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Nordamerika im Wohnmobil erleben!

Honeymoon 2010 - lang, lang ist es her!

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Dernibald
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16.05.2010: Spaß kostet. 2 $ pro Minute.
Heute war, man glaubt es kaum, ein Relax-Tag eingeplant. Herrlich sich morgens nochmal umzudrehen und dann lange, gemütlich und ausgedehnt in der Morgensonne zu frühstücken. Als wir fertig waren und noch die Wärme und die herrliche Luft genossen bekamen wir Besuch. Nicht von den amerikanschen Site Nachbarn im 40ft-Moterhome mit Hummer als Begleitfahrzeug, sondern von einem Waran. Der Biologe wird es wahrscheinlich als Eidechse klassifizieren, aber er/sie/es war einfach riesig. Nicht so wie die vielen Eidechsen, die wir z.B. im Joshua Tree NP gesehen hatte, mindestens dreimal so groß. Mindestens. Der Waran flitze dann auch nicht hektisch über den Platz, sondern ging langsam und bedächtig über unsere Site, zielsicher zu dem einzigen Pflänzchen, welches sich getraut hatte durch den Schotter-/Sandboden zu wachsen. Ein Blick, ein Biss, die Beute war erledigt. In aller Seelenruhe ging der Waran wieder ins Gebüsch um sein Frühstück zu vertilgen. Wir hatten die Vermutung, dass dieser hier als Platzwart eingestellt ist und die Sites von Unkraut freihält.
Nach dieser für uns bis dato spektakulärsten Tiersichtung der Reise rafften wir unsere sieben Sachen zusammen und machten uns auf in Richtung Wahweap Marina. Zu Fuß über die Grenze nach Utah, Uhren eine Stunde vorgestellt.
 
 
Nach 20 Minuten Fußweg fällt mir ein, was ich vergessen habe: meine ID. Der Plan ein Boot zu mieten und eine kleine Tour über den Lake Powell zu drehen war binnen Stunden von einer wirschen Idee meinerseits zu einem konkreten Plan gereift. Geistesgegenwärtig hatte ich zuletzt noch meine Kreditkarte eingesteckt, mit 50 $ Bargeld würde man wohl nicht weit kommen. Dass dazu noch eine ID sinnvoll wäre, daran habe ich so schnell nicht gedacht. Also wieder zurück nach Arizona, Uhren wieder eine Stunde zurück. Am Ronny angekommen, ID geschnappt und wieder nach Utah, Uhren eine Stunde vor. Nach weiteren 10 Minuten rege ich mich fürchterlich auf. Warum? Führerschein liegt im WoMo. AAAHHH. Zurück zum Camground, über die Zeitzonengrenze, Uhren umgestellt. Führerscheingeholt und erstmal eine Pause gemacht. Wir waren ja schließlich schon bald zwei Stunden unterwegs. Wieder in Richtung Utah, ob wir die Uhren umgestellt haben wussten wir dann irgendwann nicht mehr, aber war ja auch eigentlich völlig egal.
 
Endlich am Bootsverleih angekommen muss ich doch arg verhandeln bis ich endlich ein Boot mieten kann. Es gibt Hausboote für längere Touren, Power-Boats mit 225 PS und "small ones" mit nur 150 PS. Die sind aber viel zu gering motorisiert um den See genießen zu können. Hallo? Aus meiner Kindheit und Jugend habe ich Erfahrung damit ein kleines Boot zu fahren. In diversen Gewäsern in und um Dänemark habe ich mit meinen Eltern mit einem Schlauchboot und 4-PS-Motor in vielen, vielen Urlauben meinen persönlichen Führerschein gemacht, ich traue mir also ohne weiteres zu ein Boot zu steuern. Und da ich weiß, wie schnell ein Boot mit 4 PS fahren kann, bin ich überzeugt, dass das kleine mit 150 PS ausreicht, wobei wir auch nicht auf der Flucht sind, sondern die Fahrt auch ein wenig geniessen wollen. Zumal das größere Boot deutlich teurer sein soll.
 
Irgendwann ist der Papierkram erledigt und Emily (ein 18-jähriges blondes Püppchen) erklärt uns das Boot. Lenken wie im Auto, mit dem Hebel vor und Zurück. Alles ganz easy. Und es gibt rote und grüne Bojen. Have fun. Alles klar, Motor ins Wasser, rückwärts ausgeparkt und locker aus dem Hafen raus. Auf "hoher See" oder besser gesagt "hohem See" dann mal vorsichtig den Hebel nach vorne und: "Junge, ich sag Dir, da drückst Du nur einmal ganz vorsichtig aufs Gas und - BÄNG - hast Du die Schallmauer durchbrochen." (Ralf Richter als Kalle Grabowski).
 
 
Es kommt so wie es kommen muss, ich habe Blut geleckt und will nur noch Vollgas, Jenny lieber cruisen "an Deck" liegen Sonne und Landschaft genießen. Wir einigen uns auf einen guten Kompromiss und drehen eine Runde über den Lake Powell. Zuerst bestaunen wir den Glen Canyon Damm von unten, dann geht es weiter zu einem engen Seitencanyon und schließlich mit einem großen Bogen durch eine Engstelle zurück.
 
 
 
Beim obligatorischen Tanken fällt mir die Kinnlade runter. 90$. Was? In zwei Stunden? Über 20 Gallonen? Da kann was nicht stimmen. Boot wieder bei Emily abgegeben, alles kein Problem. Zurück zum Office, die Tankrechnung macht auch dort stutzig. Der Vorschlag ist, dass der Verleiher 50% der Tankrechnung übernimmt, damit zahlen wir wohl immer noch zu viel, aber es ist ein Entgegenkommen und argumentativ wird es mir sonst auch zu anstrengend. Für Bootmiete, obligatorischer Versicherung und Sprit ca. 250 $ bezahlt, also ca. 2 $ pro Minute. Spaß kostet halt. Und Spaß hat es gemacht! Wer Interesse hat, kann ja mal versuchen in Deutschland ein vergleichbares Motorboot zu mieten, mit Autoführerschein, Kreditkarte und sonst nix wink
 
Den Rest des Tages verbringen wir am Strand, beschließen doch keine Nudeln zu kochen wie eigentlich eingeplant sondern nochmal den Grill anzuwerfen. Im Campground-Shop für sündhaft teures Geld diverse Schweinereien (und Geflügelreien und Rindereien) gekauft und ab zum Ronny. Gibt es was schöneres, als auf einem Campingstuhl zu sitzen, zu grillen, sich von der Abendsonne wärmen zu lassen, ein kaltes Getränk aus dem Kühlschrank zu holen und den Blick über den See schweifen zu lassen? Mit Sicherheit. Aber mit Sicherheit auch nicht viel. Als es leider viel zu schnell dunkel wird, stehen wieder Millionen Sterne am Himmel, Wahnsinn.
 
Fazit des Tages: Wir haben heute für eine 2-Stunden-Aktivität einen ganzen Tag geopfert. Hätte man auch schnell vormittags machen können und dann weiter, aber so sind wir fast schon tiefenentspannt. Urlaub! Oder anders ausgedrückt:
Wie oben geschrieben, Spaß kostet. Also:
Spaß = Geld
Wir alle wissen, Zeit ist Geld, also auch:
Geld = Zeit
Daraus folgt dann:
Spaß = Zeit
Dernibald
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Beigetreten: 31.08.2012 - 21:16
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3 Minuten...

... nach dem Eintrag schon der Link auf der Startseite. Wahnsinn.

cBerti
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Wahnsinns BVB

.. schnelles Pressing,

man sieht sich am Dienstag im Tempel Wink

Mat frëndleche Gréiss, Claude
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In the end, it’s not the years in your life that count. It’s the life in your years.

Dernibald
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17.05.2010: Nächster Halt: Schnapsladen

Nach dem Relax-Tag gestern sah der Plan für heute wieder einige Meilen vor. Im Vorfeld hatte ich mich ausgiebig mit dem Plan beschäftigt über die Cottonwood-Canyon-Road zum Bryce NP zu fahren, da die Strecke kürzer und mit Sicherheit auch Interessanter ist. Aber hier siegte die Vernuft über die Abenteuerlust und wir nahmen die "langweilige" Strecke über Kanab unter die Räder. Die diversen Highlight links und rechts der UT89 haben wir leider auch da liegen lassen, nämlich links und rechts, zu groß war die Verlockung und das Ziel im Bryce eine etwas größere Wanderung zu machen. Diverse Hoodoos bleiben also auf der To-Do bzw. der To-Visit-Liste zurück. In Kanab wollten wir noch diverse Vorräte auffrischen, Benzin und Lebensmittel haben wir dann auch Problemlos bekommen.

Allerdings tauchten zwei Probleme auf. Erstens: Unsere beiden SD-Speicherkarten für den Fotoknipsomaten waren fast voll. In drei Läden waren überall SD-Karten aus, selbst im örtlichen Radioshak. Als wir fast die Hoffnung aufgegeben hatten und schon zweimal die ganze Stadt durchquert hatten, hat es dann doch noch geklappt. In einem Fotogeschäft in einem Supermarkt konnte uns eine Mitarbeiterin (auch hier: SD-Karten aus!) die Fotos der SD-Karten auf eine DVD ziehen. Das dauerte zwar eine halbe Stunde, aber es war günstig und hat geklappt. Zum Beweis zeigte die Dame uns ein Foto der DVD, und zwar das letzte was mit der Kamera aufgenommen worden war, auf dem Weg vom Lake Powell nach Kanab. Tolle Hoodoos kann auf der Strecke ja jeder ablichten, ich entschied mich für ein anderes Motiv:

Immerhin haben wir alle drei gegrinst. Zwischenzeitlich nutzen wir die Zeit und schlenderten durch besagten Supermarkt. Irgendwann kam uns die Idee, dass wir doch eine Flasche Wein kaufen könnten um diese abends gemütlich im Bryce zu verzehren. Das führte und zu Problem zwei: Alkohol. Um es hier nicht länger als nötig zu machen: Gab es nicht. Bei unserem eigentlichen Einkauf hatten wir den auch gar nicht vermisst, stand doch weder Wein noch Bier noch sonstwas auf unserer Einkaufsliste. Aber alleine die Tatsache, dass man hier keinen Wein kaufen konnte, steigerte unseren "Appetit" daruf ins unermessliche. Aufgrund eines Tipps eines Kassierers fuhren wir also ein paar Meilen in Richtung Fredonia, AZ. Direkt hinter der State-Grenze war er da, der Schnapsladen. Dieser war gefühlte 40m breit und 5m tief und bestand aus einer ebenso breiten Theke mit 1 Million Schnapsflaschen dahinter. Wir suchten uns zwei Weine aus, waren aber dem Gefühl des "Jetzt-oder-nie"-Druckes unterlegen. So wanderten auch noch zwei Flaschen Whiskey über die Ladentheke. Bis dahin hatten wir neben ein paar gemütlichen Bieren abends am Lagerfeuer (ok, und dem Sekt am Grand Canyon) keinen Alkohol auf der Reise zu uns genommen
 
Alleine durch das de-facto-Alkoholverbot in Utah haben wir einen Umweg in Kauf genommen um in Arizona Schnaps zu kaufen. Wenn es diesen in Utah ganz normal zu kaufen gegeben hätte, hätte ich den nie vermisst und nie gekauft! Das ist jetzt keine wissenschaftlich fundierte Analyse, aber ich habe den Eindruck, dass Verbote erst "Verlangen" generieren. Wer in NRW in der Nähe zur niederländischen Grenze wohnt, weiß vielleicht was ich meine. Ob dieses Prinzip auch auf andere Lebensbereiche, wie zB "politische" Gruppierungen oder "propagandistische" Videos übertragen lässt? Ich werde darüber mal nachdenken…
 
Zurück in die Zuk… ähh Vergangenheit. Auf dem Weg von Kanab über die 89 gen Norden habe ich zeitweilig das Gefühl durch die dritte Welt zu fahren, gottverlassen und verarmt, so ist zumindest der Eindruck der bei mir hängengeblieben ist. Auch der Diner kurz vor der Kreuzung zur 12, den wir um zwei Kaffe-To-Go erleichtern, verstärkt dieses Gefühl. Bald darauf erreichen wir den Bryce und stoppen kurz am VisitorCenter. Der Trail des Tages sollte glaube ich der Navajo Loop werden, bin mir aber nicht mehr so sicher. Dieser Trail jedenfalls ist nach 100m gesperrt. Bergrutsch- und Einsturzgefahr! OK, dann lieber nicht. Alternative ist eine beliebte Kombination, über die vielen Switchbacks in den Canyon, ein Stück nach Norden und wieder hoch. Geht leider auch nicht, da der Trail nach 400m temporär für Dreharbeiten gesperrt ist. Wir sehen in der Tat eineige Kameraleute die neben der Landschaft auch Interviews filmen. Es hat sich hinter der Absperrung bereits eine größere Gruppe an Hikern angesammelt, ca 150 Leute. U.A. auch eine Busladung Franzosen. Da wir keine Lust haben mit der Meute den Weg zu machen, entscheiden wir uns umzukehren. Nach einem kurzen Stimmungstief nehmen wir die gleiche Runde in anderer Richtung in Angriff, also geht es zunächste eine Zeit gemütlich am Rim entlang.
 
Der Abstieg, der Weg durch den Canyon sowie der anstrengenden Aufstieg sind zwar anstrengend, aber absolut sehenswert. Leider verfallen wir z.T. etwas in eine Art Laufschritt, so dass wir die Schönheit des Bryce nicht voll aufnehmen können. Nun gut, morgen ist auch noch ein halber Bryce-Tag eingeplant. Als wir am Ronny ankommen ist es auch schon Zeit den North Campground aufzusuchen, was uns ohne Schwierigkeiten auch gelingt. Das manövrieren in die sehr enge, unebene und kurvige Site verlangt uns da schon mehr ab. Nach einem weiteren Spaziergang zum Souvenier-Shop entscheiden wir uns dazu Nudeln zu kochen und im WoMo zu bleiben, denn draussen ist es jetzt schon empfindlich kalt. Da wir den Generator nicht anwerfen wollen/dürfen, nutzen wir die in Fredonia erworbenen "Wärmflaschen" um für die abendliche Gemütlichkeit zu sorgen. Ohne zu viel zu verraten, diese Abendgestaltung wird Auswirkungen auf die geplante Aktivität des nächsten Vormittags haben.
 
Fazit des Tages: Auf der 89 viel verpasst. Juhuu! Die Planung Mai 2017 (Oneway Denver-San Diego) steht! Auf der 89A viel mitgenommen. Auf der 63 viel gesehen. Im C25 viel gefroren.


Dernibald
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Beigetreten: 31.08.2012 - 21:16
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18.05.2010: Die Oase in der Wüste
Geplant war eine 4-5 Stunden Wanderung in den Canyon. Nicht geplant war mit gefrorenen Gliedmaßen um 10 Uhr aus dem Alkoven zu kriechen. Ergebnis war, dass wir umdisponierten und einen lockeren Spaziergang am Rim entlang zum Bryce Point zu machen.
 
 
Schon auf den ersten Metern wurde uns klar, dass auch hier der ein oder andere Höhenmeter zu bewältigen ist. Bei Sonnenschein, aber knackig-kalten Temperaturen gingen wir am Rim entlang, mit herrlichen Blicken und ab und an auch noch Schneeresten unter unseren Füßen. Am Bryce Point standen wir staunend auf der Aussichtsplattform, als sich innerhalb von Minuten der Himmel zuzog und Petrus die Schleusen öffnete. Regen, Wind und Hagel. Es war noch ein Stück von der Apokalypse entfernt, aber ruckzuck waren alle Touris in ihren Bussen und Autos zurück. Nur wir standen auf der Aussichtsplattform und genossen das unwirkliche Schauspiel.
 
Inzwischen hatten sich auch Schneeflocken unter den Hagel gemischt, so dass ich erwähnte, wir könnte ggf. auch mit dem Shuttlebus zurückfahren. "Jetzt ziehen wir das auch durch!" war die unmissverständliche Antwort. OK, also wieder den gleichen Weg zurück. Wir wurden für unsere Tapferkeit belohnt, und das Unwetter war so schnell verschwunden wie es gekommen war. Nach einer heißen Dusche im Ronny waren wir einsatzbereit und wir verließen mit etwas gemischten Gefühlen diesen Nationalpark. Schön, faszinierende Gesteinsformationen, schöne Wandermöglichkeiten, aber der Funke wollte nicht richtig überspringen.
 
Das Tagesziel war der vorgebuchte Watchman-Campground im Zion NP, wo wir zwei Nächte verbringen wollten, so dass wir heute nur noch da ankommen mussten. Der direkte Weg durch den Zion-Tunnel war nach meinen Recherchen mit einigen Problemen behaftet. Der Gebühr von 15$, der Tatsache, dass hier aufgrund des One-Way-Konzeptes mit Wartezeiten am Tunneleingang zu rechnen wäre, und dem unwägbaren "Alert" auf der NP-HP. Stundenweise Sperrungen der 11 waren "due to roadwork" einzukalkulieren. Unter Abwägung aller Argumente entschlossen wir uns also zum Südeingang des Zion zu fahren, und auf dem Weg dem Coral Pink Sand Dunes State Park einen Besuch abzustatten. Der aufmerksame Leser wird sich an den Titel des Tages erinnern, schließlich ist der CPSDSP eine kleine aber feine Sandwüste. Falsch geacht. Eine Oase haben wir hier (noch) nicht gefunden. Wir entern den Park über die "grüne" Grenze, da wir einfach auf einem Parkplatz vor dem eigentlichen SP-Eingang Halt machen. Ich kann jetzt verstehen, warum es bestimmt keinen Spaß macht wenn man sich in der Sahara verläuft, und dann durch Tiefsand versuchen muss den richtigen Weg zu finden. Extrem anstrengend so eine Sanddüne hochzulaufen, man kommt kaum vom Fleck sondern versinkt tiefer im Sand.
 
 
Nachdem wir uns ein bisschen ausgetobt haben, geht es die Co Road 43 weiter Richtung Süd-Westen, Richtung Grenze zu Arizone um dort dann auf den Highway 389 zu stossen, grob Richtung Colorado City. Utah Ende, Pavement Ende. Der Co Highway 237 ist in Arizona wohl nicht so wichtig. Mist. Was tun? Zurück und doch durch den Zion? Oder zurück und über Kanab und Fredonia die Ostkurve? Oder Augen zu und durch? Wir entscheiden uns abenteuerlustig für Alternative 3.
 
Sind nach meinen Schätzungen auch nur 6-8 Meilen über die Kies-/Sandstrecke. Nur, wenn man mit 5-7 mph dahintuckert und trotzdem betet dass nicht ausgerechnet hier eine Achse bricht, dauert auch eine so kurze Strecke ganz schön lange. Die Straße ist knochentrocken, es rappelt und scheppert, wir haben Angst, dass irgendwas zerbricht. Aber zu langsam zu fahren ist auch keine Lösung, denn hin und wieder ist es o (tief-)sandig, dass ich hier auch nicht steckenbleiben möchte. Das Foto zeigt einen etwas besseren Teil der Strecke, wo wir noch Ruhe für ein Foto hatten:
 
 
Ein Ami mit riesigem Pick-Up mit Anhänger überholt uns im vollen Tempo, im Anhänger eine Kuh. Was muss das arme Tier durchgeschüttelt worden sein! Wir schleichen und holpern weiter und krallen uns an Lenkrad und Türgriffen fest. Die Strecke will und will nicht enden! Plötzlich stehen wir vor einen Zaun und fürchten vor einem Feld zu stehen und in eine Sackgasse geraten zu sein. Aber direkt davor ist ein Tor im Zaun geöffnet wo anscheinend die "Straße" verläuft. Wir sind jetzt schon so weit auf dieser Piste gefahren, umkehren ist keine Option. Zumindest sieht es irgendwann wieder so aus wie auf dem Bild, und dann entdecke ich was am Horizont, es ist, nein, wirklich, ja doch, es ist Asphalt! Juhuu! Da ist sie! Die erlösende Oase in der Wüste. Genau so haben wir uns gefühlt, erst verloren und verwirrt, dann ungläubig und schließlich überglücklich! Voller Euphorie fahren wir die letzten Meter und sind dann erstaunt wie ruhig und leise unser Cruise America Ronny über die Strasse gleiten kann.
 
Nach dieser Erfahrung gehen wir keine Experimente mehr ein und fahren brav über Hurricane zum Zion NP. Als wir dort ankommen ist der Campground full, nix zu machen, vor uns werden zwei WoMos weggeschickt. Zum Glück haben wir reserviert, eine River-Site! Wir schmeissen den Grill an, sitzen in der Abendsonne und genießen den lauen Frühsommerabend, nach der kalten Nacht im Bryce und den aufregenden Meilen am Nachmittag.
 
Fazit des Tages: Es war mir als westdeutscher Großstadtmensch nicht bewusst, dass kleine Straßen bei Googlemaps im Westen der USA tatsächlich nicht asphaltiert sein können. Eine nicht asphaltierte Straße war mir bis dahin anscheinend so fremdartig, dass ich mir über die Alternative kaum Gedanken gemacht habe. Ich werde nach diesem Erlebnis definitiv keine solche Straße mehr befahren. Definitiv. Außer vielleicht im nächsten Jahr zu den Fisher Towers wink
 
 
 
Dernibald
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Beigetreten: 31.08.2012 - 21:16
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19.05.2010: Utah ist sinnlos- aber schön!
Der zweite ganztägige Wandertag nach dem Grand-Canyon-Hike dieses Urlaubes stand an. Und wer sich mit möglichen Wanderungen im Zion beschäftigt wird über kurz oder lang auf den Angels Landing Trail stossen. Also ab in den Shuttle-Bus, an der Haltestelle "The Grotto" ausgestiegen und los geht’s.
 
Die ersten Meilen bergauf auf dem richtigen Weg sind bis auf die Steigung ganz normal zu bewältigen, aber dann… Uns hat es großen Spaß gemacht an den Ketten die letzte Strecke zum Gipfel zurückzulegen. Aber weil wir wieder einmal etwas zu spät aufgebrochen sind, kommen uns schon viele, viele Leute entgegen, und da wird es dann manchmal kritisch. Sowohl beim Auf- als auch beim Abstieg später haben immer alle gegenseitig Rücksicht aufeinander genommen, trotzdem kam es zu der ein oder anderen Situation, die auch anders ausgehen kann. An einer wirklichen Engstelle, wo definitiv nur eine Person klettern kann weil es zur einen Seite 300m senkrecht runter, zur anderen Seite 20m senkrecht rauf ging, war eine junge Frau (so um die 20) einer Gruppe nicht mehr in der Lage weiterzugehen. Ich kann verstehen, wenn man es da plötzlich mit der Angst zu tun bekommt, dass es dann schwierig wird weiter zu gehen. Glücklicherweise konnte die Dame von ihren Freundinnen nach 5 Minuten so weit beruhigt werden, dass sie ein paar Meter weiter runter ging. So konnte nach und nach der Stau, der von beiden Seiten entstanden war, langsam aufgelöst werden.
 
Vielleicht könnte man über ein Permit-System nachdenken, dass zB nur eine bestimmte Anzahl an Leuten pro Stunde die letzten Meter in Angriff nehmen dürfen. Aber wahrscheinlcih muss erst (noch) etwas passieren, bis so eine Regelung kommt. Nicht dass ich falsch verstanden werde: M.E. muss nicht alles immer reglementiert werden, und es wird ausreichend auf die Gefahr hingewiesen, jeder Erwachsene Mensch hat das Recht auf seine eigene Entscheidung, aber hier kann die Fehleinschätzung eines Einzelnen viele andere unbeteiligte in Gefahr bringen.
Genossen haben wir die Aussicht trotzdem, ein gutes Gefühl als Engel dort oben über dem Canyon zu trohnen!
 
 
Nach einem ereignislosen und zügigen Rückmarsch auf dem unteren Teil des Trails stärken wir uns und fahren zum Endpunkt des Canyons, dem Tempel of Sinawawa. Auf der Fahrt dorthin berichtet der Busfahrer vom Angels-Landing-Trail, steile Klippen "only 3 feet wide", ein Raunen und Staunen geht durch den Bus. Ich bekomme eine Gänsehaut, wir grinsen uns an und sind glücklich und überwältigt zugleich. Der anschließende Riverside-Walk ist schön, nicht mehr, nicht weniger. Die Narrows leider gesperrt, wegen des zu hohen Wasserstandes. Sperrung war aber unnötig, bei den Temperaturen hätte sich da eh kein Tourist reingetraut. Mein amtlich anerkannter Temperatur-Zeh stellt einen Wert von 2,1 Grad Celsius fest.
 
 
Da unsere Füße aber eine Abkühlung vertragen können, nutzen wir diesen Eisfluss. Kurz bevor diese einfrieren gehen wir zurück und fahren zur Lodge um uns ein Eis zu kaufen und viele, ich glaube alle, Emerald Pools zu erkunden. Nach einer kurzen Shuttle-Bus-fahrt machen wir den vierten Trail des Tages, oneway zurück zum Campground. 
 
Heute beeilen wir uns etwas beim Essen und frischmachen, weil wir noch kurz nach Springdale in die Stadt wollen um irgendwo gemütlich was zu trinken. Wir entern den erstbesten Laden, tragen unseren Wunsch vor und werden in den "Saloon-Bereich" gebeten. Gemütlich hier. Unsere Bestellung (Bier und Cocktail) kann so nicht ausgeführt werden. Aufgrund "silly Utah Law" (O-Ton Kellnerein) müssen wir was zu essen dazu bestellen. OK, wir nehmen das billigste auf der Karte. Kurze Zeit später bekommen wir ein halbes Fass Bier, einen wunderschönen Cocktail und einen großen Korb mit Tortilla Chips und Salsa-Sauce.
 
 
Auf dem Foto erkenne ich gerade den Namen des Lokals, Wildcat Willies. Also von mir eine Empfehlung. Zwei, drei Runden später machen wir uns auf den Rückweg. Als ich die Rechnung sehe, fall ich fast vom Glauben ab. Der rieseige Korb mit Tortillas und Salsa kostet wahnwitzige 25!!! Nein, nicht Dollar, Cent! Verbote sind sinnlos.
 
Kurz vor dem Eingang zum Zion NP steht uns plötzlich ein riesiger Hirsch Aug in Aug gegenüber. Da er mindestens so überrascht ist wie wir und deutlich schneller reagieren kann, ergreift er schnell die Flucht. Wir sind froh, dass wir eine River-Site haben, so finden wir den Ronny ganz einfach...
 
Fazit: Zion ist super! Voller schöner Farben, baluer Himmel, rote Steine, grüne Pflanzen! Schöne Wanderungen, ein prima Shuttle-System, ein toller Campground, wer will hat sogar ein bisschen Zivilisation. Die Erwartungen, die der Bryce nicht ganz erfüllen konnte, hat der Zion dafür deutlich übertroffen. Fast bedaure ich, dass es morgen nach Vegas geht...
 
 
 
 
 
Bernhard
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Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
Beiträge: 16331
deutsch !

Hallo Dernibald,

... und woher kommt links das deutsche Schild auf dem Bild ? Laughing

Eindrückliche Schilderung eurer Angels Landing Wanderung ! Glückwunsch, dass ihr euch dieses Erlebnis verschaffen konntet !

Kleine Bitte zum Abschluss: mach doch ein paar mehr Absätze (auch in früheren Postings ) - das liest sich besser !

Grüße

Bernhard

 

Scout Womo-Abenteuer.de


Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)

Dernibald
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Beigetreten: 31.08.2012 - 21:16
Beiträge: 161
Deutsch!

Hallo Bernhard!

Das "deutsche Schild" auf dem Bild ist ein Aufdruck auf meinem T-Shirt:

"Ich bin voller Gedanken, und äußere daher nicht immer den Richtigen" 

Das Shirt hat mir meine Frau geschenkt, und was soll ich sagen, sie kennt mich halt. 

Dein Rat mit den Absätzen versuche ich zu beherzigen... (auch für die Vergangenheit...)

Bernhard
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Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
Beiträge: 16331
Übersetzung

Hallo Derni,

danke für die komplette "Übersetzung" , ich habe es nicht zusammensetzen können.Wink

Danke für die Absätze !

Grüße

Bernhard

 

Scout Womo-Abenteuer.de


Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)

robbelli
Bild von robbelli
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Beigetreten: 07.09.2012 - 07:53
Beiträge: 8723
Bin noch an Bord!

Hallo Dernibald,

ich bin noch dabei und freue mich über die Schilderung eurer Erlebnisse.

Interessant ist, dass es uns genau anders ging: Der Bryce hat uns total gefangen, und vom Zion waren wir erst nicht so beeindruckt. Dennoch haben wir für nächstes Jahr den Zion auf dem Plan, den Bryce aber nicht. Der Zion hat definitiv eine zweite Chance verdient, und er bekommt sie.

Bin gespannt, wie es bei euch weiter geht!

Liebe Grüße

Elli
Scout Womo-Abenteuer.de