Tag 13:
Der West Rim Trail hatte uns ja schon lange gereizt, heute nehmen wir ihn endlich mal in Angriff.
Und zwar als Zweitageswanderung mit Zelt-Übernachtung am Rim.
Der Trail wird meist als Tagestour gemacht, aber so lässt man sich eben das Outdoor-Erlebnis mitsamt des spektakulären Sonnenuntergangs mit Blick auf die weißen Gipfel der Zion Mountains entgehen - Wir haben es zumindest nicht bereut!
ein Moment wie gemalt ...
Vom Lava Point trailhead startend geht es vom Kolob Plateau insgesamt über 1000 Hm hinab bis ins Zion Valley. Die Gesamtstrecke beträgt etwa 25 km und führt anfangs über das Horse Pasture Plateau immer leicht abfallend über grasige Ebenen und durch lichte Wälder. Später dann entlang des West Rims mit seinen spektakulären Aussichtspunkten, dann vorbei am Observation Point und Angels Landing bis hinunter zu "The Grotto" im Zion Valley.
Da es gestern ja nach der Subway-Wanderung schon zu spät war konnten wir natürlich unser wilderness overnight-permit für heute noch nicht abholen (siehe gestrigen Bericht unter "saublöde Regelung"). Daher stehen wir gleich morgens um 07:30 vor dem noch geschlossenem Visitor Center. Wir wollen die ersten am wildernes desk sein sobald er öffnet und keine unnötige Zeit verlieren.
Es existieren 9 backcountry campsites entlang des Trails, fünf davon im Vorhinein online reservierbar. Die anderen vier sind walk-in permits, also erst frühestens einen Tag vorher buchbar. Wir haben uns eigentlich schon vor Monaten online die #6 gesichert, aber ich frage den Ranger ob #5 noch frei ist, und ob wir evtl. switchen können. Und ja, wir haben Glück, no problem.
Die #6 wär auch nicht schlecht gewesen (etwas windgeschützter), aber die #5 ist meine absolute Wunsch-campsite, da sie fast direkt am Rim liegt und man von dort sdie allerbeste Aussicht des gesamten West Rims haben soll.
Um 09:00 startet unser Shuttle hinauf aufs Kolob Plateau. Wir sind wieder mit Zion Adventures unterwegs, der selbe Shuttle Fahrer wie gestern, wieder die einzigen Fahrgäste. In einer guten Stunde bringt er uns die 55 km hinauf aufs Kolob Plateau und dann die Rüttelpiste bis zum Lava Point.
Für eine Tagestour wäre es natürlich schon viel zu spät (zumal es ja jetzt im Oktober schon um 19:00 wieder dunkel wird)
Trotz schönstem Wetter ist es noch ziemlich frisch hier oben. Laut Wetterbericht soll die nächsten Tage ein kleines Tiefdruckgebiet durchziehen und kalte Temperaturen mitsichbringen. Mal sehn, vorsichtshalber haben wir mal unsere Daunenjacken und die Mützen miteingepackt.
Wir buckeln die vollgepackten Rucksäcke und marschieren los.
Zu Anfgang folgt man dem Trail durch das Horse Pasture Plateau, vorbei an Potato Hollow, durch lichte Wälder und abwechslungsreiche Landschaften.
An der Cabin Spring fülle ich nochmals unsere Trinkwasservorräte auf, es ist die letzte Quelle die wir heute passieren werden.
unterwegs versperrt uns plötzlich eine Kurzhorn-Krötenechse (short-horned lizard) den Weg,
wir machen uns so groß wie möglich, stellen die Rucksäcke auf unseren Kopf und rufen laut, bis sie endlich die Flucht ergreift ...
Das Echsen-Spray kommt nicht zum Einsatz.
Gegen Nachmittag frischt der Wind auf, und es wehen eisige Böen über das Plateau.
Es sieht nach Regen aus, aber bleibt zum Glück trocken.
nach einen kurzen Gegensteigung erreicht man schliesslich den West Rim den man von nun an folgt.
Unterwegs hat man nun immer wieder wunderbare Aussicht auf die Berge der Zion Wildernis
Nach 13 km, etwa der Hälfte der Wanderung, erreichen wir dann camp #5 und schlagen unser Zelt auf.
Es weht weiterhin eine steife Brise, die Abspannleinen müssen für heute Nacht extra straff gespannt werden.
Heute sind uns insgesamt nur drei Menschen begegnet, ansonsten niemand. Genauso mögen wir das.
Der Zeltplatz liegt nur wenige Meter vom Rim entfernt, und von dort ist der Ausblick gigantisch!
Die Nachmittagssonne zaubert eine fantastische Lichtstimmung
Nach einem gemütlichen Dinner-for-two gehen wir vor an den Rim und setzen uns auf eine unserer Isomatten leicht erhöht auf einer natürlichen Terrasse aus Stein, und lassen unseren Blick über die sich vor uns ausbreitenden Canyons des Zion Nationalparks schweifen.
Die Sonne steht tief am Horizont und beginnt langsam über dem Kolob-Plateau hinabzusinken.
Dann beginnt der Zauber: Wie flüssiger Honig ergiesßt sich das goldwarme Licht über die Sandsteinkuppeln und die Mesas. Wolkenfetzen fangen die letzten Strahlen auf und leuchten in sanften Pastelltönen. Unten im Tal wachsen die Schatten, während oben die Gipfel ein letztes Mal in orangerotes Glühen getaucht werden.
Die Sonne geht in slow motion unter. ein sunset wie aus einem kitschigen B-Movie ...
und schwups - gleich isse weg ...
Die Sonne ist verschwunden, draussen bläst uns ein eiskalter Wind um die Nasen. Wir verkriechen uns ins Zelt und kochen uns zum Aufwärmen erstmal eine große Kanne Kakao mit Schuß. Dann schlüpfen wir uns in unsere Schlafsäcke und machen es uns gemütlich.
Die Nacht ist eisekalt, am nächsten Morgen hat sich Raureif gebildet, der jedoch sobald die Sonne am Himmel steht rasch wieder verschwindet. Die Wolken haben sich verzogen, der Himmel ist wieder makellos blau.
Nach dem Abbau des Lagers setzen wir uns wieder vor an unser Lieblingsplatz und frühstücken mit unbezahlbarer Aussicht.
Es raschelt im Gebüsch. Ein putziger Felsenziesel stopft sich die Backen mit Eicheln voll.
Die kalte Nacht war ihm wohl eine Vorwarnung,
nur noch ein paar Wochen bleiben ihm um genug Fettreserven und Vorräte für den Winter anzulegen...
Ein ganzes Stück weiter führt der Weg dann in steilen Serpentinen bergab ...
... durch die so idyllische zion-typische weißrote Landschaften
Und dann passiert es:
Die ersten Menschen tauchen auf. Zuerst sind es nur vereinzelte Exemplare, dann kleine Gruppen,
bis wir kurz vor Angels Landig ums Eck biegen und dort ganze Horden auf der Anhöhe vor uns entdecken.
Für uns ein regelrechter "clash of cultures" - soviele Menschen haben wir schon lange nicht mehr erlebt.
Angels Landing voraus ...
Ein Trubel wie auf dem Oktoberfest, hier herrscht ein Stimmenwirrwar wie in Babylon, chinesisch, spanisch, englisch, deutsch ...
So verlockend die Wanderung hinauf zum Angels Landig auch wäre, heute lieber nicht!
(abgesehen davon, dass wir eh kein Permit besitzen).
Das nächste mal vielleicht, ganz früh mit dem ersten Bus !
Der Weiterweg hinunter ist aber dennoch ein landschaftlicher Genuss mit herrlichen Blicken ins Zion Valley.
Fazit:
Stille einsame Wanderung durch liebliche Landschaften und mit grandiosen Aussichten auf die umliegenden Berge und Canyons.
Der West Rim Trail bietet alles was ein Outdoor-Abenteuer braucht,
wenns halt ein paar Grad wärmer gewesen wäre ...
Hi Christian,
Herrliche Wanderung, toll beschrieben und mit Bildern belegt. Euer Plätzchen am Rim lässt ja keine Wünsche übrig.
Herzlichen Gruß
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Servus Christian,
So grimmig wie sie schaut war das natürlich die einzige Option!😂
Ansonsten, ein Traum.
Liebe Grüße
Micha
Scout Womo-Abenteuer.de
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top, danke für die Einblicke in diese ungewöhnliche Wanderung.
Liebe Grüße vom Fred
Hi,
Apropos Kurzhorn-Krötenechse --- da musste ich mich erstmal kundigmachen:
https://www.nationalgeographic.de/tiere/2017/10/die-echse-die-blut-aus-d...
https://www.tropic-shop.de/cms/horror-show-im-terrarium-wenn-das-blut-sp...
Wird die Mitnahme des Echsensprays für diese Wanderung empfohlen?
Viele Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)