RE: Städte, Strand und Hinterland - Mietwagenrundreise auf Kuba
Hallo,
nachdem ich bisher heimlich mitgelesen habe, haben mich die Bilder -vor allem das letzte - neugierig auf mehr gemacht. Das Lebensgefühl der Menschen ist schon toll und ansteckend. Wegen der Vielzahl meiner Urlaubsziele weiß ich allerdings nicht, ob und wann dieser Reisewunsch realisiert werden kann, obwohl meine rudimentären Spanischkenntnisse für eine Reise nach Kuba sprechen.
RE: Städte, Strand und Hinterland - Mietwagenrundreise auf Kuba
Hallo ihr lieben Mitreisenden,
es folgt gleich der nächste Tag
Mike, wir haben bereits die Antwortkarte vom Einschreiben an Eurowings, mehr aber auch nicht. Nach europäischem Recht stehen uns 600€ pro Person Entschädigung zu. Von Eurowings haben wir bei Abflug eine Bestätigung erhalten, mit 4:20 h Verspätung losgeflogen zu sein. Der mündlich erwähnte technische Defekt, der Voraussettzung für die Entschädigung ist, ist auf dem Wisch natürlich nicht vermerkt. Wir versuchen es nun erst mal selbst, was meist wenig Aussicht hat und dann werden wir entscheiden, ob wie selbst einen Anwalt beauftragen oder aber unsere Ansprüche an eine der vielen hierauf spezialisieren Kanzleien verkaufen.
Tag 04 – 05.03.2017 – On the road
Das Frühstück hatten wir für 7 Uhr vereinbart, und was soll man sagen: als wir um kurz vor sieben aus unserem Zimmer kommen, ist der Tisch bereits reichlich gedeckt. Ganz kubanisch gibt es viel Obst und Eier. Für den Weg zum Flughafen hat unsere Gastgeberin bereits am Vortrag ein Taxi organisiert, das uns pünktlich vor der Tür abholt. Leider kein schöner Oldtimer, sondern nur alt ohne Nostalgie, aber auch dieser Wagen bringt uns (ohne Anschnallgurte, die scheint es auf Kuba selten zu geben) sicher zum Flughafen.
09:30 Uhr Terminal 3 steht auf unseren Papieren, ca. eine Stunde früher sind wird bereits da. Wir nutzen die Zeit um noch ein paar Euros zu CUC zu machen und sind dank der diesmal kurzen Schlange am Wechselschalter auch schnell fertig. Also nix wie los zum Schalter von Cubacar in der Hoffnung auf eine schnelle Übernahme des Wagens, denn auch hier ist die Schlange – ganz untypisch für Kuba – kurz. Wir reichen unseren Voucher rüber, es wird telefoniert und mit dem Kopf genickt; viel verstehen wir allerdings nicht. Dann nimmt man eine ¾-Stunde erst mal keine Notiz mehr von uns, bis ein freundlicher Herr uns bittet mit ihm zu kommen. Aber statt zum Mietwagen bringt er uns bloß zu Terminal 2, wo wir angeblich unseren Wagen in Empfang nehmen können. Das war es dann wohl mit der frühen Mietwagenübernahme. Im Eingangsbereich des Büros warten schon ein paar andere Kunden und man avisiert uns eine 10-minütige Wartezeit. Aus den 10 Minuten wird jedoch eine knappe Stunde, währenddessen immer wieder andere Kunden in das Büro kommen um Ihren Mietwagenschlüssel wieder abzugeben. Zu Guter Letzt dürfen aber auch wir noch unseren Papierkram erledigen und trotz Buchung und Bezahlung von Deutschland aus wechseln noch so manche CUC den Besitzer. Wieder sollen wir 10 Minuten warten; das Auto muss noch gewaschen werden. Wieder werden aus 10 Minuten ganz schnell 45...Als das gebuchte Kleinstauto dann endlich kommt, sind wir froh das Flughafengelände verlassen zu können. Die Übergabe erfolgt im Eiltempo und auch auf Leas Reklamation – der rechte Hinterreifen hatte kaum noch Profil – wird nicht mehr eingegangen. Es sei vorwegzunehmen, dass mit dem Reifen alles gut gegangen ist. Angesichts dessen, dass die Reifen bei Cubacar grundsätzlich nicht versichert sind, ist es aber eine Frechheit, den Wagen dem Kunden trotz Protest so mitzugeben. Dafür haben die Kubaner, vielleicht weil für sie ein Auto so viel mehr Luxus als die sonst üblichen Pferdekarren ist?, gar kein Verständnis.
Die ersten Meter hinter dem Flughafen sind trubelig und Simon am Steuer muss zwischen all den Fußgängern, Radfahrern und Pferdekarren aufpassen sicher über die Straßen zu kommen. Sobald wir auf der Autopista sind, nimmt die Anzahl der ungewöhnlichen Verkehrsteilnehmer zwar nicht ab, immerhin gibt es nun aber drei Spuren. Die werden auch benötigt um den zahlreichen Schlaglöchern im Zick-Zack-Kurs auszuweichen. Andere Autos gibt es wenig und wenn dann tragen sie das kennzeichnende T im Nummernschild.
Bei Cajajobas verlassen wir die Autobahn und fahren auf einem kleineren Sträßchen, dessen Straßenqualität plötzlich viel besser als die der Autobahn ist, in die Berge. Links und rechts der Straße ist Kubas Landleben in vollem Gange. Menschen und Tieren tummeln sich am Wegesrand. Bald schon erreichen wir den Eingang zum Naturschutzgebiet rund um Las Terrazas. Wir versichern, dass wir nur zur ehemaligen Kaffeeplantage „Cafetal Buenavista“ und nicht groß wandern wollen und zahlen so zwei CUC pro Person Eintritt. Wandern in Naturschutzgebieten und Nationalparks ist auf ganz Kuba offiziell nur mit einem Führer oder aber auf speziell ausgewiesenen Wegen erlaubt. Wir fahren zu der Kaffeeplantage und obwohl es schon fast Mittag ist, stehen nur wenig andere Autos auf dem Parkplatz. Von hier hat man einen sehr schönen Blick in ein Tal.
Es gibt einen kleinen Weg zu einem ca. 2 km entferntem Aussichtspunkt, der durch den Wald führt. Obwohl die Assoziation normaler Weise anders herum sein sollte, erinnert uns alles an das Tropenhaus im Zoo: Der Geruch der feuchten Erde, die Geräusche der Vögel und der unfassbar dichte Wald. Am Ende des Weges haben wir einen schönen Blick ins Tal von Las Terrazas. Für uns ein schöner kleiner Stopp am Wegesrand um einen Einblick in die Vegetation Kubas zu bekommen. Das recht touristische Restaurant der ehemaligen Kaffeplantage lassen wir jedoch trotz Mittagszeit aus und fahren mit einem kurzen Zwischenhalt in Las Terrazas weiter nach Soroa.
Wir folgen einer weiteren Paladar-Empfehlung unseres Reisebüros kurz hinter Soroa. Als wir ankommen sind wir die einzigen Gäste und schrecken den Gastgeber aus seiner Hängematte auf. Die Verständigung erfolgt mal wieder mit Händen und Füßen. Dass Lea Vegetariarin ist, kommt aber über. Wir sitzen mit nettem Blick auf die Berge und um uns herum laufen die Hühner mit ihren Küken. Das Essen schmeckt dann tatsächlich sehr lecker und ist typisch kubanisch (Reis mit Bohnen, Kochbanane, Ei..), die Menge ist aber schier nicht zu schaffen.
Gut gestärkt geht es zurück nach Soroa in den Orchideengarten. Parken kostet einen CUC, der Eintritt 3 CUC pro Person. Nach einem kleinem Regenschauer kommt die Sonne hervor und bringt die farbenfrohe Blütenpracht zum leuchten. Der Garten wurde von einem Vater, der Orchideen von der ganzen Welt hier gesammelt hat, zu Gedenken an seine verstorbene Tochter angelegt. Auf Kuba sind aber ebenfalls viele Arten heimisch. Der Garten ist wie eine kleine Oase und trotz Trockenzeit blühen unheimlich viele tolle, interssante Blumen.
Zurück auf der Autopista ist die Landschaft nicht mehr so abwechslungsreich und wir kommen schnell voran. Gegen 18 Uhr erreichen wir einen Mirrador zum Tal von Vinales. Unsere Casa wird uns heute von Maria, bzw. von ihrem Sohn Daniel vermittelt: Wir kommen bei ihrer Schwester Nene unter, einer gut gelaunten Rentnerin, die sich mit zwei Gästezimmern in einer schönen ruhigen Nebenstraße etwas dazu verdient. Englisch spricht Nene aber nicht. Macht nichts: Reiten auf „Hand und Fuß“ heißt überall auf der Welt das Gleiche und so vermittelt sie uns einen Reitausflug für den nächsten Tag.
Vinales muss in den letzten Jahren stark gewachsen sein. Auf der Hauptstraße steppt der Bär und die Restaurants reihen sich aneinander. Wir finden einen Platz vor einer netten Bar, die auch im Szene-Viertel von Berlin hätte sein können. Vegetarisches und Veganes essen, tolle Cocktails, alles ist sehr hipp und naja irgendwie europäisch. Die Gäste sind ausschließlich Touristen aus Deutschland, Kanada und Frankreich. Durch die Live-Musik von nebenan kommt zwar Kuba-Feeling auf, trotzdem hat man das Gefühl in einer Touristen-Schein-Welt zu sitzen, die nicht ganz so viel mit dem echten Leben hier zu tun hat. Wir treffen ein deutsches Pärchen und tauschen bisherige Reiseerfahrungen aus. Er erzählt uns von seiner ausgeprägten Lebensmittelvergiftung mit Krankenhausaufenthalt und nippt daher lieber an seiner Cola, während wir anderen – auch seine Freundin, bei der die Lebensmittelvergiftung deutlich abgeschwächter verlaufen ist – mit Cocktails anstoßen.
RE: Städte, Strand und Hinterland - Mietwagenrundreise auf Kuba
Hi Simon & Lea!
Für das echte Land-Feeling muss man die Touri-Hotspot meiden. Das ist natürlich nicht immer leicht, vor allem wahrscheinlich in Kuba geht es schwerer oder noch gar nicht.
Das Abnabeln von Sozialismus wird noch länger dauern, und bringt natürlich auch viele Auswüchse mit. Vor allem die Abzocke für alles und überall. Man kann es den Leuten nicht ganz für Übel halten, wenn sie nach Jahrzehnten endlich selbst "Geschäfte" machen dürfen. Für Beispiele braucht man nicht weit zu reisen, nach den Umbrüchen im Ostblock ging es dort ähnlich zu, und teilweise sogar noch putz munter weiter so geht.
Gleichzeitig herrscht aber in jedem ärmeren Land oft die Meinung, dass ein Touri ein sehr reiche Mensch sein muss, wenn er sich das Reisen leisten kann, deswegen oft die Meinung, bei den kann man sich es holen.
Sprachkenntnisse sind nur bedingt nötig. Ich habe für unsere 2 jeweils 3 Monate lange Rucksackreise durch Südamerika (2015 und 2016, sehe mein Blog)) in der VHS etwas gelernt, und damit kamen wir ganz gut durch. Dafür hattet ihr keine Zeit, ich weiß.
Man kann nicht Südamerika, wo der Tourismus schon ziemlich fortgeschritten ist, auch nicht mit Kuba vergleichen, aber:
Natürlich werde ich mit Interesse weiter mit lesen, auch wenn ich weiß, dass Kuba aus Überzeugung nichts für uns wäre, da wir uns sehr ungern abzocken lassen, und in diesem Fall wäre es schier unmöglich dem zu entkommen.
Dann, bis zum nächsten Tag auf eurer Reise, ich freue mich schon!
Viele Grüße, Jindra
Es gibt für uns noch viele Fragen, wir haben die Welt nicht überall gesehen!
RE: Städte, Strand und Hinterland - Mietwagenrundreise auf Kuba
Liebe Jindra,
ganz so frei wie anderswo ist Reisen auf Kuba einfach nicht. In jeder Casa wird die Passnummer notiert, beim Parken das Nummernschild, beim Wandern wieder die Passnummer... man wird auf Schritt und Tritt überwacht . Und man fällt als Tourist viel mehr auf. In Amerika sind die Amerikaner ja auch Touristen. Ein Womo zu haben, ist ja ziemlich normal und im Nationalpark sind ja nur Touristen. Auf Kuba merkt aber jeder sofort, dass du nicht von da bist. Allein die Nikes sind schon komisch. Kubanern, abgesehen von den im Tourismus arbeitenden, ist es offiziell ja noch nicht mal erlaubt mit Touristen zu reden. Das wird zwar kaum gelebt und wandelt sich zunehmend, trotzdem ist es alles etwas anders, als sonst. Naja Touri-Hut auf, Kamera um und ab die Rolle leben . Massentourismus gibt es abgesehen von den Hotelburgen in Varadero und den Bussen, die von da aus nach Trindidad fahren, quasi gar nicht. Selbst am "Touri-Hot-Spot" Vinales sind nur Reisende auf eigenen Faust, viele sogar als Rucksack-Tourist und einige Reisegruppen (die dann mit Bus und damit noch mehr auffallend) von eher kleinen Veranstaltern, die meist auch auf Casas verteilt werden, unterwegs. Vinales hat z.B. nur ein Hotel. Wir haben viele Gleichgesinnte auf der Reise getroffen, und wenn es aufgrund der Sprache nicht immer geklappt hat, mit den Kubanern ins Gespräch zu kommen, so haben wir uns mit vielen sehr netten Kanadiern, Franzosen, Holländer und Deutschen ausgetauscht .
Tag 05 – 06.03.2017 – Vinales
Nachts werden wir wach und sind von Bauchschmerzen und Übelkeit geplagt. Warum sollte es uns auch besser ergehen als anderen Kuba-Reisenden.
Das reichhaltige Frühstückbuffet bestellen wir lieber bei Nene ab und entscheiden uns stattdessen für trockenes Brot und Kamillentee. An der gebuchten Reittour wollen wir aber festhalten und sind froh über unsere umfangreiche Reiseapotheke.
Das Valle de Vinales gehört zu einem Nationalpark und darf nur mit Guide zu Fuß oder zu Pferd erkundet werden. Im Tal wird Landwirtschaft betrieben, berühmt ist die Gegend für seinen Tabak und seine einzigartigen Felsen. Unser Guide holt uns pünktlich um 8 Uhr ab und wir laufen das kurze Stück zum Eingang des Nationalparks, wo die Pferde schon geduldig auf uns warten. Wir sind gespannt wohin uns unserer Tour führen wird. Aufgrund der Sprachbarriere haben wir keine Ahnung, was uns erwartet. Auch unser Guide spricht leider kaum ein Wort Englisch. Für eine kurze Einweisung (Rechts, Links und Stopp) reicht es aber und so starten wir vor allen anderen Touris in ein wunderbar leeres Tal. Simons Pferd läuft vorweg und kennt den Weg quasi von alleine. Der rote Boden, die grünen Tabakpflanzen, der blaue Himmel und im Hintergrund immer die Karstfelsen bilden eine sehr schöne Szenerie. Unser Guide weist uns immer wieder auf die verschiedenen Pflanzen hin: Avocado, Gurke, kartoffelähnliche Wurzeln und z.B. Ananas werden hier neben dem dominierenden Tabak angebaut. Gott sei Dank, geht es uns besser und wir können den Ritt genießen.
Die Pferde sind unfassbar gut erzogen und hören perfekt auf den Guide, ohne dabei stumpf oder wie voll gedröhnt zu sein. Lea hat zu Hause selbst ein Pferd, Simon aber reitet sonst gar nicht. Trotzdem kommt er sehr gut zu recht. Die kubanischen Pferde sind meist sehr klein und dünn, für Simon hat der Guide zum Glück ein etwas kräftigeres Pferd ausgesucht. Die Statur der Pferdchen trügt übrigens, uns wundert es immer noch, was die leisten. Im Vergleich zu den voll besetzten Kutschen-Taxis, ist unser Gewicht ein Klacks... Angenehm ist, dass die Gangarten der Pferde eher flach und daher sehr bequem sind. Viele kubanische Pferde tölten sogar statt zu traben. Der Zustand der Pferde, auch der anderen Gruppen, die wir getroffen haben, war übrigens sehr gut: Hufe und Fell waren gut gepflegt, so dass wir ohne Bedenken dort reiten konnten.
Der erste Halt ist nach einer knappen Stunde an einer Trocknungshütte für Tabakblätter. Die Pferde werden im Schatten eines Baumes festgebunden und wir bekommen in der Hütte einen ausführlichen Vortrag – auf Englisch! - über den Anbau, die Fermentation und das Drehen des Tabaks. Hier werden die Tabakblätter nach der Ernte für ca. 3 Monate getrocknet, wobei sie von oben nach unten wandern. Danach zeigt uns der Tabakbauer, wie eine Zigarre gerollt wird und worauf dabei zu achten ist. Das Angebot eine Zigarre vor Ort zu rauchen lehnen wir mit Hinweis auf unsere Mägen ab. Das hält unseren Reit-Guide und den Tabakbauern jedoch nicht davon ab sich selber eine Zigarre anzuzünden. Das Mundstück wird dabei in Honig getränkt, wodurch der Geschmack der Zigarre süßer wird. Da wir schon vor Ort nicht rauchen können, kaufen wir natürlich ein paar Zigarren. Die kleinste Verpackungseinheit ist 10, hier kommt die Geschäftstüchtigkeit der Kubaner wieder hervor, und so wechseln 30 CUC den Besitzer. Uns wird erklärt, dass die hier gedrehten Zigarren eine bessere Qualität, als die Marken in Havanna hätten, da keinerlei chemische Zusätze oder Ähnliches verwendet werden würde. Und natürlich behalte man die besten Blätter lieber für sich, statt sie der Regierung zu geben. So ganz glauben wir das zwar nicht, aber trotzdem haben wir das Gefühl, unsere Zigarren an der richtigen Stelle gekauft zu haben. Wir wurden übrigens in keinster Weise genötigt was zu kaufen. Wer selbst nicht raucht (was wir im Übrigen eigentlich auch nicht tun), kann sicher auch einfach ein kleines Trinkgeld geben.
Nach diesem wirklich interessanten Zwischenstopp schwingen wir uns wieder auf die Pferde und reiten weiter in das Tal von Vinales hinein, immer weiter an den Felsen entlang. Wir kommen an weiteren Trocknungshütten und Tabakfeldern vorbei. Auf den Feldern arbeiten die Einheimischen unter großen Hüten geschützt vor der Sonne und pflegen und ernten die Tabakblätter per Hand. Die Felder werden noch mithilfe von Ochsen bestellt. Für uns ein schönes Bild, tatsächlich ganz schön harte Arbeit. Hoffentlich schaffen die Kubaner es, dass nicht nur die Guides vom Tourismus profitieren, sondern zumindest ein wenig auch beim einfachen Bauern auf dem Feld ankommt.
Unser nächster Stopp ist die Cueava del Palmarito. Hier werden 2 CUC Eintritt pro Person fällig und wir werden mit einem weiteren Führer in die Höhle begleitet. Nach einigen Metern ist es stockdunkel und der Führer weist uns mit seiner Taschenlampe immer wieder auf den Weg hin. Der Kalkstein hat durch die Einwirkung von Wasser über die Jahrzehnte groteske Formen angenommen. Sehr angenehm ist, dass wir wieder eine Einzelbehandlung bekommen. 2-3 andere Führer sind ebenfalls bei der Arbeit, aufgrund der Höhlengröße merkt man das aber kaum.
Wieder am Tageslicht laufen wir ein kurzes Stück zurück zu den wartenden Pferden und machen uns auf den Rückweg. Das Angebot eines weiteren Stopps in einem Cafe schlagen wir aus: Wir trauen unseren Mägen nicht. Auf den Wegen wird es nun Zusehens voller und immer mehr Reiter und Wanderer kommen uns entgegen.Wir sind froh, dass wir uns am Vorabend für den frühen Start um 8 Uhr entschieden haben. Insgesamt dauert die Tour 3,5 Stunden, was uns in unserem Zustand auch genügt hat. Zurück an unserer Casa fallen wir erst einmal erschöpft ins Bett.
Wir sind unheimlich froh, die Tour gemacht zu haben und uns dabei wirklich gut gefühlt haben. Das muss ein klassischer Fall von Kopf (oder Pille?!) über Körper gewesen sein. Am Nachmittag leiden wir wieder und verbringen daher den restlichen Tag schlafend und dösend in unserem Zimmer und auf der netten Terrasse, von der aus man einen guten Blick auf das Treiben hat. Die Tür von Nene steht immer von offen. Ständig kommt ein Verwandter / Nachbar / Freund / Tochter / Enkelkind etc. vorbei, bringt, holt oder plauscht nur etwas. Ein wirklich nettes Gässchen, indem Nene da wohnt. Fast jedes Häusschen hat hier Gästezimmer. Im Gegensatz zu großen Hotelburgen, ist es aber ein sehr persönlicher, ruhiger Tourismus. Bei unseren Casas, evt. auch weil sie so gut vom Reisebüro ausgewählt waren, hatten wir nie das Gefühl „abgezockt“ zu werden. Wir haben eine sehr, sehr freundliche, zuvorkommende Gastfreundschaft erlebt. Eine wirklich schöne Art zu reisen.
Eine weitere Höhlenbesichtigung oder gar eine Fahrt bis zur Cayo Jutias (Insel, mit herrlichem Strand über einen Damm zu erreichen), so wie eigentlich geplant, fällt daher leider aus. Unsere Gastgeberin Nene kümmert sich rührend um uns. Dass sich Europäer in den Straßen von Vinales den Magen verderben, kommt wohl öfter vor. Sie mache das Eis daher nur aus Trinkwasser. Wären wir doch abends bei ihr geblieben. Zum Abendessen gibt es blanken Reis und Tee und wir hoffen, morgen früh fit genug zu sein, um die Fahrt nach Playa Larga zu bewältigen.
RE: Städte, Strand und Hinterland - Mietwagenrundreise auf Kuba
Hallo Lea & Simon,
verfolge euren Bericht mit großem Interesse. Kuba hat mich immer schon interessiert, und jetzt wo die Grenzen ja "fast offen" sind ganz besonders. Vor allem der Reiz auf diese mal andere Art ein Land zu erreisen (Geführte Touren/Reisen sind für mich der Horror) fasziniert uns besonders. Vielleicht schaffen wir das ja noch in diesem Leben.
RE: Städte, Strand und Hinterland - Mietwagenrundreise auf Kuba
Hallo ihr Lieben,
schön, dass du Peter auch mit dabei bist. Wie du liest, ist Kuba sogar sehr kurzentschlossen möglich. Da finden sich bestimmt noch ein paar Urlaubstage
So Zeit für einen neuen Tag:
Tag 06 – 07.03.2017 – Playa Larga
Das Frühstück fällt für uns zwar vorsichtshalber spärlich aus, wir fühlen uns aber deutlich besser und sind damit fit für die Fahrt. Ehe wir das Tal verlassen, müssen wir noch tanken. Vom Servicemitarbeiter der Tankstelle lassen wir den Tank „voll“ tanken und sind doch etwas erstaunt wie viel in unseren kleinen Cubi passen soll. Geht hier alles mit rechten Dingen zu?
Einen ersten kurzen Zwischenstopp machen wir im Valle de Dos Hermanas beim Mural de la Prehistoria. Einer Zeichnung auf den Felsen die die Entstehung der Menschheitsgeschichte abbildet. Wir gucken nur aus der Ferne, genau von hier wirkt ja das Kunstwerk, man kann aber auch für wenige CUC direkt an die Felswand gehen. Der zweite Halt ist am Besucherzentrum des Nationalparks. Von hier aus hat man noch einmal einen schönen Blick über das gesamte Tal.
Der Weg nach Playa Larga führt uns die meiste Zeit über die Autopista, mittlerweile finden wir das zwar etwas langweilig, dafür kommen wir schnell voran. Um Havanna wird es etwas trubelig und wir sind froh, dass unsere map.me-App uns navigiert. Dass wir von Deutschland aus ausreichend Kräcker, Kekse und Co. mitgebracht haben (Tipp von einer Bekannten, den wir nur weiter geben können!), zahlt sich jetzt aus. Diese Snacks für zwischendurch gibt es kaum zu kaufen. Der Straßenzustand wird ab Havanna deutlich besser und so erreichen wir Playa Large bereits zur Mittagszeit.
Straße unserer Casa
Die Mutter unseres Gastgebers Leonard begrüßt uns und lässt uns in unser Zimmer. Casa Leonard liegt direkt in erster Reihe am Strand! Heute haben wir keine Lust mehr viel zu unternehmen und erholen uns daher lesend und liegend vor Leonards Haus. Mit gesundem Magen und Tatendrang hätte man die nahe gelegene Krokodilfarm besichtigen können oder an der nahe gelegenen Felsküste schnorcheln / tauchen können. Wir genießen stattdessen das Strandleben bei knapp 30° C vor der Tür: Das Wasser ist herrlich warm und lädt zum Schwimmen ein und beim Strandspaziergang können wir einen Fischreiher (?) beobachten. Kaum zu glauben, dass daheim noch Winter ist.
Am Nachmittag kommt Leonard von der Arbeit. Sein Englisch ist ausreichend, so dass wir uns gut mit ihm verständigen können. Wir bestellen bei ihm das Abendessen: Vegetarisch und magenschonend. Als wir ihm erzählen, dass wir aus Vinales kommen, weiß er direkt Bescheid: Das Eis.. Wir haben im Vorfeld von dem tollen Naturschutzgebiet rund um Playa Larga gelesen und möchten am nächsten Tag ein wenig von der Natur sehen. Eigentlich hatten wir an die Sümpfe nördlich von Playa Larga gedacht. Hiervon rät Leonard uns ab. Zu dieser Jahreszeit seien die sonst hier lebenden Flamingos ausgeflogen. Er vermittelt uns daher einen Ranger aus dem nahe gelegenen Nationalparkbüro, der mit uns Richtung Playa Giron fahren wird.
Das Abendessen und vor allem die Sicht dabei ist klasse: Ein kräftigender Gemüseeintopf mit Reis, dazu die obligatorischen Kochbananen und eine Wurzel, die besonders gut für den Magen sein soll. Nach diesem Essen fühlen wir uns endlich wieder fit. Wir genießen das Meeresrauschen und bleiben den ganzen Abend in unseren Stühlchen sitzen. Das muss schließlich auch mal sein.
RE: Städte, Strand und Hinterland - Mietwagenrundreise auf Kuba
Hallo Lea,
Du legst ja ein ordentliches Tempo vor. Ich bin sehr begeistert von Eurer Kuba Reise und toll ist es auch, dass Ihr trotzt der Magenverstimmung die Reittour gemacht habt. Zum Glück hat es Euch offensichtlich nicht schlimmer erwischt.
LG Mike
ps. Zur Entschädigung, nachdem ich der LH zwei nette Mails mit der Bitte um Entschädigung geschrieben hatte ging es nach der dritten und sehr bestimmten Mail mit Androhung der Einschaltung eines Anwalts plötzlich sehr schnell mit der Zusage der Entschädigung. Die Zahlung hat dann noch ein paar Wochen auf sich warten lassen, das hatte die LH aber angekündigt.
RE: Städte, Strand und Hinterland - Mietwagenrundreise auf Kuba
Hallo ihr Lieben,
und zack ist es passiert.. Nach Mikes Beitrag musste ich die Geschwindigkeit drosseln, da mein Laptop mich im Stich gelassen hat . Die Festplatte ist ein nicht mehr zu rettender Totalschaden. Den Reisebericht und die Fotos hatte ich natürlich gesichtert, nicht aber die Fotosortierung und schon gar nicht die bereits verkleinerten für das Forum. Aber inzwischen bin ich wieder soweit und nachdem ich von anderer Seite aufgefordert wurde, mal endlich weiter zu schrieben, folgt jetzt der nächste Tag .
Eurowings hat nach Einschrieben und "Stunkanruf" inzwischen 1200 € überwiesen! Das wertet die Reiseabrechnung natürlich immens auf!
Tag 07 – 08.03.2017 – Fußsafari, Schorcheln und ab nach Cienfuegos
Nach einem kurzen Strandspaziergang inklusive Sonnenaufgang nehmen wir das Frühstück wieder mit Meerblick zu uns. Unsere 7 Sachen packen wir schon mal ins Auto, da wir von Playa Giron aus direkt weiter nach Cienfuegos fahren möchten. So ist es auf der Rückbank ganz schön voll, als Ranger Mario pünktlich um 08:30 Uhr zu uns in den Wagen steigt. Er lotst uns zurück auf die Straße und wir sammeln noch zwei weitere Paare mit Ihren Mietwagen ein. Im Konvoi fahren wir in Richtung Naturschutzgebiet. Auf der Fahrt können wir Mario schon ein paar Fragen bzgl. Flora und Fauna stellen, die er auch gerne beantwortet. Auch gute Schnorchelspots zeigt er uns im vorbeifahren, da wir im Anschluss der geführten Tour noch im Osten der Schweinebucht schnorcheln möchten.
Von der Straße nach Playa Giron biegen wir links in ein Waldgebiet ab und treffen dort auf weitere Teilnehmer unserer Tour, so dass wir letztendlich ca. 15 Personen sind. Mario macht uns auf unserem Spaziergang durch das Gebiet immer wieder auf Vögel aufmerksam und lockt diese auch mit Aufnahmen von seinem Smartphone an. Wir hören sehr viele Vögel, hin und wieder sehen wir den ein oder anderen Cubano, aber das Fotografieren will uns nicht so recht gelingen. Das Gebiet ist ein ehemaliges Korallenriff und der Stein sehr zerklüftet. Entsprechend muss man aufpassen, wo man hintritt. Er führt uns zu einer kleinen Felsnische, in der drei Schlangen schlafen.
Baumtermiten und ein Specht und ein weiterer Vogel
Weiter geht es zur nächsten Höhle. Diesmal klettern wir eine kleine Leiter hinab. Hier gibt es unzählige Fledermäuse. Da es stockdunkel ist leuchtet Mario die Fledermäuse mit einer Taschenlampe an. Na, ob die das mögen? Einige Fledermäuse flattern uns um die Ohren. Er zeigt uns außerdem eine kleine Eule, die sich hier hin zurück gezogen hat. Ganz offensichtlich weiß er, wo er suchen muss.
Von dieser Schlange im Baum ist selbst Mario begeistert:
Nach einer Stunde laufen wir zurück zu den Autos und fahren die Straße ein weiteres Stück Richung Playa Giron ehe wir abermals in den Wald abbiegen. Das Gebiet hier ist, zumindest außerhalb der Trockenzeit, deutlich feuchter. Wir laufen zu einem Wasserbecken und sehen Krokodile, Schildkröten und Riesenkrabben. Die Krokodile sind gut 2 m groß und auf die Frage, was passieren würde, wenn hier einer rein fällt, antwortet Mario nur „not good“. Das zweite Becken ist völlig abgeschlossen und hier leben keine Krokodile, so dass man hier schwimmen kann. Während einige ins Wasser hüpfen, versucht Lea einen der Kolibris an den Orchideen zu fotografieren. Keine Chance.
Mario erklärt uns viel über die Fauna. Dieser Baum ist gut für Bauchschmerzen, dieser hier macht dies und das usw... An einem Kaktus streicht er über die Stachel und lässt so das Wasser in ihm rauschen. Bei der Nachahmung pikst sich jeder Zweite in den Finger.
Ein wirklich großartiger geführter Spaziergang und die einzige Möglichkeit dieses Gebiet kennen zu lernen. So sehr wir die Regulierung zuerst skeptisch beäugt haben, desto besser finden wir sie nun. Hoffentlich schafft Kuba es damit, die Natur zu erhalten und zu schützen. 15 CUC haben wir pro Person für gut drei Stunden bezahlt.
Inzwischen ist es ganz schön warm geworden und wieder am Auto sind wir ziemlich am Schwitzen. Mario bereitet sich auf seine zweite Truppe vor und für uns geht es so ein kleines Stück zurück Richtung Playa Larga. An einer der von Mario empfohlenen Stellen halten wir und springen schnell ins kühlende Nass. Die Farben sind überwältigend und immer wieder sehen wir bunt schillernde Fische durch die Schnorchelbrille. An dieser Stelle gibt es Gott sein Dank eine Leiter um sicher aus dem Meer zu kommen. Man sollte sich unbedingt vor den Seeigeln in den Felsnischen in Acht nehmen!
Nach einem kurzen Mittagssnack brechen wir gegen 13:30 Uhr auf. Wir tanken in Playa Giron und halten kurz am Museum zur Invasion der Schweinebucht. So richtig Lust auf einen Museumsbesuch haben wir allerdings nicht und so begnügen wir uns mit 2 Fotos durch das Autofenster.
Weiter geht’s also nach Cienfuegos. Die Straße ist in einem erstaunlich guten Zustand und so kommen wir schnell voran. Der Weg zu unserer Casa führt uns bereits einmal über die Hauptstraße des Städtchens und wir bekommen so einen ersten Eindruck.
Unser Reisebüro hat in der Vergangenheit leider keine guten Erfahrungen mit den Casas in Cienfuegos gemacht (Reservierungen wurden nicht eingehalten etc.) und wollte uns daher in ein unheimlich teures Boten-Bunker-Hotel stecken. Das wollten wir aber nicht und so sind wir heute Versuchskaninchen für eine neue Casa-Vermittlung von Tropicana, der staatlichen, kubanischen Reiseagentur. Auch ohne Wegbeschreibung war die Casa gut zu finden, doch irgendetwas stimmt nicht, als wir an der Tür stehen. Wir werden hereingebeten, aber die spanischen Erklärungsversuche bringen uns nicht weiter. So wird telefoniert, Simon bekommt den Hörer gereicht und auf der anderen Seite wird Englisch gesprochen. Das Ende vom Lied: in unserer Casa mit schöner Lage zwischen Innenstadt und Punta Gorda direkt an der Bucht gibt es einen technischen(?) Defekt. Wir bekommen eine Alternativadresse genannt und die Casabesitzer werden benachrichtigt, dass wir auf dem Weg sind. Wir sind zwar nicht begeistert, aber da kann man wohl nichts machen.
Da die neue Casa auf der anderen Seite der Innenstadt liegt, beschließen wir mit dem Auto erst einmal zur Punta Gorda, einer Art Halbinsel mit nur einer Straße, zu fahren. Hier gibt es viele Casas in frisch renovieren Villen. Ein wenig sieht es nach der guten Stube Cienfuegos aus. Wir machen kehrt und fahren zu unserer Casa Colonial, die in einer typisch kubanischen Wohngegend, ca. 10 Minuten Fußweg von der Innenstadt entfernt, liegt: Schlaglöcher, kaputte Häuser, viel Gewusel auf der Straße und wir die einzigen mit Auto. Wo sind wir denn hier gelandet? Na gut, schauen wir uns das Ganze mal an. Wir sind sehr angenehm überrascht. Die ganze Familie steht bereit und erwartet uns mit frischem Saft. Unser Gastgeber trägt uns sogar Taschen ins Zimmer. Alles ist sehr liebevoll gestaltet und dekoriert. Der Kitsch erinnert uns ein wenig an Russland mit Palmen. So viel Platz wie hier hatten wir bislang noch nie. Neben unserem Zimmer und dem Badezimmer steht uns noch ein Wohn- Essbereich zur eigenen Verfügung, in dem auch eine kleine Küchenzeile eingebaut ist. Sogar einen Flachbildfernseher können die Gäste hier nutzen. Die Familie hält sich dafür nur in ihrer klitze kleinen Küche auf, in der ein Uralt-Mini-Fernseher hängt. Lea erinnert das an ihre Großeltern vom Land: Auch hier war das Wohnzimmer, der schönste und größte Raum im Haus, ausschließlich den Gästen vorbehalten, während man sonst lieber beengt in der Küche saß. Unsere Casa ist übrigens mit Abstand eines der besseren Häuser der Straße.
Wir machen uns kurz frisch, vereinbaren eine Abendessenszeit und dann geht es zu Fuß los ins Städtchen. Auf dem Hauptplatz brummt der Bär. Irgendeine Bücheraktion für Kinder wird begleitet von lauter Musik. In den Gässchen gibt es jede Menge Touristenstände, allerdings mit wirklich netten Dingen. Künstler malen und verkaufen Bilder, Lea ersteht einen getöpferten Magneten, der allerdings so schwer ist, dass er nur gestützt von einem anderen Magneten am Kühlschrank hält. Am Wasser gibt es Live-Musik und wir beobachten eine Kubanerin, die ihren beiden Töchter Salsa auf der Uferpromenade beibringt. Hier sind unheimlich viele Pferdekarren unterwegs. Diese ersetzen quasi Busse und Taxen und werden hauptsächlich von den Einheimischen genutzt. An der Uferpromenade stehen allerdings nur teure Touri-Kutschen und so laufen wir lieber ein Stück zurück in die Wohnstraßen und halten dann einen Kutscher und seinen Sohn an. Natürlich spricht mal wieder keiner Englisch, der Sohn kann aber immerhin lesen und mit der Visitenkarte unserer Casa in der Hand geht es musikbegleitet (natürlich gibt es Radio an Board) los. Zu unserer Casa darf er nicht, hier sind Kutschen verboten und so laufen wir die letzten Meter zu Fuß. Insgesamt ist Cienfuegos ein nettes Städtchen, für das 2 Stunden aber völlig ausreichend sind.
Nachdem wir pünktlich bei unserer Casa eintreffen, wird das Abendessen im großzügigen Innenhof serviert. Das Essen ist typisch kubanisch, heißt es könnte etwas mehr gewürzt sein, die liebevolle Dekorierung und der äußerst aufmerksame Service macht das aber mehr als wett. Der Gast ist hier wirklich König. Der Wein zum Essen ist kubanisch. Regional finden wir zwar super, Winzern gehört allerdings ganz sicher nicht zu den kubanischen Stärken.
Unser Auto sollten wir übrigens direkt unter der Laterne vor dem Haus parken. Es würde uns nicht wundern, wenn der Gastgeber persönlich auf das Auto aufpasst oder zumindest jemanden dafür engagiert hat.
RE: Städte, Strand und Hinterland - Mietwagenrundreise auf Kuba
Tag 08 – 09.03.2017 – Nach Trinidad über El Nicho
Wir sind früh auf und packen bereits vor dem Frühstück unsere Sachen zusammen. Das Frühstück ist der Hammer: ganz viel frisches Obst, Omelett, frisch gepresster Ananassaft... einfach toll. Verabschiedet werden wir wieder von der ganzen Familie und so machen wir uns bereits noch vor 8 Uhr auf durch den dichten Morgenverkehr. Busse, wenige Privatautos und jede Menge Pferdekarren wuseln auf der Straße herum.
Wir brauchen etwas, bis wir Cienfuegos hinter uns gelassen haben und auf dem Weg in die Berge sind. El Nicho heißt unser heutiges Ziel: Wasserfälle und Wald im Escambray-Gebirge. Auf dem kleinen Sträßchen dort hin, haben wir immer wieder tolle Aussichten ins Tal.
Früh sein ist auch hier anzuraten, ist El Nicho doch ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Bereits um halb 10 haben wir unser Auto geparkt, unsere Pässe vorgehalten und 10 CUC pro Person gezahlt, so dass wir zu den Wasserfällen laufen dürfen. Aufgrund der Trockenzeit ist das Wasser überschaubar, die Mücken dafür auch! So oder so lohnt sich das Gebiet.
In den kleinen Teichen vor den Fällen darf man übrigens auch schwimmen. Hierfür stehen sogar Sanitäter bereit, die sich ihr Gehalt aber mit was ganz anderem aufstocken: Wollt ihr eine Höhle sehen, werden wir gefragt. 2 CUC pro Person. Na gut, warum nicht, denken wir uns und machen uns mit einem der Sanitäter privat geführt auf in den Dschungel. Der Weg ist ansonsten, wahrscheinlich von den Sanitätern selbst, mit Stacheldraht abgesperrt. Der Kapitalismus gedeiht eben prächtig. Die zusätzlichen CUC lohnen sich aber. Zusammen mit unserem Sanitäter, der ein sehr gutes Englisch spricht, sind wir allein auf den kleinen Pfaden und bekommen allerhand erklärt. Ca. 40 Minuten sind wir insgesamt mit ihm unterwegs.
Die vermutlich kostenlosen Fälle auf der anderen Seite der Straße lohnen sich übrigens auch und werden von den meisten Besuchern nicht angesteuert.
Gegen Mittag brechen wir auf nach Trinidad. Auf der Karte ist eine kleinen Straße eingezeichnet, die weiter durch die Berge geht. Wir hatten gehört, dass diese in einem sehr schlechten Zustand und damit für Autos nicht passierbar sein soll. Wir fragen einen der Busfahrer, der uns aber ermutigt den Weg zu probieren. Allerdings drehen wir nach nur 10 Minuten um. Die „Straße“ ist für unser Auto wirklich unmöglich.
Also bleibt uns nichts anderes übrig, als den großen Umweg zu fahren. Erst hatten wir überlegt, ob wir noch einen weiteren Abstecher zurück in die Berge machen, wir beschließen aber direkt nach Trinidad zu fahren und dann den Nachmittag am Strand zu verbringen.
Unsere Casa Sergio liegt in Casilda, etwas außerhalb vom trubeligen Trinidad. Wir werden herzlich von Sergio begrüßt, bestellen kurz Abendessen und machen uns dann direkt auf. Von hier sind es nur 10 Minuten mit dem Auto zum Playa Ancon, dem angeblich schönsten Strand Kubas. Für das Parken zahlen wir 2 CUC, an den Strand kommt man aber immerhin umsonst. Wir legen uns ans Ende des Strandes. Hier ist der Sandstreifen zwar schmaler, dafür aber auch sehr leer. Später am Nachmittag erkunden wir dann auch den Rest des Strandes. Der Strand ist sehr schön, aber der Schönste Kubas? Da kann der Stadtstrand von Havanna aber mithalten.
Nach einer kurzen Dusche unserseits hat Sergio das Abendessen schon bereitet. Für Simon gibt es Ropa Vieja, eine kubanische Spezialität aus „verpflückten“ Rindfleisch. Lea bekommt gebratene Aubergine. Dazu gibt es allerlei Teller und Schälchen mit lauter Köstlichkeiten. Vieles davon ist typisch kubanisch, aber mit dem gewissen Pfiff und allerlei Gewürzen. Sergio hat lange Zeit in der Gastronomie in Kanada gearbeitet und das merkt man. Er ist wirklich ein ausgezeichneter Koch und das Essen mit Abstand das Beste, was wir auf Kuba bekommen haben! Er selbst ist Brasilianer, seine Frau Kubanerin. Die beiden haben 4 Kinder, zwei davon erst 3 Jahre alt. Er kocht im Garten an einer offenen Küche, die Gäste sitzen in seinem herrlichen Garten und sie mixt uns Cocktails. Er erklärt uns, dass es auf Kuba nicht üblich ist, einen Garten hinter dem Haus zu haben. Er dagegen hat wirklich eine kleine Oase geschaffen. Weiter hinten hat er noch einen richtigen Nutzteil, in dem er Hühner und eine Ziege hält und demnächst noch mehr eigenes Gemüse anbauen möchte. Es ist erfrischend mal so viel Englisch sprechen zu können und so viel über den kubanischen Alltag zu erfahren.
Seine weiteren Gäste sind aus Polen stammende Kanadier: Ein älteres Ehepaar mit Tochter und Enkelin. Er stammt aus Schlesien und spricht sogar deutsch. Die vier haben heute auf Sergios Rat einen Katamaran-Ausflug unternommen und schwärmen davon. Wir sitzen den ganzen Abend auf der Terrasse und unterhalten uns prächtig. Trump und die Flüchtlingssituation in Deutschland und Kanada sind heute Abend bei uns die großen Themen. Spannend wie wir Deutschen im Ausland wahrgenommen werden.
Hallo,
nachdem ich bisher heimlich mitgelesen habe, haben mich die Bilder -vor allem das letzte - neugierig auf mehr gemacht. Das Lebensgefühl der Menschen ist schon toll und ansteckend. Wegen der Vielzahl meiner Urlaubsziele weiß ich allerdings nicht, ob und wann dieser Reisewunsch realisiert werden kann, obwohl meine rudimentären Spanischkenntnisse für eine Reise nach Kuba sprechen.
Liebe Grüße
Olaf
Hallo ihr lieben Mitreisenden,
es folgt gleich der nächste Tag
Mike, wir haben bereits die Antwortkarte vom Einschreiben an Eurowings, mehr aber auch nicht. Nach europäischem Recht stehen uns 600€ pro Person Entschädigung zu. Von Eurowings haben wir bei Abflug eine Bestätigung erhalten, mit 4:20 h Verspätung losgeflogen zu sein. Der mündlich erwähnte technische Defekt, der Voraussettzung für die Entschädigung ist, ist auf dem Wisch natürlich nicht vermerkt. Wir versuchen es nun erst mal selbst, was meist wenig Aussicht hat und dann werden wir entscheiden, ob wie selbst einen Anwalt beauftragen oder aber unsere Ansprüche an eine der vielen hierauf spezialisieren Kanzleien verkaufen.
Tag 04 – 05.03.2017 – On the road
Das Frühstück hatten wir für 7 Uhr vereinbart, und was soll man sagen: als wir um kurz vor sieben aus unserem Zimmer kommen, ist der Tisch bereits reichlich gedeckt. Ganz kubanisch gibt es viel Obst und Eier. Für den Weg zum Flughafen hat unsere Gastgeberin bereits am Vortrag ein Taxi organisiert, das uns pünktlich vor der Tür abholt. Leider kein schöner Oldtimer, sondern nur alt ohne Nostalgie, aber auch dieser Wagen bringt uns (ohne Anschnallgurte, die scheint es auf Kuba selten zu geben) sicher zum Flughafen.
09:30 Uhr Terminal 3 steht auf unseren Papieren, ca. eine Stunde früher sind wird bereits da. Wir nutzen die Zeit um noch ein paar Euros zu CUC zu machen und sind dank der diesmal kurzen Schlange am Wechselschalter auch schnell fertig. Also nix wie los zum Schalter von Cubacar in der Hoffnung auf eine schnelle Übernahme des Wagens, denn auch hier ist die Schlange – ganz untypisch für Kuba – kurz. Wir reichen unseren Voucher rüber, es wird telefoniert und mit dem Kopf genickt; viel verstehen wir allerdings nicht. Dann nimmt man eine ¾-Stunde erst mal keine Notiz mehr von uns, bis ein freundlicher Herr uns bittet mit ihm zu kommen. Aber statt zum Mietwagen bringt er uns bloß zu Terminal 2, wo wir angeblich unseren Wagen in Empfang nehmen können. Das war es dann wohl mit der frühen Mietwagenübernahme. Im Eingangsbereich des Büros warten schon ein paar andere Kunden und man avisiert uns eine 10-minütige Wartezeit. Aus den 10 Minuten wird jedoch eine knappe Stunde, währenddessen immer wieder andere Kunden in das Büro kommen um Ihren Mietwagenschlüssel wieder abzugeben. Zu Guter Letzt dürfen aber auch wir noch unseren Papierkram erledigen und trotz Buchung und Bezahlung von Deutschland aus wechseln noch so manche CUC den Besitzer. Wieder sollen wir 10 Minuten warten; das Auto muss noch gewaschen werden. Wieder werden aus 10 Minuten ganz schnell 45...Als das gebuchte Kleinstauto dann endlich kommt, sind wir froh das Flughafengelände verlassen zu können. Die Übergabe erfolgt im Eiltempo und auch auf Leas Reklamation – der rechte Hinterreifen hatte kaum noch Profil – wird nicht mehr eingegangen. Es sei vorwegzunehmen, dass mit dem Reifen alles gut gegangen ist. Angesichts dessen, dass die Reifen bei Cubacar grundsätzlich nicht versichert sind, ist es aber eine Frechheit, den Wagen dem Kunden trotz Protest so mitzugeben. Dafür haben die Kubaner, vielleicht weil für sie ein Auto so viel mehr Luxus als die sonst üblichen Pferdekarren ist?, gar kein Verständnis.
Die ersten Meter hinter dem Flughafen sind trubelig und Simon am Steuer muss zwischen all den Fußgängern, Radfahrern und Pferdekarren aufpassen sicher über die Straßen zu kommen. Sobald wir auf der Autopista sind, nimmt die Anzahl der ungewöhnlichen Verkehrsteilnehmer zwar nicht ab, immerhin gibt es nun aber drei Spuren. Die werden auch benötigt um den zahlreichen Schlaglöchern im Zick-Zack-Kurs auszuweichen. Andere Autos gibt es wenig und wenn dann tragen sie das kennzeichnende T im Nummernschild.
Bei Cajajobas verlassen wir die Autobahn und fahren auf einem kleineren Sträßchen, dessen Straßenqualität plötzlich viel besser als die der Autobahn ist, in die Berge. Links und rechts der Straße ist Kubas Landleben in vollem Gange. Menschen und Tieren tummeln sich am Wegesrand. Bald schon erreichen wir den Eingang zum Naturschutzgebiet rund um Las Terrazas. Wir versichern, dass wir nur zur ehemaligen Kaffeeplantage „Cafetal Buenavista“ und nicht groß wandern wollen und zahlen so zwei CUC pro Person Eintritt. Wandern in Naturschutzgebieten und Nationalparks ist auf ganz Kuba offiziell nur mit einem Führer oder aber auf speziell ausgewiesenen Wegen erlaubt. Wir fahren zu der Kaffeeplantage und obwohl es schon fast Mittag ist, stehen nur wenig andere Autos auf dem Parkplatz. Von hier hat man einen sehr schönen Blick in ein Tal.
Es gibt einen kleinen Weg zu einem ca. 2 km entferntem Aussichtspunkt, der durch den Wald führt. Obwohl die Assoziation normaler Weise anders herum sein sollte, erinnert uns alles an das Tropenhaus im Zoo: Der Geruch der feuchten Erde, die Geräusche der Vögel und der unfassbar dichte Wald. Am Ende des Weges haben wir einen schönen Blick ins Tal von Las Terrazas. Für uns ein schöner kleiner Stopp am Wegesrand um einen Einblick in die Vegetation Kubas zu bekommen. Das recht touristische Restaurant der ehemaligen Kaffeplantage lassen wir jedoch trotz Mittagszeit aus und fahren mit einem kurzen Zwischenhalt in Las Terrazas weiter nach Soroa.
Wir folgen einer weiteren Paladar-Empfehlung unseres Reisebüros kurz hinter Soroa. Als wir ankommen sind wir die einzigen Gäste und schrecken den Gastgeber aus seiner Hängematte auf. Die Verständigung erfolgt mal wieder mit Händen und Füßen. Dass Lea Vegetariarin ist, kommt aber über. Wir sitzen mit nettem Blick auf die Berge und um uns herum laufen die Hühner mit ihren Küken. Das Essen schmeckt dann tatsächlich sehr lecker und ist typisch kubanisch (Reis mit Bohnen, Kochbanane, Ei..), die Menge ist aber schier nicht zu schaffen.
Gut gestärkt geht es zurück nach Soroa in den Orchideengarten. Parken kostet einen CUC, der Eintritt 3 CUC pro Person. Nach einem kleinem Regenschauer kommt die Sonne hervor und bringt die farbenfrohe Blütenpracht zum leuchten. Der Garten wurde von einem Vater, der Orchideen von der ganzen Welt hier gesammelt hat, zu Gedenken an seine verstorbene Tochter angelegt. Auf Kuba sind aber ebenfalls viele Arten heimisch. Der Garten ist wie eine kleine Oase und trotz Trockenzeit blühen unheimlich viele tolle, interssante Blumen.
Zurück auf der Autopista ist die Landschaft nicht mehr so abwechslungsreich und wir kommen schnell voran. Gegen 18 Uhr erreichen wir einen Mirrador zum Tal von Vinales. Unsere Casa wird uns heute von Maria, bzw. von ihrem Sohn Daniel vermittelt: Wir kommen bei ihrer Schwester Nene unter, einer gut gelaunten Rentnerin, die sich mit zwei Gästezimmern in einer schönen ruhigen Nebenstraße etwas dazu verdient. Englisch spricht Nene aber nicht. Macht nichts: Reiten auf „Hand und Fuß“ heißt überall auf der Welt das Gleiche und so vermittelt sie uns einen Reitausflug für den nächsten Tag.
Vinales muss in den letzten Jahren stark gewachsen sein. Auf der Hauptstraße steppt der Bär und die Restaurants reihen sich aneinander. Wir finden einen Platz vor einer netten Bar, die auch im Szene-Viertel von Berlin hätte sein können. Vegetarisches und Veganes essen, tolle Cocktails, alles ist sehr hipp und naja irgendwie europäisch. Die Gäste sind ausschließlich Touristen aus Deutschland, Kanada und Frankreich. Durch die Live-Musik von nebenan kommt zwar Kuba-Feeling auf, trotzdem hat man das Gefühl in einer Touristen-Schein-Welt zu sitzen, die nicht ganz so viel mit dem echten Leben hier zu tun hat. Wir treffen ein deutsches Pärchen und tauschen bisherige Reiseerfahrungen aus. Er erzählt uns von seiner ausgeprägten Lebensmittelvergiftung mit Krankenhausaufenthalt und nippt daher lieber an seiner Cola, während wir anderen – auch seine Freundin, bei der die Lebensmittelvergiftung deutlich abgeschwächter verlaufen ist – mit Cocktails anstoßen.
Leider werden wir das noch bereuen...
2015 & 2019 Südwesten / 2016 Yellowstone / 2017 Namibia
Hi Simon & Lea!
Für das echte Land-Feeling muss man die Touri-Hotspot meiden. Das ist natürlich nicht immer leicht, vor allem wahrscheinlich in Kuba geht es schwerer oder noch gar nicht.
Das Abnabeln von Sozialismus wird noch länger dauern, und bringt natürlich auch viele Auswüchse mit. Vor allem die Abzocke für alles und überall. Man kann es den Leuten nicht ganz für Übel halten, wenn sie nach Jahrzehnten endlich selbst "Geschäfte" machen dürfen. Für Beispiele braucht man nicht weit zu reisen, nach den Umbrüchen im Ostblock ging es dort ähnlich zu, und teilweise sogar noch putz munter weiter so geht.
Gleichzeitig herrscht aber in jedem ärmeren Land oft die Meinung, dass ein Touri ein sehr reiche Mensch sein muss, wenn er sich das Reisen leisten kann, deswegen oft die Meinung, bei den kann man sich es holen.
Sprachkenntnisse sind nur bedingt nötig. Ich habe für unsere 2 jeweils 3 Monate lange Rucksackreise durch Südamerika (2015 und 2016, sehe mein Blog)) in der VHS etwas gelernt, und damit kamen wir ganz gut durch. Dafür hattet ihr keine Zeit, ich weiß
.
Man kann nicht Südamerika, wo der Tourismus schon ziemlich fortgeschritten ist, auch nicht mit Kuba vergleichen, aber:
Natürlich werde ich mit Interesse weiter mit lesen, auch wenn ich weiß, dass Kuba aus Überzeugung nichts für uns wäre, da wir uns sehr ungern abzocken lassen, und in diesem Fall wäre es schier unmöglich dem zu entkommen.
Dann, bis zum nächsten Tag auf eurer Reise, ich freue mich schon!
Es gibt für uns noch viele Fragen, wir haben die Welt nicht überall gesehen!
Unser Blog
Liebe Jindra,
ganz so frei wie anderswo ist Reisen auf Kuba einfach nicht. In jeder Casa wird die Passnummer notiert, beim Parken das Nummernschild, beim Wandern wieder die Passnummer... man wird auf Schritt und Tritt überwacht
. Und man fällt als Tourist viel mehr auf. In Amerika sind die Amerikaner ja auch Touristen. Ein Womo zu haben, ist ja ziemlich normal und im Nationalpark sind ja nur Touristen. Auf Kuba merkt aber jeder sofort, dass du nicht von da bist. Allein die Nikes sind schon komisch. Kubanern, abgesehen von den im Tourismus arbeitenden, ist es offiziell ja noch nicht mal erlaubt mit Touristen zu reden. Das wird zwar kaum gelebt und wandelt sich zunehmend, trotzdem ist es alles etwas anders, als sonst. Naja Touri-Hut auf, Kamera um und ab die Rolle leben
. Massentourismus gibt es abgesehen von den Hotelburgen in Varadero und den Bussen, die von da aus nach Trindidad fahren, quasi gar nicht. Selbst am "Touri-Hot-Spot" Vinales sind nur Reisende auf eigenen Faust, viele sogar als Rucksack-Tourist und einige Reisegruppen (die dann mit Bus und damit noch mehr auffallend) von eher kleinen Veranstaltern, die meist auch auf Casas verteilt werden, unterwegs. Vinales hat z.B. nur ein Hotel. Wir haben viele Gleichgesinnte auf der Reise getroffen, und wenn es aufgrund der Sprache nicht immer geklappt hat, mit den Kubanern ins Gespräch zu kommen, so haben wir uns mit vielen sehr netten Kanadiern, Franzosen, Holländer und Deutschen ausgetauscht
.
Tag 05 – 06.03.2017 – Vinales
Nachts werden wir wach und sind von Bauchschmerzen und Übelkeit geplagt. Warum sollte es uns auch besser ergehen als anderen Kuba-Reisenden.
Das reichhaltige Frühstückbuffet bestellen wir lieber bei Nene ab und entscheiden uns stattdessen für trockenes Brot und Kamillentee. An der gebuchten Reittour wollen wir aber festhalten und sind froh über unsere umfangreiche Reiseapotheke.
Das Valle de Vinales gehört zu einem Nationalpark und darf nur mit Guide zu Fuß oder zu Pferd erkundet werden. Im Tal wird Landwirtschaft betrieben, berühmt ist die Gegend für seinen Tabak und seine einzigartigen Felsen. Unser Guide holt uns pünktlich um 8 Uhr ab und wir laufen das kurze Stück zum Eingang des Nationalparks, wo die Pferde schon geduldig auf uns warten. Wir sind gespannt wohin uns unserer Tour führen wird. Aufgrund der Sprachbarriere haben wir keine Ahnung, was uns erwartet. Auch unser Guide spricht leider kaum ein Wort Englisch. Für eine kurze Einweisung (Rechts, Links und Stopp) reicht es aber und so starten wir vor allen anderen Touris in ein wunderbar leeres Tal. Simons Pferd läuft vorweg und kennt den Weg quasi von alleine. Der rote Boden, die grünen Tabakpflanzen, der blaue Himmel und im Hintergrund immer die Karstfelsen bilden eine sehr schöne Szenerie. Unser Guide weist uns immer wieder auf die verschiedenen Pflanzen hin: Avocado, Gurke, kartoffelähnliche Wurzeln und z.B. Ananas werden hier neben dem dominierenden Tabak angebaut. Gott sei Dank, geht es uns besser und wir können den Ritt genießen.
Die Pferde sind unfassbar gut erzogen und hören perfekt auf den Guide, ohne dabei stumpf oder wie voll gedröhnt zu sein. Lea hat zu Hause selbst ein Pferd, Simon aber reitet sonst gar nicht. Trotzdem kommt er sehr gut zu recht. Die kubanischen Pferde sind meist sehr klein und dünn, für Simon hat der Guide zum Glück ein etwas kräftigeres Pferd ausgesucht. Die Statur der Pferdchen trügt übrigens, uns wundert es immer noch, was die leisten. Im Vergleich zu den voll besetzten Kutschen-Taxis, ist unser Gewicht ein Klacks... Angenehm ist, dass die Gangarten der Pferde eher flach und daher sehr bequem sind. Viele kubanische Pferde tölten sogar statt zu traben. Der Zustand der Pferde, auch der anderen Gruppen, die wir getroffen haben, war übrigens sehr gut: Hufe und Fell waren gut gepflegt, so dass wir ohne Bedenken dort reiten konnten.
Der erste Halt ist nach einer knappen Stunde an einer Trocknungshütte für Tabakblätter. Die Pferde werden im Schatten eines Baumes festgebunden und wir bekommen in der Hütte einen ausführlichen Vortrag – auf Englisch! - über den Anbau, die Fermentation und das Drehen des Tabaks. Hier werden die Tabakblätter nach der Ernte für ca. 3 Monate getrocknet, wobei sie von oben nach unten wandern. Danach zeigt uns der Tabakbauer, wie eine Zigarre gerollt wird und worauf dabei zu achten ist. Das Angebot eine Zigarre vor Ort zu rauchen lehnen wir mit Hinweis auf unsere Mägen ab. Das hält unseren Reit-Guide und den Tabakbauern jedoch nicht davon ab sich selber eine Zigarre anzuzünden. Das Mundstück wird dabei in Honig getränkt, wodurch der Geschmack der Zigarre süßer wird. Da wir schon vor Ort nicht rauchen können, kaufen wir natürlich ein paar Zigarren. Die kleinste Verpackungseinheit ist 10, hier kommt die Geschäftstüchtigkeit der Kubaner wieder hervor, und so wechseln 30 CUC den Besitzer. Uns wird erklärt, dass die hier gedrehten Zigarren eine bessere Qualität, als die Marken in Havanna hätten, da keinerlei chemische Zusätze oder Ähnliches verwendet werden würde. Und natürlich behalte man die besten Blätter lieber für sich, statt sie der Regierung zu geben. So ganz glauben wir das zwar nicht, aber trotzdem haben wir das Gefühl, unsere Zigarren an der richtigen Stelle gekauft zu haben. Wir wurden übrigens in keinster Weise genötigt was zu kaufen. Wer selbst nicht raucht (was wir im Übrigen eigentlich auch nicht tun), kann sicher auch einfach ein kleines Trinkgeld geben.
Nach diesem wirklich interessanten Zwischenstopp schwingen wir uns wieder auf die Pferde und reiten weiter in das Tal von Vinales hinein, immer weiter an den Felsen entlang. Wir kommen an weiteren Trocknungshütten und Tabakfeldern vorbei. Auf den Feldern arbeiten die Einheimischen unter großen Hüten geschützt vor der Sonne und pflegen und ernten die Tabakblätter per Hand. Die Felder werden noch mithilfe von Ochsen bestellt. Für uns ein schönes Bild, tatsächlich ganz schön harte Arbeit. Hoffentlich schaffen die Kubaner es, dass nicht nur die Guides vom Tourismus profitieren, sondern zumindest ein wenig auch beim einfachen Bauern auf dem Feld ankommt.
Unser nächster Stopp ist die Cueava del Palmarito. Hier werden 2 CUC Eintritt pro Person fällig und wir werden mit einem weiteren Führer in die Höhle begleitet. Nach einigen Metern ist es stockdunkel und der Führer weist uns mit seiner Taschenlampe immer wieder auf den Weg hin. Der Kalkstein hat durch die Einwirkung von Wasser über die Jahrzehnte groteske Formen angenommen. Sehr angenehm ist, dass wir wieder eine Einzelbehandlung bekommen. 2-3 andere Führer sind ebenfalls bei der Arbeit, aufgrund der Höhlengröße merkt man das aber kaum.
Wieder am Tageslicht laufen wir ein kurzes Stück zurück zu den wartenden Pferden und machen uns auf den Rückweg. Das Angebot eines weiteren Stopps in einem Cafe schlagen wir aus: Wir trauen unseren Mägen nicht. Auf den Wegen wird es nun Zusehens voller und immer mehr Reiter und Wanderer kommen uns entgegen.Wir sind froh, dass wir uns am Vorabend für den frühen Start um 8 Uhr entschieden haben. Insgesamt dauert die Tour 3,5 Stunden, was uns in unserem Zustand auch genügt hat. Zurück an unserer Casa fallen wir erst einmal erschöpft ins Bett.
Wir sind unheimlich froh, die Tour gemacht zu haben und uns dabei wirklich gut gefühlt haben. Das muss ein klassischer Fall von Kopf (oder Pille?!) über Körper gewesen sein. Am Nachmittag leiden wir wieder und verbringen daher den restlichen Tag schlafend und dösend in unserem Zimmer und auf der netten Terrasse, von der aus man einen guten Blick auf das Treiben hat. Die Tür von Nene steht immer von offen. Ständig kommt ein Verwandter / Nachbar / Freund / Tochter / Enkelkind etc. vorbei, bringt, holt oder plauscht nur etwas. Ein wirklich nettes Gässchen, indem Nene da wohnt. Fast jedes Häusschen hat hier Gästezimmer. Im Gegensatz zu großen Hotelburgen, ist es aber ein sehr persönlicher, ruhiger Tourismus. Bei unseren Casas, evt. auch weil sie so gut vom Reisebüro ausgewählt waren, hatten wir nie das Gefühl „abgezockt“ zu werden. Wir haben eine sehr, sehr freundliche, zuvorkommende Gastfreundschaft erlebt. Eine wirklich schöne Art zu reisen.
Eine weitere Höhlenbesichtigung oder gar eine Fahrt bis zur Cayo Jutias (Insel, mit herrlichem Strand über einen Damm zu erreichen), so wie eigentlich geplant, fällt daher leider aus. Unsere Gastgeberin Nene kümmert sich rührend um uns. Dass sich Europäer in den Straßen von Vinales den Magen verderben, kommt wohl öfter vor. Sie mache das Eis daher nur aus Trinkwasser. Wären wir doch abends bei ihr geblieben. Zum Abendessen gibt es blanken Reis und Tee und wir hoffen, morgen früh fit genug zu sein, um die Fahrt nach Playa Larga zu bewältigen.
2015 & 2019 Südwesten / 2016 Yellowstone / 2017 Namibia
Hi Lea & Simon,
das merkt man eurem Text und den Photos auch an. Die sprühen ja geradezu vor Freude.
Viele Grüße, Jörg
Impressionen aus Nordamerika
Hallo Lea & Simon,
verfolge euren Bericht mit großem Interesse. Kuba hat mich immer schon interessiert, und jetzt wo die Grenzen ja "fast offen" sind ganz besonders. Vor allem der Reiz auf diese mal andere Art ein Land zu erreisen (Geführte Touren/Reisen sind für mich der Horror) fasziniert uns besonders. Vielleicht schaffen wir das ja noch in diesem Leben.
Danke für euren tollen Bericht.
Gruß
Peter
Hallo ihr Lieben,
schön, dass du Peter auch mit dabei bist. Wie du liest, ist Kuba sogar sehr kurzentschlossen möglich. Da finden sich bestimmt noch ein paar Urlaubstage
So Zeit für einen neuen Tag:
Tag 06 – 07.03.2017 – Playa Larga
Das Frühstück fällt für uns zwar vorsichtshalber spärlich aus, wir fühlen uns aber deutlich besser und sind damit fit für die Fahrt. Ehe wir das Tal verlassen, müssen wir noch tanken. Vom Servicemitarbeiter der Tankstelle lassen wir den Tank „voll“ tanken und sind doch etwas erstaunt wie viel in unseren kleinen Cubi passen soll. Geht hier alles mit rechten Dingen zu?
Einen ersten kurzen Zwischenstopp machen wir im Valle de Dos Hermanas beim Mural de la Prehistoria. Einer Zeichnung auf den Felsen die die Entstehung der Menschheitsgeschichte abbildet. Wir gucken nur aus der Ferne, genau von hier wirkt ja das Kunstwerk, man kann aber auch für wenige CUC direkt an die Felswand gehen. Der zweite Halt ist am Besucherzentrum des Nationalparks. Von hier aus hat man noch einmal einen schönen Blick über das gesamte Tal.
Der Weg nach Playa Larga führt uns die meiste Zeit über die Autopista, mittlerweile finden wir das zwar etwas langweilig, dafür kommen wir schnell voran. Um Havanna wird es etwas trubelig und wir sind froh, dass unsere map.me-App uns navigiert. Dass wir von Deutschland aus ausreichend Kräcker, Kekse und Co. mitgebracht haben (Tipp von einer Bekannten, den wir nur weiter geben können!), zahlt sich jetzt aus. Diese Snacks für zwischendurch gibt es kaum zu kaufen. Der Straßenzustand wird ab Havanna deutlich besser und so erreichen wir Playa Large bereits zur Mittagszeit.
Straße unserer Casa
Die Mutter unseres Gastgebers Leonard begrüßt uns und lässt uns in unser Zimmer. Casa Leonard liegt direkt in erster Reihe am Strand! Heute haben wir keine Lust mehr viel zu unternehmen und erholen uns daher lesend und liegend vor Leonards Haus. Mit gesundem Magen und Tatendrang hätte man die nahe gelegene Krokodilfarm besichtigen können oder an der nahe gelegenen Felsküste schnorcheln / tauchen können. Wir genießen stattdessen das Strandleben bei knapp 30° C vor der Tür: Das Wasser ist herrlich warm und lädt zum Schwimmen ein und beim Strandspaziergang können wir einen Fischreiher (?) beobachten. Kaum zu glauben, dass daheim noch Winter ist.
Am Nachmittag kommt Leonard von der Arbeit. Sein Englisch ist ausreichend, so dass wir uns gut mit ihm verständigen können. Wir bestellen bei ihm das Abendessen: Vegetarisch und magenschonend. Als wir ihm erzählen, dass wir aus Vinales kommen, weiß er direkt Bescheid: Das Eis.. Wir haben im Vorfeld von dem tollen Naturschutzgebiet rund um Playa Larga gelesen und möchten am nächsten Tag ein wenig von der Natur sehen. Eigentlich hatten wir an die Sümpfe nördlich von Playa Larga gedacht. Hiervon rät Leonard uns ab. Zu dieser Jahreszeit seien die sonst hier lebenden Flamingos ausgeflogen. Er vermittelt uns daher einen Ranger aus dem nahe gelegenen Nationalparkbüro, der mit uns Richtung Playa Giron fahren wird.
Das Abendessen und vor allem die Sicht dabei ist klasse: Ein kräftigender Gemüseeintopf mit Reis, dazu die obligatorischen Kochbananen und eine Wurzel, die besonders gut für den Magen sein soll. Nach diesem Essen fühlen wir uns endlich wieder fit. Wir genießen das Meeresrauschen und bleiben den ganzen Abend in unseren Stühlchen sitzen. Das muss schließlich auch mal sein.
2015 & 2019 Südwesten / 2016 Yellowstone / 2017 Namibia
Hallo Lea,
Du legst ja ein ordentliches Tempo vor. Ich bin sehr begeistert von Eurer Kuba Reise und toll ist es auch, dass Ihr trotzt der Magenverstimmung die Reittour gemacht habt. Zum Glück hat es Euch offensichtlich nicht schlimmer erwischt.
LG Mike
ps. Zur Entschädigung, nachdem ich der LH zwei nette Mails mit der Bitte um Entschädigung geschrieben hatte ging es nach der dritten und sehr bestimmten Mail mit Androhung der Einschaltung eines Anwalts plötzlich sehr schnell mit der Zusage der Entschädigung. Die Zahlung hat dann noch ein paar Wochen auf sich warten lassen, das hatte die LH aber angekündigt.
Liebe Grüße, Mike
Experience!
Scout Womo-Abenteuer.de
Hallo ihr Lieben,
und zack ist es passiert.. Nach Mikes Beitrag musste ich die Geschwindigkeit drosseln, da mein Laptop mich im Stich gelassen hat
. Die Festplatte ist ein nicht mehr zu rettender Totalschaden
. Den Reisebericht und die Fotos hatte ich natürlich gesichtert, nicht aber die Fotosortierung und schon gar nicht die bereits verkleinerten für das Forum. Aber inzwischen bin ich wieder soweit und nachdem ich von anderer Seite aufgefordert wurde, mal endlich weiter zu schrieben, folgt jetzt der nächste Tag
.
Eurowings hat nach Einschrieben und "Stunkanruf" inzwischen 1200 € überwiesen! Das wertet die Reiseabrechnung natürlich immens auf!
Tag 07 – 08.03.2017 – Fußsafari, Schorcheln und ab nach Cienfuegos
Nach einem kurzen Strandspaziergang inklusive Sonnenaufgang nehmen wir das Frühstück wieder mit Meerblick zu uns. Unsere 7 Sachen packen wir schon mal ins Auto, da wir von Playa Giron aus direkt weiter nach Cienfuegos fahren möchten. So ist es auf der Rückbank ganz schön voll, als Ranger Mario pünktlich um 08:30 Uhr zu uns in den Wagen steigt. Er lotst uns zurück auf die Straße und wir sammeln noch zwei weitere Paare mit Ihren Mietwagen ein. Im Konvoi fahren wir in Richtung Naturschutzgebiet. Auf der Fahrt können wir Mario schon ein paar Fragen bzgl. Flora und Fauna stellen, die er auch gerne beantwortet. Auch gute Schnorchelspots zeigt er uns im vorbeifahren, da wir im Anschluss der geführten Tour noch im Osten der Schweinebucht schnorcheln möchten.
Von der Straße nach Playa Giron biegen wir links in ein Waldgebiet ab und treffen dort auf weitere Teilnehmer unserer Tour, so dass wir letztendlich ca. 15 Personen sind. Mario macht uns auf unserem Spaziergang durch das Gebiet immer wieder auf Vögel aufmerksam und lockt diese auch mit Aufnahmen von seinem Smartphone an. Wir hören sehr viele Vögel, hin und wieder sehen wir den ein oder anderen Cubano, aber das Fotografieren will uns nicht so recht gelingen. Das Gebiet ist ein ehemaliges Korallenriff und der Stein sehr zerklüftet. Entsprechend muss man aufpassen, wo man hintritt. Er führt uns zu einer kleinen Felsnische, in der drei Schlangen schlafen.
Baumtermiten und ein Specht und ein weiterer Vogel
Weiter geht es zur nächsten Höhle. Diesmal klettern wir eine kleine Leiter hinab. Hier gibt es unzählige Fledermäuse. Da es stockdunkel ist leuchtet Mario die Fledermäuse mit einer Taschenlampe an. Na, ob die das mögen? Einige Fledermäuse flattern uns um die Ohren. Er zeigt uns außerdem eine kleine Eule, die sich hier hin zurück gezogen hat. Ganz offensichtlich weiß er, wo er suchen muss.
Von dieser Schlange im Baum ist selbst Mario begeistert:
Nach einer Stunde laufen wir zurück zu den Autos und fahren die Straße ein weiteres Stück Richung Playa Giron ehe wir abermals in den Wald abbiegen. Das Gebiet hier ist, zumindest außerhalb der Trockenzeit, deutlich feuchter. Wir laufen zu einem Wasserbecken und sehen Krokodile, Schildkröten und Riesenkrabben. Die Krokodile sind gut 2 m groß und auf die Frage, was passieren würde, wenn hier einer rein fällt, antwortet Mario nur „not good“. Das zweite Becken ist völlig abgeschlossen und hier leben keine Krokodile, so dass man hier schwimmen kann. Während einige ins Wasser hüpfen, versucht Lea einen der Kolibris an den Orchideen zu fotografieren. Keine Chance.
Mario erklärt uns viel über die Fauna. Dieser Baum ist gut für Bauchschmerzen, dieser hier macht dies und das usw... An einem Kaktus streicht er über die Stachel und lässt so das Wasser in ihm rauschen. Bei der Nachahmung pikst sich jeder Zweite in den Finger.
Ein wirklich großartiger geführter Spaziergang und die einzige Möglichkeit dieses Gebiet kennen zu lernen. So sehr wir die Regulierung zuerst skeptisch beäugt haben, desto besser finden wir sie nun. Hoffentlich schafft Kuba es damit, die Natur zu erhalten und zu schützen. 15 CUC haben wir pro Person für gut drei Stunden bezahlt.
Inzwischen ist es ganz schön warm geworden und wieder am Auto sind wir ziemlich am Schwitzen. Mario bereitet sich auf seine zweite Truppe vor und für uns geht es so ein kleines Stück zurück Richtung Playa Larga. An einer der von Mario empfohlenen Stellen halten wir und springen schnell ins kühlende Nass. Die Farben sind überwältigend und immer wieder sehen wir bunt schillernde Fische durch die Schnorchelbrille. An dieser Stelle gibt es Gott sein Dank eine Leiter um sicher aus dem Meer zu kommen. Man sollte sich unbedingt vor den Seeigeln in den Felsnischen in Acht nehmen!
Nach einem kurzen Mittagssnack brechen wir gegen 13:30 Uhr auf. Wir tanken in Playa Giron und halten kurz am Museum zur Invasion der Schweinebucht. So richtig Lust auf einen Museumsbesuch haben wir allerdings nicht und so begnügen wir uns mit 2 Fotos durch das Autofenster.
Weiter geht’s also nach Cienfuegos. Die Straße ist in einem erstaunlich guten Zustand und so kommen wir schnell voran. Der Weg zu unserer Casa führt uns bereits einmal über die Hauptstraße des Städtchens und wir bekommen so einen ersten Eindruck.
Unser Reisebüro hat in der Vergangenheit leider keine guten Erfahrungen mit den Casas in Cienfuegos gemacht (Reservierungen wurden nicht eingehalten etc.) und wollte uns daher in ein unheimlich teures Boten-Bunker-Hotel stecken. Das wollten wir aber nicht und so sind wir heute Versuchskaninchen für eine neue Casa-Vermittlung von Tropicana, der staatlichen, kubanischen Reiseagentur. Auch ohne Wegbeschreibung war die Casa gut zu finden, doch irgendetwas stimmt nicht, als wir an der Tür stehen. Wir werden hereingebeten, aber die spanischen Erklärungsversuche bringen uns nicht weiter. So wird telefoniert, Simon bekommt den Hörer gereicht und auf der anderen Seite wird Englisch gesprochen. Das Ende vom Lied: in unserer Casa mit schöner Lage zwischen Innenstadt und Punta Gorda direkt an der Bucht gibt es einen technischen(?) Defekt. Wir bekommen eine Alternativadresse genannt und die Casabesitzer werden benachrichtigt, dass wir auf dem Weg sind. Wir sind zwar nicht begeistert, aber da kann man wohl nichts machen.
Da die neue Casa auf der anderen Seite der Innenstadt liegt, beschließen wir mit dem Auto erst einmal zur Punta Gorda, einer Art Halbinsel mit nur einer Straße, zu fahren. Hier gibt es viele Casas in frisch renovieren Villen. Ein wenig sieht es nach der guten Stube Cienfuegos aus. Wir machen kehrt und fahren zu unserer Casa Colonial, die in einer typisch kubanischen Wohngegend, ca. 10 Minuten Fußweg von der Innenstadt entfernt, liegt: Schlaglöcher, kaputte Häuser, viel Gewusel auf der Straße und wir die einzigen mit Auto. Wo sind wir denn hier gelandet? Na gut, schauen wir uns das Ganze mal an. Wir sind sehr angenehm überrascht. Die ganze Familie steht bereit und erwartet uns mit frischem Saft. Unser Gastgeber trägt uns sogar Taschen ins Zimmer. Alles ist sehr liebevoll gestaltet und dekoriert. Der Kitsch erinnert uns ein wenig an Russland mit Palmen. So viel Platz wie hier hatten wir bislang noch nie. Neben unserem Zimmer und dem Badezimmer steht uns noch ein Wohn- Essbereich zur eigenen Verfügung, in dem auch eine kleine Küchenzeile eingebaut ist. Sogar einen Flachbildfernseher können die Gäste hier nutzen. Die Familie hält sich dafür nur in ihrer klitze kleinen Küche auf, in der ein Uralt-Mini-Fernseher hängt. Lea erinnert das an ihre Großeltern vom Land: Auch hier war das Wohnzimmer, der schönste und größte Raum im Haus, ausschließlich den Gästen vorbehalten, während man sonst lieber beengt in der Küche saß. Unsere Casa ist übrigens mit Abstand eines der besseren Häuser der Straße.
Wir machen uns kurz frisch, vereinbaren eine Abendessenszeit und dann geht es zu Fuß los ins Städtchen. Auf dem Hauptplatz brummt der Bär. Irgendeine Bücheraktion für Kinder wird begleitet von lauter Musik. In den Gässchen gibt es jede Menge Touristenstände, allerdings mit wirklich netten Dingen. Künstler malen und verkaufen Bilder, Lea ersteht einen getöpferten Magneten, der allerdings so schwer ist, dass er nur gestützt von einem anderen Magneten am Kühlschrank hält. Am Wasser gibt es Live-Musik und wir beobachten eine Kubanerin, die ihren beiden Töchter Salsa auf der Uferpromenade beibringt. Hier sind unheimlich viele Pferdekarren unterwegs. Diese ersetzen quasi Busse und Taxen und werden hauptsächlich von den Einheimischen genutzt. An der Uferpromenade stehen allerdings nur teure Touri-Kutschen und so laufen wir lieber ein Stück zurück in die Wohnstraßen und halten dann einen Kutscher und seinen Sohn an. Natürlich spricht mal wieder keiner Englisch, der Sohn kann aber immerhin lesen und mit der Visitenkarte unserer Casa in der Hand geht es musikbegleitet (natürlich gibt es Radio an Board) los. Zu unserer Casa darf er nicht, hier sind Kutschen verboten und so laufen wir die letzten Meter zu Fuß. Insgesamt ist Cienfuegos ein nettes Städtchen, für das 2 Stunden aber völlig ausreichend sind.
Nachdem wir pünktlich bei unserer Casa eintreffen, wird das Abendessen im großzügigen Innenhof serviert. Das Essen ist typisch kubanisch, heißt es könnte etwas mehr gewürzt sein, die liebevolle Dekorierung und der äußerst aufmerksame Service macht das aber mehr als wett. Der Gast ist hier wirklich König. Der Wein zum Essen ist kubanisch. Regional finden wir zwar super, Winzern gehört allerdings ganz sicher nicht zu den kubanischen Stärken.
Unser Auto sollten wir übrigens direkt unter der Laterne vor dem Haus parken. Es würde uns nicht wundern, wenn der Gastgeber persönlich auf das Auto aufpasst oder zumindest jemanden dafür engagiert hat.
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Tag 08 – 09.03.2017 – Nach Trinidad über El Nicho
Wir sind früh auf und packen bereits vor dem Frühstück unsere Sachen zusammen. Das Frühstück ist der Hammer: ganz viel frisches Obst, Omelett, frisch gepresster Ananassaft... einfach toll. Verabschiedet werden wir wieder von der ganzen Familie und so machen wir uns bereits noch vor 8 Uhr auf durch den dichten Morgenverkehr. Busse, wenige Privatautos und jede Menge Pferdekarren wuseln auf der Straße herum.
Wir brauchen etwas, bis wir Cienfuegos hinter uns gelassen haben und auf dem Weg in die Berge sind. El Nicho heißt unser heutiges Ziel: Wasserfälle und Wald im Escambray-Gebirge. Auf dem kleinen Sträßchen dort hin, haben wir immer wieder tolle Aussichten ins Tal.
Früh sein ist auch hier anzuraten, ist El Nicho doch ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Bereits um halb 10 haben wir unser Auto geparkt, unsere Pässe vorgehalten und 10 CUC pro Person gezahlt, so dass wir zu den Wasserfällen laufen dürfen. Aufgrund der Trockenzeit ist das Wasser überschaubar, die Mücken dafür auch! So oder so lohnt sich das Gebiet.
In den kleinen Teichen vor den Fällen darf man übrigens auch schwimmen. Hierfür stehen sogar Sanitäter bereit, die sich ihr Gehalt aber mit was ganz anderem aufstocken: Wollt ihr eine Höhle sehen, werden wir gefragt. 2 CUC pro Person. Na gut, warum nicht, denken wir uns und machen uns mit einem der Sanitäter privat geführt auf in den Dschungel. Der Weg ist ansonsten, wahrscheinlich von den Sanitätern selbst, mit Stacheldraht abgesperrt. Der Kapitalismus gedeiht eben prächtig. Die zusätzlichen CUC lohnen sich aber. Zusammen mit unserem Sanitäter, der ein sehr gutes Englisch spricht, sind wir allein auf den kleinen Pfaden und bekommen allerhand erklärt. Ca. 40 Minuten sind wir insgesamt mit ihm unterwegs.
Die vermutlich kostenlosen Fälle auf der anderen Seite der Straße lohnen sich übrigens auch und werden von den meisten Besuchern nicht angesteuert.
Gegen Mittag brechen wir auf nach Trinidad. Auf der Karte ist eine kleinen Straße eingezeichnet, die weiter durch die Berge geht. Wir hatten gehört, dass diese in einem sehr schlechten Zustand und damit für Autos nicht passierbar sein soll. Wir fragen einen der Busfahrer, der uns aber ermutigt den Weg zu probieren. Allerdings drehen wir nach nur 10 Minuten um. Die „Straße“ ist für unser Auto wirklich unmöglich.
Also bleibt uns nichts anderes übrig, als den großen Umweg zu fahren. Erst hatten wir überlegt, ob wir noch einen weiteren Abstecher zurück in die Berge machen, wir beschließen aber direkt nach Trinidad zu fahren und dann den Nachmittag am Strand zu verbringen.
Unsere Casa Sergio liegt in Casilda, etwas außerhalb vom trubeligen Trinidad. Wir werden herzlich von Sergio begrüßt, bestellen kurz Abendessen und machen uns dann direkt auf. Von hier sind es nur 10 Minuten mit dem Auto zum Playa Ancon, dem angeblich schönsten Strand Kubas. Für das Parken zahlen wir 2 CUC, an den Strand kommt man aber immerhin umsonst. Wir legen uns ans Ende des Strandes. Hier ist der Sandstreifen zwar schmaler, dafür aber auch sehr leer. Später am Nachmittag erkunden wir dann auch den Rest des Strandes. Der Strand ist sehr schön, aber der Schönste Kubas? Da kann der Stadtstrand von Havanna aber mithalten.
Nach einer kurzen Dusche unserseits hat Sergio das Abendessen schon bereitet. Für Simon gibt es Ropa Vieja, eine kubanische Spezialität aus „verpflückten“ Rindfleisch. Lea bekommt gebratene Aubergine. Dazu gibt es allerlei Teller und Schälchen mit lauter Köstlichkeiten. Vieles davon ist typisch kubanisch, aber mit dem gewissen Pfiff und allerlei Gewürzen. Sergio hat lange Zeit in der Gastronomie in Kanada gearbeitet und das merkt man. Er ist wirklich ein ausgezeichneter Koch und das Essen mit Abstand das Beste, was wir auf Kuba bekommen haben! Er selbst ist Brasilianer, seine Frau Kubanerin. Die beiden haben 4 Kinder, zwei davon erst 3 Jahre alt. Er kocht im Garten an einer offenen Küche, die Gäste sitzen in seinem herrlichen Garten und sie mixt uns Cocktails. Er erklärt uns, dass es auf Kuba nicht üblich ist, einen Garten hinter dem Haus zu haben. Er dagegen hat wirklich eine kleine Oase geschaffen. Weiter hinten hat er noch einen richtigen Nutzteil, in dem er Hühner und eine Ziege hält und demnächst noch mehr eigenes Gemüse anbauen möchte. Es ist erfrischend mal so viel Englisch sprechen zu können und so viel über den kubanischen Alltag zu erfahren.
Seine weiteren Gäste sind aus Polen stammende Kanadier: Ein älteres Ehepaar mit Tochter und Enkelin. Er stammt aus Schlesien und spricht sogar deutsch. Die vier haben heute auf Sergios Rat einen Katamaran-Ausflug unternommen und schwärmen davon. Wir sitzen den ganzen Abend auf der Terrasse und unterhalten uns prächtig. Trump und die Flüchtlingssituation in Deutschland und Kanada sind heute Abend bei uns die großen Themen. Spannend wie wir Deutschen im Ausland wahrgenommen werden.
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