Tag 4:
Heute Früh weihen wir erst einmal unsere neue Pfanne ein und brutzeln uns ein deftiges „Holzfäller-Frühstück“ mit Spiegeleiern, knusprigem Ham und viel Zwiebeln. Das werden wir brauchen, denn heute läuten wir unseren Urlaub mit einem fetten Paukenschlag ein,
nämlich mit einer Canyoning tour zur Morning Glory Bridge !
Der Startpunkt ist praktischerweise nur wenige Minuten von unserem Camp entfernt. Wir packen Seil, Klettergurte und eine dicke Portion Vorfreude in die Rucksäcke und marschieren los.
Wetter: bombastisch!
Über Sanddünen geht es anfangs immer leicht bergab, später dann einem wash folgend in einen sich immer weiter verengenden Canyon. Irgendwer hat Markierungen angebracht, so ist die Wegfindung kein Problem. Nach ca. einer Stunde Marsch stehen wir dann abrupt an der ersten Abseilstelle, der sogenannten „Medieval Chamber“, ein Abgrund wie der Schlund eines Drachen: Ein dunkles Loch dessen Grund man von oben nur erahnen kann.
Wir schlüpfen in unser Gurtzeug, fädeln das Seil durch die Verankerung und schon kann der Spaß beginnen!
Es geht 25m fast senkrecht hinunter, unten landen wir mit einem Platsch in einem kleinen pool der sich durch das Regenwasser der letzten Tage gebildet hat.
Nur wenige Minuten später dann der Höhepunkt: Wir stehen vor dem nächsten Abgrund:
Die Morning Glory Bridge breitet sich mit ihren 85m Spannweite vor uns aus. Zwischen Felsen und der Bridge ist ein ca. 2m breiter Spalt durch welchen wir uns jetzt abseilen.
Laut Beschreibung soll diese Abseilstelle 115 feet betragen, also ca. 35m, mein Seil ist jedoch nur 60m lang, also eigentlich nur für bis zu 30m Abseilen geeignet.
– Ich verlängere also die Abseilstelle mit einer Bandschlaufe und vertraue ansonsten der Seildehnung, das wird eine ganz knappe Kiste, hoffentlich reichts bis ganz unten,
sonst häng ich buchstäblich in der Luft und muss die letzten Meter springen …
Da die Canyonwand leicht überhängend ist, erfolgt das Abseilen größtenteils freihängend.
Wir schweben langsam in die Tiefe. Was für ein Ausblick, was für ein grandioses Gefühl !
lucky me, das Seil ist bis auf den letzten cm ausgereizt …
die bridge von unten in ihrer ganzen Schönheit
Dude, that was freaking amazing !!!
Von der Morning Glory Bridge steigen wir noch ein kurzes Stück in den Grandstaff Canyon ab. In einigen Karten bzw. im Internet ist dieser noch als „Negro Bill Canyon“ verzeichnet (auch bei womo-abenteuer.de), das scheint heutzutage aber nicht mehr political correct zu sein, und so wurde er 2017 umbenannt.
Da wir ja wieder zurück zu unserem Auto auf den Sand Flats müssen, verlassen wir kurze Zeit später den Wanderweg und folgen dem Grandstaff Canyon über undeutliche Pfadspuren canyonaufwärts. Der Weg wird jedoch scheinbar sehr selten begangen und so verlaufen wir uns einige Male. Links und rechts ragen die Felswände steil empor, ein Ausstieg ist noch nirgends zu erkennen. Nach einigen Meilen geht es dann einem unscheinbaren Trampelpfad folgend in steilen Serpentinen einen steinigen Hang hinauf der auf eine kleine Lücke in der Canyonwand zusteuert. Weiter oben sind einige leichte scrambling Stellen zu überwinden, dann stehen wir wieder oben auf dem Plateau. Durch die sandige Ebene stapfend erreichen wir letztendlich wieder unser Auto.
Im Camp setzen wir uns dann erstmal in unsere Klappstühle in den Schatten, machen die Beine lang und mampfen ham’n cheese sandwiches mit kühler lemonade.
Später fahren wir noch hinunter zum National Park backcountry permit office ein paar Meilen südlich von Moab down town, wo wir schon mal unsere outdoor permits und unsere Route für die nächsten Wochen mit den Rangern abklären. Die diensthabende Rangerin ist sehr engagiert, telefoniert und mailt mit verschiedenen ranger stations, und druckt für uns auch schon alle benötigten Unterlagen aus. So haben wir schon alle unsere Canyonlands backcountry permit confirmations für fast den gesamten Urlaub zusammen (normalerweise ist dies nur 14 Tage im Voraus möglich), das wird uns in den nächsten Wochen weite Umwege sparen - thanx a lot!
Zum krönenden Abschluss des Tages geht es abends dann zum legendären Blu Pig BBQ in Moab,
wo sich kurze Zeit später riesige Stapel von Spareribs, Pommes und Coleslaw zuerst auf unseren Tellern türmen, und dann in unseren Mägen verschwinden – Rülps!
Die nächsten Tage wird die Kost dann wohl etwas magerer ausfallen, befürchten wir …
Hi Christian,
was für eine tolle Canyoning Tour! Die Bilder sind super beeindruckend!
Wir haben in Moab im Sommer auch die "Land before Time" Tour (da gibts wohl auch noch ein paar andere Namen) oder eine Alternativtour im Auge und ich habe es nur noch nicht geschafft zu buchen, weil ich die Entscheidung zwischen den Alternativen scheue. Leider werden wir das nicht selbstorgansiert machen sondern mit einem Guide unterwegs sein. Aber falls das die gleiche Tour ist wie bei euch, wäre das Buchen das erste, was ich heute abend mache! Habt ihr euch die Tour so selbst zusammengestellt oder vielleicht sogar an einer Tour der dortigen Anbieter orientiert?
Liebe Grüße, Mike
Experience!
Scout Womo-Abenteuer.de
Hallo Mike,
(Bericht folgt ...), kann ich nur wärmstens empfehlen!
"Land before Time" haben wir natürlich auch gemacht
(andere Namen für die selbe tour, je nach Anbieter: "rock of ages" / "tear drop arch")
Die Abseilstelle am tear drop arch ist nochmal ein wenig länger und höher als bei der Morning Glory Bridge (nämlich 40m),
und man geht dann auch durch einen kleinen Slot Canyon. Die zweite Abseilstelle ist auch genial. Insgesamt landschaftlich sehr spektakulär!
Also "Morning Glory Bridge" oder "Land before Time" ?
beide Touren sind absolut genial, die Entscheidung ist tatsächlich sehr schwierig,
ich würde euch aber einen Tick eher die "Land before time" empfehlen, ist auch zeitlich ein wenig länger.
Die Touren haben wir uns selbst herausgesucht, inzwischen gibt es ja genug websites mit Beschreibungen und Bewertugen sowie Videos dazu im internet.
Ihr habt ja bisher immer gute Erfahrungen mit Guide gemacht, da ist man halt auf der sicheren Seite, wenn man unsicher ist.
Selbst für mich als Bergsteiger sind das wahnsinns hohe und steile Abseilstellen, die ich so in der Art auch noch nie erlebt habe, und ich muss mich auch schon stark konzentrieren keine Fehler zu machen.
have fun, kind regards,
Christian