du gehst mit deinen Beschreibungen der Landschaft, der Städtchen, der Geschichte und auch der Personen sehr liebevoll um -- irgendwie spürt man dein Interesse und deinen Respekt vor all den Neuigkeiten, die ihr entdeckt. Der Bericht lässt sich sehr gut lesen -- und die Bilder passen sehr schön dazu. Auf diese Art macht mir dein Reisebericht Lust, auch mal diese Gegend aufzusuchen.
Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Ich bin auch gern bei dieser Reise dabei. Ich war vor 15 Jahren in Canada unterwegs und freue mich, alte Erinnerungen wieder aufleben zu lassen. Vancouver Island konnte ich damals leider nicht besuchen. Die Tage hab ich einen Bericht im Fernsehen gesehen über Probleme mit Berglöwen/Puma's auf dieser Insel - habt ihr da welche gesehen?
Liebe Grüße
Margit
„Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.” - Mark Twain
vielen Dank für das tolle Kompliment. Es freut mich sehr, dass es Dir gefällt. Ich habe mich immer schon sehr für fremde Länder, die Menschen, die schönen Landschaften und die Geschichte interessiert. Leider konnten mein Mann und ich erst ab 1990 diese Reisefreiheit erleben und wir genießen sie jetzt umso intensiver. Wir haben in den letzten 21 Jahren sehr viel nachgeholt, wenn auch oft nur mit Zelt und Auto.
Hallo Margit, wir haben auf Vancouver Island nur Schwarzbären gesehen, aber Puma soll es auch geben nach den Hinweisschildern. Doch nun soll die Fahrt weiter gehen.
Squamish - Kamloops 410 km
Wir stehen wieder gegen 7:00 Uhr auf. Die Sonne strahlt von einem blauen Himmel. Einige Wolken sind zu sehen. Da wir in Küstennähe sind, war diese Nacht recht mild.
Heute haben wir ein volles Programm. Ich weiß noch nicht genau, wie weit wir heute fahren werden. Unser heutiges Programm ist recht umfangreich und man kann die Zeit dafür schlecht einschätzen. Wir verlassen den schönen Campingplatz gegen 8:30 Uhr. Wir wollen gleich die Auffahrt auf den HW 99 nehmen, der nicht weit vom Campingplatz entlang führt. Leider ist die Auffahrt durch eine Baustelle gesperrt. So fahren wir kreuz und quer durch Squamish. Es ist aber keine Stadt im herkömmlichen europäischen Sinne, sondern mehr eine Stadt mit lauter Einfamilienhäusern und schönen gepflegten Gärten. Der Name des Ortes bedeutet in der Sprache der Coast Salish Indianer „Mutter des Windes“. Er gilt als eines der besten Windsurfinggebiete Kanadas. Die Holzindustrie prägt diesen Ort. Hier werden die im Squamish Tal geschlagenen Baumstämme zu riesigen Flößen zusammengestellt und dann nach Vancouver geschleppt.
Nach unserer kleinen „Stadtrundfahrt“ finden wir die Auffahrt auf den Highway 99. Nun geht es weiter Richtung Whistler. Wir fahren vorbei an dem Garibaldi Provincial Park. Dieser Park in hochalpiner Gebirgslandschaft ist für Wanderungen sehr geeignet. Leider fehlt uns hierfür die Zeit.
Wir kommen nun in Richtung Whistler und halten Ausschau nach der Abfahrt zum Olympicpark. Da der ganze Streckenabschnitt eine Baustelle ist, stehen wir des Öfteren im Stau. Dann kommt ein großes Schild, das der Olympiapark geschlossen ist. Da hier eine große Baustelle ist, können wir leider nicht nach rechts abfahren. Traurig streichen wir unseren ersten Programmpunkt von der Liste. Wir quälen uns weiter durch Baustellen bis nach Whistler. Auch Whistler ist mit Baustellen übersät. Wir nehmen die nördliche Abfahrt und finden nach einigem Suchen auch einen relativ großen Parkplatz. Dieser unbefestigte Platz ist schon sehr gut gefüllt. Mit unserem großen Wohnmobil finden wir aber noch ein Plätzchen. Parkgebühren müssen wir nicht bezahlen. Wir machen uns auf den Weg zum Ortszentrum, das nur etwa 300 m entfernt ist.
Die Region um Whistler ist das bekannteste Skigebiet Kanadas. Auf dem Gletscher des Blackcomb Mountains kann man auch im Sommer Skilaufen. Der Blackcomb Mountain ist 2.284 m und der Whistler Mountain ist 2.182 m hoch. Hier kann man mit Gondeln hinauffahren. Der Ort Whistler ist eine autofreie Zone und man kann zwischen hübschen holzverkleideten Häusern und Hotels flanieren. Es erinnert uns an ein alpenländisches Feriendorf. Jetzt im Frühling wirkt der Ort etwas verlassen, aber im Winter „steppt hier sicherlich der Bär“. Dieser Ort ist dann wahrscheinlich nur für „betuchte“ Bürger erschwinglich. Wir genießen den kurzen Spaziergang und versuchen zwischendurch mal wieder mit unserer gekauften Telefonkarte nach Hause zu telefonieren. Aber das klappt mal wieder nicht. Das Telefonieren ist zwar sehr günstig, aber eine Wissenschaft. Also verschieben wir es auf ein anderes Mal.
Wir gehen zurück zum Parkplatz und schauen noch einmal zu den Skigebieten hinauf, auf denen dann im Winter die olympischen Wettkämpfe ausgetragen werden. Auf dem Parkplatz hatte sich ein anderes Wohnmobil sehr ungünstig neben uns gestellt und wir müssen jonglieren, um aus der Parklücke herauszukommen. Aber ich habe nun schon ganz schön Erfahrung mit dem Einweisen gesammelt. Nachdem wir es geschafft haben, fahren wir zurück zum Highway 99. Bis zum Ortsausgang quälen wir uns noch durch eine Baustelle. Dann haben wir freie Fahrt.
Wir erreichen Pemberton, das in einem sehr schönen Tal liegt, eingerahmt von majestätischen, schneebedeckten Bergen. Da die Strecke bis Lillooet etwa 100 km nur durch Wildnis führt, beschließen wir erst einmal zu tanken. Pemberton ist auch als Kartoffelhauptstadt von Kanada bekannt. Die Land- und die Forstwirtschaft sind hier die Haupternährungszweige.
Wir fahren weiter auf dem HW 99 und durchfahren ein Indianerreservat. Diesen Bewohnern geht es nicht allzu gut, wenn man die Grundstücke mit den vielen Schrottautos und Gerümpel sieht. Aber vielleicht ist dies auch ihre Lebensweise. Einige Häuser und Grundstücke sind aber recht gepflegt. Rechts liegt jetzt der Lillooet Lake, den wir ein Stück entlang fahren. Nun führt die Straße in Serpentinen steil bergauf, der See bleibt unter uns zurück. Der HW 99 nennt sich jetzt Duffy Lake Road und wurde erst Anfang der 90er Jahre asphaltiert. Ein besonderer Reiz dieser Straße ist der dramatische Klimawechsel auf kurzer Distanz. Über die Serpentinen erreichen wir den Cayoosh Pass mit einer Höhe von 1.275 m. Hier liegt am Rande noch Schnee. Die Straße führt zwischen den Coast Mountains mit ihrem schneebedeckten Bergen hindurch. Nach Überquerung des Passes geht es wieder etwas bergab und man sieht wieder das herrliche Grün des Frühlings am Wegrand Es ist eine wildromantische Landschaft die wir durchfahren. Wir halten an einer Parkbucht und nehmen einen kleinen Imbiss zu uns. Dabei eröffnet sich uns ein wunderbarer Blick auf die herrliche Bergwelt.
Bald fließt neben der Straße der Fluss Cayoosh, den wir mehrmals über schmale Holzbrücken überqueren. Der Fluss fließt mal langsam, dann wieder mit Stromschnellen in Richtung des Tales. Wir fahren weiter bergab und erreichen den Seton Lake. Dieser See hat eine wunderbare blaue Farbe und wird von schneebedeckten Bergen eingerahmt. Auf einem schmalen Uferstreifen schlängelt sich die Eisenbahnstrecke zwischen See und steiler Bergwand entlang. Wir legen eine kurze Pause am See ein und genießen den herrlichen Blick.
Dann fahren wir auf einer kurvenreichen Strecke nach Lillooet. Hier finden wir ohne Probleme einen Parkplatz und machen uns auf den Weg zu dem deutschen Bäcker. Wir sind wieder beeindruckt von dieser Westernatmosphäre dieser Stadt. Sie entstand 1858 zur Zeit des Cariboo Goldrausches. Der Ort wurde als Mile 0 bekannt und war damals eine der größten Städte nördlich von San Francisco. Die Lage auf einem Plateau über dem Fraser-River, umgeben von beeindruckenden Bergen ist einmalig schön. Heute ist Lillooet nur noch ein kleines Städtchen, aber die meisten Häuser zeugen noch von der ruhmreichen Vergangenheit. In diesem Städtchen leben auch noch viele Indianer. Eine Kirche ist als Museum der Ureinwohner ausgebaut. Wir finden den deutschen Bäcker und kaufen Brot und Kuchen. Dieses Mal bedient uns die Tochter, die aber auch nicht viel freundlicher ist, als die Mutter, die wir vor sechs Jahren kennen gelernt haben. Viele Kanadier sind wesentlich netter und offener uns gegenüber.
Es ist bereits gegen 16:00 Uhr und wir müssen weiter fahren. Die Brücke über den Fraser wird gebaut und wir müssen warten bis der Verkehr freigegeben wird. In Kanada gibt es an den Baustellen keine Ampeln. Der Verkehr wird hier durch Menschen geregelt, die mit Schildern die Fahrt freigeben oder stoppen. Auf dieser Brücke ist es eine junge Frau, die uns freundlich grüßt. Hinter der Brücke gabelt sich die Straße. Eine Strecke führt nach Lytton (HW 12) und die andere nach Cache Creek (HW 99). Wir fahren auf dem HW 99 weiter. Sie führt uns wieder bergauf und wir haben einen herrlichen Blick auf Lillooet. Die Berge werden jetzt kahl und zeugen von großer Trockenheit. Die Straße führt durch die Salbeiwüste. Es ist eine bizarre und faszinierende Landschaft. Uns eröffnen sich tiefe Canyon inmitten einer trockenen, zerklüfteten Bergwelt. Ab und zu fahren wir an einzelnen Ranches und kleineren Orten vorbei. Tief unten im Tal fließt der Fraser, der für die Bewässerung genutzt wird. Denn nur da, wo bewässert wird, erstrecken sich grüne Weiden.
Da ich während der Fahrt viel filme, habe ich leider nicht so viele Fotos von dieser grandiosen Landschaft gemacht.
Die Straße biegt nun ab und führt uns in ein bewaldetes Tal. Hier gibt es wieder grüne und blühende Wiesen. Bald erreichen wir den wunderschönen Pavillon Lake im Marble Canyon, der von smaragdgrün bis hellblau schimmert. Wir machen einen kurzen Stopp und genießen die herrliche Landschaft.
Die Fahrt geht führt uns dann durch eine sehr urwüchsige Landschaft. Teils gibt es grüne Wiesen, die Berge sind ab und zu bewaldet, meist aber schroff und kahl. Die Strecke führt uns bergauf und bergab, an Seen und kleinen Flüssen vorbei. Wir biegen dann vom HW 99 auf den HW 97, der auch als Cariboo Highway bekannt ist, ab und fahren dann in Richtung Süden. An dieser Kreuzung liegt die Hat Creek Ranch, die aber bereits um 17:00 Uhr schließt. Da wir sie erst um diese Zeit erreichen, können wir sie leider nicht besichtigen. Wir fahren weiter nach Cache Creek. Die Landschaft hat einen prärieähnlichen Charakter. Man sieht viele Ranches und kleine Orte, wie aus dem „wilden Westen“. Die Berge sind kahl und zum Teil sehr schroff, die Wiesen haben durch die Bewässerung ein sattes Grün. Wir erreichen nun Cache Creek, den Kreuzungspunkt des Cariboo (HW 97) mit dem Transcanada (HW 1). Der Ort Cache Creek ist ein einfaches Straßendorf, welches von Supermärkten und Motels geprägt ist. Es war früher einmal ein Versorgungsstützpunkt für die „Miners“. Auch heute versorgen sich die Trucks mit dem wichtigsten.
Nun folgen wir dem HW 1 in Richtung Osten nach Kamloops. Die Fahrt geht entlang des Thompson Rivers, durch hügeliges Land. Es ist ein sehr trockener Landstrich, aber hier wird zum Beispiel auch Ginseng angebaut unter schwarzen Folien. Wir erreichen den kleinen Ort Savona, wo der Thompson River im Kamloops Lake verschwindet. Da es bereits auf 18:00 Uhr zugeht, wollen wir uns einen Campground suchen. Als wir einen Hinweis auf einen Campingplatz sehen, biegen wir von dem HW ab. Leider folgen dann keine Hinweise mehr und wir wenden um zurück zu fahren.
Nun beschließen wir weiter bis Kamloops zu fahren und dort den Campingplatz aufzusuchen, den wir vom letzten Mal kennen. Es sind noch etwa 40 km zu fahren. Die Straße führt nun stetig bergauf, bis wir einen Hügel mit einem Aussichtspunkt erreichen. Hier hat man einen herrlichen Blick auf den azurblauen Kamloops Lake, von dessen Ufern ab und zu ein grüner Flickenteppich der bewässerten Felder heraufleuchtet. Vom HW gehen ab und zu Wege zu Farmen ab, die durch ein Tor mit dem Namen der Ranch führen. Man fühlt sich in den „wilden Westen“ versetzt.
Nun erreichen wir Kamloops, die älteste Stadt von British Columbia. Sie galt schon immer als Versorgungszentrum für die Ranches. Der Ort ist für sein sonniges und trockenes Klima bekannt. Der Name der Stadt ist indianischen Ursprungs (Cumcloups) und bedeutet „Zusammentreffen der Wasser“. Hier vereinigt sich der North Thompson River mit dem South Thompson River. Der HW 1 führt hoch über der Stadt entlang und man hat einen schönen Blick. Wir nehmen die Abfahrt nach Knutsford (HW 5) in südliche Richtung. Es geht über eine Anhöhe und wir können den Campingplatz bereits in einem kleinen Tal sehen. Wir erkennen, dass er inzwischen „gewachsen“ ist. Wir fahren zur Rezeption und finden sie leider verschlossen. Nun wissen wir erst einmal nicht, was wir tun sollen. Als wir so unentschlossen herumstehen, kommt ein freundlicher Kanadier, der seinen Hund spazieren führt, auf uns zu und fragt, ob er uns helfen kann. Wir erklären Ihm unsere Lage und er sagt uns, dass wir zum Haus des Besitzers gehen sollten. Da wir nicht wissen wie wir es finden, begleitet er uns. Wir steigen den Berg hinauf und klingeln an der Haustür. Der Besitzer ist gerade beim Abendbrot und sagt uns, dass wir uns selbst einen Stellplatz suchen sollen und er in einer Stunde kommt, um die Formalitäten zu erledigen. Wir gehen zurück, bedanken uns bei dem freundlichen Kanadier und stellen uns gleich auf den ersten freien Platz, der recht idyllisch liegt. Wir sind gerade dabei das Wasser und den Strom anzuschließen, da kommt die Frau des Platzwartes und sagt uns, dass dieser Platz reserviert ist. Sie zeigt uns einen anderen Platz, der ebenfalls nicht schlecht ist. Wir erledigen die Formalitäten und beginnen dann, uns einzurichten. Unsere Nachbarn sind zwei Ehepaare aus Holland, die zusammen ein Wohnmobil von 25 Fuß bewohnen. Sie sind bereits auf der Rückreise und wir tauschen unsere Erfahrungen aus. Sie bewohnen im Vergleich zu uns, einen sehr kleinen Raum und es herrscht eine etwas angespannte Atmosphäre. Es ist immer günstiger, wenn man pro Ehepaar ein Wohnmobil mietet, damit wenigsten etwa Privatsphäre bewahrt bleibt.
Nun bereiten wir unser Abendbrot vor. Es gibt heute Schnitzel und frisches Brot vom deutschen Bäcker. Es schmeckt sehr lecker. Norbert merkt aber, dass er sich wieder eine Erkältung eingefangen hat. Wir versuchen gleich Gegenmaßnahmen einzuleiten und beschließen, den gewonnenen Tag von Vancouver Island dann in Osooyos zu verbringen. Dies ist die wärmste Gegend und wir hoffen, dass Norbert die schlimmsten Folgen auskurieren kann.
Nun wird es Zeit zum Schlafen gehen. Heute war die bisher längste Fahrt über 400 km. Es war wieder ein sehr ereignisreicher Tag. Wir haben wieder einmal die tollsten Landschaften gesehen, interessante Menschen und Orte kennengelernt.
Wir stehen gegen 7:00 Uhr auf und die Sonne strahlt bereits von einem wolkenlosen Himmel. Wir frühstücken ausgiebig und bereiten alles für die Abfahrt vor. Zuvor fahren wir erst noch zum Entleeren der Tanks. Da wir für die letzte Nacht kein Full-Huck-up hatten, gibt es extra eine Leerstation für die Tanks.
Uns fällt auf, dass auf diesem Platz sehr viele Dauercamper sind. Später erfahren wir, dass dies meist Arbeiter sind, die von Stadt zu Stadt ziehen. Manche Menschen wohnen aber auch für immer auf Campingplätzen. Ein Beispiel haben wir von einer Deutschkanadierin in Victoria erfahren, die ständig in einem Motorhome lebt.
Für uns Touristen ist dies natürlich nicht sehr vorteilhaft, werden doch an sehr schönen Orten die wenigen Plätze belegt. In der Vorsaison bekommt man noch einen Platz, aber in der Hauptsaison muss man auf jeden Fall reservieren.
Wir verabschieden uns von unseren holländischen Nachbarn und dann geht es los. Wir fahren zuerst zurück nach Kamloops und biegen dann auf den HW 1 in Richtung Osten. Die Landschaft ist recht karg, wird aber immer wieder von grünen Weiden durchzogen. An der Straße befinden sich aber auch viele Gewerbegebiete und es zeugt davon, dass diese Stadt zu einer Industrieregion gehört. Kamloops hat rund 150.000 Einwohner und gilt als Zentrum der Land- und Forstwirtschaft und wird von der Holzindustrie geprägt. Jane und Jim, die wir in Tofino kennen gelernt haben, wohnen hier. Für eine Besichtigung der Stadt reicht leider die Zeit nicht.
Eigentlich wollten wir uns noch gern Salmon Arms ansehen. Dies wären 50 km mehr zu fahren gewesen. Da aber Norbert stark mit seiner Erkältung zu kämpfen hatte, entschließen wir uns auf den HW 97 in Richtung Vernon abzubiegen.
Die Fahrt führt durch ein hügeliges grünes Land, dass uns etwas an Thüringen erinnert. Hier gibt es sehr viele Rinderfarmen und landwirtschaftliche Nutzflächen. Wir fahren vorbei am Monte Lake mit seinem herrlich blauen Wasser. Die Orte sind sehr gepflegt und man sieht, dass Traditionen gepflegt werden.
Wir fahren vorbei an der O`Keefe Ranch, die wir vor sechs Jahren besichtigt haben. Diese Ranch erlangte Bedeutung, als Cornelius O`Keefe auf die Idee kam, die Rinder hier im Norden zu züchten, anstatt sie aus Oregon zu holen. Die Rinder wurden zur Versorgung der Goldsucher benötigt. Da das Land hier mit Gras bewachsen, das „höher als der Bauch des Pferdes“ war. Deshalb kaufte er Land und begann 1867 ein über 8.000 Hektar großes Rinderimperium aufzubauen. Noch heute sind auf der Ranch sehr gut restaurierte Gebäude, wie das erste Haus des Ranchers, das später nach erreichtem Wohlstand erbaute neue Haus, sowie Kirche, Post, General Store, Schmiede, ein Museum mit Waffen, Sätteln und Kutschen zu besichtigen. Die ganze Ranch vermittelt einen sehr guten Eindruck über das frühere zum Teil recht schwere Leben der Pioniere bei der Besiedelung des Landes.
Wir erreichen Vernon gegen 12:00Uhr und beschließen, unsere Vorräte aufzufüllen und zu tanken. An dem HW 97 finden wir dann auch ein großes Gewerbegebiet. Der Stopp dauerte etwa 1 1/2 Stunden. Vernon liegt am nördlichen Ende des Okanagan Valley. Sie ist die älteste Stadt des Okanagan und von drei Seen umgeben, dem Okanagan, den Kalamalka und dem Swan Lake. Die ganze Gegend des Okanagan Valley hat das angenehmste Klima in British Columbia. Es zeichnet sich durch warme und trockene Sommer aus und die Winter sind sehr mild. Deshalb wird hier sehr viel Obst und Wein angebaut. Das ganze Gebiet wird von Seen dominiert. Dieses Gebiet gilt gerade für die Menschen in Vancouver als Urlaubs- und Ruhestandgebiet.
Wir fahren nun auf dem HW 97 in südliche Richtung, der nach Vernon hinauf zu einem Aussichtspunkt klettert. Hier hat man einen schönen Blick auf den Kalamalka See, der zurzeit eine Farbe von türkis bis blau hat. Wir genießen die Weiterfahrt an dem See und erreichen Kelowna.
Kelowna gehört zum "Central Okanagan" und liegt ca. 400km östlich von Vancouver am Okanagan Lake. Begünstigt durch ein für Kanada außergewöhnlich mildes Klima, mit viel Sonnenschein, einen über 100 km langen See und spektakulärer Berg- und Naturlandschaft ist das Okanagantal eine äußerst beliebte Wohngegend in Kanada. Kein Wunder, dass sich außer vielen Rentnern u.a. auch sehr viele deutschsprachige Europäer am Bodensee Kanadas ansiedeln und einen wesentlichen Anteil am geschäftlichen und kulturellen Leben dieser Stadt haben.
Kelowna ist eigentlich ein Indianerwort und heißt Grizzlybär. In den umliegenden Wäldern gibt es wohl Braunbären, aber keine Grizzlybären. Erst vor ca. 100 Jahren kamen die ersten Europäer in dieses Tal. Sie entdeckten das außergewöhnlich milde Klima mit trockenen, heißen Sommern und milden Wintern. Sehr früh und mit wachsendem Erfolg wurden Obst und Gemüse angebaut. Noch heute ist der Obstbau, und seit einigen Jahren auch der Weinbau von wesentlicher Bedeutung.
Eine Zeitlang schuf auch der Tabakanbau ein wahres Wirtschaftswunder in Kelowna und die Tabakindustrie schuf den Namen "Kelowna Pride" für in Kelowna angebauten Tabak und die daraus hergestellten Zigaretten. Aber die Konkurrenz war groß und die besseren Anbaubedingungen in Ontario ließen diesen Industriezweig langsam in der Versenkung verschwinden. Die einzige Erinnerung an diese Zeit ist die Zigarettenfabrik in der Ellis Street. Neben der Land - und Forstwirtschaft ist das Dienstleistungsgewerbe von erheblicher Bedeutung. Kelowna ist mit seinen knapp 100 000 Einwohnern zum Zentrum für viele Dörfer und Städte der nahen und weiten Umgebung geworden. Bedeutende Einkaufszentren und eine Anzahl großer und kleiner Geschäfte, ein vorzügliches Krankenhaus und erstklassige ärztliche Versorgung, Schulen und Fachschulen tragen zur Lebensqualität bei. Kelowna's Flughafen bietet täglich mehrere Direktflüge nach Vancouver, Calgary und Seattle. Über eine meist vierspurige Autobahn erreicht man Vancouver in 41/2 Stunden. Der Tourismus hat ständig zugenommen und ist heute Wachstumsindustrie Nr. 1.
An dem HW 97 ziehen sich viele Einkaufszentren entlang und es ist sehr starker Verkehr, den wir sonst von Kanada gar nicht kennen. Wir brauchen fast eine Stunde, um durch diese Stadt zu kommen. Außer Supermärkten sehen wir kaum etwas von der Stadt. Dafür hätten wir zum Zentrum abbiegen müssen. Da es uns aber hier zu laut und hektisch ist (wir haben uns schon an die Ruhe in Kanada gewöhnt), fahren wir weiter. Dann erreichen wir die beeindruckende Brücke, die den See überquert und wir fahren jetzt auf der westlichen Seite des Sees in Richtung Süden. Die Straße führt uns nun durch Obstplantagen nach Penticton. In dem Okanagan Lake soll es übrigens ein zweiköpfiges, schlangenähnliches Monster geben. Wir sehen es auf unserer Weiterfahrt jedenfalls nicht.
Auf einem Parkplatz machen wir einen kurzen Halt, um etwas zu essen. Dabei haben wir einen herrlichen Blick auf den See. Anschließend fahren wir weiter auf dem HW Richtung Süden. Vor uns staut sich der Verkehr, etwas Ungewöhnliches für uns auf kanadischen Straßen. Aber es ist eine Baustelle. Hier wurden die Felswände an der Seite gesprengt für einen vierspurigen Ausbau der Straße. Da das Vorbeifahren an Baustellen in Kanada von Menschen geregelt wird, ergibt sich, wenn nicht viel Verkehr ist, ein kleiner Plausch, ansonsten ist ein freundliches Zuwinken inbegriffen. Wir brauchen fast eine Stunde, um den Stau hinter uns zu lassen. Bald darauf teilt sich die Straße. Nach rechts geht es zu der Autobahn nach Vancouver ab, wir fahren weiter in Richtung Süden. Der Verkehr lässt gleich stark nach. Jetzt verläuft die Fahrt wesentlich ruhiger.
Wir fahren über Summerland nach Penticton. Es ist schön, die Gegend einmal wieder zu sehen. Bei Penticton endet der Okanagan Lake und der Shaka Lake beginnt. Wir fahren wieder auf die östliche Seite des Sees. Der Weg führt uns an Felswänden vorbei und wir haben einen schönen Blick auf den See. Plötzlich sehen wir am Straßenrand einen Mann, der uns Zeichen gibt, langsam zu fahren. Schon bald darauf erreichen wir das Stauende. Wir halten an und sehen, dass vor uns ein Unfall passiert ist. Es dauert nicht lange bis die Krankenwagen kommen. Nun heißt es warten, denn eine Ausweichmöglichkeit gibt es nicht. Nach einiger Zeit sehen wir, wie die Menschen vor uns nach oben schauen. Wir holen das Fernglas heraus und sehen, wie ein wilde Ziegenmutter mit ihrem Jungen auf dem Felsen herum turnt und neugierig das Geschehen auf unserer Straße beobachtet. Eine nette kleine Abwechslung. Der Stau dauert etwa 1 ½ Stunden. Dann können wir weiterfahren und sehen zwei total zerstörte Autowracks. Wir bekommen einen ganz schönen Schreck und denken an die armen Menschen, für die dieser Tag so schlimm geendet hat.
Bald darauf fahren wir durch große Obstanbaugebiete und der Osoyoos Lake kommt in Sicht. Wir kommen jetzt in ein extrem trockenes Gebiet, das nur durch die großzügige Bewässerung fruchtbar ist. Das Land um Osoyoos ist das nördliche Ende des Great Basin, des amerikanischen Wüstengürtels, der bis hinab nach Mexiko reicht. Die Stadt besitzt mit seinen roten Dächern und weißen Häusern ein spanisches Erscheinungsbild. Der Weinanbau ist hier ebenfalls zuhause und es haben sich viele Südeuropäer hier niedergelassen.
Ich hatte über Google einen Campingplatz direkt am Wasser herausgesucht, leider ist der Hinweis so schlecht, dass wir ihn nicht finden können. Nach einem größeren Wendemanöver entscheiden wir uns für einen Platz in der Nähe des Wassers und nicht so weit vom Ort entfernt. Es ist bereits 18:30 Uhr als wir auf dem Campingplatz Island View RV einchecken für zwei Nächte. Der Stellplatz ist sehr schön, es gehört eine kleine Wiese mit englischem Rasen dazu und wir haben den kompletten Service. Es ist noch angenehm warm. Nur einige Mücken spielen in der untergehenden Sonne. Wir schließen das Wohnmobil an und beschließen wegen der Mücken lieber im Wohnmobil zu essen. Nach dem Abendessen treffen wir unseren Nachbarn und wechseln einige Worte mit ihm. Dabei stellt sich heraus, dass seine Frau eine geborene Deutsche ist.
Es dauert gar nicht lange und sie kommt uns besuchen. Sie stellt sich als Ingrid vor und wir unterhalten uns eine ganze Weile. Wir fragen sie, ob sie weiß, wie man mit der gekauften Telefonkarte telefonieren kann, denn wir haben es immer noch nicht herausgefunden. Sie bietet uns an, dass wir morgen früh mit ihrem Computer telefonieren können, dies koste nur zwei Cent pro Minute. Wir verabreden uns für den nächsten Morgen um 8:15 Uhr. Wir spielen dann noch etwas „Mensch ärger dich nicht“ und gehen um 22:00 Uhr schlafen. Die Erkältung von Norbert ist nun richtig ausgebrochen und wir hoffen, dass es sich dann morgen schon wieder etwas bessert.
Wir stehen gegen 7:30 Uhr auf und die Sonne lacht bereits von einem strahlend blauen Himmel. Es ist schon sehr warm und wir beschließen, im Freien zu frühstücken. Zuvor kommt noch Ingrid mit ihrem Laptop und sie zeigt mir, wie man damit telefoniert. Sie schaut dabei auf unseren schön gedeckten Frühstückstisch. Sie stellt nur fest, dass dies ein typisch deutsches Frühstück ist. Wir laden sie ein, aber sie hat schon ein kanadisches Frühstück zu sich genommen. Außerdem muss sie dann für ein paar Stunden zur Arbeit. Leider erreichen wir unsere Mutter und unsere Kinder nicht. Wir bekommen aber Ralf an die Leitung und hören, dass alles soweit in Ordnung ist. Nachdem ich den Laptop zurückgegeben habe kommt Ingrid mit ihrem Mann Leon. Er will für uns herausfinden, wie man mit der Telefonkarte telefoniert. Er bringt sein Handy mit und ruft mit der Codenummer unserer Karte an. Aber auch er versteht nicht, wie es geht und lässt sich zur Auskunft weiterleiten. Dort erfragt er, wie man die Telefonkarte nutzen kann.
Als erstes wird eine Nummer, die auf der Karte steht angerufen. Dann meldet sich eine Dame, die fragt ob man die Anleitung in englisch oder französisch haben möchte. Dann drückt man eine Nummer. Dann wird man aufgefordert den Code einzugeben. Anschließend erzählt sie wieder und man muss die 1 drücken, danach spricht sie wieder einen „halben Roman“ und man muss die Route # drücken. Anschließend gibt es nochmals einen Kommentar und schließlich kann man die Telefonnummer wählen: 011 – 49 – 30 – Nummer des Teilnehmers. Danach erzählt sie, wie viel Minuten Guthaben man noch hat und die Wahl geht durch. Es ist ganz schön kompliziert. Wenn man aber weiß wie es geht, kann man für zwei Cent (kanadische) pro Minute nach Europa telefonieren. Dies ist sehr günstig und wir haben für zehn Kanadische Dollar während unseres gesamten Urlaubs telefoniert.
Wir bedanken uns ganz herzlich und wünschen den beiden einen schönen Tag. Leon baut zurzeit an dem gemeinsamen Traumhaus und er zeigt uns seine Baupläne. Es wird bestimmt mal ein ganz tolles Haus und sehr groß.
Nun kommen wir zu unserem Frühstück. Es ist inzwischen recht warm geworden und wir genießen die schöne Sonne und die Ruhe. Nach dem Aufräumen und Abwaschen holen wir unsere Campingstühle heraus und setzen uns in die Sonne. Inzwischen meldet sich auch bei mir eine Erkältung an. Da tut die Wärme richtig gut. Im Laufe des Vormittags waschen wir noch etwas Wäsche und legen sie auf dem schönen gepflegten Rasen zum Trocknen aus. Die Temperaturen liegen jetzt bei ca. 35° C. Wir ziehen uns ins Wohnmobil zurück, denn es wird ganz schön warm in der Sonne.
Inzwischen ist es Mittag, Ingrid ist von ihrer Arbeit zurück und wir machen einen kleinen Plausch. Sie erzählt uns, dass sie schon als Kind nach Kanada gekommen ist und viele Jahre in Manitoba gelebt hat. Dort sind aber die Winter mit bis zu 50° C Minus sehr kalt. Ich schätze die beiden in etwa auf unser Alter. Nun wollen sie sich einen Traum erfüllen und hier in Osoyoos ein Haus bauen, da das Klima hier so angenehm ist. Bis das Haus fertig ist leben sie in einem Wohnmobil auf dem Campingplatz.
Inzwischen ist es Nachmittag und wir beschließen, mal in den Ort zu laufen, Zuerst schauen wir uns den Strand an, der zu unseren Campingplatz gehört. Hier gibt es eine schöne Grasnarbe, die bis ans Ufer reicht. Am Uferstreifen stehen einige hohe Bäumen, die angenehmen Schatten spenden.
Wir gehen dann die Uferpromenade entlang und sehen schöne Einfamilienhäuser mit gepflegten Vorgärten. Im Ort selbst gibt es viele Motels und auch einen Vergnügungspark. Da es aber sehr warm ist, dehnen wir unseren Spaziergang nicht allzu weit aus und kehren bald zu unserem Platz zurück. In unserem Wohnmobil trinken wir bei eingeschalteter Klimaanlage erst einmal etwas Kühles. Wir lesen, bekämpfen unsere Erkältung und ruhen uns aus. Das Abendessen nehmen wir wieder drinnen ein, da bereits die Mücken wieder aktiv sind. Wir lassen den Tag ruhig ausklingen und ich bereite mich auf die Strecke für morgen vor. Wie immer ist gegen 22:00 Uhr Nachtruhe angesagt. Es ist wieder eine schöne milde Nacht und wir brauchen keine Heizung.
Heute schlafen wir bis 8:00 Uhr und es ist wieder ein wunderschöner sonniger Tag. Da es bereits recht warm ist, verlegen wir unser Frühstück wieder nach draußen. Es ist richtig schön, den Morgen zu genießen. Anschließend gehe ich zur nächsten Telefonzelle und versuche mein Glück mit der Telefonkarte. Und welch ein Wunder, es funktioniert und ich spreche eine ganze Weile mit Andrea. Es ist schön, nach einer Woche mal etwas von zuhause zu hören.
Danach packen wir unsere Sachen zusammen und verabschieden uns von Ingrid und Leon, dabei lernen wir gleich noch das dritte Familienmitglied kennen, Hund Columbo. Dieser ist sehr fotogen und setzt sich gleich in Positur. Wir haben viel Spaß.
Es ist bereits 10:30 Uhr als wir losfahren. Die Strecke führt uns jetzt in Serpentinen steil bergauf. Der See und der Ort liegen uns jetzt zu Füßen und wir haben einen herrlichen Blick über das ganze Tal. Die Fahrt geht auf dem Highway 3 in Richtung Osten. Wir erreichen den Summit Pass mit einer Höhe von 1.233 m. Die Fahrt führt uns über eine Hochebene, die von vielen Farmen geprägt ist. Der HW 3 verläuft immer entlang der Grenze zur USA. Wir fahren durch kleine Orte, wie zum Beispiel Midway, die auf der Karte wie Städte aussehen.
Midway ist ein kleines Dorf mit etwa 700 Einwohnern, gelegen im sonnigen Kettle Valley und ist umgeben von verbrannten Hügeln. Es liegt so nah an der US-amerikanischen Grenze, dass man nicht „ohne seinen Reisepass im Fluss schwimmen“ sollte. Das tut es, seit der Vertrag von 1846 die Grenze zu den USA vom 54. Breitengrad auf den 49. Breitengrad verschoben hat. Gegründet wurde Midway (was vor 1894 Boundary City hieß) von Fellhändlern und weißen Siedlern. Es war lange Zeit die Endstation der "Columbia and Western Railway" (einer Tochtergesellschaft der CPR). Der Personenverkehr wurde 1964 eingestellt und die Schienen entfernt. Der alte Bahnhof beherbergt heute das Museum und die alte Schienentrasse wurde zu einem Teil des Trans Canada Trail.
Bald darauf erreichen wir Greenwood. Sie ist mit etwa 500 Einwohnern Kanadas kleinste Stadt. Das Stadtrecht stammt noch aus einer Zeit um 1900 als hier über 3.000 Leute wohnten. Die Stadt war das Zentrum der Kupferproduktion in der Boundary Region. Greenwood gehörte mit zu einer der größten kupferproduzierenden Gegenden weltweit. Der Boom brachte viele Menschen in die Gegend und viel Geld. In der Stadt wurden schöne Häuser gebaut, die Straßen wurden geteert, es gab mehr als 25 Hotels und ein Opernhaus mit 1.000 Sitzen. Doch 1918 war der Boom vorbei; nach dem Ende des 1. Weltkriegs sank der Kupferpreis extrem. Die Fabriken und Minen schlossen. 1941 lebten nur noch ca. 200 Menschen in der Stadt. Etwa zu der Zeit wurden um die 1.000 Japan-Kanadier hierher in ein Internierungslager umgesiedelt und die Bevölkerung stieg somit auf 1.200 Menschen. Danach ging es dann weiter bergab. Ein kleines Highlight gab es noch in der Geschichte der Stadt: 1998 haben die Universal Studios und Filmemacher Scott Hicks den Ort als Kulisse für die Verfilmung von David Gutersen's Roman "Snow Falling on Cedars" gewählt.
Heute ist Greenwood auf alle Fälle einen Stopp wegen seiner Andersartigkeit wert. Die Mainstreet bietet - trotz einiger recht gut gepflegter Häuser - einen Einblick davon, wie schön es hier mal war. Es gibt ein paar nette Kaffees und Läden und einen kleinen Grocery-Store, der sich wie der Rest der Stadt im Stil des Wilden Westens gibt.
Die Fahrt geht weiter nach Grand Forks, das ebenfalls nahe der Grenze zur USA liegt. Dieser Ort hat ca. 4.200 Einwohner und wurde 1867 von amerikanischen Siedlern gegründet, die auf der Suche nach Bodenschätzen waren.
Wir halten an einem großen Supermarkt, um hier unsere Vorräte aufzufüllen. Es ist ein riesiger Supermarkt und es gibt viele Dinge von Süßigkeiten über Reis bis zu getrockneten Früchten, die man sich aus Behältnissen selbst abfüllen kann. Da dies recht ungewöhnlich ist, nimmt Norbert die Kamera und filmt dies. Ein Kanadier mit seinem Sohn wird auf uns aufmerksam und fragt uns gleich, woher wir kommen. Wir unterhalten uns und er erklärt uns, wie wir mit der Selbstbedienung umgehen müssen. Auf einem Streifen müssen wir die Nummer des Lebensmittels aufschreiben, das wir in einen Beutel füllen. Wieder etwas gelernt. Nach unserem Einkauf bekommt auch unser Auto eine „Fütterung“.
Das Wetter ist nach wie vor sehr sonnig und warm, ca. 30°C. Die Fahrt geht weiter. Die Landschaft wird wieder etwas bergig und wir nähern uns dem Christina Lake. Es ist ein langgestreckter See, der zu den wärmsten dieser Region gehört. Auf einem Parkplatz machen wir Rast und essen etwas zum Mittag. Dabei genießen wir den Blick über den See. In Grand Fork hatten wir uns reichlich mit frischem Obst und Gemüse eingedeckt. Dieses ist hier besonders umfangreich und auch preisgünstig. Nun essen wir voller Genuss die süßen kalifornischen Weintrauben.
Gut gestärkt geht die Fahrt weiter in Richtung Castlegar. Es geht nun relativ steil bergauf und wir sehen wieder am Rande etwas Schnee liegen. Wir erreichen den Bonanza Pass mit einer Höhe von 1.535 m. Wir haben einen herrlichen Blick auf die umliegenden Berge des Valhalla Provincial Parks. Nun geht es wieder bergab und wir entschließen uns, nicht den Umweg über Rossland zu nehmen, sondern die direkte Strecke nach Castlegar zu fahren. Der Abstecher nach Trail und Rossland wird von den Reiseführern empfohlen, da man hier einen Einblick in die Geschichte des Bergbaus und des Goldrausches bekommt. Landschaftlich soll die Strecke sehr attraktiv sein, aber man benötigt dafür mindestens zusätzlich zwei bis drei Stunden. Da es bereits später Nachmittag ist und unsere Erkältung sich noch nicht wesentlich gebessert hat, fahren wir auf den kurz vor Castlegar liegendem Campingplatz „Castlegar RV Park“. In der Rezeption werden wir von einer schwarz weißen Katze begrüßt, die sich erst einmal ihre Schmuseeinheiten abholt. Wir bekommen problemlos einen schönen Platz mit vollem Komfort. In dem kleinen Laden der Rezeption kaufen wir gleich noch Mückenschutz.
Wir schließen unser Wohnmobil an und genießen noch etwas die Sonne . Es ist angenehm warm. Später kommen wieder Mücken und wir essen lieber im Wohnmobil. Heute braten wir uns Lachs. Dazu gibt es etwas Brot und Weintrauben. Mit ein paar Spielchen klingt der Abend aus. Um 22:00 Uhr ruft unser Bett.
Heute stehen wir schon um 6:00 Uhr auf, da wir einen recht weiten Weg vor uns haben und einige Besichtigungen auf dem Programm stehen. Nach dem Frühstück versuchte ich mal bei Mathias anzurufen, aber leider war keine zuhause. Zwischen den Stellplätzen huschten kleine zierliche Tierchen herum. Sie waren sehr flink, aber Norbert erwischte eine Aufnahme mit der Kamera. Darauf konnten wir erkennen, dass es kleine Streifenhörnchen waren.
Gegen 9:00 Uhr fahren wir ab. In diesem Moment ruft uns Mathias auf dem Handy an und wünscht uns frohe Pfingsten. Wir vereinbaren in etwa zwei Stunden aus Kaslo zurückzurufen. Die Fahrt nach Castlegar führt uns über Serpentinen hinab in das Tal des Columbia Rivers. Wir überqueren den Fluss und fahren dann nach Norden in Richtung Nelson. Auf der gegenüberliegenden Seite können wir den Ort Castlegar erkennen. Die Stadt hat etwa 7.500 Einwohner und liegt direkt an der Einmündung des Kootenays in dem Columbia River. Die ersten weißen Siedler hier gehörten einer russischen Glaubensgemeinschaft, den Duchoborzen, an. Sie legten Gärten und Obstplantagen an und bauten Sägewerke und Marmeladenfabriken.
Wir erreichen den Kootenayriver kurz vor seiner Mündung und überqueren ihn auf einer recht hoch über den Fluss liegenden Brücke. Nun fahren wir entlang des Kootenay in Richtung Norden. Wir passieren den Staudamm „Brilliant Dam“, der für die Stromversorgung zuständig ist.
Die Fahrt verläuft immer am Fluss entlang durch ein breites Tal. Es ist ein sehr fruchtbares Gebiet. Wir erreichen Nelson, das wir uns schon vor sechs Jahren angesehen haben. Es ist ein hübsches Städtchen mit schön restaurierten Häusern. Dieser Ort begründete seinen Reichtum Anfang des 20. Jahrhunderts ebenfalls durch den Bergbau. Hier gab es überwiegend Silber-, Blei-, Kupfer und Zinkvorkommen. In Nelson beginnt der Kootenay Lake. Er liegt zwischen den Purcell Mountains im Osten und den Selkirk Mountains im Westen. Die Gipfel der Berge sind noch schneebedeckt. Die Straße 3A führt dann zur Fähre, mit der man auf das Ostufer übersetzten kann. Wir biegen aber auf den HW 31 ab und folgen den Weg nach Kaslo. Dieser führt immer an dem See entlang und wir merken, dass dies eine beliebte Urlaubsregion ist. Viele hübsche Häuser sind links und rechts der Straße zu sehen. Es ist aber auch ein herrlicher Blick über den See zu den immer höher werdenden schneebedeckten Bergen. Das Wetter ist wieder sehr sonnig und warm. Dann geht es immer bergauf und bergab am See entlang. Plötzlich sehen wir ein Reh vor uns auf der Straße. Es schreitet gemächlich in Richtung Wald und schaut dann neugierig zu uns rüber. Wir halten an und fotografieren und filmen es.
Dann erreichen wir Kaslo und finden ohne Probleme einen Parkplatz. Das Rathaus und die Kirche sehen noch genauso hübsch aus, wie vor sechs Jahren. Wir suchen zuerst eine Telefonzelle und rufen Mathias an. Er erzählt uns, dass sie am 10. Oktober heiraten wollen. Mathias nimmt dann den Namen von Frances an. Wir freuen uns für die beiden und sprechen noch über verschiedene Dinge.
Nun wollen wir uns den hübschen Ort noch etwas näher betrachten. Er hat noch etwa 1.000 Einwohner und verdankte seinen Wohlstand dem Silberbergbau. Kaslo war während des Silberbooms der Verschiffungshafen für das gewonnene Erz. Der Ort ist nicht allzu groß, aber die Hauptgeschäftsstraße besteht aus schön restaurierten viktorianischen Häusern. Sie vermitteln einen guten Eindruck, wie der Ort einmal ausgesehen hat. Die einzige Verbindung zur Außenwelt waren lange Zeit die Raddampfer. Der letzte noch erhaltene Raddampfer, die „S.S. Moyie“ liegt heute noch an der Front Street, allerdings auf dem Trockenen.
Er ist als Museum zu besichtigen. Dieser Raddampfer war noch bis 1957 in Betrieb. Als wir 2003 schon einmal in Kaslo waren, war das Museum bereits geschlossen, deshalb wollen wir uns heute die Zeit für eine Besichtigung nehmen. Wir zahlen 7 Dollar pro Person Eintritt, bekommen noch ein Faltblatt in deutscher Sprache und können in eine vergangene Zeit eintauchen. Zuerst sehen wir uns die Laderäume an. Hier stehen noch ein altes Auto, viele Kisten mit Obst und Gemüse, Konserven und ein Käfig mit Federvieh, das gackert. Alles ist natürlich nur Attrappe, aber sehr lebensecht dargestellt. Wir kommen zu der Kombüse, in der ein chinesischer Koch mit den Töpfen klappert. Es sich alles sehr natürlich aus.
Auch Maschinengeräusche sind zu hören, die den Eindruck vermitteln, der Dampfer ist auf Fahrt. Dann steigen wir in das Oberdeck hinauf. Dieses Deck wird von einem großen Salon bestimmt. Von diesem gehen die einzelnen Kabinen ab, wo manche sogar mit Waschraum und Toilette ausgestattet sind. Es sieht aus, als wären die Bewohner nur mal kurz an Land gegangen. Es ist alles sehr detailgetreu nachgestellt. Beim Weitergehen hören wir Schreibmaschinengeklapper. Wir stehen dann vor einem Raum, in dem wir einen Mann von hinten an der Schreibmaschine sitzen sehen. Dies ist vermutlich der Zahlmeister, aber nur eine Puppe.
Wir durchschreiten dann einen Raum, wo wahrscheinlich gegessen und Karten gespielt wird. Davor ist noch ein Aufenthaltsraum, der höchstwahrscheinlich für Raucher gedacht war.
Dann steigen wir auf das Oberdeck. Hier ist die „Brücke“ mit dem großen Steuerrad, von der wir einen herrlichen Ausblick auf die umliegende Bergwelt haben. Links und rechts von der Brücke sind noch einige Kabinen, wo der Kapitän und die Mannschaft untergebracht wurden.
Wir bewundern wieder die Art der Museumsgestaltung, die wir in Kanada schon mehrfach vorgefunden haben. Alles wird mit viel Liebe zum Detail dargestellt und es vermittelt wirklich einen tiefen Einblick in die damalige Zeit.
Nun heißt es aber langsam weiter zu fahren, denn wir haben noch einen langen Weg vor uns.
Wir verlassen das schöne Örtchen und die Straße führt uns erst einmal bergauf in Richtung Westen. Wir durchqueren nun die Selkirk Mountains. Die Straße führt immer an einem kleinen Fluss entlang. Bald erreichen wir die Stelle, die von den vergangenen Bergwerkszeiten erzählt. Wir machen eine kurze Rast an einer Stelle, die wir vom letzten Mal kennen. Der Fluss wird hier von Baumstämmen blockiert, die auf das Werk von Bibern zurückzuführen sind. Auf der gegenüberliegenden Seite erkennt man noch die Reste von mehreren Minen, also Zeugnisse einer vergangenen Epoche.
Auf der Weiterfahrt kommt die Abzweigung nach Sandon. Dies ist die ehemalige Stadt des Silberbergbaues. Von hier wurden die Erze auf halsbrecherischen Pfaden nach Kaslo transportiert. Ende des 19. Jahrhunderts war Sandon eine boomende Bergbaumetropole mit etwa 5.000 Einwohnern. Es gab 24 Hotels, 23 Kneipen und sogar ein Opernhaus. Dieser Ort hatte schon elektrisches Licht als man sich in Vancouver und Victoria noch mit Kerzen und Petroleumlampen behelfen musste. Die Stromerzeugung erfolgte durch ein kleines Kraftwerk mit Hilfe eines Bergbaches. Heute gibt es nur noch ein Museum und eine Hand voll Häuser. Sandon gilt heute als Geisterstadt. Da uns leider wieder die Zeit fehlt und nur eine Gravelroad dahin führt, entschließen wir uns weiter zu fahren.
Wir erreichen New Denver und beschließen zu dem schönen Parkplatz am See zu fahren und ein kleines Picknick zu machen. Wir finden einen schönen Platz und haben einen herrlichen Blick über den See zu den schneebedeckten Gipfeln. Der Ort gleicht einer Gartenstadt mit schönen breiten Straßen und kleinen Einfamilienhäusern.
Nach unserem kleinen Imbiss beschließen wir, die Gedenkstätte aufzusuchen. Bei unserem letzten Besuch haben wir von einer hier beheimateten Deutschen davon erfahren.
Wir halten genau vor dem Museum, bezahlen unsere 6 Dollar Eintritt pro Person und betreten das Lager. Es ist eine Gedenkstätte für hier während des zweiten Weltkrieges inhaftierte Japaner. Diese Menschen wurden nach dem Überfall auf Pearl Harbour in verschiedenen Lagern in Kanada interniert und zuvor enteignet. Wir sehen uns das Lager an, das noch aus verschiedenen Gebäuden besteht. Sie sind wieder sehr detailgenau eingerichtet und zeigen eindrucksvoll von dem sicher schweren Leben hier in der Gefangenschaft. Diese Lager sind aber nicht mit den Konzentrationslagern in Europa zu vergleichen. Das Leben war hier sicher wesentlich „angenehmer“. Beeindruckt und nachdenklich verlassen wir die Gedenkstätte.
Die Fahrt geht jetzt weiter auf dem HW 6 in Richtung Norden. Nach etwa 47 Kilometern erreichen wir Nakusp. Dieser Ort liegt am Upper Arrow Lake, der 1965 durch die Aufstauung des Columbia Rivers bei Castlegar entstanden ist. Mit der Aufstauung versanken viele kleine Orte aus der Bergbauzeit im Wasser. Nakusp überlebte, da der Ort auf einer Terrasse hoch über dem Fluss liegt. Nakusp ist heute dank seiner heißen Quellen auch ein beliebter Ferienort.
Als wir vor sechs Jahren hier Station machten, besuchten wir ein kleines Restaurant, wo wir ein nettes Besitzerehepaar kennen lernten. Sie kommt aus Deutschland und er aus dem ehemaligen Jugoslawien. Wir besuchen die Gaststätte und trinken einen Kaffee. Von der netten Bedienung erfahren wir, dass sich die beiden sich bereits zur Ruhe gesetzt haben. Schade, wir hätten die Bekanntschaft gern aufgefrischt.
Da die Füllung unseres Gastanks sich bedenklich dem Ende zuneigt, beschließen wir ihn nachzufüllen. Wir fahren an die Tankstelle und fragen den Tankwart. Dieser kommt und schließt uns an den Tank an. Leider kommt aber kein Gas in unseren Tank. Dann kommt seine Chefin dazu und beide diskutieren. Schließlich erfahren wir, dass der Tank leer ist und das Gas erst in zwei bis drei Tagen kommt. Also fahren wir unverrichteter Ding wieder ab.
Unsere Fahrt geht weiter entlang des Upper Arrow Lake. Wir fahren jetzt auf dem HW 23 weiter in Richtung Norden. Der See wird im Osten und Westen von Bergen begrenzt. Es ist eine schöne aber fast unbewohnte Landschaft durch die wir fahren. Es kommen uns kaum Autos entgegen und nur wenige überholen uns.
Nach ca. 50 km kommen uns auf einmal viele Autos entgegen. Da wir ganz in der Nähe von Galena Bay, der Fährstation sind, vermuten wir, dass gerade eine Fähre angelegt hat. Wir beeilen uns und erreichen die Fähre im letzten Augenblick. Nun setzen wir kostenlos über den Upper Arrow Lake über. Die Fahrt dauert etwa 30 Minuten. So haben wir etwa eine Stunde Zeit gespart.
Die Fähre legt in Shelter Bay an und wir fahren wieder an Land. Diese ist aber ebenfalls wie der Abfahrtort nur eine kleine Station, Menschen leben hier nicht, so wie wir erkennen können. Nun geht es auf der Westseite des aufgestauten Columbia Rivers weiter in Richtung Norden. Plötzlich sehen wir einen Schwarzbären am Straßenrand. Leider können wir nicht anhalten, da wir von mehreren Autos, die auch von der Fähre kommen, überholt werden. Nach weiteren 10 km sehen wir wieder einen Schwarzbären, der aber fluchtartig im Wald verschwand. Bis Revelstoke sind es noch 50 km, die durch eine schöne und interessante Landschaft führen. Der Fluss wird von schneebedeckten Bergen gesäumt.
Die Gründung der Stadt Revelstoke steht im engen Zusammenhang mit der Eisenbahngeschichte Kanadas. Sie wurde 1884 an der über dem Columbia River führenden Eisenbahnbrücke als neue Ortschaft komplett mit Bahnhof errichtet. Die Innenstadt soll sehr schön sein mit restaurierten viktorianischen Häusern, Kaffees und nostalgischen Straßenlaternen. Da es aber bereits 18:00 Uhr ist, müssen wir uns auf die Suche nach einem Campingplatz machen.
Ich hatte bereits im Vorfeld drei verschiedene Campingplätze herausgesucht. Den ersten verpassen wir, weil wir noch keinen Hinweis auf den Ort sahen. Also versuchen wir auf den zweiten zu kommen. Dazu müssen wir durch den Ort hindurch. Es findet sich aber kein Hinweis und wir müssen mal wieder wenden, da wir in eine Sackgasse geraten sind. Zum Glück sind die Straßen sehr breit und wenig befahren. Nun beschließen wir zu dem KOA – Campingplatz zu fahren, der etwas außerhalb des Ortes am HW 1 liegt. Dieser ist sehr gut ausgeschildert und wir finden die Anfahrt problemlos. Es geht in einigen Serpentinen hinunter in ein Tal.
Wir checken ohne Probleme ein und fahren dann zu unserem Platz. Die Stellplätze sind großzügig angelegt und man kann von beiden Seiten den Stellplatz erreichen. Wir versuchen eine möglichst gerade Position einzunehmen, damit der Kühlschrank gut schließt. Dann schließen wir wieder alle Schläuche und Leitungen an. Auf dem Platz sind noch sehr viele Plätze frei. Einige Plätze weiter sehen wir zwei Indianer mit Zelt und Auto. Sie sind aber recht gut ausgestattet, einer arbeitet an einem Laptop.
Zum Abendbrot gibt es heute Zucchini mit Gehackten. Dies war aber für unseren Mikrowellenbackofen etwas zu viel und er schaltete sich nicht mehr aus. Dann flog die Sicherung raus und wir machten uns erst einmal auf die Suche nach dem Sicherungskasten. Den fanden wir dann unter der einen Sitzbank hinter einer Abdeckung versteckt. Die Sicherung lässt sich aber nicht mehr in die Ausgangsstellung bringen und so müssen wir erst einmal ohne Mikrowelle auskommen. Wir spielen dann noch etwas und unterhalten uns über diesen sehr schönen und ereignisreichen Tag. Gegen 22:30 Uhr gehen wir schlafen.
Wir stehen bereits um 7:00 Uhr auf. Der Weg zu den Waschräumen ist recht weit, da die unmittelbar neben uns liegenden Räumlichkeiten noch geschlossen sind. Ich frag mich, wieso dann nicht die Stellplätze in der Nähe der Rezeption vergeben werden (alles frei), sondern dort, wo die Sanitäranlagen noch geschlossen sind. Nun ja wir können uns ja auch im Wohnmobil waschen. Gegen 9:30 Uhr fahren wir ab. Die Sonne scheint wieder von einem herrlich blauen Himmel und es ist ca. 25° C warm. Es geht wieder die Serpentinen nach oben zu dem HW 1. Dem folgen wir wieder in Richtung Osten. Zuerst geht es durch den Revelstoke Nationalpark. Die Landschaft ist wieder einmalig schön. Hohe schneebedeckte Gipfel, blauer Himmel, grüner Wald und der Straßenrand ist mit gelbem Löwenzahn bedeckt. Der Mount Revelstoke Nationalpark ist mit seinen 260 km² für kanadische Verhältnisse winzig. Seine Gipfel gehören zu den Columbia Mountains, die auf der Westseite auch im Sommer von starken Regenfällen heimgesucht werden. Eine jährliche Niederschlagsmenge von 1.600 mm gibt es sonst nur an der Pazifikküste. Aber wir haben heute Glück und die Sonne lacht vom Himmel.
Einen ersten Stopp machen wir an dem Giant Cedars Nature Trail. Wir bekommen ohne Probleme einen Parkplatz. Auf einem kurzen Wanderweg von etwa 500 m geht es durch einen selbst bei Sonnenschein schummrigen Regenurwald mit bis zu 800 Jahre alten Riesenzedern. Der Weg ist sehr gut ausgebaut und man läuft meistens über Holzplanken. Überall sind interessante Informationstafeln aufgestellt, die über die Pflanzen und Tiere in diesem Urwald berichten.
Die Fahrt geht weiter und wir erreichen den Glacier Nationalpark. Dieser Park hat eine Größe von 1.350 km² und umfasst über 400 Gletscher in den Columbia Mountains. Über 10 % der Fläche liegen auch im Sommer unter Eis und Schnee. Die Landschaft ist weiterhin wunderschön, wildromantisch und abwechslungsreich. Man kann nur die Aussichten genießen. Bald erreichen wir den Rogers Pass mit einer Höhe von 1.327 Metern. Die Strecke führt teilweise durch Tunnel, was für kanadische Verhältnisse sehr selten ist. Da es aber in dieser Gegend an drei von fünf Tagen regnet oder schneit, ist dies aufgrund von Lawinengefahr im Winter notwendig. Da in dieser Gegend im Winter bis zu neun Meter Schnee fallen, musste eine Möglichkeit gefunden werden, um den HW 1, die Hauptverbindung auch im Winter einigermaßen frei zu halten.
Wir verlassen nun den Nationalpark und fahren hinunter in das Tal des Columbia Rivers. Die vielen schönen Eindrücke machen Norbert etwas müde. Also suchen wir uns einen Parkplatz am Ufer des Flusses und machen eine kurze Rast. Norbert legt sich etwas hin und ich fotografiere inzwischen die Landschaft. Auf der anderen Seite des Flusses ist die Bergkette der Purcell Mountains zu erkennen. Ein Blick auf die Karte zeigt uns, dass wir bereits in einer neuen Zeitzone sind. Wir haben von der Pacific Time in die Mountain Time gewechselt und müssen die Uhren um eine Stunde vorstellen. Nachdem Norbert eine halbe Stunde geschlafen hat, fahren wir weiter bis Golden. Hier versuchen wir noch einmal Gas zu bekommen. Wir fahren verschiedene Tankstellen an, haben aber leider kein Glück.
Nun geht die Fahrt weiter auf dem HW 1 in Richtung Lake Louise. Die Straße windet sich jetzt in Serpentinen zum Yoho Nationalpark hinauf. Unter uns bleibt Golden zurück. Es ist ein wunderschöner Blick hinunter in das Tal des Columbia Rivers. Der Ausdruck „yoho“ kommt von den Cree – Indianern und bedeutet so viel wie „oh“, das die Schönheit des Parks ausdrücken soll. Die Landschaft wird aber auch immer schöner. Hinter jeder Biegung sind neue herrliche Aussichten zu bewundern. Dann kommen wir in das breite Tal des Kicking Horse River. Hier liegt das kleine Eisenbahnerdorf Field. Vor dem Dorf ist ein großer Parkplatz mit einem Informationszentrum. Wir halten an und wollen uns die Karten für die Nationalparks kaufen. Da wir noch verschiedene Parks aufsuchen und dort auch übernachten kommen einige Tage zusammen. Eine Jahreskarte lohnt sich schon ab sieben Nächten. Diese kaufen wir dann auch für 67 Dollar und nehmen gleich noch verschiedene Informationsmaterialien kostenlos mit.
Nun wollen wir zum Emerald Lake und fahren deshalb ein kleines Stück zurück und biegen dann nach Norden in eine gut ausgebaute Straße ab. Der Weg führt uns durch den Wald immer den Bergen entgegen, die schneebedeckt vor uns aufragen. Schließlich kommen wir auf einen Parkplatz, der zum Glück genug Platz bietet. Im Sommer ist es hier sicher sehr voll. Wir müssen nicht weit gehen und vor uns erstreckt sich ein kristallklarer, türkisfarbenen See, der von Fichtenwald gesäumt ist und von Gletschern umgeben ist. Eine Brücke führt zu der schönen Lodge, die mit viel Holz verkleidet einen rustikalen Eindruck hinterlässt. Sie passt hervorragend in das Landschaftsbild. Ich werde gleich an die Traumschiff – Serie erinnert, die in Kanada spielt. Den See und die Lodge erkenne ich sofort wieder. Wir genießen den wunderschönen Blick auf den „Smaragdsee“ und bedauern nur, dass wir keine Zeit haben eine Wanderung um den See zu machen.
Schweren Herzens trennen wir uns von diesem Highlight und gehen zum Parkplatz zurück. Wir fahren den gleichen Weg zurück, halten aber noch einmal an der Natural Bridge, die kurz vor dem HW 1 Liegt. Hier hat der Kicking Horse River einen Durchlass unter einer querliegenden Felsen geschaffen. Tosend zwängt sich der Fluss durch die schmale Öffnung. So ist eine natürliche Brücke aus Stein entstanden, wo früher mal ein Wasserfall war. Der reißende Fluss mit seinem hellblauen Gletscherwasser und die schneebedeckten Berge bilden eine herrliche Kulisse.
Die Fahrt geht weiter auf dem HW 1 in Richtung Osten. Es geht nun wieder bergauf. Bald darauf kommt ein Parkplatz, von dem aus wir die Spiraltunnel sehen können. Die Eisenbahn musste über den Kicking Horse Pass eine Höhe von 1.643 m überwinden. Da der Höhenunterschied von 400 m innerhalb weniger Kilometer problematisch war, wurden vier Loks gebraucht. Trotzdem kam es immer wieder zu Entgleisungen und Unfällen, weil die Bremsen versagten. Das Gefälle bzw. die Steigung betrugen 4,5 %. Deshalb wurden viele Jahre nach der Inbetriebnahme im Jahr 1909 Abhilfe geschaffen. Es wurden zwei Spiraltunnel in den Berg gesprengt, die jeweils einen Bogen von 270° schlagen. Sie reduzieren das Gefälle auf 2,2 %. Da die Züge in Kanada meist sehr lang sind, kann man beobachten, dass die Lokomotive bereits aus dem Tunnel wieder hervorkommt, bevor das Ende des Zuges in dem Tunnel verschwindet. Leider haben wir keine Zeit, auf einen Zug zu warten. Wir füttern noch einen ausgehngerten Raben mit dem restlichen Brot vom Frühstück und fahren dann weiter.
Die Fahrt geht weiter bergauf bis zu dem Pass durch eine gleichbleibend schöne Landschaft. Der Kicking Horse Pass ist die kontinentale Wasserscheide zwischen Pazifik und Atlantik und gleichzeitig die Grenze zwischen British Columbia und Alberta. Wir fahren nun in den Banff Nationalpark ein.
Die Straße führt bergab in das Tal des Bow Rivers. Nun erreichen wir Lake Louise. Als erstes fahren wir an eine Tankstelle, wo wir einen großen Gascontainer sehen. Wir fragen gleich nach Gas, bekommen aber zur Antwort, dass es morgen erst welches gibt. Bevor wir zum Campingplatz fahren, wollen wir uns erst noch den See ansehen. Wir fahren den Weg, den wir noch von vor sechs Jahren kennen hinauf. In den letzten Jahren sind noch einige Lodges und Hotels an der Straße gebaut worden. Wir erreichen den Parkplatz, der schon recht gut gefüllt ist. Auf dem Weg zum See sehen wir noch einige Schneereste im Wald. Dann liegt der See in seiner majestätischen Größe vor uns und wir freuen uns, dass er nur noch zu einem Viertel mit Eis bedeckt ist. Vor sechs Jahren war er noch vollkommen zugefroren. Die Abendsonne hüllt die weißen Berge in ein gelbrotes Licht. Es ist ein unvergesslicher Blick. Rechts liegt das riesige Fairmont Hotel, das in den letzten Jahren noch erweitert worden ist. Der Lake Louise ist der meistbesuchte See in Kanada. Wir gehen noch ein wenig am Ufer entlang und genießen die Ausblicke. Leider haben wir auch hier keine Zeit für eine größere Wanderung. Da wir wissen, dass unsere Route uns in etwa einer Woche noch einmal hierher führt, fällt uns der Abschied nicht gar zu schwer.
Nun fahren wir zurück in den Ort und biegen zum Campingplatz ab. Dieses Mal ist die Rezeption besetzt. Der Platzwart gibt uns den Platz Nr. 153 und erzählt uns, das in den letzten Tagen vier Grizzlybären in der Nähe gesehen wurden. Er mahnt uns zur Vorsicht. Wir suchen unseren Platz und müssen ganz schön weit fahren. Der gesamte Campingplatz ist sehr großzügig angelegt und liegt mitten im Wald. Hier stören sich die Nachbarn so gut wie gar nicht. Für Zelte gibt es ein extra Areal, welches eingezäunt ist mit einer extra Sicherung. Heute haben wir nur Wasseranschluss. Für Wasser tanken und Entleeren der Tanks gibt es eine separate Stelle. Es ist jetzt schon recht kalt, da wir richtig in den Bergen sind auf einer Höhe von 1.600 m. Nach der neuen Zeit ist es bereits 19:00 Uhr. Wir gehen etwas sparsam mit der Heizung um, da wir nicht wissen wie lange unser Gas reicht.
Wir sprechen noch einige Worte mit unserem Nachbarn, der aus Kalifornien kommt. Danach braten wir uns Hühnerbrust und essen Reis, Tomaten und als Kompott frische Kirschen. Die Sicherung für unsere Mikrowelle lässt sich wieder einschalten, aber es läuft nur das letzte Programm. Dieses lässt sich allerdings nicht mehr ausschalten. Also verzichten wir darauf die Mikrowelle zu benutzen.
Abends merke ich, dass ich Halsschmerzen bekomme. Nun versuche ich, mich mit allen möglichen Hausmitteln zu kurieren. Norberts Erkältung ist inzwischen wieder zurückgegangen. Da es diese Nacht voraussichtlich kalt wird, ziehen wir uns warm an.
Um sieben Uhr stehen wir auf. Es war wirklich sehr kalt in dieser Nacht. Wir müssen heute unbedingt Gas bekommen, damit wir in den nächsten Nächten etwas mehr heizen können. Da wir vom Vermieter keine zusätzlichen Decken bekommen haben, müssen wir uns entsprechend warm anziehen. Den Schlafsack habe ich dieses Mal doppelt genommen, da er recht groß ist. Dadurch habe ich nicht gar so sehr gefroren. Ein Blick aus dem Fenster zeigt uns einen strahlend blauen Himmel. Die Bären haben sich auch vornehm zurück gehalten.
Gegen 10:00 Uhr fahren wir los. Zuerst wird die Tankstelle aufgesucht und wir haben Glück und können unseren Tank mit Propangas füllen. Nun brauchen wir nicht mehr zu frieren. Wir machen noch einen Zwischenstopp im Ort Lake Louise kaufen noch Ansichtskarten, etwas Wasser und Bier. Dieser Ort ist eigentlich mehr eine Versorgungsstation mit Übernachtungsmöglichkeiten. Viel einkaufen sollte man hier nicht, denn die Preisniveau ist doch recht hoch.
der Ort Lake Louise - bzw. die Versorgungsstation
Nun fahren wir wieder zum HW 1 in Richtung Banff. Die Straße führt immer am Bow River entlang. Dann biegen wir auf den Highway 93 ein und fahren wieder in Richtung Süden. Wir sehen links und rechts neben der Straße mehrere junge Leute, die den Straßenrand vom Müll säubern. Sicher ist dies auch eine Maßnahme um Waldbrände zu verhindern. Bei der Sonneneinstrahlung und relativer Trockenheit kommt es sicher schnell zu Selbstentzündungen von weggeworfenen Glas und Metall. Ich kann sowieso nicht verstehen, wie man seinen Müll einfach aus dem Fenster werfen kann.
Vor uns liegen die imposanten „Zinnen“ und „Türme“ der Castle Mountains. Der Highway steigt hinauf zum 1.651 m hohen Vermillion Pass, der ebenfalls eine Wasserscheide ist. Hier oben auf dem Pass, an der Grenze zwischen Alberta und British Columbia beginnt der Kootenay Nationalpark. Wir fahren jetzt etwa 100 km durch eine wunderschöne, imposante Landschaft. Nicht weit hinter dem Pass sehen wir, dass die Wälder verbrannt sind. Aus den Prospekten, die wir in dem Informationszentrum mitgenommen haben, erfahren wir, dass hier 1968, in den 90er Jahren sowie 2003 große Waldbrände gewütet haben. Wir fahren kilometerweit an den abgebrannten Bäumen vorbei. Dies tut uns in der Seele weh, wie dadurch die Schönheit dieses Landstriches leidet.
Wir kommen zu dem Parkplatz der Paint Pots. Um zu diesem Highlight zu kommen, müssen wir eine kleine Wanderung unternehmen. Ein gut ausgebauter Pfad führt durch den Wald hinab zum Kootenay River. Über eine schwankende Hängebrücke überqueren wir den Fluss. Noch ein kurzer Weg durch den Wald und wir sehen ein Gebiet, dass farbige Erde aufweist.
Vor rund einhundert Jahren war die farbenfrohe Erde, die heute als Paint Pots bekannt ist, beliebte Handelsware bei den Ureinwohnern der Kootenays und später bei den ersten europäischen Siedlern, die es als Färbemittel benutzten. Die Erdfärbungen werden von Mineralienzusätzen verursacht. Wir laufen zwischen den Wiesen mit roter Erde hindurch und wandern den Bach entlang hinauf zu den Quellen. Das Bachbett ist zum Teil richtig rot bis ockerfarben. Dann erreichen wir die Anhöhe und sehen kreisrunde Krater, aus denen eisenhaltiges Wasser fließt. Es sind ockerfarbene „Töpfe“, die von zartem, grünem Gras umgeben sind. Es sieht einfach irre aus. Ein Blick zurück zeigt uns eine tolle Aussicht auf die farbige Erde, die von grünem Gras umgeben ist und im Hintergrund ragen die schneebedeckten Gipfel in einen strahlend blauen Himmel.
Wir müssen uns nun leider von diesem schönen Anblick trennen und wandern zurück zum Parkplatz. Die Fahrt geht nun weiter durch diese herrliche Berglandschaft.
Auf einem schönen Parkplatz direkt am Kootenay River legen wir eine Pause ein. Wir essen eine Kleinigkeit und Norbert legt sich dann etwas ins Wohnmobil. Ich setze mich inzwischen auf eine Bank in der Sonne und genieße die herrliche Aussicht. Eine Frau in meinem Alter kommt vorbei und setzt sich zu mir auf die Bank. Wie immer fragt sie mich nach dem Woher und dem Wohin. Sie erzählt mir, dass sie aus Edmonton stammt und mit ihrem Sohn einen Ausflug unternimmt. Wir unterhalten uns über unsere Kinder, manchmal mit Händen und Füßen. Dabei haben wir viel Spaß. Dann stellt sich heraus, dass sie auch Christin heißt. Als dann ihr Sohn kommt, muss er schnell noch ein Foto von uns machen und wir verabschieden uns fröhlich winkend voneinander. Es ist immer wieder schön, wie aufgeschlossen und kontaktfreudig die Kanadier sind.
Wir erreichen den Sinclair Pass mit seinem herrlichen Aussichtspunkt über dem Kootenay River und auf die Berge der Rocky Mountains. Schautafeln informieren über die Namen der Gipfel und die hier herrschende Flora und Fauna.
Durch den Sinclair Canyon fahren wir vorbei an Radium Hot Springs in das Tal des Columbia Rivers. Leider fehlt uns auch dieses Mal die Zeit, diesem Ort einen Besuch abzustatten.
Nun geht es in Richtung Süden, vorbei an Invermer und Fairmont Hot Springs. Dies ist das Tal der heißen Quellen, welches von vielen Touristen besucht wird. Die Fahrt führt uns an den Dutch Creek Hoodoos vorbei.
Bald darauf erreichen wir Canal Flats, ein misslungenes Projekt eines Kanales zwischen dem Columbia und Kootenay Rivers.
Wir biegen nun nach Kimberley ab. Mit 6.900 Einwohnern ist dies die höchst gelegene Stad in British Columbia. Die Stadtväter ersannen ein erfolgreiches Projekt, um ihr Städtchen zu retten. Als nach fast hundert Jahren die Vorräte an Blei-, Zink- und Silbererz zu Ende gingen und der Wohnstadt der Bergarbeiter das Aus drohte, verpasste man der kleinen Fußgängerzone im Ortszentrum einen „Oberbayern-Look“. Die Häuser erhielten Lüftlmalerei und die Hydranten aufgemalte Lederhosen. Es gibt Akkordeonmusik, Bratwurst, Apfelstrudel und eine Kuckucksuhr, aus der es zur vollen Stunde jodelt. Das Mozartstübchen, in dem wir vor sechs Jahren ein gutes deutsches Essen bekamen, hatte leider Ruhetag.
Deshalb gehen wir in eine Bäckerei und fragen nach einem Espresso. Und siehe da, wir bekamen einen richtigen Guten. Es dauert nicht lange, da kommt der Wirt an unseren Tisch und fragt woher wir kommen. Er erzählt uns dass er gebürtiger Schweizer ist und aus Interlaken stammt. Er lebt seit dreißig Jahren hier in Kanada. Für die Touristen hat er extra eine Kaffee- und Espressomaschine gekauft. Wir genießen nach langer Zeit wieder einmal den guten Kaffee.
Es geht bereits auf 18:00 Uhr zu und wir fahren weiter Richtung Süden. Nach ca. 5 km kommt die Abzweigung zu dem Campingplatz, den ich für heute ausgesucht habe. Wir fahren durch Wald immer bergauf und ich bin gespannt, wo der Weg uns hin führt. Wir erreichen den Campingplatz und melden uns an der Rezeption. Die Mitarbeiterin will gerade Feierabend machen und sagt wir sollen uns einen Platz suchen und morgen bezahlen. So fahren wir auf den Platz, der sehr großzügig angelegt ist. Wir finden einen sehr schönen Stellplatz mit Blick auf den grün schimmernden, tief im Tal liegenden St. Mary Rivers. Wir schließen das Wohnmobil an und lassen bei einem Glas Wein den interessanten Tag Revue passieren. Gegen 22:30 Uhr ist dann Schlafenszeit.
Hallo Chris,
du gehst mit deinen Beschreibungen der Landschaft, der Städtchen, der Geschichte und auch der Personen sehr liebevoll um -- irgendwie spürt man dein Interesse und deinen Respekt vor all den Neuigkeiten, die ihr entdeckt. Der Bericht lässt sich sehr gut lesen -- und die Bilder passen sehr schön dazu. Auf diese Art macht mir dein Reisebericht Lust, auch mal diese Gegend aufzusuchen.
Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Ich bin auch gern bei dieser Reise dabei. Ich war vor 15 Jahren in Canada unterwegs und freue mich, alte Erinnerungen wieder aufleben zu lassen. Vancouver Island konnte ich damals leider nicht besuchen. Die Tage hab ich einen Bericht im Fernsehen gesehen über Probleme mit Berglöwen/Puma's auf dieser Insel - habt ihr da welche gesehen?
Liebe Grüße
Margit
„Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.” - Mark Twain
Hallo Bernhard,
vielen Dank für das tolle Kompliment. Es freut mich sehr, dass es Dir gefällt. Ich habe mich immer schon sehr für fremde Länder, die Menschen, die schönen Landschaften und die Geschichte interessiert. Leider konnten mein Mann und ich erst ab 1990 diese Reisefreiheit erleben und wir genießen sie jetzt umso intensiver. Wir haben in den letzten 21 Jahren sehr viel nachgeholt, wenn auch oft nur mit Zelt und Auto.
Hallo Margit, wir haben auf Vancouver Island nur Schwarzbären gesehen, aber Puma soll es auch geben nach den Hinweisschildern. Doch nun soll die Fahrt weiter gehen.
Squamish - Kamloops 410 km
Wir stehen wieder gegen 7:00 Uhr auf. Die Sonne strahlt von einem blauen Himmel. Einige Wolken sind zu sehen. Da wir in Küstennähe sind, war diese Nacht recht mild.
Heute haben wir ein volles Programm. Ich weiß noch nicht genau, wie weit wir heute fahren werden. Unser heutiges Programm ist recht umfangreich und man kann die Zeit dafür schlecht einschätzen. Wir verlassen den schönen Campingplatz gegen 8:30 Uhr. Wir wollen gleich die Auffahrt auf den HW 99 nehmen, der nicht weit vom Campingplatz entlang führt. Leider ist die Auffahrt durch eine Baustelle gesperrt. So fahren wir kreuz und quer durch Squamish. Es ist aber keine Stadt im herkömmlichen europäischen Sinne, sondern mehr eine Stadt mit lauter Einfamilienhäusern und schönen gepflegten Gärten. Der Name des Ortes bedeutet in der Sprache der Coast Salish Indianer „Mutter des Windes“. Er gilt als eines der besten Windsurfinggebiete Kanadas. Die Holzindustrie prägt diesen Ort. Hier werden die im Squamish Tal geschlagenen Baumstämme zu riesigen Flößen zusammengestellt und dann nach Vancouver geschleppt.
Nach unserer kleinen „Stadtrundfahrt“ finden wir die Auffahrt auf den Highway 99. Nun geht es weiter Richtung Whistler. Wir fahren vorbei an dem Garibaldi Provincial Park. Dieser Park in hochalpiner Gebirgslandschaft ist für Wanderungen sehr geeignet. Leider fehlt uns hierfür die Zeit.
Wir kommen nun in Richtung Whistler und halten Ausschau nach der Abfahrt zum Olympicpark. Da der ganze Streckenabschnitt eine Baustelle ist, stehen wir des Öfteren im Stau. Dann kommt ein großes Schild, das der Olympiapark geschlossen ist. Da hier eine große Baustelle ist, können wir leider nicht nach rechts abfahren. Traurig streichen wir unseren ersten Programmpunkt von der Liste. Wir quälen uns weiter durch Baustellen bis nach Whistler. Auch Whistler ist mit Baustellen übersät. Wir nehmen die nördliche Abfahrt und finden nach einigem Suchen auch einen relativ großen Parkplatz. Dieser unbefestigte Platz ist schon sehr gut gefüllt. Mit unserem großen Wohnmobil finden wir aber noch ein Plätzchen. Parkgebühren müssen wir nicht bezahlen. Wir machen uns auf den Weg zum Ortszentrum, das nur etwa 300 m entfernt ist.
Die Region um Whistler ist das bekannteste Skigebiet Kanadas. Auf dem Gletscher des Blackcomb Mountains kann man auch im Sommer Skilaufen. Der Blackcomb Mountain ist 2.284 m und der Whistler Mountain ist 2.182 m hoch. Hier kann man mit Gondeln hinauffahren. Der Ort Whistler ist eine autofreie Zone und man kann zwischen hübschen holzverkleideten Häusern und Hotels flanieren. Es erinnert uns an ein alpenländisches Feriendorf. Jetzt im Frühling wirkt der Ort etwas verlassen, aber im Winter „steppt hier sicherlich der Bär“. Dieser Ort ist dann wahrscheinlich nur für „betuchte“ Bürger erschwinglich. Wir genießen den kurzen Spaziergang und versuchen zwischendurch mal wieder mit unserer gekauften Telefonkarte nach Hause zu telefonieren. Aber das klappt mal wieder nicht. Das Telefonieren ist zwar sehr günstig, aber eine Wissenschaft. Also verschieben wir es auf ein anderes Mal.
Wir gehen zurück zum Parkplatz und schauen noch einmal zu den Skigebieten hinauf, auf denen dann im Winter die olympischen Wettkämpfe ausgetragen werden. Auf dem Parkplatz hatte sich ein anderes Wohnmobil sehr ungünstig neben uns gestellt und wir müssen jonglieren, um aus der Parklücke herauszukommen. Aber ich habe nun schon ganz schön Erfahrung mit dem Einweisen gesammelt. Nachdem wir es geschafft haben, fahren wir zurück zum Highway 99. Bis zum Ortsausgang quälen wir uns noch durch eine Baustelle. Dann haben wir freie Fahrt.
Wir erreichen Pemberton, das in einem sehr schönen Tal liegt, eingerahmt von majestätischen, schneebedeckten Bergen. Da die Strecke bis Lillooet etwa 100 km nur durch Wildnis führt, beschließen wir erst einmal zu tanken. Pemberton ist auch als Kartoffelhauptstadt von Kanada bekannt. Die Land- und die Forstwirtschaft sind hier die Haupternährungszweige.
Wir fahren weiter auf dem HW 99 und durchfahren ein Indianerreservat. Diesen Bewohnern geht es nicht allzu gut, wenn man die Grundstücke mit den vielen Schrottautos und Gerümpel sieht. Aber vielleicht ist dies auch ihre Lebensweise. Einige Häuser und Grundstücke sind aber recht gepflegt. Rechts liegt jetzt der Lillooet Lake, den wir ein Stück entlang fahren. Nun führt die Straße in Serpentinen steil bergauf, der See bleibt unter uns zurück. Der HW 99 nennt sich jetzt Duffy Lake Road und wurde erst Anfang der 90er Jahre asphaltiert. Ein besonderer Reiz dieser Straße ist der dramatische Klimawechsel auf kurzer Distanz. Über die Serpentinen erreichen wir den Cayoosh Pass mit einer Höhe von 1.275 m. Hier liegt am Rande noch Schnee. Die Straße führt zwischen den Coast Mountains mit ihrem schneebedeckten Bergen hindurch. Nach Überquerung des Passes geht es wieder etwas bergab und man sieht wieder das herrliche Grün des Frühlings am Wegrand Es ist eine wildromantische Landschaft die wir durchfahren. Wir halten an einer Parkbucht und nehmen einen kleinen Imbiss zu uns. Dabei eröffnet sich uns ein wunderbarer Blick auf die herrliche Bergwelt.
Bald fließt neben der Straße der Fluss Cayoosh, den wir mehrmals über schmale Holzbrücken überqueren. Der Fluss fließt mal langsam, dann wieder mit Stromschnellen in Richtung des Tales. Wir fahren weiter bergab und erreichen den Seton Lake. Dieser See hat eine wunderbare blaue Farbe und wird von schneebedeckten Bergen eingerahmt. Auf einem schmalen Uferstreifen schlängelt sich die Eisenbahnstrecke zwischen See und steiler Bergwand entlang. Wir legen eine kurze Pause am See ein und genießen den herrlichen Blick.
Dann fahren wir auf einer kurvenreichen Strecke nach Lillooet. Hier finden wir ohne Probleme einen Parkplatz und machen uns auf den Weg zu dem deutschen Bäcker. Wir sind wieder beeindruckt von dieser Westernatmosphäre dieser Stadt. Sie entstand 1858 zur Zeit des Cariboo Goldrausches. Der Ort wurde als Mile 0 bekannt und war damals eine der größten Städte nördlich von San Francisco. Die Lage auf einem Plateau über dem Fraser-River, umgeben von beeindruckenden Bergen ist einmalig schön. Heute ist Lillooet nur noch ein kleines Städtchen, aber die meisten Häuser zeugen noch von der ruhmreichen Vergangenheit. In diesem Städtchen leben auch noch viele Indianer. Eine Kirche ist als Museum der Ureinwohner ausgebaut. Wir finden den deutschen Bäcker und kaufen Brot und Kuchen. Dieses Mal bedient uns die Tochter, die aber auch nicht viel freundlicher ist, als die Mutter, die wir vor sechs Jahren kennen gelernt haben. Viele Kanadier sind wesentlich netter und offener uns gegenüber.
Es ist bereits gegen 16:00 Uhr und wir müssen weiter fahren. Die Brücke über den Fraser wird gebaut und wir müssen warten bis der Verkehr freigegeben wird. In Kanada gibt es an den Baustellen keine Ampeln. Der Verkehr wird hier durch Menschen geregelt, die mit Schildern die Fahrt freigeben oder stoppen. Auf dieser Brücke ist es eine junge Frau, die uns freundlich grüßt. Hinter der Brücke gabelt sich die Straße. Eine Strecke führt nach Lytton (HW 12) und die andere nach Cache Creek (HW 99). Wir fahren auf dem HW 99 weiter. Sie führt uns wieder bergauf und wir haben einen herrlichen Blick auf Lillooet. Die Berge werden jetzt kahl und zeugen von großer Trockenheit. Die Straße führt durch die Salbeiwüste. Es ist eine bizarre und faszinierende Landschaft. Uns eröffnen sich tiefe Canyon inmitten einer trockenen, zerklüfteten Bergwelt. Ab und zu fahren wir an einzelnen Ranches und kleineren Orten vorbei. Tief unten im Tal fließt der Fraser, der für die Bewässerung genutzt wird. Denn nur da, wo bewässert wird, erstrecken sich grüne Weiden.
Da ich während der Fahrt viel filme, habe ich leider nicht so viele Fotos von dieser grandiosen Landschaft gemacht.
Die Straße biegt nun ab und führt uns in ein bewaldetes Tal. Hier gibt es wieder grüne und blühende Wiesen. Bald erreichen wir den wunderschönen Pavillon Lake im Marble Canyon, der von smaragdgrün bis hellblau schimmert. Wir machen einen kurzen Stopp und genießen die herrliche Landschaft.
Die Fahrt geht führt uns dann durch eine sehr urwüchsige Landschaft. Teils gibt es grüne Wiesen, die Berge sind ab und zu bewaldet, meist aber schroff und kahl. Die Strecke führt uns bergauf und bergab, an Seen und kleinen Flüssen vorbei. Wir biegen dann vom HW 99 auf den HW 97, der auch als Cariboo Highway bekannt ist, ab und fahren dann in Richtung Süden. An dieser Kreuzung liegt die Hat Creek Ranch, die aber bereits um 17:00 Uhr schließt. Da wir sie erst um diese Zeit erreichen, können wir sie leider nicht besichtigen. Wir fahren weiter nach Cache Creek. Die Landschaft hat einen prärieähnlichen Charakter. Man sieht viele Ranches und kleine Orte, wie aus dem „wilden Westen“. Die Berge sind kahl und zum Teil sehr schroff, die Wiesen haben durch die Bewässerung ein sattes Grün. Wir erreichen nun Cache Creek, den Kreuzungspunkt des Cariboo (HW 97) mit dem Transcanada (HW 1). Der Ort Cache Creek ist ein einfaches Straßendorf, welches von Supermärkten und Motels geprägt ist. Es war früher einmal ein Versorgungsstützpunkt für die „Miners“. Auch heute versorgen sich die Trucks mit dem wichtigsten.
Nun folgen wir dem HW 1 in Richtung Osten nach Kamloops. Die Fahrt geht entlang des Thompson Rivers, durch hügeliges Land. Es ist ein sehr trockener Landstrich, aber hier wird zum Beispiel auch Ginseng angebaut unter schwarzen Folien. Wir erreichen den kleinen Ort Savona, wo der Thompson River im Kamloops Lake verschwindet. Da es bereits auf 18:00 Uhr zugeht, wollen wir uns einen Campground suchen. Als wir einen Hinweis auf einen Campingplatz sehen, biegen wir von dem HW ab. Leider folgen dann keine Hinweise mehr und wir wenden um zurück zu fahren.
Nun beschließen wir weiter bis Kamloops zu fahren und dort den Campingplatz aufzusuchen, den wir vom letzten Mal kennen. Es sind noch etwa 40 km zu fahren. Die Straße führt nun stetig bergauf, bis wir einen Hügel mit einem Aussichtspunkt erreichen. Hier hat man einen herrlichen Blick auf den azurblauen Kamloops Lake, von dessen Ufern ab und zu ein grüner Flickenteppich der bewässerten Felder heraufleuchtet. Vom HW gehen ab und zu Wege zu Farmen ab, die durch ein Tor mit dem Namen der Ranch führen. Man fühlt sich in den „wilden Westen“ versetzt.
Nun erreichen wir Kamloops, die älteste Stadt von British Columbia. Sie galt schon immer als Versorgungszentrum für die Ranches. Der Ort ist für sein sonniges und trockenes Klima bekannt. Der Name der Stadt ist indianischen Ursprungs (Cumcloups) und bedeutet „Zusammentreffen der Wasser“. Hier vereinigt sich der North Thompson River mit dem South Thompson River. Der HW 1 führt hoch über der Stadt entlang und man hat einen schönen Blick. Wir nehmen die Abfahrt nach Knutsford (HW 5) in südliche Richtung. Es geht über eine Anhöhe und wir können den Campingplatz bereits in einem kleinen Tal sehen. Wir erkennen, dass er inzwischen „gewachsen“ ist. Wir fahren zur Rezeption und finden sie leider verschlossen. Nun wissen wir erst einmal nicht, was wir tun sollen. Als wir so unentschlossen herumstehen, kommt ein freundlicher Kanadier, der seinen Hund spazieren führt, auf uns zu und fragt, ob er uns helfen kann. Wir erklären Ihm unsere Lage und er sagt uns, dass wir zum Haus des Besitzers gehen sollten. Da wir nicht wissen wie wir es finden, begleitet er uns. Wir steigen den Berg hinauf und klingeln an der Haustür. Der Besitzer ist gerade beim Abendbrot und sagt uns, dass wir uns selbst einen Stellplatz suchen sollen und er in einer Stunde kommt, um die Formalitäten zu erledigen. Wir gehen zurück, bedanken uns bei dem freundlichen Kanadier und stellen uns gleich auf den ersten freien Platz, der recht idyllisch liegt. Wir sind gerade dabei das Wasser und den Strom anzuschließen, da kommt die Frau des Platzwartes und sagt uns, dass dieser Platz reserviert ist. Sie zeigt uns einen anderen Platz, der ebenfalls nicht schlecht ist. Wir erledigen die Formalitäten und beginnen dann, uns einzurichten. Unsere Nachbarn sind zwei Ehepaare aus Holland, die zusammen ein Wohnmobil von 25 Fuß bewohnen. Sie sind bereits auf der Rückreise und wir tauschen unsere Erfahrungen aus. Sie bewohnen im Vergleich zu uns, einen sehr kleinen Raum und es herrscht eine etwas angespannte Atmosphäre. Es ist immer günstiger, wenn man pro Ehepaar ein Wohnmobil mietet, damit wenigsten etwa Privatsphäre bewahrt bleibt.
Nun bereiten wir unser Abendbrot vor. Es gibt heute Schnitzel und frisches Brot vom deutschen Bäcker. Es schmeckt sehr lecker. Norbert merkt aber, dass er sich wieder eine Erkältung eingefangen hat. Wir versuchen gleich Gegenmaßnahmen einzuleiten und beschließen, den gewonnenen Tag von Vancouver Island dann in Osooyos zu verbringen. Dies ist die wärmste Gegend und wir hoffen, dass Norbert die schlimmsten Folgen auskurieren kann.
Nun wird es Zeit zum Schlafen gehen. Heute war die bisher längste Fahrt über 400 km. Es war wieder ein sehr ereignisreicher Tag. Wir haben wieder einmal die tollsten Landschaften gesehen, interessante Menschen und Orte kennengelernt.
Campingplatz: Knutsford CG - südlich von Kamloops
Liebe Grüsse
Christine
Scout Womo-Abenteuer.de
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Kamloops - Osoyoos 312 km
Wir stehen gegen 7:00 Uhr auf und die Sonne strahlt bereits von einem wolkenlosen Himmel. Wir frühstücken ausgiebig und bereiten alles für die Abfahrt vor. Zuvor fahren wir erst noch zum Entleeren der Tanks. Da wir für die letzte Nacht kein Full-Huck-up hatten, gibt es extra eine Leerstation für die Tanks.
Uns fällt auf, dass auf diesem Platz sehr viele Dauercamper sind. Später erfahren wir, dass dies meist Arbeiter sind, die von Stadt zu Stadt ziehen. Manche Menschen wohnen aber auch für immer auf Campingplätzen. Ein Beispiel haben wir von einer Deutschkanadierin in Victoria erfahren, die ständig in einem Motorhome lebt.
Für uns Touristen ist dies natürlich nicht sehr vorteilhaft, werden doch an sehr schönen Orten die wenigen Plätze belegt. In der Vorsaison bekommt man noch einen Platz, aber in der Hauptsaison muss man auf jeden Fall reservieren.
Wir verabschieden uns von unseren holländischen Nachbarn und dann geht es los. Wir fahren zuerst zurück nach Kamloops und biegen dann auf den HW 1 in Richtung Osten. Die Landschaft ist recht karg, wird aber immer wieder von grünen Weiden durchzogen. An der Straße befinden sich aber auch viele Gewerbegebiete und es zeugt davon, dass diese Stadt zu einer Industrieregion gehört. Kamloops hat rund 150.000 Einwohner und gilt als Zentrum der Land- und Forstwirtschaft und wird von der Holzindustrie geprägt. Jane und Jim, die wir in Tofino kennen gelernt haben, wohnen hier. Für eine Besichtigung der Stadt reicht leider die Zeit nicht.
Eigentlich wollten wir uns noch gern Salmon Arms ansehen. Dies wären 50 km mehr zu fahren gewesen. Da aber Norbert stark mit seiner Erkältung zu kämpfen hatte, entschließen wir uns auf den HW 97 in Richtung Vernon abzubiegen.
Die Fahrt führt durch ein hügeliges grünes Land, dass uns etwas an Thüringen erinnert. Hier gibt es sehr viele Rinderfarmen und landwirtschaftliche Nutzflächen. Wir fahren vorbei am Monte Lake mit seinem herrlich blauen Wasser. Die Orte sind sehr gepflegt und man sieht, dass Traditionen gepflegt werden.
Wir fahren vorbei an der O`Keefe Ranch, die wir vor sechs Jahren besichtigt haben. Diese Ranch erlangte Bedeutung, als Cornelius O`Keefe auf die Idee kam, die Rinder hier im Norden zu züchten, anstatt sie aus Oregon zu holen. Die Rinder wurden zur Versorgung der Goldsucher benötigt. Da das Land hier mit Gras bewachsen, das „höher als der Bauch des Pferdes“ war. Deshalb kaufte er Land und begann 1867 ein über 8.000 Hektar großes Rinderimperium aufzubauen. Noch heute sind auf der Ranch sehr gut restaurierte Gebäude, wie das erste Haus des Ranchers, das später nach erreichtem Wohlstand erbaute neue Haus, sowie Kirche, Post, General Store, Schmiede, ein Museum mit Waffen, Sätteln und Kutschen zu besichtigen. Die ganze Ranch vermittelt einen sehr guten Eindruck über das frühere zum Teil recht schwere Leben der Pioniere bei der Besiedelung des Landes.
Wir erreichen Vernon gegen 12:00Uhr und beschließen, unsere Vorräte aufzufüllen und zu tanken. An dem HW 97 finden wir dann auch ein großes Gewerbegebiet. Der Stopp dauerte etwa 1 1/2 Stunden. Vernon liegt am nördlichen Ende des Okanagan Valley. Sie ist die älteste Stadt des Okanagan und von drei Seen umgeben, dem Okanagan, den Kalamalka und dem Swan Lake. Die ganze Gegend des Okanagan Valley hat das angenehmste Klima in British Columbia. Es zeichnet sich durch warme und trockene Sommer aus und die Winter sind sehr mild. Deshalb wird hier sehr viel Obst und Wein angebaut. Das ganze Gebiet wird von Seen dominiert. Dieses Gebiet gilt gerade für die Menschen in Vancouver als Urlaubs- und Ruhestandgebiet.
Wir fahren nun auf dem HW 97 in südliche Richtung, der nach Vernon hinauf zu einem Aussichtspunkt klettert. Hier hat man einen schönen Blick auf den Kalamalka See, der zurzeit eine Farbe von türkis bis blau hat. Wir genießen die Weiterfahrt an dem See und erreichen Kelowna.
Kelowna gehört zum "Central Okanagan" und liegt ca. 400km östlich von Vancouver am Okanagan Lake. Begünstigt durch ein für Kanada außergewöhnlich mildes Klima, mit viel Sonnenschein, einen über 100 km langen See und spektakulärer Berg- und Naturlandschaft ist das Okanagantal eine äußerst beliebte Wohngegend in Kanada. Kein Wunder, dass sich außer vielen Rentnern u.a. auch sehr viele deutschsprachige Europäer am Bodensee Kanadas ansiedeln und einen wesentlichen Anteil am geschäftlichen und kulturellen Leben dieser Stadt haben.
Kelowna ist eigentlich ein Indianerwort und heißt Grizzlybär. In den umliegenden Wäldern gibt es wohl Braunbären, aber keine Grizzlybären. Erst vor ca. 100 Jahren kamen die ersten Europäer in dieses Tal. Sie entdeckten das außergewöhnlich milde Klima mit trockenen, heißen Sommern und milden Wintern. Sehr früh und mit wachsendem Erfolg wurden Obst und Gemüse angebaut. Noch heute ist der Obstbau, und seit einigen Jahren auch der Weinbau von wesentlicher Bedeutung.
Eine Zeitlang schuf auch der Tabakanbau ein wahres Wirtschaftswunder in Kelowna und die Tabakindustrie schuf den Namen "Kelowna Pride" für in Kelowna angebauten Tabak und die daraus hergestellten Zigaretten. Aber die Konkurrenz war groß und die besseren Anbaubedingungen in Ontario ließen diesen Industriezweig langsam in der Versenkung verschwinden. Die einzige Erinnerung an diese Zeit ist die Zigarettenfabrik in der Ellis Street. Neben der Land - und Forstwirtschaft ist das Dienstleistungsgewerbe von erheblicher Bedeutung. Kelowna ist mit seinen knapp 100 000 Einwohnern zum Zentrum für viele Dörfer und Städte der nahen und weiten Umgebung geworden. Bedeutende Einkaufszentren und eine Anzahl großer und kleiner Geschäfte, ein vorzügliches Krankenhaus und erstklassige ärztliche Versorgung, Schulen und Fachschulen tragen zur Lebensqualität bei. Kelowna's Flughafen bietet täglich mehrere Direktflüge nach Vancouver, Calgary und Seattle. Über eine meist vierspurige Autobahn erreicht man Vancouver in 41/2 Stunden. Der Tourismus hat ständig zugenommen und ist heute Wachstumsindustrie Nr. 1.
An dem HW 97 ziehen sich viele Einkaufszentren entlang und es ist sehr starker Verkehr, den wir sonst von Kanada gar nicht kennen. Wir brauchen fast eine Stunde, um durch diese Stadt zu kommen. Außer Supermärkten sehen wir kaum etwas von der Stadt. Dafür hätten wir zum Zentrum abbiegen müssen. Da es uns aber hier zu laut und hektisch ist (wir haben uns schon an die Ruhe in Kanada gewöhnt), fahren wir weiter. Dann erreichen wir die beeindruckende Brücke, die den See überquert und wir fahren jetzt auf der westlichen Seite des Sees in Richtung Süden. Die Straße führt uns nun durch Obstplantagen nach Penticton. In dem Okanagan Lake soll es übrigens ein zweiköpfiges, schlangenähnliches Monster geben. Wir sehen es auf unserer Weiterfahrt jedenfalls nicht.
Auf einem Parkplatz machen wir einen kurzen Halt, um etwas zu essen. Dabei haben wir einen herrlichen Blick auf den See. Anschließend fahren wir weiter auf dem HW Richtung Süden. Vor uns staut sich der Verkehr, etwas Ungewöhnliches für uns auf kanadischen Straßen. Aber es ist eine Baustelle. Hier wurden die Felswände an der Seite gesprengt für einen vierspurigen Ausbau der Straße. Da das Vorbeifahren an Baustellen in Kanada von Menschen geregelt wird, ergibt sich, wenn nicht viel Verkehr ist, ein kleiner Plausch, ansonsten ist ein freundliches Zuwinken inbegriffen. Wir brauchen fast eine Stunde, um den Stau hinter uns zu lassen. Bald darauf teilt sich die Straße. Nach rechts geht es zu der Autobahn nach Vancouver ab, wir fahren weiter in Richtung Süden. Der Verkehr lässt gleich stark nach. Jetzt verläuft die Fahrt wesentlich ruhiger.
Wir fahren über Summerland nach Penticton. Es ist schön, die Gegend einmal wieder zu sehen. Bei Penticton endet der Okanagan Lake und der Shaka Lake beginnt. Wir fahren wieder auf die östliche Seite des Sees. Der Weg führt uns an Felswänden vorbei und wir haben einen schönen Blick auf den See. Plötzlich sehen wir am Straßenrand einen Mann, der uns Zeichen gibt, langsam zu fahren. Schon bald darauf erreichen wir das Stauende. Wir halten an und sehen, dass vor uns ein Unfall passiert ist. Es dauert nicht lange bis die Krankenwagen kommen. Nun heißt es warten, denn eine Ausweichmöglichkeit gibt es nicht. Nach einiger Zeit sehen wir, wie die Menschen vor uns nach oben schauen. Wir holen das Fernglas heraus und sehen, wie ein wilde Ziegenmutter mit ihrem Jungen auf dem Felsen herum turnt und neugierig das Geschehen auf unserer Straße beobachtet. Eine nette kleine Abwechslung. Der Stau dauert etwa 1 ½ Stunden. Dann können wir weiterfahren und sehen zwei total zerstörte Autowracks. Wir bekommen einen ganz schönen Schreck und denken an die armen Menschen, für die dieser Tag so schlimm geendet hat.
Bald darauf fahren wir durch große Obstanbaugebiete und der Osoyoos Lake kommt in Sicht. Wir kommen jetzt in ein extrem trockenes Gebiet, das nur durch die großzügige Bewässerung fruchtbar ist. Das Land um Osoyoos ist das nördliche Ende des Great Basin, des amerikanischen Wüstengürtels, der bis hinab nach Mexiko reicht. Die Stadt besitzt mit seinen roten Dächern und weißen Häusern ein spanisches Erscheinungsbild. Der Weinanbau ist hier ebenfalls zuhause und es haben sich viele Südeuropäer hier niedergelassen.
Ich hatte über Google einen Campingplatz direkt am Wasser herausgesucht, leider ist der Hinweis so schlecht, dass wir ihn nicht finden können. Nach einem größeren Wendemanöver entscheiden wir uns für einen Platz in der Nähe des Wassers und nicht so weit vom Ort entfernt. Es ist bereits 18:30 Uhr als wir auf dem Campingplatz Island View RV einchecken für zwei Nächte. Der Stellplatz ist sehr schön, es gehört eine kleine Wiese mit englischem Rasen dazu und wir haben den kompletten Service. Es ist noch angenehm warm. Nur einige Mücken spielen in der untergehenden Sonne. Wir schließen das Wohnmobil an und beschließen wegen der Mücken lieber im Wohnmobil zu essen. Nach dem Abendessen treffen wir unseren Nachbarn und wechseln einige Worte mit ihm. Dabei stellt sich heraus, dass seine Frau eine geborene Deutsche ist.
Es dauert gar nicht lange und sie kommt uns besuchen. Sie stellt sich als Ingrid vor und wir unterhalten uns eine ganze Weile. Wir fragen sie, ob sie weiß, wie man mit der gekauften Telefonkarte telefonieren kann, denn wir haben es immer noch nicht herausgefunden. Sie bietet uns an, dass wir morgen früh mit ihrem Computer telefonieren können, dies koste nur zwei Cent pro Minute. Wir verabreden uns für den nächsten Morgen um 8:15 Uhr. Wir spielen dann noch etwas „Mensch ärger dich nicht“ und gehen um 22:00 Uhr schlafen. Die Erkältung von Norbert ist nun richtig ausgebrochen und wir hoffen, dass es sich dann morgen schon wieder etwas bessert.
Campingplatz: Island View RV - Osoyoos
Liebe Grüsse
Christine
Scout Womo-Abenteuer.de
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Osoyoos 0 km
Wir stehen gegen 7:30 Uhr auf und die Sonne lacht bereits von einem strahlend blauen Himmel. Es ist schon sehr warm und wir beschließen, im Freien zu frühstücken. Zuvor kommt noch Ingrid mit ihrem Laptop und sie zeigt mir, wie man damit telefoniert. Sie schaut dabei auf unseren schön gedeckten Frühstückstisch. Sie stellt nur fest, dass dies ein typisch deutsches Frühstück ist. Wir laden sie ein, aber sie hat schon ein kanadisches Frühstück zu sich genommen. Außerdem muss sie dann für ein paar Stunden zur Arbeit. Leider erreichen wir unsere Mutter und unsere Kinder nicht. Wir bekommen aber Ralf an die Leitung und hören, dass alles soweit in Ordnung ist. Nachdem ich den Laptop zurückgegeben habe kommt Ingrid mit ihrem Mann Leon. Er will für uns herausfinden, wie man mit der Telefonkarte telefoniert. Er bringt sein Handy mit und ruft mit der Codenummer unserer Karte an. Aber auch er versteht nicht, wie es geht und lässt sich zur Auskunft weiterleiten. Dort erfragt er, wie man die Telefonkarte nutzen kann.
Als erstes wird eine Nummer, die auf der Karte steht angerufen. Dann meldet sich eine Dame, die fragt ob man die Anleitung in englisch oder französisch haben möchte. Dann drückt man eine Nummer. Dann wird man aufgefordert den Code einzugeben. Anschließend erzählt sie wieder und man muss die 1 drücken, danach spricht sie wieder einen „halben Roman“ und man muss die Route # drücken. Anschließend gibt es nochmals einen Kommentar und schließlich kann man die Telefonnummer wählen: 011 – 49 – 30 – Nummer des Teilnehmers. Danach erzählt sie, wie viel Minuten Guthaben man noch hat und die Wahl geht durch. Es ist ganz schön kompliziert. Wenn man aber weiß wie es geht, kann man für zwei Cent (kanadische) pro Minute nach Europa telefonieren. Dies ist sehr günstig und wir haben für zehn Kanadische Dollar während unseres gesamten Urlaubs telefoniert.
Wir bedanken uns ganz herzlich und wünschen den beiden einen schönen Tag. Leon baut zurzeit an dem gemeinsamen Traumhaus und er zeigt uns seine Baupläne. Es wird bestimmt mal ein ganz tolles Haus und sehr groß.
Nun kommen wir zu unserem Frühstück. Es ist inzwischen recht warm geworden und wir genießen die schöne Sonne und die Ruhe. Nach dem Aufräumen und Abwaschen holen wir unsere Campingstühle heraus und setzen uns in die Sonne. Inzwischen meldet sich auch bei mir eine Erkältung an. Da tut die Wärme richtig gut. Im Laufe des Vormittags waschen wir noch etwas Wäsche und legen sie auf dem schönen gepflegten Rasen zum Trocknen aus. Die Temperaturen liegen jetzt bei ca. 35° C. Wir ziehen uns ins Wohnmobil zurück, denn es wird ganz schön warm in der Sonne.
Inzwischen ist es Mittag, Ingrid ist von ihrer Arbeit zurück und wir machen einen kleinen Plausch. Sie erzählt uns, dass sie schon als Kind nach Kanada gekommen ist und viele Jahre in Manitoba gelebt hat. Dort sind aber die Winter mit bis zu 50° C Minus sehr kalt. Ich schätze die beiden in etwa auf unser Alter. Nun wollen sie sich einen Traum erfüllen und hier in Osoyoos ein Haus bauen, da das Klima hier so angenehm ist. Bis das Haus fertig ist leben sie in einem Wohnmobil auf dem Campingplatz.
Inzwischen ist es Nachmittag und wir beschließen, mal in den Ort zu laufen, Zuerst schauen wir uns den Strand an, der zu unseren Campingplatz gehört. Hier gibt es eine schöne Grasnarbe, die bis ans Ufer reicht. Am Uferstreifen stehen einige hohe Bäumen, die angenehmen Schatten spenden.
Wir gehen dann die Uferpromenade entlang und sehen schöne Einfamilienhäuser mit gepflegten Vorgärten. Im Ort selbst gibt es viele Motels und auch einen Vergnügungspark. Da es aber sehr warm ist, dehnen wir unseren Spaziergang nicht allzu weit aus und kehren bald zu unserem Platz zurück. In unserem Wohnmobil trinken wir bei eingeschalteter Klimaanlage erst einmal etwas Kühles. Wir lesen, bekämpfen unsere Erkältung und ruhen uns aus. Das Abendessen nehmen wir wieder drinnen ein, da bereits die Mücken wieder aktiv sind. Wir lassen den Tag ruhig ausklingen und ich bereite mich auf die Strecke für morgen vor. Wie immer ist gegen 22:00 Uhr Nachtruhe angesagt. Es ist wieder eine schöne milde Nacht und wir brauchen keine Heizung.
Liebe Grüsse
Christine
Scout Womo-Abenteuer.de
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Osoyoos - Castlegar 214 km
Heute schlafen wir bis 8:00 Uhr und es ist wieder ein wunderschöner sonniger Tag. Da es bereits recht warm ist, verlegen wir unser Frühstück wieder nach draußen. Es ist richtig schön, den Morgen zu genießen. Anschließend gehe ich zur nächsten Telefonzelle und versuche mein Glück mit der Telefonkarte. Und welch ein Wunder, es funktioniert und ich spreche eine ganze Weile mit Andrea. Es ist schön, nach einer Woche mal etwas von zuhause zu hören.
Danach packen wir unsere Sachen zusammen und verabschieden uns von Ingrid und Leon, dabei lernen wir gleich noch das dritte Familienmitglied kennen, Hund Columbo. Dieser ist sehr fotogen und setzt sich gleich in Positur. Wir haben viel Spaß.
Es ist bereits 10:30 Uhr als wir losfahren. Die Strecke führt uns jetzt in Serpentinen steil bergauf. Der See und der Ort liegen uns jetzt zu Füßen und wir haben einen herrlichen Blick über das ganze Tal. Die Fahrt geht auf dem Highway 3 in Richtung Osten. Wir erreichen den Summit Pass mit einer Höhe von 1.233 m. Die Fahrt führt uns über eine Hochebene, die von vielen Farmen geprägt ist. Der HW 3 verläuft immer entlang der Grenze zur USA. Wir fahren durch kleine Orte, wie zum Beispiel Midway, die auf der Karte wie Städte aussehen.
Midway ist ein kleines Dorf mit etwa 700 Einwohnern, gelegen im sonnigen Kettle Valley und ist umgeben von verbrannten Hügeln. Es liegt so nah an der US-amerikanischen Grenze, dass man nicht „ohne seinen Reisepass im Fluss schwimmen“ sollte. Das tut es, seit der Vertrag von 1846 die Grenze zu den USA vom 54. Breitengrad auf den 49. Breitengrad verschoben hat. Gegründet wurde Midway (was vor 1894 Boundary City hieß) von Fellhändlern und weißen Siedlern. Es war lange Zeit die Endstation der "Columbia and Western Railway" (einer Tochtergesellschaft der CPR). Der Personenverkehr wurde 1964 eingestellt und die Schienen entfernt. Der alte Bahnhof beherbergt heute das Museum und die alte Schienentrasse wurde zu einem Teil des Trans Canada Trail.
Bald darauf erreichen wir Greenwood. Sie ist mit etwa 500 Einwohnern Kanadas kleinste Stadt. Das Stadtrecht stammt noch aus einer Zeit um 1900 als hier über 3.000 Leute wohnten. Die Stadt war das Zentrum der Kupferproduktion in der Boundary Region. Greenwood gehörte mit zu einer der größten kupferproduzierenden Gegenden weltweit. Der Boom brachte viele Menschen in die Gegend und viel Geld. In der Stadt wurden schöne Häuser gebaut, die Straßen wurden geteert, es gab mehr als 25 Hotels und ein Opernhaus mit 1.000 Sitzen. Doch 1918 war der Boom vorbei; nach dem Ende des 1. Weltkriegs sank der Kupferpreis extrem. Die Fabriken und Minen schlossen. 1941 lebten nur noch ca. 200 Menschen in der Stadt. Etwa zu der Zeit wurden um die 1.000 Japan-Kanadier hierher in ein Internierungslager umgesiedelt und die Bevölkerung stieg somit auf 1.200 Menschen. Danach ging es dann weiter bergab. Ein kleines Highlight gab es noch in der Geschichte der Stadt: 1998 haben die Universal Studios und Filmemacher Scott Hicks den Ort als Kulisse für die Verfilmung von David Gutersen's Roman "Snow Falling on Cedars" gewählt.
Heute ist Greenwood auf alle Fälle einen Stopp wegen seiner Andersartigkeit wert. Die Mainstreet bietet - trotz einiger recht gut gepflegter Häuser - einen Einblick davon, wie schön es hier mal war. Es gibt ein paar nette Kaffees und Läden und einen kleinen Grocery-Store, der sich wie der Rest der Stadt im Stil des Wilden Westens gibt.
Die Fahrt geht weiter nach Grand Forks, das ebenfalls nahe der Grenze zur USA liegt. Dieser Ort hat ca. 4.200 Einwohner und wurde 1867 von amerikanischen Siedlern gegründet, die auf der Suche nach Bodenschätzen waren.
Wir halten an einem großen Supermarkt, um hier unsere Vorräte aufzufüllen. Es ist ein riesiger Supermarkt und es gibt viele Dinge von Süßigkeiten über Reis bis zu getrockneten Früchten, die man sich aus Behältnissen selbst abfüllen kann. Da dies recht ungewöhnlich ist, nimmt Norbert die Kamera und filmt dies. Ein Kanadier mit seinem Sohn wird auf uns aufmerksam und fragt uns gleich, woher wir kommen. Wir unterhalten uns und er erklärt uns, wie wir mit der Selbstbedienung umgehen müssen. Auf einem Streifen müssen wir die Nummer des Lebensmittels aufschreiben, das wir in einen Beutel füllen. Wieder etwas gelernt. Nach unserem Einkauf bekommt auch unser Auto eine „Fütterung“.
Das Wetter ist nach wie vor sehr sonnig und warm, ca. 30°C. Die Fahrt geht weiter. Die Landschaft wird wieder etwas bergig und wir nähern uns dem Christina Lake. Es ist ein langgestreckter See, der zu den wärmsten dieser Region gehört. Auf einem Parkplatz machen wir Rast und essen etwas zum Mittag. Dabei genießen wir den Blick über den See. In Grand Fork hatten wir uns reichlich mit frischem Obst und Gemüse eingedeckt. Dieses ist hier besonders umfangreich und auch preisgünstig. Nun essen wir voller Genuss die süßen kalifornischen Weintrauben.
Gut gestärkt geht die Fahrt weiter in Richtung Castlegar. Es geht nun relativ steil bergauf und wir sehen wieder am Rande etwas Schnee liegen. Wir erreichen den Bonanza Pass mit einer Höhe von 1.535 m. Wir haben einen herrlichen Blick auf die umliegenden Berge des Valhalla Provincial Parks. Nun geht es wieder bergab und wir entschließen uns, nicht den Umweg über Rossland zu nehmen, sondern die direkte Strecke nach Castlegar zu fahren. Der Abstecher nach Trail und Rossland wird von den Reiseführern empfohlen, da man hier einen Einblick in die Geschichte des Bergbaus und des Goldrausches bekommt. Landschaftlich soll die Strecke sehr attraktiv sein, aber man benötigt dafür mindestens zusätzlich zwei bis drei Stunden. Da es bereits später Nachmittag ist und unsere Erkältung sich noch nicht wesentlich gebessert hat, fahren wir auf den kurz vor Castlegar liegendem Campingplatz „Castlegar RV Park“. In der Rezeption werden wir von einer schwarz weißen Katze begrüßt, die sich erst einmal ihre Schmuseeinheiten abholt. Wir bekommen problemlos einen schönen Platz mit vollem Komfort. In dem kleinen Laden der Rezeption kaufen wir gleich noch Mückenschutz.
Wir schließen unser Wohnmobil an und genießen noch etwas die Sonne . Es ist angenehm warm. Später kommen wieder Mücken und wir essen lieber im Wohnmobil. Heute braten wir uns Lachs. Dazu gibt es etwas Brot und Weintrauben. Mit ein paar Spielchen klingt der Abend aus. Um 22:00 Uhr ruft unser Bett.
Campingplatz: Castlegar RV Park
Liebe Grüsse
Christine
Scout Womo-Abenteuer.de
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Castlegar - Revelstoke 319 km
Heute stehen wir schon um 6:00 Uhr auf, da wir einen recht weiten Weg vor uns haben und einige Besichtigungen auf dem Programm stehen. Nach dem Frühstück versuchte ich mal bei Mathias anzurufen, aber leider war keine zuhause. Zwischen den Stellplätzen huschten kleine zierliche Tierchen herum. Sie waren sehr flink, aber Norbert erwischte eine Aufnahme mit der Kamera. Darauf konnten wir erkennen, dass es kleine Streifenhörnchen waren.
Gegen 9:00 Uhr fahren wir ab. In diesem Moment ruft uns Mathias auf dem Handy an und wünscht uns frohe Pfingsten. Wir vereinbaren in etwa zwei Stunden aus Kaslo zurückzurufen. Die Fahrt nach Castlegar führt uns über Serpentinen hinab in das Tal des Columbia Rivers. Wir überqueren den Fluss und fahren dann nach Norden in Richtung Nelson. Auf der gegenüberliegenden Seite können wir den Ort Castlegar erkennen. Die Stadt hat etwa 7.500 Einwohner und liegt direkt an der Einmündung des Kootenays in dem Columbia River. Die ersten weißen Siedler hier gehörten einer russischen Glaubensgemeinschaft, den Duchoborzen, an. Sie legten Gärten und Obstplantagen an und bauten Sägewerke und Marmeladenfabriken.
Wir erreichen den Kootenayriver kurz vor seiner Mündung und überqueren ihn auf einer recht hoch über den Fluss liegenden Brücke. Nun fahren wir entlang des Kootenay in Richtung Norden. Wir passieren den Staudamm „Brilliant Dam“, der für die Stromversorgung zuständig ist.
Die Fahrt verläuft immer am Fluss entlang durch ein breites Tal. Es ist ein sehr fruchtbares Gebiet. Wir erreichen Nelson, das wir uns schon vor sechs Jahren angesehen haben. Es ist ein hübsches Städtchen mit schön restaurierten Häusern. Dieser Ort begründete seinen Reichtum Anfang des 20. Jahrhunderts ebenfalls durch den Bergbau. Hier gab es überwiegend Silber-, Blei-, Kupfer und Zinkvorkommen. In Nelson beginnt der Kootenay Lake. Er liegt zwischen den Purcell Mountains im Osten und den Selkirk Mountains im Westen. Die Gipfel der Berge sind noch schneebedeckt. Die Straße 3A führt dann zur Fähre, mit der man auf das Ostufer übersetzten kann. Wir biegen aber auf den HW 31 ab und folgen den Weg nach Kaslo. Dieser führt immer an dem See entlang und wir merken, dass dies eine beliebte Urlaubsregion ist. Viele hübsche Häuser sind links und rechts der Straße zu sehen. Es ist aber auch ein herrlicher Blick über den See zu den immer höher werdenden schneebedeckten Bergen. Das Wetter ist wieder sehr sonnig und warm. Dann geht es immer bergauf und bergab am See entlang. Plötzlich sehen wir ein Reh vor uns auf der Straße. Es schreitet gemächlich in Richtung Wald und schaut dann neugierig zu uns rüber. Wir halten an und fotografieren und filmen es.
Dann erreichen wir Kaslo und finden ohne Probleme einen Parkplatz. Das Rathaus und die Kirche sehen noch genauso hübsch aus, wie vor sechs Jahren. Wir suchen zuerst eine Telefonzelle und rufen Mathias an. Er erzählt uns, dass sie am 10. Oktober heiraten wollen. Mathias nimmt dann den Namen von Frances an. Wir freuen uns für die beiden und sprechen noch über verschiedene Dinge.
Nun wollen wir uns den hübschen Ort noch etwas näher betrachten. Er hat noch etwa 1.000 Einwohner und verdankte seinen Wohlstand dem Silberbergbau. Kaslo war während des Silberbooms der Verschiffungshafen für das gewonnene Erz. Der Ort ist nicht allzu groß, aber die Hauptgeschäftsstraße besteht aus schön restaurierten viktorianischen Häusern. Sie vermitteln einen guten Eindruck, wie der Ort einmal ausgesehen hat. Die einzige Verbindung zur Außenwelt waren lange Zeit die Raddampfer. Der letzte noch erhaltene Raddampfer, die „S.S. Moyie“ liegt heute noch an der Front Street, allerdings auf dem Trockenen.
Er ist als Museum zu besichtigen. Dieser Raddampfer war noch bis 1957 in Betrieb. Als wir 2003 schon einmal in Kaslo waren, war das Museum bereits geschlossen, deshalb wollen wir uns heute die Zeit für eine Besichtigung nehmen. Wir zahlen 7 Dollar pro Person Eintritt, bekommen noch ein Faltblatt in deutscher Sprache und können in eine vergangene Zeit eintauchen. Zuerst sehen wir uns die Laderäume an. Hier stehen noch ein altes Auto, viele Kisten mit Obst und Gemüse, Konserven und ein Käfig mit Federvieh, das gackert. Alles ist natürlich nur Attrappe, aber sehr lebensecht dargestellt. Wir kommen zu der Kombüse, in der ein chinesischer Koch mit den Töpfen klappert. Es sich alles sehr natürlich aus.
Auch Maschinengeräusche sind zu hören, die den Eindruck vermitteln, der Dampfer ist auf Fahrt. Dann steigen wir in das Oberdeck hinauf. Dieses Deck wird von einem großen Salon bestimmt. Von diesem gehen die einzelnen Kabinen ab, wo manche sogar mit Waschraum und Toilette ausgestattet sind. Es sieht aus, als wären die Bewohner nur mal kurz an Land gegangen. Es ist alles sehr detailgetreu nachgestellt. Beim Weitergehen hören wir Schreibmaschinengeklapper. Wir stehen dann vor einem Raum, in dem wir einen Mann von hinten an der Schreibmaschine sitzen sehen. Dies ist vermutlich der Zahlmeister, aber nur eine Puppe.
Wir durchschreiten dann einen Raum, wo wahrscheinlich gegessen und Karten gespielt wird. Davor ist noch ein Aufenthaltsraum, der höchstwahrscheinlich für Raucher gedacht war.
Dann steigen wir auf das Oberdeck. Hier ist die „Brücke“ mit dem großen Steuerrad, von der wir einen herrlichen Ausblick auf die umliegende Bergwelt haben. Links und rechts von der Brücke sind noch einige Kabinen, wo der Kapitän und die Mannschaft untergebracht wurden.
Wir bewundern wieder die Art der Museumsgestaltung, die wir in Kanada schon mehrfach vorgefunden haben. Alles wird mit viel Liebe zum Detail dargestellt und es vermittelt wirklich einen tiefen Einblick in die damalige Zeit.
Nun heißt es aber langsam weiter zu fahren, denn wir haben noch einen langen Weg vor uns.
Wir verlassen das schöne Örtchen und die Straße führt uns erst einmal bergauf in Richtung Westen. Wir durchqueren nun die Selkirk Mountains. Die Straße führt immer an einem kleinen Fluss entlang. Bald erreichen wir die Stelle, die von den vergangenen Bergwerkszeiten erzählt. Wir machen eine kurze Rast an einer Stelle, die wir vom letzten Mal kennen. Der Fluss wird hier von Baumstämmen blockiert, die auf das Werk von Bibern zurückzuführen sind. Auf der gegenüberliegenden Seite erkennt man noch die Reste von mehreren Minen, also Zeugnisse einer vergangenen Epoche.
Auf der Weiterfahrt kommt die Abzweigung nach Sandon. Dies ist die ehemalige Stadt des Silberbergbaues. Von hier wurden die Erze auf halsbrecherischen Pfaden nach Kaslo transportiert. Ende des 19. Jahrhunderts war Sandon eine boomende Bergbaumetropole mit etwa 5.000 Einwohnern. Es gab 24 Hotels, 23 Kneipen und sogar ein Opernhaus. Dieser Ort hatte schon elektrisches Licht als man sich in Vancouver und Victoria noch mit Kerzen und Petroleumlampen behelfen musste. Die Stromerzeugung erfolgte durch ein kleines Kraftwerk mit Hilfe eines Bergbaches. Heute gibt es nur noch ein Museum und eine Hand voll Häuser. Sandon gilt heute als Geisterstadt. Da uns leider wieder die Zeit fehlt und nur eine Gravelroad dahin führt, entschließen wir uns weiter zu fahren.
Wir erreichen New Denver und beschließen zu dem schönen Parkplatz am See zu fahren und ein kleines Picknick zu machen. Wir finden einen schönen Platz und haben einen herrlichen Blick über den See zu den schneebedeckten Gipfeln. Der Ort gleicht einer Gartenstadt mit schönen breiten Straßen und kleinen Einfamilienhäusern.
Nach unserem kleinen Imbiss beschließen wir, die Gedenkstätte aufzusuchen. Bei unserem letzten Besuch haben wir von einer hier beheimateten Deutschen davon erfahren.
Wir halten genau vor dem Museum, bezahlen unsere 6 Dollar Eintritt pro Person und betreten das Lager. Es ist eine Gedenkstätte für hier während des zweiten Weltkrieges inhaftierte Japaner. Diese Menschen wurden nach dem Überfall auf Pearl Harbour in verschiedenen Lagern in Kanada interniert und zuvor enteignet. Wir sehen uns das Lager an, das noch aus verschiedenen Gebäuden besteht. Sie sind wieder sehr detailgenau eingerichtet und zeigen eindrucksvoll von dem sicher schweren Leben hier in der Gefangenschaft. Diese Lager sind aber nicht mit den Konzentrationslagern in Europa zu vergleichen. Das Leben war hier sicher wesentlich „angenehmer“. Beeindruckt und nachdenklich verlassen wir die Gedenkstätte.
Die Fahrt geht jetzt weiter auf dem HW 6 in Richtung Norden. Nach etwa 47 Kilometern erreichen wir Nakusp. Dieser Ort liegt am Upper Arrow Lake, der 1965 durch die Aufstauung des Columbia Rivers bei Castlegar entstanden ist. Mit der Aufstauung versanken viele kleine Orte aus der Bergbauzeit im Wasser. Nakusp überlebte, da der Ort auf einer Terrasse hoch über dem Fluss liegt. Nakusp ist heute dank seiner heißen Quellen auch ein beliebter Ferienort.
Als wir vor sechs Jahren hier Station machten, besuchten wir ein kleines Restaurant, wo wir ein nettes Besitzerehepaar kennen lernten. Sie kommt aus Deutschland und er aus dem ehemaligen Jugoslawien. Wir besuchen die Gaststätte und trinken einen Kaffee. Von der netten Bedienung erfahren wir, dass sich die beiden sich bereits zur Ruhe gesetzt haben. Schade, wir hätten die Bekanntschaft gern aufgefrischt.
Da die Füllung unseres Gastanks sich bedenklich dem Ende zuneigt, beschließen wir ihn nachzufüllen. Wir fahren an die Tankstelle und fragen den Tankwart. Dieser kommt und schließt uns an den Tank an. Leider kommt aber kein Gas in unseren Tank. Dann kommt seine Chefin dazu und beide diskutieren. Schließlich erfahren wir, dass der Tank leer ist und das Gas erst in zwei bis drei Tagen kommt. Also fahren wir unverrichteter Ding wieder ab.
Unsere Fahrt geht weiter entlang des Upper Arrow Lake. Wir fahren jetzt auf dem HW 23 weiter in Richtung Norden. Der See wird im Osten und Westen von Bergen begrenzt. Es ist eine schöne aber fast unbewohnte Landschaft durch die wir fahren. Es kommen uns kaum Autos entgegen und nur wenige überholen uns.
Nach ca. 50 km kommen uns auf einmal viele Autos entgegen. Da wir ganz in der Nähe von Galena Bay, der Fährstation sind, vermuten wir, dass gerade eine Fähre angelegt hat. Wir beeilen uns und erreichen die Fähre im letzten Augenblick. Nun setzen wir kostenlos über den Upper Arrow Lake über. Die Fahrt dauert etwa 30 Minuten. So haben wir etwa eine Stunde Zeit gespart.
Die Fähre legt in Shelter Bay an und wir fahren wieder an Land. Diese ist aber ebenfalls wie der Abfahrtort nur eine kleine Station, Menschen leben hier nicht, so wie wir erkennen können. Nun geht es auf der Westseite des aufgestauten Columbia Rivers weiter in Richtung Norden. Plötzlich sehen wir einen Schwarzbären am Straßenrand. Leider können wir nicht anhalten, da wir von mehreren Autos, die auch von der Fähre kommen, überholt werden. Nach weiteren 10 km sehen wir wieder einen Schwarzbären, der aber fluchtartig im Wald verschwand. Bis Revelstoke sind es noch 50 km, die durch eine schöne und interessante Landschaft führen. Der Fluss wird von schneebedeckten Bergen gesäumt.
Die Gründung der Stadt Revelstoke steht im engen Zusammenhang mit der Eisenbahngeschichte Kanadas. Sie wurde 1884 an der über dem Columbia River führenden Eisenbahnbrücke als neue Ortschaft komplett mit Bahnhof errichtet. Die Innenstadt soll sehr schön sein mit restaurierten viktorianischen Häusern, Kaffees und nostalgischen Straßenlaternen. Da es aber bereits 18:00 Uhr ist, müssen wir uns auf die Suche nach einem Campingplatz machen.
Ich hatte bereits im Vorfeld drei verschiedene Campingplätze herausgesucht. Den ersten verpassen wir, weil wir noch keinen Hinweis auf den Ort sahen. Also versuchen wir auf den zweiten zu kommen. Dazu müssen wir durch den Ort hindurch. Es findet sich aber kein Hinweis und wir müssen mal wieder wenden, da wir in eine Sackgasse geraten sind. Zum Glück sind die Straßen sehr breit und wenig befahren. Nun beschließen wir zu dem KOA – Campingplatz zu fahren, der etwas außerhalb des Ortes am HW 1 liegt. Dieser ist sehr gut ausgeschildert und wir finden die Anfahrt problemlos. Es geht in einigen Serpentinen hinunter in ein Tal.
Wir checken ohne Probleme ein und fahren dann zu unserem Platz. Die Stellplätze sind großzügig angelegt und man kann von beiden Seiten den Stellplatz erreichen. Wir versuchen eine möglichst gerade Position einzunehmen, damit der Kühlschrank gut schließt. Dann schließen wir wieder alle Schläuche und Leitungen an. Auf dem Platz sind noch sehr viele Plätze frei. Einige Plätze weiter sehen wir zwei Indianer mit Zelt und Auto. Sie sind aber recht gut ausgestattet, einer arbeitet an einem Laptop.
Zum Abendbrot gibt es heute Zucchini mit Gehackten. Dies war aber für unseren Mikrowellenbackofen etwas zu viel und er schaltete sich nicht mehr aus. Dann flog die Sicherung raus und wir machten uns erst einmal auf die Suche nach dem Sicherungskasten. Den fanden wir dann unter der einen Sitzbank hinter einer Abdeckung versteckt. Die Sicherung lässt sich aber nicht mehr in die Ausgangsstellung bringen und so müssen wir erst einmal ohne Mikrowelle auskommen. Wir spielen dann noch etwas und unterhalten uns über diesen sehr schönen und ereignisreichen Tag. Gegen 22:30 Uhr gehen wir schlafen.
Campingplatz: KOA Revelstoke
Liebe Grüsse
Christine
Scout Womo-Abenteuer.de
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Revelstoke - Lake Louise 257 km
Wir stehen bereits um 7:00 Uhr auf. Der Weg zu den Waschräumen ist recht weit, da die unmittelbar neben uns liegenden Räumlichkeiten noch geschlossen sind. Ich frag mich, wieso dann nicht die Stellplätze in der Nähe der Rezeption vergeben werden (alles frei), sondern dort, wo die Sanitäranlagen noch geschlossen sind. Nun ja wir können uns ja auch im Wohnmobil waschen. Gegen 9:30 Uhr fahren wir ab. Die Sonne scheint wieder von einem herrlich blauen Himmel und es ist ca. 25° C warm. Es geht wieder die Serpentinen nach oben zu dem HW 1. Dem folgen wir wieder in Richtung Osten. Zuerst geht es durch den Revelstoke Nationalpark. Die Landschaft ist wieder einmalig schön. Hohe schneebedeckte Gipfel, blauer Himmel, grüner Wald und der Straßenrand ist mit gelbem Löwenzahn bedeckt. Der Mount Revelstoke Nationalpark ist mit seinen 260 km² für kanadische Verhältnisse winzig. Seine Gipfel gehören zu den Columbia Mountains, die auf der Westseite auch im Sommer von starken Regenfällen heimgesucht werden. Eine jährliche Niederschlagsmenge von 1.600 mm gibt es sonst nur an der Pazifikküste. Aber wir haben heute Glück und die Sonne lacht vom Himmel.
Einen ersten Stopp machen wir an dem Giant Cedars Nature Trail. Wir bekommen ohne Probleme einen Parkplatz. Auf einem kurzen Wanderweg von etwa 500 m geht es durch einen selbst bei Sonnenschein schummrigen Regenurwald mit bis zu 800 Jahre alten Riesenzedern. Der Weg ist sehr gut ausgebaut und man läuft meistens über Holzplanken. Überall sind interessante Informationstafeln aufgestellt, die über die Pflanzen und Tiere in diesem Urwald berichten.
Die Fahrt geht weiter und wir erreichen den Glacier Nationalpark. Dieser Park hat eine Größe von 1.350 km² und umfasst über 400 Gletscher in den Columbia Mountains. Über 10 % der Fläche liegen auch im Sommer unter Eis und Schnee. Die Landschaft ist weiterhin wunderschön, wildromantisch und abwechslungsreich. Man kann nur die Aussichten genießen. Bald erreichen wir den Rogers Pass mit einer Höhe von 1.327 Metern. Die Strecke führt teilweise durch Tunnel, was für kanadische Verhältnisse sehr selten ist. Da es aber in dieser Gegend an drei von fünf Tagen regnet oder schneit, ist dies aufgrund von Lawinengefahr im Winter notwendig. Da in dieser Gegend im Winter bis zu neun Meter Schnee fallen, musste eine Möglichkeit gefunden werden, um den HW 1, die Hauptverbindung auch im Winter einigermaßen frei zu halten.
Wir verlassen nun den Nationalpark und fahren hinunter in das Tal des Columbia Rivers. Die vielen schönen Eindrücke machen Norbert etwas müde. Also suchen wir uns einen Parkplatz am Ufer des Flusses und machen eine kurze Rast. Norbert legt sich etwas hin und ich fotografiere inzwischen die Landschaft. Auf der anderen Seite des Flusses ist die Bergkette der Purcell Mountains zu erkennen. Ein Blick auf die Karte zeigt uns, dass wir bereits in einer neuen Zeitzone sind. Wir haben von der Pacific Time in die Mountain Time gewechselt und müssen die Uhren um eine Stunde vorstellen. Nachdem Norbert eine halbe Stunde geschlafen hat, fahren wir weiter bis Golden. Hier versuchen wir noch einmal Gas zu bekommen. Wir fahren verschiedene Tankstellen an, haben aber leider kein Glück.
Nun geht die Fahrt weiter auf dem HW 1 in Richtung Lake Louise. Die Straße windet sich jetzt in Serpentinen zum Yoho Nationalpark hinauf. Unter uns bleibt Golden zurück. Es ist ein wunderschöner Blick hinunter in das Tal des Columbia Rivers. Der Ausdruck „yoho“ kommt von den Cree – Indianern und bedeutet so viel wie „oh“, das die Schönheit des Parks ausdrücken soll. Die Landschaft wird aber auch immer schöner. Hinter jeder Biegung sind neue herrliche Aussichten zu bewundern. Dann kommen wir in das breite Tal des Kicking Horse River. Hier liegt das kleine Eisenbahnerdorf Field. Vor dem Dorf ist ein großer Parkplatz mit einem Informationszentrum. Wir halten an und wollen uns die Karten für die Nationalparks kaufen. Da wir noch verschiedene Parks aufsuchen und dort auch übernachten kommen einige Tage zusammen. Eine Jahreskarte lohnt sich schon ab sieben Nächten. Diese kaufen wir dann auch für 67 Dollar und nehmen gleich noch verschiedene Informationsmaterialien kostenlos mit.
Nun wollen wir zum Emerald Lake und fahren deshalb ein kleines Stück zurück und biegen dann nach Norden in eine gut ausgebaute Straße ab. Der Weg führt uns durch den Wald immer den Bergen entgegen, die schneebedeckt vor uns aufragen. Schließlich kommen wir auf einen Parkplatz, der zum Glück genug Platz bietet. Im Sommer ist es hier sicher sehr voll. Wir müssen nicht weit gehen und vor uns erstreckt sich ein kristallklarer, türkisfarbenen See, der von Fichtenwald gesäumt ist und von Gletschern umgeben ist. Eine Brücke führt zu der schönen Lodge, die mit viel Holz verkleidet einen rustikalen Eindruck hinterlässt. Sie passt hervorragend in das Landschaftsbild. Ich werde gleich an die Traumschiff – Serie erinnert, die in Kanada spielt. Den See und die Lodge erkenne ich sofort wieder. Wir genießen den wunderschönen Blick auf den „Smaragdsee“ und bedauern nur, dass wir keine Zeit haben eine Wanderung um den See zu machen.
Schweren Herzens trennen wir uns von diesem Highlight und gehen zum Parkplatz zurück. Wir fahren den gleichen Weg zurück, halten aber noch einmal an der Natural Bridge, die kurz vor dem HW 1 Liegt. Hier hat der Kicking Horse River einen Durchlass unter einer querliegenden Felsen geschaffen. Tosend zwängt sich der Fluss durch die schmale Öffnung. So ist eine natürliche Brücke aus Stein entstanden, wo früher mal ein Wasserfall war. Der reißende Fluss mit seinem hellblauen Gletscherwasser und die schneebedeckten Berge bilden eine herrliche Kulisse.
Die Fahrt geht weiter auf dem HW 1 in Richtung Osten. Es geht nun wieder bergauf. Bald darauf kommt ein Parkplatz, von dem aus wir die Spiraltunnel sehen können. Die Eisenbahn musste über den Kicking Horse Pass eine Höhe von 1.643 m überwinden. Da der Höhenunterschied von 400 m innerhalb weniger Kilometer problematisch war, wurden vier Loks gebraucht. Trotzdem kam es immer wieder zu Entgleisungen und Unfällen, weil die Bremsen versagten. Das Gefälle bzw. die Steigung betrugen 4,5 %. Deshalb wurden viele Jahre nach der Inbetriebnahme im Jahr 1909 Abhilfe geschaffen. Es wurden zwei Spiraltunnel in den Berg gesprengt, die jeweils einen Bogen von 270° schlagen. Sie reduzieren das Gefälle auf 2,2 %. Da die Züge in Kanada meist sehr lang sind, kann man beobachten, dass die Lokomotive bereits aus dem Tunnel wieder hervorkommt, bevor das Ende des Zuges in dem Tunnel verschwindet. Leider haben wir keine Zeit, auf einen Zug zu warten. Wir füttern noch einen ausgehngerten Raben mit dem restlichen Brot vom Frühstück und fahren dann weiter.
Die Fahrt geht weiter bergauf bis zu dem Pass durch eine gleichbleibend schöne Landschaft. Der Kicking Horse Pass ist die kontinentale Wasserscheide zwischen Pazifik und Atlantik und gleichzeitig die Grenze zwischen British Columbia und Alberta. Wir fahren nun in den Banff Nationalpark ein.
Die Straße führt bergab in das Tal des Bow Rivers. Nun erreichen wir Lake Louise. Als erstes fahren wir an eine Tankstelle, wo wir einen großen Gascontainer sehen. Wir fragen gleich nach Gas, bekommen aber zur Antwort, dass es morgen erst welches gibt. Bevor wir zum Campingplatz fahren, wollen wir uns erst noch den See ansehen. Wir fahren den Weg, den wir noch von vor sechs Jahren kennen hinauf. In den letzten Jahren sind noch einige Lodges und Hotels an der Straße gebaut worden. Wir erreichen den Parkplatz, der schon recht gut gefüllt ist. Auf dem Weg zum See sehen wir noch einige Schneereste im Wald. Dann liegt der See in seiner majestätischen Größe vor uns und wir freuen uns, dass er nur noch zu einem Viertel mit Eis bedeckt ist. Vor sechs Jahren war er noch vollkommen zugefroren. Die Abendsonne hüllt die weißen Berge in ein gelbrotes Licht. Es ist ein unvergesslicher Blick. Rechts liegt das riesige Fairmont Hotel, das in den letzten Jahren noch erweitert worden ist. Der Lake Louise ist der meistbesuchte See in Kanada. Wir gehen noch ein wenig am Ufer entlang und genießen die Ausblicke. Leider haben wir auch hier keine Zeit für eine größere Wanderung. Da wir wissen, dass unsere Route uns in etwa einer Woche noch einmal hierher führt, fällt uns der Abschied nicht gar zu schwer.
Nun fahren wir zurück in den Ort und biegen zum Campingplatz ab. Dieses Mal ist die Rezeption besetzt. Der Platzwart gibt uns den Platz Nr. 153 und erzählt uns, das in den letzten Tagen vier Grizzlybären in der Nähe gesehen wurden. Er mahnt uns zur Vorsicht. Wir suchen unseren Platz und müssen ganz schön weit fahren. Der gesamte Campingplatz ist sehr großzügig angelegt und liegt mitten im Wald. Hier stören sich die Nachbarn so gut wie gar nicht. Für Zelte gibt es ein extra Areal, welches eingezäunt ist mit einer extra Sicherung. Heute haben wir nur Wasseranschluss. Für Wasser tanken und Entleeren der Tanks gibt es eine separate Stelle. Es ist jetzt schon recht kalt, da wir richtig in den Bergen sind auf einer Höhe von 1.600 m. Nach der neuen Zeit ist es bereits 19:00 Uhr. Wir gehen etwas sparsam mit der Heizung um, da wir nicht wissen wie lange unser Gas reicht.
Wir sprechen noch einige Worte mit unserem Nachbarn, der aus Kalifornien kommt. Danach braten wir uns Hühnerbrust und essen Reis, Tomaten und als Kompott frische Kirschen. Die Sicherung für unsere Mikrowelle lässt sich wieder einschalten, aber es läuft nur das letzte Programm. Dieses lässt sich allerdings nicht mehr ausschalten. Also verzichten wir darauf die Mikrowelle zu benutzen.
Abends merke ich, dass ich Halsschmerzen bekomme. Nun versuche ich, mich mit allen möglichen Hausmitteln zu kurieren. Norberts Erkältung ist inzwischen wieder zurückgegangen. Da es diese Nacht voraussichtlich kalt wird, ziehen wir uns warm an.
Campingplatz: Lake Louise
Liebe Grüsse
Christine
Scout Womo-Abenteuer.de
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Hallo Chris,
sehr schöne Beschreibungen eurer Fahrt, richtig zum Nachfahren !
Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Lake Louise - Kimberley 271 km
Um sieben Uhr stehen wir auf. Es war wirklich sehr kalt in dieser Nacht. Wir müssen heute unbedingt Gas bekommen, damit wir in den nächsten Nächten etwas mehr heizen können. Da wir vom Vermieter keine zusätzlichen Decken bekommen haben, müssen wir uns entsprechend warm anziehen. Den Schlafsack habe ich dieses Mal doppelt genommen, da er recht groß ist. Dadurch habe ich nicht gar so sehr gefroren. Ein Blick aus dem Fenster zeigt uns einen strahlend blauen Himmel. Die Bären haben sich auch vornehm zurück gehalten.
Gegen 10:00 Uhr fahren wir los. Zuerst wird die Tankstelle aufgesucht und wir haben Glück und können unseren Tank mit Propangas füllen. Nun brauchen wir nicht mehr zu frieren. Wir machen noch einen Zwischenstopp im Ort Lake Louise kaufen noch Ansichtskarten, etwas Wasser und Bier. Dieser Ort ist eigentlich mehr eine Versorgungsstation mit Übernachtungsmöglichkeiten. Viel einkaufen sollte man hier nicht, denn die Preisniveau ist doch recht hoch.
der Ort Lake Louise - bzw. die Versorgungsstation
Nun fahren wir wieder zum HW 1 in Richtung Banff. Die Straße führt immer am Bow River entlang. Dann biegen wir auf den Highway 93 ein und fahren wieder in Richtung Süden. Wir sehen links und rechts neben der Straße mehrere junge Leute, die den Straßenrand vom Müll säubern. Sicher ist dies auch eine Maßnahme um Waldbrände zu verhindern. Bei der Sonneneinstrahlung und relativer Trockenheit kommt es sicher schnell zu Selbstentzündungen von weggeworfenen Glas und Metall. Ich kann sowieso nicht verstehen, wie man seinen Müll einfach aus dem Fenster werfen kann.
Vor uns liegen die imposanten „Zinnen“ und „Türme“ der Castle Mountains. Der Highway steigt hinauf zum 1.651 m hohen Vermillion Pass, der ebenfalls eine Wasserscheide ist. Hier oben auf dem Pass, an der Grenze zwischen Alberta und British Columbia beginnt der Kootenay Nationalpark. Wir fahren jetzt etwa 100 km durch eine wunderschöne, imposante Landschaft. Nicht weit hinter dem Pass sehen wir, dass die Wälder verbrannt sind. Aus den Prospekten, die wir in dem Informationszentrum mitgenommen haben, erfahren wir, dass hier 1968, in den 90er Jahren sowie 2003 große Waldbrände gewütet haben. Wir fahren kilometerweit an den abgebrannten Bäumen vorbei. Dies tut uns in der Seele weh, wie dadurch die Schönheit dieses Landstriches leidet.
Wir kommen zu dem Parkplatz der Paint Pots. Um zu diesem Highlight zu kommen, müssen wir eine kleine Wanderung unternehmen. Ein gut ausgebauter Pfad führt durch den Wald hinab zum Kootenay River. Über eine schwankende Hängebrücke überqueren wir den Fluss. Noch ein kurzer Weg durch den Wald und wir sehen ein Gebiet, dass farbige Erde aufweist.
Vor rund einhundert Jahren war die farbenfrohe Erde, die heute als Paint Pots bekannt ist, beliebte Handelsware bei den Ureinwohnern der Kootenays und später bei den ersten europäischen Siedlern, die es als Färbemittel benutzten. Die Erdfärbungen werden von Mineralienzusätzen verursacht. Wir laufen zwischen den Wiesen mit roter Erde hindurch und wandern den Bach entlang hinauf zu den Quellen. Das Bachbett ist zum Teil richtig rot bis ockerfarben. Dann erreichen wir die Anhöhe und sehen kreisrunde Krater, aus denen eisenhaltiges Wasser fließt. Es sind ockerfarbene „Töpfe“, die von zartem, grünem Gras umgeben sind. Es sieht einfach irre aus. Ein Blick zurück zeigt uns eine tolle Aussicht auf die farbige Erde, die von grünem Gras umgeben ist und im Hintergrund ragen die schneebedeckten Gipfel in einen strahlend blauen Himmel.
Wir müssen uns nun leider von diesem schönen Anblick trennen und wandern zurück zum Parkplatz. Die Fahrt geht nun weiter durch diese herrliche Berglandschaft.
Auf einem schönen Parkplatz direkt am Kootenay River legen wir eine Pause ein. Wir essen eine Kleinigkeit und Norbert legt sich dann etwas ins Wohnmobil. Ich setze mich inzwischen auf eine Bank in der Sonne und genieße die herrliche Aussicht. Eine Frau in meinem Alter kommt vorbei und setzt sich zu mir auf die Bank. Wie immer fragt sie mich nach dem Woher und dem Wohin. Sie erzählt mir, dass sie aus Edmonton stammt und mit ihrem Sohn einen Ausflug unternimmt. Wir unterhalten uns über unsere Kinder, manchmal mit Händen und Füßen. Dabei haben wir viel Spaß. Dann stellt sich heraus, dass sie auch Christin heißt. Als dann ihr Sohn kommt, muss er schnell noch ein Foto von uns machen und wir verabschieden uns fröhlich winkend voneinander. Es ist immer wieder schön, wie aufgeschlossen und kontaktfreudig die Kanadier sind.
Wir erreichen den Sinclair Pass mit seinem herrlichen Aussichtspunkt über dem Kootenay River und auf die Berge der Rocky Mountains. Schautafeln informieren über die Namen der Gipfel und die hier herrschende Flora und Fauna.
Durch den Sinclair Canyon fahren wir vorbei an Radium Hot Springs in das Tal des Columbia Rivers. Leider fehlt uns auch dieses Mal die Zeit, diesem Ort einen Besuch abzustatten.
Nun geht es in Richtung Süden, vorbei an Invermer und Fairmont Hot Springs. Dies ist das Tal der heißen Quellen, welches von vielen Touristen besucht wird. Die Fahrt führt uns an den Dutch Creek Hoodoos vorbei.
Bald darauf erreichen wir Canal Flats, ein misslungenes Projekt eines Kanales zwischen dem Columbia und Kootenay Rivers.
Wir biegen nun nach Kimberley ab. Mit 6.900 Einwohnern ist dies die höchst gelegene Stad in British Columbia. Die Stadtväter ersannen ein erfolgreiches Projekt, um ihr Städtchen zu retten. Als nach fast hundert Jahren die Vorräte an Blei-, Zink- und Silbererz zu Ende gingen und der Wohnstadt der Bergarbeiter das Aus drohte, verpasste man der kleinen Fußgängerzone im Ortszentrum einen „Oberbayern-Look“. Die Häuser erhielten Lüftlmalerei und die Hydranten aufgemalte Lederhosen. Es gibt Akkordeonmusik, Bratwurst, Apfelstrudel und eine Kuckucksuhr, aus der es zur vollen Stunde jodelt. Das Mozartstübchen, in dem wir vor sechs Jahren ein gutes deutsches Essen bekamen, hatte leider Ruhetag.
Deshalb gehen wir in eine Bäckerei und fragen nach einem Espresso. Und siehe da, wir bekamen einen richtigen Guten. Es dauert nicht lange, da kommt der Wirt an unseren Tisch und fragt woher wir kommen. Er erzählt uns dass er gebürtiger Schweizer ist und aus Interlaken stammt. Er lebt seit dreißig Jahren hier in Kanada. Für die Touristen hat er extra eine Kaffee- und Espressomaschine gekauft. Wir genießen nach langer Zeit wieder einmal den guten Kaffee.
Es geht bereits auf 18:00 Uhr zu und wir fahren weiter Richtung Süden. Nach ca. 5 km kommt die Abzweigung zu dem Campingplatz, den ich für heute ausgesucht habe. Wir fahren durch Wald immer bergauf und ich bin gespannt, wo der Weg uns hin führt. Wir erreichen den Campingplatz und melden uns an der Rezeption. Die Mitarbeiterin will gerade Feierabend machen und sagt wir sollen uns einen Platz suchen und morgen bezahlen. So fahren wir auf den Platz, der sehr großzügig angelegt ist. Wir finden einen sehr schönen Stellplatz mit Blick auf den grün schimmernden, tief im Tal liegenden St. Mary Rivers. Wir schließen das Wohnmobil an und lassen bei einem Glas Wein den interessanten Tag Revue passieren. Gegen 22:30 Uhr ist dann Schlafenszeit.
Campingplatz: Kimberley Riverside CG
Liebe Grüsse
Christine
Scout Womo-Abenteuer.de
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