7. Tag 7 - Ottawa

Am Morgen des siebten Tages brachen wir dann früh, aber in aller Ruhe, unsere Zelte im Algonquin Provincial Park ab.
Wie Ihr Euch vorstellen könnt, war dabei schon etwas Wehmut im Herzen, die durch die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft vor allem unserer direkten Nachbarn noch verstärkt wurde. Schließlich ist es recht wahrscheinlich, dass wir diesen Teil des Landes nie wieder sehen werden und so nahmen wir in Gedanken Abschied, während wir Campingstühle, Axt, Verlängerungskabel etc. zusammenpackten, den Slide-Out reinfuhren, die Site säuberten und in unserem WoMo alles für die kommende Fahrt fest und bruchsicher verstauten.
Nach Dumpen und Frischwasser tanken - wir wussten, dass wir beides erst wieder 1 1/2 Tage später können würden - machten wir uns dann auf den Weg zur Hauptstadt Kanadas - Ottawa!

Wie immer begleitete uns hervorragendes Wetter mit - seit unserer Ankunft - immer noch steigenden Temperaturen. Was schreibe ich am besten über solche Touren mitten durch Kanada? Schreibe ich über die endlose Weite, die die Landschaft und die bis zum Horizont schnurgeraden Straßen einem vermitteln? Schreibe ich über die Freiheit, die man dabei empfindet kilometerlang weder Häuser, noch andere Autos, noch Menschen zu sehen? Schreibe ich über das Gefühl der Enge, dass uns - zurück in Deutschland - die vorher genannten Eindrücke erst noch richtig bewußt machten? Ich kann es nicht sagen und weiß auch nicht ob man jemandem, der eine solche Tour noch nicht selbst unternommen hat, dies überhaupt per Reisebericht vermitteln kann! Es war jedenfalls ein toller Roadtrip bis Ottawa und die Zeit verging in strahlendem Sonnenschein und bei passender Musik wie im Flug.

So kamen wir also nach ca. 4 Stunden Fahrt in der Hauptstadt und an unserem Übernachtungspunkt an. Übernachtungspunkt? Tja, was soll ich sagen - ich habe einfach einen Tip aus diesem Forum genommen und ihn in die Tat umgesetzt. Wir sind den Anregungen hier gefolgt und haben das WoMo in Ottawa - mit gemischten Gefühlen, wie ich zugeben muss - auf dem Parkplatz des Robert Guertin Center (Eishockeystadion) abgestellt und haben dort später auch übernachtet. Ich möchte den Hinweis nicht versäumen, dass dies - wenn man sich anschließend die Stadt anschauen will - entgegen den AGBs aller WoMo-Vermieter steht, die es nicht erlauben das WoMo in den Städten Toronto, Ottawa, Montreal und Quêbec unbeaufsichtig stehen zu lassen. Unbeaufsichtigt heißt dabei, dass nicht einmal ein bewachter Parkplatz ausreichend ist, eigene Anwesenheit ist erforderlich.
Ich hatte hier im Forum gelesen, dass sich dennoch RV-Camper öfter auf diesem Parkplatz treffen bzw. ihre WoMos hier für einen Trip in die Stadt absetzen und sich so gegenseitig ein wenig Sicherheit geben und so haben wir es dann auch einfach riskiert. Leider waren zum Zeitpunkt unserer Ankunft auf dem riesen Parkplatz nur noch 2 andere, offensichtlich zur Zeit unbewohnte, WoMos abgestellt, jedoch gab es auf der Hälfte des Platzes ein großes Kinderfest so dass wir unser liebgewonnenes Gefährt nicht ganz unbewacht verließen.
Mit einem Bus des öffentlichen Nahverkehrs, dessen Station ca. 200m vom Parkplatz entfern war, wollten wir gen City-Center fahren und hier stellten sich zum ersten Mal echte Verständigungsprobleme ein und es wird Zeit für einen weiteren, kleinen Exkurs:

Merke: Spätestens, wenn Du bei Ottawa den Ottawa überquert hast, bist Du nicht mehr in Kanada, sondern in Frankreich!!! Und was macht ein Franzose auf gar keinem Fall? Richtig! Englisch sprechen - oder überhaupt eine andere Sprache sprechen außer Französisch. Und so war es auch hier. Das Eishockeystadion liegt bereits in Quebec und egal ob Passanten, Busfahrer, Shop-Angestellte oder die Frau vom Burgerladen von neben an - es gab kein Englisch mehr - und keiner von uns beiden spricht Französisch.

So haben wir uns also mit Händen und Füssen im Bus verständlich gemacht und es so grade geschafft als Ausstiegspunkt den Parliament Hill (hin- und zurück) anzugeben. Dort, 3.4Km weiter, waren ja alle Anwesenden - oh Wunder über Wunder - wieder der Englischen Sprache mächtig und wir haben uns mit Handy- und Passantenhilfe zum Einstiegspunkt des nächsten Hop-On-Hop-Off-Stadtrundfahrtanbieters durchgefragt. Dieser liegt übrigens - wenn man vor dem Parlamentsgebäude steht (Gesicht dem Gebäude zugewandt) ca. 300m nach rechts, etwas den Hill hinunter und auf der anderen Straßenseite, dort, wo die Fußgängerzone beginnt. Mittlerweile - Ottawa war der heißeste Tag in für uns in Kanada - war es aber so heiß geworden (warme Jacken ), dass wir uns dazu entschlossen haben in einem nahen Café/Restaurant etwas zu trinken und um 16 Uhr die letzte Stadtrundfahrt ohne Hop-On-Hop-Off auf dem Cabrio-Oberdeck eines Doppeldeckerbusses mitzumachen.

Gesagt, getan! Pünktlich gegen 16 Uhr begann unserer Stadtrundfahrt durch Ottawa und da wir oben im Freien saßen und den Fahrtwind um uns herum hatten, war es einigermaßen auszuhalten! Die Stadt Ottawa - darin waren wir uns schnell einig, gehört zu den schönsten Städten, die wir bisher besucht hatten, wenn sie nicht sogar DIE schönste Stadt ist. Sie ist kein Hochhaus- und Glas-Monument, wie das durchaus ebenfalls faszinierende Toronto sondern besteht eher aus weniger hohen Gebäuden und vor allem aus ganz viel Grün und Wasser. Da ist z.B. der Rideau-Kanal, der sich beinahe durch die ganze Stadt zieht und der im Winter auf 8Km Länge schneefrei gehalten wird und damit zur längsten Eisbahn der Welt wird - man kann mit den Schlittschuhen zur Arbeit fahren Da ist der Ottawa selbst, der die Stadt nach Quêbec hin begrenzt. Da sind die verschiedenen Parks und Museen, die vielen Botschaften aller Herren Länder, die natürlich in entsprechenden Gebäuden untergebracht sind und in entsprechenden Lagen lieben. Da sind alte und auf alt getrimmte Villen und Villenviertel, alte und neue Kirchen und immer wieder Wasser und Grün und Schiffe und und und. Ein Traum von einer Stadt - zumal bei so einem Wetter und im Urlaub!
Zusätzlich hatten wir das Glück, das gerade an dem Sonntag, an dem wir in Ottawa waren ein besonderer Sonntag war. Es war nämlich der Tag, an dem ganz Kanada der im Dienst gefallenen Polizisten, Feuerwehrleute, Soldaten, etc. pp gedachte und in der gesamten Hauptstadt waren Einheiten der verschiedenen Abteilunge in ihren tollen und aufwendigen Festtagsuniformen unterwegs - vom Mounty bis hin zu Kilt und Dudelsack war alles dabei und bot ein zusätzliches, tolles Bild!

Nach der beeindruckenden und jederzeit zu empfehlenden Stadtrundfahrt haben wir im gleichen Restaurant - im "BierMarkt" (und glaubt mir, der Name wird dem Restaurant nicht gerecht ) zu Abend gegessen, wo wir am Nachmittag schon die Drinks genommen hatten. Gegen 19.30 Uhr wurde es uns doch immer mulmiger, wenn wir an unser "einsames" WoMo dachten und wir begaben uns per Bus zurück zum Robert-Guertin-Centre-Parkplatz. Von der Haltestelle bis zum dunklen Parkplatz gehend, sah die Gegend jetzt wesentlich weniger vertrauenserweckend aus, als am Mittag, bei strahlendem Sonnenschein und so war unsere Erleichterung groß, als wir unser WoMo unversehrt und auf uns wartend vorfanden.
Allerdings - nachdem die Sonne den halben Tag mit über 30° auf unsere RV geknallt hatte - hieß es jetzt erstmal "Generator anwerfen", damit die Klimaanlage das Gefährt Richtung "man kann drin schlafen" runterkühlen konnte. Da wir so gut wie allein auf dem Parkplatz waren störte auch keinen das Geknatter, wobei sich dieses sowieso sehr in Grenzen hielt, da der Genno im WoMo fest eingebaut war.

Nachdem wir den RV also auf Schlaftemperatur runter gekühlt hatten (warme Jacken, hatte ich schon lang nicht mehr erwähnt ) ließen wir den Tag - diesmal nur bei einem eisgekühlten Whiskey-Cola und ohne Lagerfeuer - noch einmal Revue passieren und waren dann auch bald schon fest in Morpheus Armen!