Wir stehen wieder früh auf. Heute verlassen wir den wunderschönen Pacific Rim und fahren zurück auf die Ostseite. Tagesziel ist Campbell River, wo wir übernachten wollen, bevor es am nächsten Tag in den Norden der Insel geht.
Die Sonne scheint wiederum von einem wolkenlosen Himmel und die Fahrt zurück nach Port Alberni ist wiederum traumhaft schön.
Kurz vor Port Alberni legen wir noch einen Zwischenhalt im Sproat Lake PP ein und laufen zu den Petroglyphs:


In Port Alberni erledigen wir nochmals unsere Einkäufe und fahren dann nonstop weiter bis kurz vor Campbell River, wo wir den Highway verlassen und an der Küste einen kleinen Picknick-Rast machen. Der Blick auf die Coast Mountains ist bei diesem Wetter ein Gedicht.

Kurz nach 14 Uhr fahren wir weiter Richtung Campground, wir wollen rechtzeitig dort sein, da das Wochenende vor der Türe steht und der grösste Teil des Campgrounds um diese Jahreszeit FCFS ist.
Wir erreichen den Quinsam River CG kurz nach halb drei Uhr und trauen unseren Augen nicht: wir fahren und fahren den CG entlang und alle Plätze sind besetzt. Ich gerate schon langsam in Panik, mittlerweile sind wir schon bei Site 60, als wir endlich eine freie Site im Wald entdecken, die gar nicht mal so schlecht ist. Wir belegen Site 68 und laufen den Rest noch zu Fuss. Es gibt noch weitere freie Plätze Richtung Ausgang, aber unsere gefällt uns am besten und so bleiben wir dort stehen. Als der Host abends zum Einkassieren vorbeikommt, erfahren wir, dass der CG voll besetzt ist. Crazy um diese Jahreszeit.

Nach einer Kaffeepause laufen wir eine Runde über den Platz und an den Quinsam River. Ich staune nicht schlecht, standen wir doch vor 10 Jahren direkt am Fluss auf einer wunderschönen Site. Mittlerweile wurde viel gerodet und die Plätze direkt am Wasser sehen aus meiner Sicht nicht mehr so einladend aus. Daher bin ich mittlerweile froh, dass es mit der Reservation der wenigen Plätze am Fluss nicht geklappt hat. Uns gefällt es im Wald einiges besser, dort hat man auch mehr Privatsphäre als direkt am Wasser.
Die Stimmung am Quinsam River ist traumhaft mit der nachmittäglichen Sonne und den Herbstfarben. Weniger traumhaft ist das Schild am Ende des CG, welches besagt, dass der Trail zur Quinsam Brücke wegen Naturereignissen gesperrt ist. Wir wollen nämlich später noch zur Quinsam River Hatchery resp. zum Fluss in der Nähe gehen, da man dort zu dieser Jahreszeit Bären beim Lachsfang sehen kann. Schaun mr mal, so schnell lass ich mich als Berglerin nicht ins Boxhorn jagen.


Kurz vor 5 laufen wir mit Kamera bepackt los, mal sehen, wie weit wir auf dem Weg kommen. Eigentlich ist es eher ein wenig begangener Pfad. Ausser an zwei Stellen, wo man über platzierte Holzstücke über kleine Gräben balancieren muss, kommen wir problemlos bis zur Brücke. Dort befindet sich der offizielle Parkplatz; anhand der vorhandenen Autos sind wir offensichtlich nicht allein, was sich beim Weitergehen auf der gegenüberliegenden Seite bestätigt. Am Fluss sitzt ein Fotograf mit seinem langen Rohr und auf dem Weg, welcher definitiv mehr begangen und in besserem Zustand ist, kommen uns doch mehrere Male Menschen entgegen. Der Weg verläuft kurz über Treppen hoch und wieder runter zum Fluss.

Noch ein kurzes Stück weiter und vor uns stehen und sitzen mehrere Menschen mit Kamera, Handy und sonst weiss was am Flussufer und boahhh ![]()
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, direkt dahinter ein wunderschöner, gut genährter Schwarzbär auf Lachssuche. Aufgeregt suchen wir ein Plätzchen, sind zu Beginn noch etwas zaghaft und weiter entfernt, nähern uns dann aber wie die anderen Menschen etwas näher an das imposante Tier heran.

Was für ein Kino, ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke.
Stamp River war im Gegensatz dazu das reinste Aufwärmprogramm. Das hier ist eine ganz andere Liga: der Bär oder vermutlich eher die Bärin steht keine 5 Meter vor uns und lässt sich durch nichts stören.

Was für ein schönes Tier
. Unermüdlich schaut der Bär auf und abwärts, ob nicht gleich ein Lachs daher schwimmt. Das Ganze gleicht dem Zuschauen eines Tennismatches: Kopfbewegung links, Kopfbewegung rechts
. Dazwischen mal eine Springeinlage und dann geht das Ganze wieder von vorne los:



Das Schauspiel erstreckt sich mindestens über eine halbe Stunde, später kommt noch ein Jungbär etwas weiter links aus dem Dickicht:

Kurz vor 6 Uhr verabschieden wir uns schweren Herzens von unserem Bärenparadies – wir müssen ja wieder den ganzen Weg zurück zum Campground und die Dämmerung setzt langsam ein.
Zurück bei der Brücke gibt es das nächste Schauspiel: auf der Brücke stehen bereits ein paar Menschen und verfolgen das Spektakel beim letzten Haus auf der anderen Seite. Offensichtlich hat ein Bär die volle Mülltonne umgestossen und durchsucht, mittlerweile sind die Bewohner aus dem Haus gekommen und das Ganze könnte einem Comedy-Film entsprungen sein: die Frau liest hektisch die Sachen zusammen, ihr Mann steht etwas entfernt mit einem Baby auf dem Arm und hinter der Frau bewegt sich der buschartige Baum – offensichtlich hat sich der Bär dorthin verzogen und klettert nun auf dem Geäst herum. Das war so lustig.![]()
Die Menschengruppe neben uns ist sich einig: was ist das für ein Mann, der seine Frau zum Aufräumen in die Nähe des Bären lässt und wie zur Hölle kommt man auf die Idee, mit einem Baby überhaupt nach draussen zu gehen? Ich nehme mal an, dass die Einheimischen ihre Pappenheimer kennen und die Situation richtig einschätzen können. Nachdem die Familie verschwunden ist, kommt der Bär auf jeden Fall wieder aus dem Busch heraus, es könnte ja noch etwas Essbares herum liegen. ![]()

Wir aber gehen eilig weiter, mittlerweile wird es definitiv langsam dunkel. Wir sind wiederum komplett allein auf dem Pfad unterwegs und es mir sehr mulmig zumute. Ich mache bewusst Lärm und singe zwischendurch. Das mein komisches Gefühl richtig war, wird sich vier Tage später weisen, aber mehr dazu im dazu gehörigen Abschnitt.
Und zu guter Letzt noch der krönende Abschluss eines weiteren perfekten Tages: wir können – yippiee endlich ein Lagerfeuer machen! Und so gibt es nach unserer Rückkehr vom Bärenparadies unser erstes Lagerfeuer der Reise. Wie wir dies geniessen, brauche ich nicht zu erwähnen, es war herrrrrliiiich. ![]()
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Schöne Grüsse / Flo
Hallo Flo
Wow, was für tolle Bilder!
Das war sicher eine Erlebnis, so nahe an einen Bären zu sein und diesen zu beobachten. Ich bin einfach fasziniert von dieser Tierart
Ich bin gespannt, was ihr noch alles erlebt.
Viele Liebe Grüsse, Sandra :)
Hallo liebe Flo,
einfch wunderbar! Aber nur 5m vom Bär entfernt, auch wenn er mit dem Lachsfang beschäftigt ist - ich weiß nicht, ob ich mich das getraut hätte... Und mit Frau und Baby an der Mülltonne... das ist ja noch besser!
Das wollen wir mal hoffen!
LG, Inga
Hallo Flo,
wieder eine aufregende Bärenbegegnung! Sowas vergisst man nicht, ein so mächtiges und schönes Tier so nah erleben zu können. Wir hatten auch eine ähnliche Situation auf unserer letztenTour. Der Quinsam CG hat uns sehr gut gefallen, wir konnten leider die Umgebung und den Flusslauf aus Zeitmangel nicht so eingehend erkunden wie ihr. Um so mehr erfreue ich mich jetzt an deinen schönen Bildern...
Viele Grüße, Irma
2012 Südwesten 2015 Yellowstone/Badlands/RMNP Herbstfahrer's Reiseberichte
Liebe Sandra
Danke für das Kompliment - es war in der Tat ein besonderes Erlebnis, so nah an meinen Lieblingstieren
. Einmalig darf ich nicht sagen, denn es gibt noch steigerungswürdige Fortsetzungen
, der Quinsam River hat uns magisch angezogen sage ich nur...
Grüessli und guet Nacht
Flo
Flo's Berichte: Westkanada mit VI (2016), Indian Summer in Ontario (2018), Colorado Plateau (2019), Rockies im Herbst (2021)
Hej Inga
Ehrlich gesagt: mir war auch nicht ganz wohl dabei, schlussendlich sind es wilde Tiere. Der "es-rutscht-mir-das-Herz-in-die-Hose-Moment" kommt dann ein paar Tage später, mehr sei noch nicht verraten, aber das Ganze hatte noch eine Steigerung.
Und die Szene mit dem Paar und dem Baby war wirklich sehr lustig anzuschauen, das Rascheln und Wanken des Busches im Hintergrund war zum brüllen komisch
.
Du lieferst aber auch nur ein Highlight nach dem Andern ab in deinem Reisebericht. Da bekomme ich gerade wieder Sehnsucht
.
Grüessli uss dr Schwiiz
Flo
Flo's Berichte: Westkanada mit VI (2016), Indian Summer in Ontario (2018), Colorado Plateau (2019), Rockies im Herbst (2021)
Hej Irma
Schade, hattet ihr nicht mehr Zeit am Quinsam River. Das war rückblickend DAS Highlight unserer Reise, so schön der Stamp River auch war, die Erlebnisse am Quinsam hat es um Längen getoppt.
Grüessli
Flo
Flo's Berichte: Westkanada mit VI (2016), Indian Summer in Ontario (2018), Colorado Plateau (2019), Rockies im Herbst (2021)
Hallo Flo,
der Quinsam Campground ist für eine nächste Reise nach Vancouver Island schon mal gesetzt, wann auch immer sie stattfinden wird!
Wobei ich unser Bärenkino am Stamp River direkt vom Essplatz von Site 14 aus schon cool fand.
Viele Grüße
Alex
I love not man the less, but nature more
Reisebericht "The Big Circle" (LAX-LAX)