Der Tag begann sonnig und uns stand unser erstes heutiges Abenteuer bevor, das erste Mal Dumpen und dann gleich als nächstes die Fahrt durch den Tunnel. An sich ist Dumpen ja überhaupt kein Drama, aber wenn man es das erste Mal macht, legt man schon eine gewisse Nervosität an den Tag, ob einem nicht die Sch... über die Füße läuft, wenn man sich dumm anstellt. Aber wir sind von unserer Schweizerin bei Roadbear gut instruiert worden, ich hatte auch den Forumsbeitrag dazu geistig inhaliert und war bereit Ingo klugscheißend zu unterstützen.
Dr. Ingo zog sich also die Chirurgenhandschuhe über (bei der Suche nach Einweghandschuhen mussten wir feststellen, das die „really messy jobs“ scheinbar nur von Frauen mit entsprechend kleinen Händen gemacht werden, entsprechend eng saßen die Handschuhe bei Ingo...), steckte den Abwasserschlauch dran, sicherte das Ende über dem Abfluss mit dem angebotenen Stein, Blackwaterschieber auf, warten, Greywaterschieber auf, Schlauch abnehmen und ausspülen, fertig. Das ist ja einfach!
Frischwasser tanken genauso problemlos, dauert nur so lange bis das Ding voll wird, da wird man fast schon wieder nervös. Sollten wir grade Teile der Titanic mit Wasser fluten, wo´s nicht hingehört? Irgendwann plätscherte es dann aus dem Überlauf und beim Betreten des Dampfers kam uns kein Wasser entgegen, also alles richtig gemacht!
Nun zum nächsten spannenden Teil des Tages, die Tunneldurchfahrt! Als wir vor zwei Tagen im Zion eintrafen und wir die Tunnelgebühr gleich entrichten wollten, erzählte uns die Rangerin, das die Straße zum Tunnel wegen Überschwemmungen und liegengebliebenem Schutt gesperrt ist. Da stand ich nun mit meiner Routenplanung und dachte an den doofen Umweg, den wir hätten fahren müssen. Zum Glück wurde die Straße dann gestern wieder freigegeben. Und so steuert der Kapitän die Titanic Richtung Tunnel, wo wir bei der Rangerin unseren Obolus für die Einzeldurchfahrt entrichten und warten, dass für uns von der Gegenseite gesperrt wird. Auch ohne Lotsen fahren wir konzentriert in der Mitte der Straße sicher durch die „Meerenge“ und stellen wieder mal fest: Das war ja einfach!
Leider verpassen wir hinter dem Tunnel den Parkplatz für den kleinen schönen Canyon Overlook Trail, ich wusste zwar dass der hinter dem Tunnel kommt, aber mit so knapp dahinter hatte ich nicht gerechnet. Wir fanden auch kein passendes Plätzchen für unseren dicken Dampfer und so routiniert waren wir noch nicht, dass wir die Titanic dort wenden wollten. Trotzdem haben wir noch einige schöne Ausblicke bei strahlendblauem Himmel auf den wunderschönen Zion Park genießen können. So hatten wir uns das vorgestellt mit dem Südwesten! Ein wenig wehmütig verlassen wir den Park Richtung Bryce Canyon. Hier hätte man locker noch einen weiteren Tag verbringen können.


Die Strecke zum Bryce ist jedoch schön und sehr abwechslungsreich, man mag gar nicht drüber nachdenken, was man alles sehenswertes links und rechts der Straße liegen läßt... Am Bryce Canyon angekommen, kümmerten wir uns zunächst um einen Übernachtungsplatz, ich hatte nichts reserviert. Wir gondelten über den North CG, aber der gefiel uns mal so gar nicht und Platz hatte es dort auch nicht für uns. Also weiter zum Sunset CG, dieser gefiel uns besser. Hier gab es zwar eine ganze Reihe freier Sites, aber mit der Titanic kann man halt nicht überall anlegen und ein schöner Platz soll es bitteschön auch noch sein. Schließlich wurden wir fündig, stellten aber gleich fest, dass wir hier wohl leveln müssen. Ne Wasserwaage hat man in der Regel ja nicht dabei, also entstand das neue Ritual mit Hilfe einer liegenden Bier- oder Cola-Dose auf dem Esstisch das Gefälle zu bestimmen.
Schließlich lag die Titanic sicher im Hafen und wir machten uns auf den Weg zum Sunset Point, um einen ersten Blick in den Canyon zu werfen. Am Rim angekommen, staunten wir voller Begeisterung, was die Natur für Wunder vollbringt. Für mich wirkt das Amphitheater wie eine von außen betrachtete riesige verschachtelte Kathedrale in den unglaublichsten Schattierungen von weiß über gelb, orange und rot. Zinnen, kleine Türmchen und filigrane Stützstreben, alles dicht an dicht. Absolut beeindruckend! Leider bedeckte sich der Himmel... Vom Sunset Point aus fuhren wir mit dem Shuttle bis zum Bryce Point und wanderten trotz des eher trüben Wetters an der Canyonkante entlang. Zwischendurch sahen wir, dass sich ordentlich dunkle Wolken zusammenbrauten und schon fing es auch an zu regnen. Ich war froh um meine neue Regenjacke, die wir im Outlet in Las Vegas erworben hatte. Der Regen kam aber ziemlich waagerecht, am Ende tropfte es ziemlich von unseren Hosen, es war biestig kühl und mal wieder das Zitat: You´re in the desert...
Am Inspiration Point wurden wir dafür aber mit einem beeindruckendem Regenbogen belohnt und die nassen Steine bekamen deutlich mehr Kontur, so dass wir noch einige schöne Fotos machen konnten.


Auch wenn wir zwischendurch schon ein bißchen gejammert haben, dass das Ganze bei Sonne irgendwie schöner wäre. Auf Höhe des Sunrise Points haben wir uns dann in einem Souvenirshop etwas aufgewärmt. Erschöpft von den vielen Eindrücken sind wir dann zur Titanic zurück und haben dann wegen der feuchtkalten Witterung den Abend bei gekochtem Essen und Grog (es war echt frisch!) ausklingen lassen.
Am nächsten Morgen war´s bitterkalt im WoMo und wir mochten gar nicht so recht unter den schönen warmen Decken von Roadbear raus. Schließlich haben wir uns aber doch durchgerungen und sind dick eingemummelt im Dunklen zum Sunrise Point marschiert. Hier war schon reichlich an teurer Fototechnik aufgefahren worden und wir fanden grad noch ein Plätzchen für Ingos Stativ. Leider wurde die zuerst herrschende andächtige Stille ziemlich bald von Horden weiterer Touristen durchbrochen. Eigentlich schade, dass manche immer alles lautstark kommentieren müssen. Die Sonne musste sich zwar erst an einigen Wolken vorbei kämpfen, aber es war trotzdem ein lohnenswertes Schauspiel.

Trotz dicker Klamotten kamen wir ein wenig durchgefroren am WoMo wieder an und belohnten uns für unser tapferes Aufstehen mit einem feisten Frühstück aus Speck und Eiern! Nachdem die Sonne sich hervorgekämpft hatte und es etwas wärmer war, packten wir unsere Wanderrucksäcke mit reichlich Wasser (You´re... na ihr wisst schon) und machten uns auf in das Amphitheater hinabzusteigen. Wir liefen den Queens Garden Trail hinunter, wo es noch recht voll war und bogen dann auf den Peek-a-boo-Trail ab. Hier verschwanden die Massen und es war sehr beeindruckend, die Felsformationen aus dieser anderen Perspektive zu betrachten.


Zwischendurch überraschte uns mal wieder der Regen mit Gewitter, aber danach riss die Bewölkung wieder auf und es wurde richtig warm auf dem Rückweg. Leider war der Navajo Loop Trail in Teilen gesperrt, so das wir wieder über den Queens Garden Trail aus dem Canyon gestiegen sind. Abends wurde es wieder empfindlich kühl, so dass wir nur kurz draußen gesessen und es und dann im WoMo gemütlich gemacht haben.
Am nächsten Morgen haben wir etwas länger im Bett rumgelegen und drauf gewartet, dass es mal wärmer wird im WoMo. Immerhin schien aber die Sonne und so sind wir nach dem Frühstück aufgebrochen, um mit dem WoMo noch die Viewpoints am Ende des Bryce Canyon abzuklappern.
Es empfiehlt sich bis zum Rainbowpoint durchzufahren und dann auf der Rücktour an den zwischenliegenden Viewpoints zu halten, dann fährt man gleich auf der richtigen Seite. In der Summe haben uns die Ausblicke dort, aber nicht mehr ganz so vom Hocker gehauen, vll war auch schon ein Übersättigungseffekt da nach den letzten zwei Tagen.
Wir verließen den Bryce Canyon und haben noch die Gelegenheit genutzt das erste Mal zu tanken. Tja, tanken in den USA. Schon faszinierend wie beliebig kompliziert man so einen an sich einfachen Vorgang gestalten kann. Ich bin nicht sicher, ob wir bis zum Ende unserer Reise zweimal das selbe erforderliche Prozedere vorgefunden haben. Am Ende war der Tank der Titanic aber voll und wir machten uns auf den Weg zum Kodachrome Basin State Park.
Hier hatte ich im Vorfeld ein wenig Überzeugungsarbeit bei Ingo leisten müssen, da ihm der zu unbekannt schien. Als wir jedoch dort bei strahlendem Sonnenschein ankamen und unsere reservierte Site bezogen hatten, waren alle Zweifel verflogen. Der Park mit dem Campground ist ein kleines aber feines Schmuckstück! Der CG ist extrem gepflegt, sogar die Feuerstelle war fein säuberlich ausgefegt, das Sanitärgebäude ein Traum und endlich bekamen wir auch Feuerholz zu kaufen.
Wir sind dann zunächst, weil es schon gegen Mittag war und tatsächlich mal angenehm heiß wurde, nur noch den kurzen aber sehr schönen Nature Trail gelaufen und haben dann ein wenig nachmittägliche Siesta mit einem gepflegten Bier gehalten. Wir saßen im Schatten unserer Markise und fühlten uns einfach pudelwohl!
Gegen späteren Nachmittag haben wir uns dann nochmal aufgerafft und sind auf dem Panorama Trail gewandert. Wir waren restlos begeistert, haben unzählige Fotos gemacht und einfach die spannende Landschaft genossen.


Zurück am Campground freuten wir uns über einen eisgekühlten Gin Tonic und befanden, dass das doch irgendwie schöner wäre als Grog trinken. Wir haben dann noch gegrillt und endlich auch mal am abends Lagerfeuer gesessen und die Sterne bewundert. So ein toller Tag!
Moin Anja,
lange nichts mehr von Dir gehört. Wann fahren wir weiter ? In meinem RB bin ich fast bei euch angekommen
( Bryce ist der nächste Tag )
Liebe Grüße
Matthias
Scout Womo-Abenteuer.de
Südwesten USA in 5 Wochen Herbst 2014
Hallo Anja
ein tolles Bild vom Inspiration Point!!! Wir waren vor 2 Jahren zuletzt hier und die Sehnsucht nach einer weiteren Tour ist groß!
Weiterhin gute Reise
Liebe Grüße
Werner
Eine Reise gleicht einem Spiel. Es ist immer etwas Gewinn und Verlust dabei - meist von der unerwarteten Seite.“ (Goethe)
Hallo zusammen,
ja irgendwann geht es hier auch weiter. Manchmal gibt es halt Dinge im Leben die wichtiger sind: Gesundheit zum Beispiel. Auch die für Mai geplante Tour nach Kalifornien steht deswegen noch völlig in den Sternen und wird wohl noch umgestrickt werden müssen, falls ich sie überhaupt antreten kann.
Manchmal tut es gut, zur Ablenkung hier im Forum zu lesen. Manchmal ist es aber auch betrüblich, wenn man dran denkt, dass man eine Reise, für die man schon fast ein dreiviertel Jahr geplant hat, vielleicht zu den Akten legen muss.
Ich schaue mal, ob ich überhaupt "einen Kopf dafür habe" den Reisebericht weiterzuschreiben und wie es mir dabei geht. Vielleicht beflügeln die vielen positiven Erinnerungen ja auch...
Zumindest freut es mich, dass der eine oder andere doch wissen mag wie´s weitergeht.
Schöne Grüße
Anja