Das Norris Geyser Basin ist imposant. Dort steigen seit rund 20 Jahren die Temperaturen beträchtlich an. Da grosse Wasserbecken vorhanden sind, dampft’s ganz schön. Diesbezüglich der beste Darsteller ist der Steamboat Geyser. Er ist mit Abstand der grösste der Welt, hält sich aber mit Auftritten massiv zurück. Im Mai 2005 war es letztmals soweit.

Letztes thermisches Gebiet ist dann Mammouth Hot Springs am nördlichsten Punkt unserer Reise. Hier hat das heisse, stark mit Kalziumkarbonat angereicherte Quellwasser Terrassen in schier unvorstellbarer Menge und Grösse geschaffen. In den letzten Jahren ging das Wasser nun sehr stark zurück. Die für die Farbgebung verant-wortlichen Bakterien sind abgestorben und weite Teile des Gebietes sind nun „nur“ noch weiss-grau. Die wenigen noch aktiven Stellen können bloss bescheiden andeuten, welche Pracht hier einmal geherrscht hat. Aber wer weiss schon, was die Zukunft bringen wird?

Auf dem Weg zum Tagesziel, unserem nächsten Campground in Canyon Village, befahren wir das Lamar Valley, das für seinen Wildreichtum bekannt ist. Mehrere Herden Bisons, die grösste mit wohl über 200 Tieren, und eine Gruppe Pronghorns sind die Ausbeute dieses Abstechers.

Dann plötzlich ein kleinerer Stau mit Blaulicht im Getümmel und winkenden Rangern. Wir denken an einen Unfall, denn an dieser Verzweigung passieren immer wieder auch Reiter-gruppen die Strasse. Nein. Ursache ist jetzt tatsächlich unser erster Bär. Genauer ein Schwarzbär. Er spaziert etwas 300m von uns entfernt gemütlich durch die Wiese. Immerhin.

Damit nicht genug. Die grosse Show bietet dann ein Bärenkind. Das Kleine wird zwar von seiner Mutter noch gut beobachtet, geniesst aber doch schon grosse Freiheiten. Zur Freude von uns und Dutzenden von weiteren Zuschauern erkletterte es in Windeseile einen hohen Baum. Schön in der Sonne und perfekt mit dem Rücken zu uns. Besser könnte es sich nicht präsen-tieren. „Jööö“ und „hääärzig“ tönt aus amerikanischen Kehlen zumindest klangmässig ziemlich ähnlich.

Der Canyon Campground ist leider nicht mit dem letzten zu vergleichen. Zwar alles wie immer sauber und bestens organisiert, aber hier hocken wir im dichten Wald. Die Sonne findet fast kein Durchkommen, dafür ist’s ein Schlaraffenland für die Mücken.

 

Donnerstag, 28. Juni 2012

Mit der gestrigen Sichtung von Bären glaubten wir, die Höhepunkte Yellowstones abgehakt zu haben. Doch weit gefehlt. Der „um die Ecke“ liegende Grand Canyon of the Yellowstone belehrt uns eines Besseren. Eigentlich sind wir der Ansicht, das Thema Canyon zu Genüge durchge-nommen, ja schon fast einen Schluchtenkomplex entwickelt zu haben. Aber dieser ist nochmals anders. Die Farbtöne des Thermengebietes zeigen sich an den steilen Hängen. Zwei grosse Wasserfälle sorgen für einiges Getöse und vor allem bringt das Türkis des Flusses einen ganz anderen Effekt mit rein.

Eine erste Wanderung führt dem South Rim entlang. Es bietet spektakuläre Ausblicke und einen steilen über mehr als 320 Stufen gehenden Abstieg bis fast zum Flussbett. Ein "Uncle Tom“ genannter Typ soll hier in früheren Tagen bereits Touristen runtergeschleust haben, damals aber noch an Seilen und an zu Leitern umfunktionierten Bäumen. Der Wiederaufstieg ist auch über die heutigen Treppen noch anstrengend genug. Wir sind wir doch immer noch auf über 2400m. Die zweite Wanderung, dem North Rim entlang, ist dann weniger spektakulär, dafür gänzlich ohne Touristen. Ein schöner Trail führt durch lichten Wald bis zu einem letzten Aussichtspunkt auf unser Tageshighlight.

Den verdienten „Feierabend“ verbringen wir mit Lesen und Mücken totschlagen.

 

Freitag, 29. Juni 2012

Zum Abschluss unseres Yellowstone-Aufenthaltes ziehen wir ohne Frühstück los, um im Hayden-Valley vielleicht doch noch unseren Grizzley zu sehen. Hayden-Valley ist das zweite für grosses Wildaufkommen bekannte Tal. Die Voraussetzungen scheinen gut, denn zahlreiche Schaulustige stehen schon auf dem Parkplatz.

Zwei Wölfe hätten einen Grizzley attackiert, wird uns begeistert von den „Grossfernrohr-besitzern“ geschildert. Sie sind aber gerade dabei, ihr schweres Gerät samt Stative zusam-menzupacken. Ja, ja, man würde die Tiere in der Ferne noch sehen, aber Ferne bedeutet in den USA eben etwas anderes als bei uns. Mit unserem 7x42er Feldstecher sind nur noch Punkte auszumachen. Eine Elchkuh können wir noch recht gut erkennen und für Bisons – einer stand keine 100m entfernt – drehen wir uns am 6. Tag im Yellowstone schon gar nicht mehr um.

Bei Mud Vulcano können wir einmal mehr die dramatischen Veränderungen der letzten Jahre sehen, nachdem es uns gelungen ist, die beiden sich auf dem Parkplatz verweilenden Bisons zu umkurven. Temperaturschwankungen von 20 Grad nach einem Erdbeben haben einen kleinen Wald zerstört und die Farbveränderungen durch das Absterben oder Hinzukommen von Bakterien sind eindrücklich.

Am Gull Point Drive sollten Elche stehen, aber „should“ auf Englisch bedeutet meist dasselbe wie auf Deutsch. NICHTS. Eine Ehrenrunde
durch schönes Gelände entlang am See mehr. Was soll’s.

Das Pelikan-Valley ist dann das nächste und letzte Ziel. Doch hier ist der Zugang gesperrt, da das Gebiet im Moment noch den Grizzley’s
vorbehalten ist. Mit denen ist eben nicht so gut Kirschen essen und darum lässt die Parkverwaltung die Touris erst ab dem 4. Juli und auch dann nur in Gruppen von mindestens vier Personen rein. Einen Pelikan sehen wir dann aber doch noch. Das Foto „kostet“ mindestens ein Dutzend Mückenstiche und ist erst noch fast nicht zu gebrauchen, da der Kerl zu weit weg war. Die „Ausbeute“ des letzten Yellowstone-Tages ist eher bescheiden. Die ganzen sechs Tage aber ein „Jahrhunderterlebnis“.

Die Weiterfahrt führte uns nach Cody. Von hier stammt der berühmte Buffalo Bill, was natür-lich touristisch ausgeschlachtet wird. Das grosse Museum darf sich aber mehr als sehen las-sen. Nebst den Exponaten zu besagtem Bill wird auch das Leben im Yellowstone hervorragend dargestellt. Die Präparate, vom Grizzley bis zum kleinen Vogel, sind von hervorragender Qua-lität und werden in der entsprechenden Umgebung gezeigt. Ein weiterer Anbau enthält eine der weltgrössten Waffensammlungen. Ich habe auf jeden Fall noch nirgends mehr Gewehre, Revolver und Pistolen gesehen.

Am eindrücklichsten ist aber die Ausstellung zu den „People of the Plains“. Das Wort Indianer findet keine Verwendung. Auch die schrecklichen Aspekte jener Zeit werden nicht ausgespart. Auch hier sind die ausgestellten Gegenstände und Kleider von allerbester Qualität. Zu meiner Überraschung ist auch ein Foto vom Schweizer Indianerforscher Karl Bodmer zu sehen.

Als Tagesziel kristallisiert sich Thermopolis heraus, das weltgrösste Hot Spring Gebiet. Gemäss Reiseführer sollen hier die heissen Quellen der Öffentlichkeit frei zur Verfügung stehen. Doch weit gefehlt. Von öffentlicher Bademöglichkeit keine Spur. Ein paar in die Jahre gekommene Badeanstalten finden ihre Besucher. Sonst: Tote Hose. Es kam mir vor, wie wenn man das Ufer des Bichelsee’s als schönster und grösster Badestrand der Schweiz betiteln würde.

Ach ja. Die Hitze hat uns wieder. Um 17.00 Uhr ist es 39 Grad warm. Zum Glück lässt sich auch die Klimaanlage direkt vom Bett aus bedienen.

 

Samstag, 30. Juni 2012

Yellowstone musste ja schon mit einer langen Anfahrt anbezahlt werden, mit der Fahrt nach Denver kommen jetzt aber auch noch Abzahlungsraten hinzu. Die ersten zwei Stunden sind noch recht abwechslungsreich. Wir passieren den Wind River Canyon, wo sich der Fluss bis zu 600m tief durch einen Hügelzug gegraben hat. Einen längeren Stopp mit Mittagspause gibt‘s dann im Sinks Canyon State Park. Hier verschwindet ein reissender Bergbach in einer Höhle und taucht etwa einen Kilometer weiter unten als kleiner Bergsee wieder auf. Für diese Distanz benötigt er zwei Stunden. Die Geologen erklären das damit, dass das Wasser in einer unterirdischen Gruft aufgefangen und dann über Hunderte von kleinen Felsspalten weiter transportiert wird. Ein faszinierendes Phänomen.

Wir glaubten, bei der Anfahrt zum Yellowstone lange, gerade und trostlose Strassen kennen-gelernt zu haben. Aber weit gefehlt. Was uns zwischen Lander und Rawlins blüht, übertrifft unsere Vorstellungskraft. Die längste, absolute Gerade, die ich am Zähler verfolgte, war 8.7 Meilen lang! Nahezu auf der ganzen Länge stehen hölzerne Verbauungen, wohl gegen Schnee-verwehungen. Allein der Gedanke an Schneeverwehungen scheint bei den herrschenden Tem-peraturen absurd, aber eine andere Erklärung gibt es nicht.

Die lange Fahrt ist nur dank einem 40-minütigen Powernäppchen zu überstehen. Der Fahrer wird auf dem Campground dann noch mit einem Eis belohnt. Wie gut die Nacht wird, wird sich zeigen. Unsere Behausung steht nämlich nur rund 300m vom East Highway 71 entfernt.

 

Sonntag, 1. Juli 2012

Unsere letzte Fahrt führt uns über die Rocky Mountains nach Denver. Die ersten zwei Stun-den sind nochmals flach und führen meist geradeaus. Die im Yellowstone noch als selten bestaunten Pronghorns säumen immer mal wieder in kleinen Gruppen unsere Strecke. In den Rockys geht’s kräftig hinauf. Zwei Pässe mit über 3000m Höhe sind zu bezwingen. Dabei passieren wir einige Skigebiete. Auch hier derselbe Eindruck wie überall. Sie haben einfach Platz, die Amerikaner. Wird bei uns relativ eng gebaut, geht es hier meist in die Breite. Das kommt zwar oft einzelnen Gebäuden zugute – es gibt traumhafte Lodges und Hotels hier – schadet aber dem Gesamteindruck. Sowas wie ein Ortsbild kommt so fast nirgends zustande.

Etwas ausserhalb Denver sind wir nun für die letzten beiden Nächte stationiert. Die Rück-gabestelle für unser WoMo ist nur etwa einen Kilometer entfernt, sodass wir es am Dienstag vormittag eigentlich recht gemütlich nehmen können. Auch nur etwas über 2 Kilometer ent-fernt liegt „Colorado Mills“, eines der berühmten Outlet-Centers. In diesem bieten nicht weniger als 75 Geschäfte ihre Waren an. Zum Glück schliessen sie am Sonntag bereits um 18.00 Uhr, sonst wären wir wahrscheinlich jetzt noch am Einkaufen.

 

Montag, 2. Juli 2012

Mit dem öffentlichen Verkehr in die Grossstadt Denver zu fahren, wird zu einem kleinen Abenteuer. Findet mal eine Haltestelle, die aus einem A4 grossen Schildchen an einer Tele-fonstange besteht. Zugegeben, zwei rostige, völlig heruntergekommene Bänke standen auch noch dort. Unser Herumirren spielte aber keine Rolle. da der Bus mit einer Viertelstunde Verspätung eintraf.

Umsteigen am grossen Park-and-Ride. Die Angaben vom Campground-Vermieter stimmen nicht. Dank Fahrplanstudium und Gespräch mit einem der ganz wenigen weiteren Busfahrern wird letztlich klar, dass wir den Kurs zum Flughafen nehmen müssen. Der fährt halt ganz einfach zuerst noch ins Stadtzentrum rein.

Wir haben es geschafft. Kosten pro Person: $6.25 (siehe diesbezüglich dann weiter unten). Im Zentrum dann mal grosses Rätselraten. Wo sind wir? Nach längerem, resp. dem Anlaufen des Visitor-Center erkennen wir, dass die zentrale Fussgängerstrasse, immerhin 2.5 Km lang, auf unserem Plan schlicht nicht eingezeichnet ist. Logo: ist ja auch eine Fussgängerzone und keine Strasse!

Etwas Besonderes ist das Stadtzentrum sowieso nicht. Wir schlendern etwas herum, suchen noch den einen oder anderen Laden auf und verpflegen uns. Die Rückfahrt verläuft dann problemlos. Dieselbe Strecke. Fahrpreis pro Person: $2.00. Wir sehen wohl etwas gar müde aus und bekommen so den Seniorenrabatt, obwohl wir unser Alter brav angegeben haben (die Fingerprints bei der Einreise!!). Günstiger wird’s erst ab 65. Auf der zweiten Strecke fahren wir ganz gratis mit.

Ich weiss nicht mehr, ob ich schon über die Bussenmentalität berichtet habe. Für „Littering“, also das Wegwerfen von Abfall, sind je nach Bundesstaat zwischen 750 und 1000 Dollar fällig. Was aber in Denver das Stören des Busbetriebes kostet, können wir uns nicht mal vorstellen: $750‘000 oder bis zu 16 Jahren Gefängnis. Ob’s im Bus wirkt, können wir nicht bestätigen. Abfall am Stras-senrand – mal abgesehen vom Stadtgebiet – gibt’s auf alle Fälle weniger als bei uns.

So. Mit diesem profanen Thema schliesse ich nun das Tagebuch unserer USA-Reise. Noch liegen zwar das Kofferpacken, die Rückgabe des WoMo’s und der Rückflug vor uns. Wir gehen aber mal davon aus, dass uns hier keine allzugrossen Überraschungen mehr bevorstehen.

Deshalb:

Goodbye. See you (perhaps) in Switzerland.

Didi
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Beiträge: 6727
Danke!

Hallo Oldie,

whow! Vielen lieben Dank für diesen tollen Reisebericht. Ich habe ihn verschlungen vom ersten bis letzten Beitrag. Toller Schreibstill, tolle Bilder. 

Wenn's nichts ausmacht, nehmen wir auch einen Reisebericht von Neuseeland hier auf Cool

 

Liebe Grüße
   Didi
Präsident des Vereins Abenteuer Wohnmobil

Man muss Träume auch mal in die Tat umsetzen, ansonsten bleiben es Träume

Trakki
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Beigetreten: 24.11.2011 - 17:05
Beiträge: 7600
Erlebnis

Hallo Oldie,

es war wirklich ein Erlebnis und Genuss mit euch zu reisen. Ganz vielen Dank für den tollen Reisebericht. Ich bin sehr gerne mitgefahrenSmile

Und das Forum heißt ja schließlich WoMo-Abenteuer - warum nicht auch Neuseeland. Ich bin dabei! Dahin wollen wir auch mal!

Herzliche Grüße

Sonja
 

Trakki.Reisen

Gisela
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Beigetreten: 26.08.2009 - 14:49
Beiträge: 4928
schon vorbei? schade

....ich bin doch so gerne mitgefahren!

Ganz herzlichen Dank für Deinen Bericht, ich weiß, dass so ein Bericht viel Arbeit macht.

Ich werde ihn bestimmt nochmal lesen, es hat einfach nur Spaß gemacht!

 

 

Herzliche Grüsse Gisela

 

Bernhard
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Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
Beiträge: 15800
bedanke mich !

Hallo Oldie,

auch ich bedanke mich für diesen flotten Reisebericht - über die speziellen Eigenschaften hatte ich ja schon oben mal geschrieben. Es machte Spaß mit euch zu fahren !

Euren letzten Abschnitt Yellowstone habt ihr zwar mit 2 nalngen Fahrten erkauft, aber 6 Tage dort sind schon was Tolles.

Dann mal schöne Planung für Neuseeland -- Didi hat ja das Reisebericht-Asyl schon angeboten....

Grüße

Bernhard

Scout Womo-Abenteuer.de


Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)

Richard
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Beigetreten: 07.10.2009 - 21:00
Beiträge: 8800
Needles Enlargement

Hi Oldie,

ich möchte dich jetzt nicht frustrieren, aber meine Pläne für die kommenden Wochen gehen schon davon aus, dass ich die volle Tour und zusätzlich den Druid Arch gehen werde. Cool

Viele Grüße
Richard

Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Von dem was wir für unmöglich halten.

Fredy
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Beigetreten: 21.08.2009 - 14:53
Beiträge: 8011
Volle Tour

Hallo Richard

Klar, aber Du bist natürlich auch kein OldieSmile

Herzliche Grüsse,

Fredy

 

Oldie_51
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Beigetreten: 10.11.2011 - 17:37
Beiträge: 64
Hallo Richard Um mich

Hallo Richard

Um mich bezüglich meiner Needles-Wanderung zu frustrieren braucht es dann schon noch etwas mehr! Mit zwei Knieoperationen und einem einen einwöchigen Spitalaufenthalt verursachenden Rückenvorfall - zwei Monate vor Reiseantritt kam ich trotz massivstem Schmerzmitteleinsatz 4 Tage nicht aus dem Bett - war ich schon ganz zufrieden, ja glücklich. In den letzten 20 Jahren hatte ich auf jeden Fall keinen solchen Tripp mehr für möglich gehalten. Laughing

Dass du am besten früh morgens losg ehst und deine Wasservorräte auf 3 Liter+ schrauben solltest, brauch man dir ja wohl nicht zu sagen. Ich kann dir auf jeden Fall einen absolut tollen Tag versprechen.Embarassed

Viel Spass !

Oldie

PS: Danke, Fredy, für deine marolische Unterstützung !Wink

Peter
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Beigetreten: 25.08.2009 - 20:51
Beiträge: 2155
Dankeschön

Hallo Oldie,

ganz herzlichen Dank für eine sehr schönen Reisebericht der mir vom Schreibstil aber auch von den Fotos sehr gut gefallen hat. Meinen Respekt für Eure überdurchschnittlichen Wandertouren besonders nach den Knieoperationen.

Liebe Grüße Peter