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Tag 05: Grand Canyon - Colorado River

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dominikmoor
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Beigetreten: 27.10.2019 - 00:33
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Tag 05: Grand Canyon - Colorado River
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Mittwoch, 18. September 2024
Gefahrene Meilen: 
0 Meilen

Heute wollten wir früh am Canyon sein, um auf dem South Kaibab Trail ein bisschen hinunter zu wandern. Nach einem Frühstück mit Speck und Rührei stresste ich meine Familie, damit sie ein bisschen schneller vorwärts machen würden.

Wir standen um 06:30 an der Bushaltestelle des Mather Campgrounds bereit für den Transport. Dann warteten wir und warteten wir. Als nach einer 1/2 Stunde das Shuttle immer noch nicht kam, bemerkten wir, dass im Herbst die Shuttles erst ab 7 Uhr fahren. Doch ab wo? Für eine Rundtour braucht das Blue Route Shuttle 50min. Nach insgesamt 50 Minuten warten schlug meine Frau vor, bis zum Visitor Center zu laufen. In der Befürchtung, dass das Shuttle gleich kommen könnte, liefen wir los. Die anderen wartenden Fahrgäste, 4 junge Deutsche, blieben an der Haltestelle zurück. Als dann auf halber Strecke das Shuttle an uns vorbeifuhr und ich die winkenden Passagiere sah, liess ich mich zu ein paar Fluchwörter hinreissen. Wenn wir jetzt noch das Anschlussshuttle verpassen würden... Ich wollte gar nicht daran denken.

Zum Glück erreichten wir das Anschlussshuttle gerade noch rechtzeitig und sahen die Deutschen wieder. Die wollten den ganzen South Kaibab Trail bis hinunter zum Colarado River laufen und dann den Bright Angels Trail wieder hinauf. Insgeheim habe auch ich von dieser Möglichkeit geschwärmt. Aber nach dem dringlichen Abraten der Infotafel am Visitor Center und ein wenig Kopfschmerzen am Vorabend verwarf ich diesen Gedanken schnell. Der Trail war mässig steil und gut machbar. Wir liefen vorbei am Ooh-Aah-Point bis zu Cedar Ridge. An diesem flachen Aussichtspunkt machten wir Rast und schossen viele Fotos. Eine empfehlenswerte Familienwanderung am Grand Canyon.

Die grandiose Aussicht brachte mich kurzerhand zu einem Entschluss: Ich wollte hinunter zum Colorado River! Beim Abschied von meiner Familie war mir dann doch nicht ganz wohl dabei. Aber ein alter Grenadier wird das wohl noch schaffen können. Mittlerweile war es doch schon nach 09:00 Uhr und es begann warm zu werden. Schnell ass ich noch ein paar Cookies, packte 3 Gatorade ein und lief los. Je weiter es hinunterging, desto mehr machten sich meine Knie und Hüften bemerkbar. Am Colorado lief ich über die Black Bridge und schaute mir die die alten Siedlungen aus der Vorzeit an. Ich hatte nicht gewusst, dass dort unten einst Menschen lebten. Ich erfrischte mich an einem kleinen Bach und überquerte die Silver Bridge.

Bereits um 12:00 Uhr nahm ich dann den Aufstieg auf dem Bright Angels Trail in Angriff. Zuerst ging es eine Zeit dem Fluss entlang bis zu zum Havasupai Campground, wo ich zum ersten Mal eine kleinere Pause machte und frisches Wasser auffüllte. Es war jetzt 13:30 Uhr und ein 1/4 des Aufstiegs geschafft. Wow, ich war wirklich gut unterwegs! Nächstes Ziel war das 3-Mile Resthouse. Meine Schritte wurden jetzt immer schwerer und schwerer. Der Blick nach oben liess mich zum ersten Mal daran zweifeln, ob ich heute das Rim noch erreichen würde. Mühsam schleppte ich mich zum Resthouse. Immerhin war jetzt die Hälfte geschafft.

Da mir ein bisschen schwindlig war, legte ich mich hin. Dann musste ich mich übergeben. Wenigstens ging es mir dann wieder besser. Ein Amerikaner kam hinzu und fragte mich, ob alles ok sei. Ich bejahte und lief weiter in Richtung 1.5 Mile Resthouse. Ich erinnerte mich daran, wie ich heute Morgen meine Familie gestresst hatte. Ich nahm mir vor, dass ich für den Rest der Reise gelassener im Umgang mit den Kids sein will. Nun kamen Krämpfe in Oberschenkel und Waden hinzu und ich musste mich erneut übergeben. Aufgeben kam nicht in Frage. Ich wollte definitiv nicht zu den jährlich 250 Menschen gehören, welche im Canyon gerettet werden müssen. Und ja, auch nicht zu den 3 Menschen, die im Jahr 2024 bereits im Canyon gestorben sind. Immerhin war jetzt 3/4 geschafft. Mit langsamen Schritten kämpfte ich mich dem Trail entlang hoch.

Erneut musste ich eine Pause machen und erbrach. 2 Frauen, es waren Krankenschwestern aus Vermont, kamen hinzu und sagten, dass sie 911 anrufen werden. Ich sagte: "No 911, im feeling much better now." Sie fragten mich nach dem Namen und dem Datum des heutigen Tages. Nach korrekter Antwort begleiteten sie mich auf dem letzten Stück hinauf zum Rim. Zögernd gab ich auf ihr Verlangen hin meinen verschwitzten Rucksack ab. Im Wissen um medizinisch gut ausgebildete Begleitpersonen war es nicht mehr weit und die letzten Meter gingen zum Glück schnell vorbei. Ich bedankte mich für die Unterstützung und setzte mich in das Shuttle zum Campground.

Beim RV angekommen begrüsste mich meine Familie. Erschöpft liess ich mich ins Bett fallen. Die Jungs begleiteten mich danach zu den Restrooms, wo eine wohlig warme Dusche die Strapazen von meiner Haut wuschen.

 

scanfan
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Beigetreten: 27.06.2013 - 16:37
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RE: Tag 05: Grand Canyon - Colorado River

Servus Dominik,

 

Nun kamen Krämpfe in Oberschenkel und Waden hinzu und ich musste mich erneut übergeben.

Nochmal gut gegangen, aber die Aktion war schon sehr grenzwertig🤔

 

Liebe Grüße

Micha
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Bernhard
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Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
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RE: Tag 05: Grand Canyon - Colorado River

Hi Dominik,

Micha schrieb:

Nochmal gut gegangen, aber die Aktion war schon sehr grenzwertig🤔

... um nicht zu sagen; gefährlich.

Wieviel Wasser (und Energie/Mineral-Riegel) hattest du denn dabei ?

Solch ein Unternehmen sollte man nie so spontan angehen!

Alles Gute!

Bernhard

 

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dominikmoor
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Beigetreten: 27.10.2019 - 00:33
Beiträge: 38
RE: Tag 05: Grand Canyon - Colorado River

Ich hatte 3 Flaschen Gatorade und ein Pack Erdnüsse dabei. Wasser gibt es genug unterwegs nach oben auf dem Bright Angels Trail. Normalerweise hätte mir das gut gereicht aber ich war overpaced und hatte einen Sonnenstich. Manchmal sind halt die spontanen Abenteuer interessanter. Eine Erfahrung mehr.