06. Tag: Zion National Park - Bryce Canyon NP über die Coral Pink Sand Dunes (21.8.2014)

Heute wollen wir einigermaßen zeitig loskommen, ein Fahrtag steht an. Allerdings müssen Lilly und Niki noch ihr Junior Ranger Programm vervollständigen. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, in jedem Park einen Badge zu holen. Wir genießen also zum letzten Mal bei einem gemütlichen Frühstück draußen die Morgenstimmung am Watchman CG, wo wir heute von einer ganzen Horde Rehe begrüßt werden: zwei Eltern und drei Junge. Kein Wunder, dass die Pflanzen hier am CG eher spärlich wachsen. Die Vierbeiner fressen wirklich alles ab, was einigermaßen grün und appetitlich aussieht.

Vor dem Verlassen des Campgrounds wollen wir zum ersten Mal dumpen. Wir sind das dritte Wohnmobil in der Reihe und beobachten die Familie vor uns, zugegebenermaßen mit einer Mischung aus Belustigung und Besorgnis, ob uns auch der eine oder andere Anfängerfehler unterläuft, den wir live miterleben. Wir haben ja keine Ahnung! Aber vor uns läuft auch einiges schief: Schlauch zunächst falsch herum montiert und alles ohne Handschuhe, so dass die Hände dann (wohl) ordentlich duften werden ... Für uns perfekt: Wir können uns noch einmal in aller Ruhe anschauen, wie man es (nicht) macht.

Während die Kinder und ich im Womo sitzen bleiben und „gute“ Ratschläge erteilen, schaltet Marcus auf Durchzug und so gelingt es ihm dann tatsächlich unfallfrei beide Abwassertanks zu entleeren und Frischwasser aufzufüllen. Let's hit the road!

Zunächst geht es auf der UT9 in Richtung Zion - Mt. Carmel Tunnel. Vorgestern haben wir bei der Einfahrt in den Park bereits 15$ dafür bezahlt, dass wir mit dem Womo durch den Tunnel fahren dürfen. Wir müssen nur kurz warten und bekommen dann von der Rangerin grünes Licht. Zwar sind insgesamt noch wenig Fahrzeuge unterwegs, allerdings sind die Haltebuchten beim Canyon-Overlook bereits alle belegt, so dass wir diesen Trail, der gleich hinter der Tunnelausfahrt beginnt, auf unseren nächsten Besuch aufschieben müssen. Schade!

Die Fahrt nach dem Tunnel führt durch eine atemberaubende Canyonlandschaft, vorbei am Checkerboard Mesa nach Mt. Carmel Jct., wo wir zunächst in Richtung Coral Pink Sand Dunes SP nach Süden abbiegen. Ein Umweg, für den wir uns bewusst entschieden haben, obwohl wir danach eine Teilstrecke wieder zurückfahren müssen. Zuhause hatten wir noch recherchiert, ob wir in den Dunes einen Sandsled oder ein Sandboard mieten können, da es aber in den letzten Tagen immer wieder heftig geregnet hat, ist der Sand ziemlich fest, und wir belassen es bei Streifzügen durch die wunderschönen korallenfarbenen Dünen. Während ich noch die Infotafel lese, kommt Niki plötzlich aufgeregt angerannt und holt sich im Womo seinen Foto: Er hat seine erste Schlange gesichtet! Leider hat das Reptil wohlwissend bereits das Weite gesucht, als wir wieder vom Wohnmobil zurückkehren. Niki ist untröstlich: schließlich hatte er seinen Kumpels zuhause viele Schlangen- und Skorpionbilder versprochen. Zum Glück weiß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass es während des ganzen Urlaubs bei dieser einzigen Schlange bleiben sollte…

Nach unserer Wanderung in den Dünen bereiten wir im Wohnmobil Sandwiches zu, die wir in der sehr gepflegten Picknick-Area im State Park (mit riesigem Edelstahl-Barbecue-Gasgrill) essen. Die Tische sind überdacht und sehr sauber – ein wirklicher Tipp für ein schnelles Mittagessen unterwegs.

Dann geht es wieder den gleichen Weg zurück nach Mt. Carmel Jct.. Die Straße führt durch die sog. Open Range, so dass wir auch mal warten müssen, bis sich eine Kuh bequemt, die Straße frei zu machen.

Als wir am frühen Nachmittag wieder in Mt. Carmel Jct. eintreffen, halten wir noch bei der Thunderbird Lodge an, wo es leckere "ho-made" pies gibt und wir zu einigermaßen vernünftigen Preisen unser Bärchen zum ersten mal volltanken. Dann geht es endlich Richtung Bryce! Leider wird das Wetter während der letzten, ca. einstündigen Etappe des Tages immer wechselhafter, zwischendurch müssen wir auch mal die Scheibenwischer anmachen. Wir entscheiden uns deshalb, im schönen Red Canyon nur einen kurzen Fotostopp zu machen.

Da wir nicht wussten, wie lange wir in den Coral Pink Sand Dunes bleiben würden, habe ich den Stellplatz im North Campground im Bryce Canyon auch schon von zuhause aus reserviert. Das wäre nicht nötig gewesen: Als wir gegen 16.00 Uhr eintreffen, sind noch viele Plätze frei. Den ersten Schreck erleben wir dann, nachdem wir mit einigen Mühen das Wohnmobil auf unserer Dry-Site "gelevelt" haben. Der Kühlschrank lässt sich nicht auf Gasbetrieb umschalten! Ich muss ja wohl nicht erwähnen, dass er voll ist. Unsere sehr freundlichen amerikanischen Nachbarn (einfach klasse: Sie heißen Eric und Erica) sehen uns werkeln und helfen mit Tipps, die leider auch nicht zum Ziel führen. Wir hören immer wieder den Zünder, aber das Gas entzündet sich nicht. Also fahren wir schließlich zum General Store des Campgrounds (Tipp der netten Nachbarn) und kaufen dort einen Block Eis, den wir in den Kühlschrank legen wollen. Kaum sind wir wieder auf der Site, stelle ich den Kühlschrank ein letztes Mal auf die Probe - und er springt an! Die Gas-Luft-Mischung scheint für diese Höhe nicht optimal zu sein. Auf unseren anderen beiden CGs hatten wir Stromanschluss, daher war die Gasleitung bisher noch nicht in Betrieb.

Praktisch ist, dass wir von unserer Loop aus den Visitor Center über einen kurzen Fußweg erreichen können, wo wir uns die obligatorischen Junior Ranger Unterlagen holen. Der Ranger hat vor vielen Jahrzehnten in Heidelberg studiert und erklärt Lilly und Niki ganz bemüht alles auf Deutsch. Genial - die Amerikaner begeistern uns schon die ganze Reise über mit ihrer lockeren, gar nicht aufgesetzten Freundlichkeit.

So auch abends, wo wir im Auditorium des Visitor Centers das Ranger-Programm "Strange Universe" anschauen. Aufgrund des wechselhaften Wetters konnte es leider nicht draußen stattfinden, so dass der Blick durchs Teleskop gestrichen werden musste. Ärgerlich, dass wir gerade im Bryce Canyon, der ja berühmt für seine tollen Sternenhimmel ist, so ein Pech mit dem Regen haben. Ranger Jeff stört das nicht: Er spricht und spricht und spricht… Niki schafft es kaum, bis zum Schluss durchzuhalten, aber am Ende ist er wieder wach, um sich die Unterschrift abzuholen und die kurze Taschenlampen-Nachtwanderung zurück zum Womo zu laufen. Dann geht es schnell ins Bett – für morgen steht die längste Wanderung unseres Urlaubs auf dem Programm.