Womo-Abenteuer

Nordamerika im Wohnmobil erleben!

Hiking Southwest - 230 km zu Fuß durch den Südwesten

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zehrer
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Freitag5.40 Uhr ist wohl

Freitag
5.40 Uhr ist wohl jetzt unsere Zeit; los geht's Richtung Julien. Ein herrlicher Sonnenaufgang begleitet unseren Weg gen Osten. Meilenweit fahren wir alleine durch die Wüste, hier ist einfach nichts, ausser die außergewöhliche Natur. In Brawley gehört uns der Brownies Diner, leider war das Frühstück nicht so toll.

Die Imperial Sand Dunes werden von der Interstate 8 und dem Colorado jäh durchbrochen und rechts der Fahrbahn lugt der überdimensionale Grenzzaun zu Mexiko hervor. Aber wir Deutschen kennen das ja. Als wir die Ausfahrt nach Winterhaven nehmen, knallt die Sonne bereits erbarmungslos auf den Planeten. Die angenehme Kühle der Klimaanlage wird bald nur noch in den Gedanken und Wünschen latent sein und als ich auf der ungeteerten Straße nach dem Cocopah Canal die Fühler in die Luft strecke, ist mir klar, was uns erwartet. Ungeteert geht es zur Piacho State Recreation Area. Die Straße ist ganz ok und die letzten Meilen durchaus interessant, als sie durch eine Wash führt und die dunkelroten, felsigen Seitenwände immer näher an den Lack rücken. Keine Angst, es ist genug Platz, auch für den fettesten Amischlitten.

Fünf Dollar Eintritt, rechts am Trafohaus vorbei und die jetzt wirklich enge Straße entlang, bis das GPS eindeutig darauf hinweist, dass nun die Zeit für die Wanderschuhe gekommen ist. Querfeldein geht es weiter. Hoch oben stehen doch tatsächlich zwei Maultiere und beobachten uns. Bizarr sieht es aus, denn von hier unten ist kein Weg zu erkennen, der auf die durchaus beachtenswerte Anhöhe führt. Wer aber als Bayrischer Gebirgsjäger ausgebildet ist, der weiß, dass die Viecher besser klettern können, als so macher Mensch. Aber nun los.

Bereits nach 15 Minuten entdecken wir rechts oben in einer Wand den Candle Arch und als ein paar Fotos von diesem Teil her müssen, finden wir einen kleinen Pfad, der wohl von den Tieren benutzt wird. Auf alle Fälle ist es die richtig Richtung. Es geht hinunter in eine Wash, die kurz zum Slot mutiert, und wir folgen diesem, dann wieder breiter werdenden Canyon eine gute halbe Stunde. Als eine Schleife kurz vor dem Ziel sehr eng wird, vermute ich eine Abkürzung, steige kurz auf, um am anderen Ende wieder in die Wash abzusteigen. Der Wunsch war der Vater des Gedankens, denn auf der anderen Seite war nur ein 3-Meter-Absatz. Just in dem Moment, an dem wir am "Gipfel" der "Abkürzung" stehen, braust ein Hubschrauber heran. Nachdem die Border-Control nur naß geschwitzte T-Shirts und Rucksäcke entdeckt hat, und wir in keinster Weise aussehen wie Mexikaner, haben sie uns zweimal überflogen und sind dann, nachdem ich das auch getan habe, mit einem fröhlichen Winken abgezogen. This land is your land, this land is my land, from California to the Whitley Bridge ...

Nach einer Stunde erreichen wir die Whitley Brücke, die durchaus als gewaltig bezeichnet werden darf. Wir sind ganz alleine, das ist schön, und wir können uns auch nicht vorstellen, dass es noch andere Verrückte gibt, die bei über 40 Grad hier wandern. Wir steigen auf die Brücke und natürlich wird sie von allen Seiten auf die Speicherkarte des Fotos gebannt. Das Gebiet ist interessant und sehr schön. Die Felsen sind bunt und rauh, das sieht man selbst, wenn die Sonne senkrecht am Himmel steht. Vier schwitzige Meilen insgesamt und schon zischt der Eistee, respektive zischen die Snapples. Einen Arch hätten wir noch in petto, aber ... gut Ding will Weile haben und bis Scottsdale ist es noch ein Stück.

Zurück auf der Interstate: Bei Yuma verlassen wir Kalifornien und erreichen Arizona. Nichts Bemerkenswertes, ausser, dass das Benzin gleich um mehr als 25 Cent die Gallone billiger wird. 3,75 USD pro Gallone, in CA 4 + x. Ja, Kalifornien braucht Geld. Der Arny war das aber nicht alleine, gell!

Unser Hotel in Scottsdale wartet auf uns und es ist überraschend schön. Eine nette Hotelbar, in der wir bald sitzen, aber leider nur ein Restaurant, das wir fast gezwungenermaßen probieren. Gut war der Wein und der Salat, das andere war nur teuer. Der Clou war, dass der Ober 23 % Service-Charge auf die Rechnung gesetzt hat. Alleine der Umstand ist ja eine Frechheit, aber die Höhe ist nur noch unverschämt. Und dann war da noch eine Leerzeile für den Tip, also das Trinkgeld. Strich, Strich, manueller Gesamtbetrag inkl. 18 Prozent, - mehr gibt es nicht. Übermorgen werden wir aber dahingehend noch eine Überraschung erleben. Auf in den Kampf!

Fortsetzung folgt ... Ein bisschen wird sich die Bearbeitung verzögern, denn - nachdem die Bilder online sind [siehe Updates!] - werden die Wanderungen vorrangig bearbeitet. Den Fortschritt könnt Ihr gut über die "Updates" verfolgen!

Viele Grüße
Fritz

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zehrer
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Samstag Heute ist es schon 7

Samstag
Heute ist es schon 7 Uhr als wir im Auto sitzen, - ja unglaublich! Der erste Trailhead wartet, wir wollen zum Sunrise Arch. Die Sonne ist zwar schon aufgegangen, aber gut, jetzt wäre zunächst mal ein Frühstück fällig. Aber nachdem sie die Interstates in Phoenix nahezu eingemauert haben, kommt keine entsprechende Lokation in Sicht, es lugt kein verdammtes Denny-Schild darüber, als wir uns auf der 202 in Richtung Saguaro Lake bewegen. Kurz vor dem Salt River stellen wir unser Auto am sogenannten Blue Point ab und wandern los.

Wir sind angenehm überrascht, dass es deutlich sichtbare Wege gibt, die in die Richtung führen, die das GPS vorgibt. Aber die Herrlichkeit ist bald vorbei. Nachdem wir einen Berg, na ja, sagen wir mal es ist ein sehr großer Hügel, zu bezwingen haben, schnaufen wir gen Himmel. Manchmal verläuft die Tour etwas im Zick-Zack, denn Myiarden von Bienen meinen, genau auf dem Weg ihre Erdlöcher zu bauen. Teilweise sind wir gespurtet, um dem Unvorstellbarem zu entfliehen. Heil oben angekommen, ging's jetzt eigentlich nur noch bergab und am See entlang zum Arch.

Eigentlich, denn uneigentlich wird die stachlige Natur jetzt so dicht, dass es nicht nur keinen Weg mehr gibt, sondern eine Machete notwendig wäre, um voranzukommen. Das kommt davon, wenn man die Wanderungen am PC plant, dort wo es keinen Trail gibt, sich an den Höhenlinien orientiert und keine Ahnung davon hat, was die Natur dazu meint. Das geschulte Auge schweift über die Landschaft und macht zwei Alternativen ausfindig. Also entweder links runter und in den Bergen zum See, respektive Fluss absteigen oder rechts runter und gleich am Fluss entlang wandern. Als der Blick in Richtung Felsen schweift kommt John Wayne hoch zu Ross aus dem Nirgendwo. Gut, es war nicht der John, sondern der wie auch immer, aber es macht Eindruck, als er sich lässig auf dem Rücken seines Pferdes gibt und auf uns zureitet. Der Mann kennt sich aus, also her damit. Ohne Zweifel, so führt er aus, geht am Fluss unten ein Weg. Ja wunderbar, aber einen Ami nach etwas fragen, gleicht in der Regel einem Lotteriespiel.

Wir bedanken und artig, gehen abwärts und trauen unseren Augen nicht. Der Bursche reitet doch glatt an die Kante und beginnt das Ufer abzusuchen, ruft uns zu, dass das Wasser wohl ein bisschen hoch sei und war von dannen (1. Buch Mose, 26:22). Vollpfosten, sehr hilfreich. Von einem Weg weit und breit nichts zu sehen, das Wasser roch wie in Großlappen, einer Kläranlage im Norden Münchens, und wir stehen unverrichteter Dinge da.

Als wir nach zwei Stunden wieder im Auto sitzen, fahren wir am Fluß entlang und versuchen vom gegenüberliegenden Ufer aus den Arch zumindest zu lokalisieren. Aber nachdem es fast eine Meile bis zum Arch ist, reicht das Augenlicht bei weitem nicht aus. Wir schauen uns noch den Saguaro Lake an und nachdem heute Samstag ist und die Menschenmassen inzwischen auf auf den Beinen sind, machen wir uns aus dem Staub.

Wir versuchen unser Glück erneut und brechen auf zum Horseeye Arch. Auch hier geht alles wieder gut los. Parkplatz, Trail, nur da, wo unser GPS den Arch anzeigt, da war er leider nicht. Wir irren noch ein wenig rum und vergleichen dann die GPS-Daten der Elektronik mit den manuellen Angaben auf Papier. Da hat Du nicht sauber gearbeitet mein Freund, zurück und ab ins Auto und zum richtigen Trailhead. Ja, wir haben ihn auch ohne GPS gefunden, den Start zumindest. Leider müssen wir erkennen, dass der Steinbogen rund 4,5 Meilen von uns weit hinten in den Berge liegt. Schicksal oder Vorhersehung? Der Körper ist von den letzten Hikes doch ein bisschen müde und so ärgerlich der Tag auch verlaufen ist, wir machen einfach eine Pause.

Und die beginnt mittags im McDonalds. Frustessen! War gut. Nachdem aller guten Dinge drei sind, meldet sich mein Reise-PC, dass er eine illegale Windows-Kopie berherbergt. So ein Schmarrn, ich habe zwar vor der Urlaub auf eine andere Version umgestellt, aber Bill Gates hat die Installation fehlerfrei genehmigt. Workaround gefunden, aber nun sitzt uns auch noch ein technisches Problem im Nacken. Ich hab mir vorsichtshalber noch eine große Speicherkarte gekauft, falls die Fotos nicht mehr gesichert werden könnten. Eine Lösung für die GPS-Routen haben ich nicht gefunden, nur, dass alte Routen sofort gelöscht werden, um, solange das Teil funktioniert, neue Routen auf das Handgerät zu überspielen. Letzte Meldung: Bis zum Urlaubende alles im Griff!

Den Rest des Nachmittags hätten wir gerne am Pool verbracht, aber die wenigen Schattenplätze waren natürlich schon weg. Gott sei Dank haben wir einen schönen, großen Balkon. Aperitif an der Hotelbar, Abendessen beim Mexikaner im Clarion Hotel, ein paar Meter weiter. Alles wird gut!

Sonntag
Das Auschecken wird spannend, und als die Rechnung über den Tresen wandert, wen wundert's, steht natürlich die volle Summe des Abendessens drauf. Wer kennt noch das HB-Männchen? Völlig fassungslos standen da zwei Menschen hinter der Rezeption und ich war über mich selbst erstaunt, dass die englischen Worte offensichtlich alles ausdrückten, was mein Körper so fühlte. Die Rechnung wurde korrigiert, die Leute waren ein bisschen pikiert, aber das war mir sowas von egal.

7.30 Uhr Abfahrt! Der Tag beginnt mit Dennys, die Tonto Natural Bridge wartet.

Fortsetzung folgt ... Ein bisschen wird die Fortsetzung dauern, denn - nachdem die Bilder online sind [siehe Updates!] - werden die Wanderungen vorrangig bearbeitet. Den Fortschritt könnt Ihr gut über die "Updates" verfolgen!

Viele Grüße
Fritz

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zehrer
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Beigetreten: 30.09.2009 - 05:20
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Sonntag Das Auschecken wird
Sonntag
Das Auschecken wird spannend, und als die Rechnung über den Tresen wandert, wen wundert's, steht natürlich die volle Summe des Abendessens drauf. Wer kennt noch das HB-Männchen? Völlig fassungslos standen da zwei Menschen hinter der Rezeption und ich war über mich selbst erstaunt, dass die englischen Worte offensichtlich alles ausdrückten, was mein Körper so fühlte. Die Rechnung wurde korrigiert, die Leute waren ein bisschen pikiert, aber das war mir sowas von egal.

7.30 Uhr Abfahrt! Der Tag beginnt mit Dennys, die Tonto Natural Bridge wartet. Die Highway 87 hat tolle Kurven. Ein Genuß für jeden Motorradfahrer. Nur nicht für die amerikanischen Biker, denn die können in der Regel nicht Kurven fahren und halten die Autos auf. Auch diesbezüglich ist die USA einzigartig. Ich kenne kein Land der Erde, wo Autos die Mopeds überholen.

Die Landschaft ist schön und typisch. Eingerahmt von Bergen, die aussehen, als ob sie mit Pfeilen der Indianer beschossen wurden - ein Saguaro steht neben dem anderen -, windet sich der Teer. Er scheint fast den Halt zu verlieren, als es wie in den großen Alpen hinunter zum Tonto Natural Bridge State Park geht. 5 Dollar kostet der Spaß, aber er ist es wert.

Einige Viewpoints eröffnen bereits erstaunliche Blicke auf die gewaltige Naturbrücke und der Gowan Trail führt kurz, aber heftig bergab. An der südwestlichen Öffnung spritzt das Wasser in die Schlucht und unten angekommen, staunt man vor dem riesigen Loch nicht schlecht. Wir gehen hinein in die überdimensionale Kathedrale. Die nassen und damit sehr schlüpflrigen Steine verursachen die ersten blauen Flecken. Aber es ist toll hier! So eine große Brücke haben selbst wir noch nicht gesehen. Manchmal übertrifft die Wirklichkeit die Vorstellung.

Als wir an der Zufahrt zum nächsten Ziel, dem Willow Valley Arch, stehen, schickt uns das GPS auf eine vierstellige Forest Road. Und nach kurzer Zeit merkt man ihr die vier Stellen an. Nun gut, eine Hauptstraße haben wir nicht erwartet, aber dass unser Mitsubishi plötzlich mitten im Wald steht, das war dann doch zuviel. Karte studiert und an der nächsten Forststraße die Flucht zum Asphalt angetreten. Wieder Karte studiert und die CR 3 entdeckt, die wiederum eine Abzweigung zu einer sehr vernünftigen Waldstraße hat. NF196 und 122a, die Richtung stimmt! Die letzten Meilen waren dann aber nicht vom Feinsten, aber unser Wagen krabbelt über Wurzel und Steine wunderbar. Wir kommen bis zum Trailhead, der an einem umgefallenen Baum, der quer über den Weg liegt, beginnt. Straße wird zum Weg, sozusagen. Der Trail ist sogar markiert und so sind wir in 20 Minuten im Willow Valley, das eigentlich kein Tal, sondern ein ausgewachsener Canyon ist.

Der Willow Valley Arch, streng genommen ist es ja eine Brücke, erinnert mich an den Steinbogen im Maple Canyon, den wir letztes Jahr auf unserem Weg nach Salt Lake City besucht haben. Er thront oben am Canyonrand. Poison Ivy, die tötliche Umarmung, soll hier wachsen. Ich habe auf meinem Buschtrail, um ein paar andere Perspektiven für die Fotos zu erarbeiten, keinen gesehen. Liegt wohl daran, dass ich gar nicht weiß, wie der aussieht bzw könnte ich ihn ohne Brille eh nicht identifizieren. Habe es überlebt und die Freude über den schönen Steinbogen hätte sowieso sämtliches Gift aus meinem Körper verbannt. Monika wollte doch tatsächlich Abstand halten, geht aber nicht, denn die Track-Aufzeichnung muss unter den Arch führen. Doch klar, oder?

Schön, dass es heute so gut geklappt hat mit den zwei kurzen Hikes und tollen Zielen. Mit diesem Gefühl checken wir in Gallup im Hampton Inn ein. Wir haben heute noch eine Stunde verloren, aber das wird die nächsten Wochen nun unsere Zeit sein. Einen kleinen Fußmarsch entfernt gibt es ein Applebees, - das Essen war erstaunlich gut. In der Nacht stört uns nur noch der Zug, den man bei offenen Fester deutlich wahrnimmt. Warum müssen die eigentlich immer hupen?

Fortsetzung folgt ... Ein bisschen wird die Fortsetzung dauern, denn - nachdem die Bilder online sind [siehe Updates!] - werden die Wanderungen vorrangig bearbeitet. Den Fortschritt könnt Ihr gut über die "Updates" verfolgen!

Viele Grüße
Fritz

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zehrer
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Montag Das Frühstück im Hotel

Montag
Das Frühstück im Hotel war echt ok. Frischer Obstsalat und Eier mit Bacon, was will man mehr. Da ist für die Alternativen und die Bodenständigen alles dabei. Es ist bewölkt und nicht mehr so warm. 50% der Zehrer's brauchen eine lange Hikerhose. Kindergeburtstag!

Auf zu den White Cliffs. Die Anfahrt erschien nicht schwierig, als wir aber vor Ort waren, war kein Durchkommen. Nicht die Straßenverhältnisse waren das Problem, sondern das GPS führte uns mitten in den Vorgarten eines Indianers. Gut, dass der noch geschlafen hat. Wir haben dann mehrere Varianten probiert, aber immer wieder waren wir von bellenden Hunden umgeben und fanden keinen Weg zu den Cliffs. Auch gut, wir haben ja heute noch einiges vor.

Als wir uns auf der 566 Richtung Norden bewegen, kommen rechts neben der Straße bereits gigantische Hoodoos, eigentlich waren es ausgewachsene Steinsäulen, in Sicht. Die lassen wir mal da liegen und fahren weiter zur Bia 11. Mein rechtes Auge nimmt ganz kurz etwas war, was nach eine Detour-Schild aussah. Keine Ahnung, warum es nicht bis in mein Hirn gelangt ist. Auf alle Fälle stehen wir jetzt an der Kreuzung, wollen abbiegen, und siehe da, die Straße war gesperrt. Rund 100 Meter weiter Brückenarbeiten. Es ist zwar niemand zu sehen, was ja in den USA nicht so unüblich ist, und man könnte locker irgendwie rüber. Aber die Sperre war wasserdicht, so dass wir uns nicht durchdrängen können. Also zurück und da war es wieder, das Detour-Schild. Ok, es geht ungeteert weiter, aber die Indianer haben so ein Tempo drauf, da habe ich mich nicht lumpen lassen.

Ein durchaus lesbares Schild markiert den Abzweig zur 2nd Canyon Road. Blicker und rein! Links oben sind bereits nach kurzer Fahrt die ersten Hoodoos zu sehen. In Gruppen stehen sie da und natürlich haben wir eine Auswahl getroffen und natürlich war da ein Arch dabei. Wir steigen auf und klettern durch die Steinsäulen. Schön sind sie und gewaltig. Die Sonne hat inzwischen ein bisschen Wärme ins Land gebracht und so geniesen wir Hoodoos und Aussicht. Nach der dritten Gruppe reicht's und wir nehmen erneut Fahrt auf.

Als wir wieder zurück auf der 566 sind, kommen die Gallup Hoodoos wieder in Sicht. U-Turn und rein in die Prärie. Das hätte ich mir lieber vorher überlegt. Auf dieser kurzen Dirt-Road ist wohl schon lange keiner mehr gefahren. Es knirscht und kratzt an den Seitenwänden des Mitsubishis und ich hoffe, dass der südkoreanische Lackierer seine Arbeit ordentlich verrichtet hat. Ok, jetzt stehe ich mal 100 Meter im Nirwana und packe den Foto aus. Rosa und weiß sind die hervorstechenden Farben dieser gewaltigen Steinsäulen. Das Auto wenden ist nicht drin und die Kratzgeräusche treffen nun erneut von der anderen Richtung auf meine empfindlichen Ohren. Vor der Ausfahrt eine verdiente Zigarette, den Finger mit Spucke benetzt und über die Kratzspuren gefahren. Der Lack hat gehalten. Und jetzt sagt noch einer, dass sie in Südkorea keine guten Autos bauen.

Der Windows Rock ist ein gewaltiger Steinbogen im gleichnamigen Ort. Ein Indianerheiligtum, das touristisch angehaucht, eingezäunt und in Szene gesetzt ist. Aber schön ist er schon, der Arch; und riesengroß! Wir umrunden den Gedächtnisplatz oder was immer es darstellen soll, und betrachten das Loch. Ich denke mir dabei, dass die Euphorie wesentlich größer gewesen wäre, wenn wir vorher einen 10-Milen-Hike hätten machen müssen, um dieses Teil zu sehen. Also zum Fazit: Wenn man schon vorbei kommt, sollte man auch hinfahren.

Wir pfeifen weiter nach Norden auf der 12er und kommen an grandiosen Felsformationen vorbei. Nicht nur der Red Lake ist feuerrot. Und plötzlich, mittendrin, ein grünlich schimmernder Berg. Er gibt das Signal zum Abbiegen, immer die N31 entlang, bis die Venus Needle in Sicht kommt. Zapfen ist in Bayern der Ausdruck für einen Berg, der in der Regel schlank geformt nach oben zeigt. Ein gewaltiger Zapfen, diese Needle, - man kommt sich ziemlich klein und verloren daneben vor. Als wir rund eine Meile wieder zurück auf den Teer fahren, parken wir unser Auto rechts neben der Straße, wechseln die Flip-Flops mit den Wanderschuhen und machen uns auf zur Cleopatra's Needle. Relativ unspektakulär geht es an einer Felswand entlang, hinunter und hinauf, als eine Wash im Weg liegt, und dann zur Nadel. Sie ist kleiner und grazieler als ihre Nachbarin. Den Rückweg versuchen wir abzukürzen und treffen alsbald auf die Teerstraße. Das Vorankommen ist hier natürlich einfacher, ob es aber kürzer ist, weiß nur der liebe Gott.

Die N 12 ist wirklich eine landschaftlich reizvolle und abwechslungsreiche Strecke. Ich wiederhole mich hier gerne. Leider ist es sehr windig inzwischen. Das fing gestern schon an, als der Jetstream meinte, die Gegend um Gallup zu überfliegen. Die Wolken sind da, aber immer noch ziemlich vereinzelt am Himmel zu sehen.

Unser letztes Ziel für heute haben wir schon 2006 besucht. Der Hope Arch ist einer der schönsten Steinbögen, die ich kenne und nachdem wir vor 5 Jahren hier bei Chinle nur durchgefahren sind, was natürlich heißt, dass der Arch um die Mittagszeit herum besucht wurde, haben wir uns heuer eine Übernachtung im Nobelort gegönnt. Wir versuchen es zurerst über die uns bekannte Zufahrt, aber die war inzwischen so mit Sand zugeweht, dass an ein Durchkommen nicht zu denken ist. Der Sand pfeift nur so über die Ebenen und Chinle ist in Staub gehüllt.

Ich erinnere mich an Beschreibungen, die irgendwie proklamierten, dass am Krankenhaus vorbei eine sehr breite Dirt Road zum Ziel führt. Also erst mal das Krankenhaus suchen, was ja in so einem Kuhnest nicht so schwierig ist. Wir fahren mitten durch die Notaufnahme, na gut, es war nur der Parkplatz davon, hinten wieder raus und die breiteste Dirt-Road genommen, die in Richtung des GPS-Signals führt. Es war dann wirklich kinderleicht. Diese Autobahn führt ziemlich nah an den Arch. Noch eine kleine Offroad-Fahrt und wir stehen wieder exakt an dem Punkt, an dem wir vor Jahren schon geparkt haben. Es sind nur noch 0,3 Meilen bis zum Steinbogen.

Er ist einfach unbeschreiblich schön. Die Herzform, gebildet von feuerroten Felsen, gezeichnet mit weißen Streifen und obwohl wir keine Fans des FC Bayern sind, diese Farbkombination ist in der Natur einfach herrlich. Die Sonne beginnt sich langsam zu verabschieden und der Schatten ergreift den Arch von Minute zu Minute mehr. Es ist Zeit, den Magen zu füllen und das indianergeführte Lokal des Best Western Canyon de Chelly zu stürmen; selbstverständlich erst nach dem Duschen. Ich finde es ja eigentlich amüsant, ein besseres Wort dafür fällt mir nicht ein, wenn sie das offensichtlich vorhandene Alkoholproblem so vieler Indianer dadurch lösen wollen, indem sie in den Lokalen keinen Alkohol ausschenken. Wir haben trotzdem gut geschlafen!

Fortsetzung folgt ... Ein bisschen wird die Fortsetzung dauern, denn - nachdem die Bilder online sind [siehe Updates!] - werden die Wanderungen vorrangig bearbeitet. Den Fortschritt könnt Ihr gut über die "Updates" verfolgen!

Viele Grüße
Fritz

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Janina
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Beigetreten: 25.08.2009 - 23:01
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Oh Mann!

Hallo Fritz,

Du kannst Dir nicht vorstellen, wie sehr ich mir wünsche, mal auf Euren Spuren wandern zu dürfen smiley))

Danke für den klasse Bericht!

Grüßle, Janina

Karin
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Beigetreten: 21.08.2009 - 19:06
Beiträge: 1352
Felsen

Hi Fritz,

vielen Dank für den tollen Reisebericht.

Euer Hertz-Wagen scheint Euch gut überall hinzubringen.

Der Südwesten, wie Ihr ihn entdeckt, bietet so viele Geheimnisse, ich freue mich auf spätere Reisen nicht mehr ganz im Hochsommer, wo mir der Nordwesten klimatisch mehr zusagt.

Vielen Dank

Tschüß

Karin

zehrer
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Beigetreten: 30.09.2009 - 05:20
Beiträge: 604
Danke für Euer Feedback,

Danke für Euer Feedback, dachte schon, dass niemand mehr "dabei" ist.

Viele Grüße
Fritz

USA Base Camp
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Kochi
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Beigetreten: 21.08.2009 - 11:52
Beiträge: 7408
Feedback

Hi Fritz!

...keine Angst, ich bin natürlich (immer) dabeiWink!

Munter bleiben
Gruss
Kochi
Scout WoMo-Abenteuer.de

 

 

 

Gisela
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Beigetreten: 26.08.2009 - 14:49
Beiträge: 4928
Feedback

Hallo,

ich bin immer ganz interessiert dabei.

Aber stimmt schon, das kannst Du ohne Feedback ja nicht wissen.

Wie kommt Ihr eigentlich bei der Planung zu solchen Zielen?

Herzliche Grüsse Gisela

 

zehrer
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Beigetreten: 30.09.2009 - 05:20
Beiträge: 604
Hallo Gisela, wie kommt man

Hallo Gisela,

wie kommt man an die Ziele? Viel Recherche im Internet und als NABS-Mitglied habe ich Zugang zu fast allen bekannten Steinbögen, mit GPS-Datum. Aber es ist eine Sauarbeit, keine Frage und wird jährlich aufwändiger.

Viele Grüße
Fritz

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