Womo-Abenteuer

Nordamerika im Wohnmobil erleben!

Erfahrungsbericht - Fifth Wheeler von Phoenix Motorhomes

5 Beiträge / 0 neu
Letzter Beitrag
jenswoelken
Offline
Beigetreten: 11.08.2021 - 13:18
Beiträge: 11
Erfahrungsbericht - Fifth Wheeler von Phoenix Motorhomes

Liebes Forum,

hier mein angekündigter Bericht zum unserem 5th-wheel Gespann von Phoenix Motorhomes.

Ich gehe zunächst auf das Gespann ein und danach auf den Vermieter. Um eine Frage vorab zu beantworten: Wir würden bei einer ähnlichen Reise dasselbe Gespann beim selben Vermieter auf jeden Fall wieder mieten!

Unsere Reisedauer waren 10 Wochen, mit unserem Sohn (5 Jahre). Details zur Reise findet ihr in meinem separaten kleinen Bericht hier: 
Once in a lifetime: 10 Wochen Westen | Womo-Abenteuer

Grundsätzlich hatten wir immer mehrere Nächte an einem Ort und wollten vor Ort mobil sein. Daher fiel unsere Wahl auf ein Gespann. Für kürzere Reisen mit kleinerer Verweildauer mag das anders sein.

Die Fakten:

Phoenix Motorhomes „Kategorie C7“
Trailer: Palomino Puma 289BHS, 34ft 5th wheel mit einem Slideout
Truck: RAM 2500 mit Crew Cab und Short Bed

 

Das Gespann:
Wir sind beide vorher noch nie Anhänger gefahren, haben uns aber intensiv mit der Theorie auseinander gesetzt und beschlossen, das Training „on the job“ zu erledigen. Da es zunächst mal durch die Wüste ging, hielten wir das Risiko für kalkulierbar.
Wir sind sehr begeistert vom Fahrverhalten des Gespanns. Im normalen Verkehr konnten wir problemlos mitschwimmen, 65mph waren kein Problem (außer in California, wo wir nur 55 durften). Schneller musste nicht sein, hätte aber auch funktioniert. Keine Probleme bei Wind, Steigungen oder Höhe, das ganze ist wirklich ausgesprochen stabil.
In der Stadt oder bei der Einfahrt in eine Tankstelle musste man natürlich sehr aufpassen, dass man keine Kurve schneidet, das war schon sehr ungewohnt. Wir haben immer versucht, vor dem Ankoppeln noch zu tanken, aber an den Interstates sind auch die Tankstellen grundsätzlich schon groß genug.
Auch der Einkauf bei Walmart unterwegs war kein Problem, man parkt etwas weiter weg und blockiert 5-6 Parkplätze, aber alles ist groß genug.

Einzig das „Rückwärts Einparken“ auf einigen Campsites war eine Herausforderung. Hier war dann Geduld gefragt. Immer wieder aussteigen, schauen, überlegen und dann die nächsten 2 Meter. Wieder aussteigen, schauen, nochmal zurück und das ganze von vorne. Zwischendurch nicht stressen lassen, dass man die Durchfahrt blockiert… Ermutigend waren die anderen Camper, die häufig zu verstehen gaben, dass sie das auch alles hinter sich haben. Sie haben auch immer anstandslos Ihr Auto weggesetzt, wenn es eng zu werden drohte.
Das abkoppeln ging ab dem 3. Oder 4. Mal recht easy, Ankoppeln vielleicht nach dem 6. Mal 😉
Im Schnitt mag der ganze Prozess ca. eine halbe Stunde gedauert haben. Je nach Campsite auch mal eine Stunde. Aber ab dem Zeitpunkt hatten wir unsere fertig eingeräumte kleine Ferienwohnung und unser Auto und es konnte losgehen.
Ach ja, den Verbrauch mussten wir natürlich in Kauf nehmen, der Schnitt des Gespanns lag ganz grob bei 25l/100km.

Der Camper:
Es handelte sich um einen Puma 289BHS. Für Fotos, auch von innen schaut Ihr Euch am besten Verkaufsbilder im Internet an, z.B. hier:
New 2023 Palomino Puma 289BHS For Sale in Walcott, IA - 5021522938 - RV Trader

Unserer sah wirklich ganz genau so aus. Er war auch von innen so groß, wie er aussieht😊
Für uns war das Teil wirklich eine kleine Ferienwohnung. Es hatte nichts mehr mit dem Wort „Camping“ zu tun. Ganz klar hatte der Camper einen großen Anteil daran, dass die Reise für uns so großartig verlaufen ist.
Hier ein paar Higlights, in der Reihenfolge unserer Wichtigkeit (subjektiv). Über all dem steht noch die Möglichkeit, Camper und Truck zu trennen und vor Ort mobil zu sein:

-Kinderzimmerchen für unseren Sohn, mit einer Schiebetür. Für uns war es wichtig, dass er nicht mitten im „Wohnzimmer“ schläft und wir uns ab dem Zeitpunkt nur noch draußen oder im Schlafzimmer aufhalten können. Für eine 3 Wochen Reise wäre das auch ok, aber für 10 Wochen wäre uns das zu eng.

-Das Schlafzimmer war auch separat, ich mag es nicht, wenn man jeden Morgen und jeden Abend von Tag auf Nacht und umgekehrt umbauen muss.

-Stauraum ohne Ende! Als wir einen Großeinkauf mit Verpflegung für 2 Wochen verstaut hatten, war immer noch Platz übrig. Alles hatte seinen Platz, nichts musste in den Reisetaschen aufbewahrt werden

-Wir hatten ein Bad mit einer echten abgetrennten Dusche mit Duschtür. Der Wasserdruck war zwar nicht toll, aber es war voll funktionstüchtig.

-Viele kleine Annehmlichkeiten: Vollwertige Küche, Riesen Kühlschrank mit ernstzunehmendem Gefrierfach, ausreichende Klimaanlage und Heizung (beides wurde benötigt!), Markiese, Außen-Griddle und der kleine Außen-Bierkühlschrank 😊

Negatives: Die Verarbeitungsqualität ließ zu wünschen übrig. Obwohl der Camper fast nagelneu war,  lösten sich diverse Blenden im Innenbereich, so dass ein paar Spalte zur Außenwand entstanden. Es ist -meiner Meinung nach- nur eine Frage der Zeit, bis die Steckdose für den Stromanschluss und das Türschloss den Geist aufgeben, sowie sämtliche Fenster-Feststeller und Fensterläden.  Füllstandsanzeigen waren unzuverlässig und hin und wieder flog die Sicherung raus. Ich glaube, diese Qualitäts-Themen gelten aber für die meisten amerikanischen RVs. Und da wir den Camper nur gemietet haben und nicht 10 Jahre behalten (schade eigentlich) war uns das dann auch egal.

Der Truck:
Auch hier: Platz ohne Ende! Unser Sohn saß in der Regel auf der Rückbank. Hin und wieder, insbesondere innerhalb der National Parks, durfte er auch zwischen uns auf den Mittelsitz. Zwar kein Schnickschnack, aber doch alles was man braucht. Und eine Rückfahrkamera, damit war einparken recht easy (ohne Trailer, versteht sich…). Power hatte er auch genug, wir hatten nie das Gefühl am Limit zu sein, auch in der Höhe. Und das, obwohl es kein Diesel war.
Wir durften damit auch unbefestigte Strassen fahren und haben das auf der Hole in the Rock road und Cottonwood Canyon road auch getan.
Auf der Ladefläche haben wir hin und wieder die Fahrräder mitgenommen und ab und zu saßen wir drauf um zu picknicken.

Sonstiges:
-Wie oben geschrieben hatten wir Fahrräder dazu gemietet. Ich eine normales Mountainbike, meine Frau ein E-Bike. Unser Sohn hatte sein Kinderrad mitgenommen (das haben wir dann da gelassen) und wir hatten den follow-me Adapter mit, so dass wir das Kinderrad an mein Leihrad anhängen konnten. Die Qulität meines Leihrades war leider nicht sehr toll, dafür war es verhältnismäßig günstig. Fahrräder dabei zu haben, hat uns aber weitere Möglichkeiten eröffnet.

-Wir hatten separat einen Generator gemietet, da wir auch Campingplätze ohne electrical Hookup hatten (South Carlsbad State Beach). Der hat zwar funktioniert, war aber unendlich laut. Da die Nachbarn aber auch nicht viel leiser waren, war das letztlich kein Problem.

Phoenix Motorhomes:
Ich hatte vorher viel gelesen über Phoenix Motorhomes, dabei vor allem viel Schlechtes. Bei genauem Hinsehen haben wir dann gemerkt, dass das was man liest sich eigentlich immer auf die gleichen zwei schlechten Erfahrungsbericht zurück geht. Das Netz gibt hier nicht viel her, das negative bleibt aber im Gedächtnis. Vor dem Buchen habe ich mich mit einem ehemaligen Kunden von Phoenix Motorhomes unterhalten, der seinerseits nur von positiven Erfahrungen berichtete. Letztlich haben wir uns getraut, da uns das Fahrzeug einfach überzeugt hat und wir sind auch froh darüber! Hier nun unsere Eindrücke:

-Der Kontakt war stets freundlich und sehr persönlich, hier gab es nichts zu meckern!

-Die Terminabsprachen waren verlässlich, das Gespann wurde im Hotel übergeben und am Campingplatz wieder abgeholt. Alles bestens!

-Der Preis war günstiger als Vergleichsangebote, wenngleich ein vergleichbares Gespann meines Wissens nirgends zu mieten ist.

-Gerichtsstand ist die USA. Jeder muss selbst wissen, ob das für ihn ein Risiko ist. Da es nicht zum Prozess kam, haben wir hier keine Erfahrung 😉

-Die AGB sind recht schwammig, ebenso die Beschreibungen bei den buchbaren Zusatzleistungen und Versicherungen. So genau weiß man da nicht, was man bekommt. Wir sind froh, dass es nicht zu einem Versicherungsfall gekommen ist.

-Die Preise haben sich nach Buchung noch erhöht. Wir haben 18 Monate im Voraus gebucht, und nach ca. einem Jahr gab es eine durchaus empfindliche Preiserhöhung. Diese sei wohl auf höhere Versicherungskosten zurückzuführen, und das war laut AGB tatsächlich erlaubt. Das war ziemlich unglücklich, hier fehlt mir ein wenig Transparenz. Letztlich war es aber alternativlos, und wir haben an der Stelle kein Fass aufgemacht.

-Wir hatten eine Reifenpanne. Hier haben wir das Vorgehen per Handy abgestimmt. Wir mussten die Kosten zwar vorstrecken, sie wurden aber anstandslos ersetzt.

-Anders sah es bei einem Ölwechsel aus, diesen mussten wir selbst zahlen, was wohl bei Langzeitmieten üblich ist.

-Auch die Endabrechnung war undurchsichtig. Ich bin nicht in der Lage, die einzelnen Positionen nachzuvollziehen. Da die Summe aber in der erwarteten Höhe war, haben wir es darauf belassen.

Ich glaube, was wir erlebt haben war der Unterschied von einem kleinen Vermieter im Vergleich zu den großen. Bei den großen weiß man genau, was man bekommt und wofür man welches Geld bezahlt. Wir hatten dagegen ein bisschen mehr Ungewissheit, dafür aber einen persönlicheren Kontakt und einfach ein unschlagbar cooles Gespann!

Wenn ich überlege, was die Reise uns gekostet hat, und was sie uns gegeben hat, dann bin ich froh zu den Menschen zu gehören, die auch einfach keine Lust haben, sich über die Kosten eines Ölwechsels zu ärgern 😊 Unterm Strich war das großartig, auch und vor allem auch wegen Phoenix Motorhomes!

Wir würden es auf jeden Fall wieder genauso machen! Schade, dass sich diese Frage nach einer „Once-In-a-lifetime-Reise“ nicht stellt 😉

Gerne könnte Ihr mich jederzeit alles weitere Fragen :)

Weiterhin Gutes Reisen!

Jens

robbelli
Bild von robbelli
Offline
Beigetreten: 07.09.2012 - 07:53
Beiträge: 8400
RE: Erfahrungsbericht - Fifth Wheeler von Phoenix Motorhomes

Hallo Jens,

vielen Dank für dein sachliches und umfangreiches Fazit. 
Ich freue mich für euch, dass ihr eine so tolle Reise hattet und so zufrieden mit eurem 5th Wheeler wart.

Liebe Grüße

Elli
Scout Womo-Abenteuer.de

suru
Bild von suru
Offline
Beigetreten: 05.03.2011 - 20:13
Beiträge: 6733
RE: Erfahrungsbericht - Fifth Wheeler von Phoenix Motorhomes

Hallo Jens,

ich finde deinen Erfahrungsbericht auch sehr interessant, vielen Dank dafür. Ist schon etwas anderes als das Gespann von Graner, wie du schreibst eher eine Ferienwohnung. Klasse, wie ihr selbst das "rückwärts einparken" gemeistert habt ohne nervös zu werden. 

 

Liebe Grüße

Susanne
Scout Womo-Abenteuer.de

Reiseberichte

geniesser66
Bild von geniesser66
Offline
Beigetreten: 23.07.2014 - 14:32
Beiträge: 657
RE: Erfahrungsbericht - Fifth Wheeler von Phoenix Motorhomes

Hallo Jens,

vielen Dank für Dein sachliches und umfangreiches Fazit. Ja, so eine Reise macht man nicht jedes Jahr.

Wir waren 2015 mit einem Pickup und Wohnwagen ( Gesamtlänge 44 Ft.) von PMH unterwegs. Hier ist unser Fazit: https://www.womo-abenteuer.de/reiseberichte/geniesser66/4-wochen-suedwes...

2018 hatten wir bei PMH eine Tour mit dem 5th-Wheeler geplant, die wir aber leider absagen mussten. Diese Tour wollen wir im September 2024 mit einem Gespann von Graner Motorhomes nachholen. Wir hatten im Vorfeld auch wieder sehr netten Kontakt mit Herrn Langenbach, aber obwohl wir damals wirklich sehr zufrieden waren hielten uns die - wie Du schreibst- recht schwammigen AGB´s von einer weiteren Buchung ab.

Mein Mann meint, dass der 5th Wheeler mit 35.000 $ eher von einem günstigeren Hersteller bzw ein günstigeres Modell ist was die Mängel bei dem neuwertigen Fahrzeug erklären würde.

 

Viele Grüße    Gabi

 

eagle eye
Bild von eagle eye
Offline
Beigetreten: 05.02.2013 - 15:06
Beiträge: 3414
RE: Erfahrungsbericht - Fifth Wheeler von Phoenix Motorhomes

Hi Jens,

vielen Dank für das ausführliche und aufschlussreiche Fazit zum Gespann aber auch zu deinem Urlaub insgesamt im anderen Post. Wenn man mal abseits des Teers unterwegs sein will ist so ein Gespann sicherlich eine interessante Alternative, vor allem wenn man die Vorteile nutzt und wirklich oft längere Zeit an einem Ort verweilt, wie ihr das gemacht habt.

Liebe Grüße, Mike

 

Experience!

Scout Womo-Abenteuer.de