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Tag 17: Faulenzia am Lake Powell

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robbelli
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Beigetreten: 07.09.2012 - 07:53
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Tag 17: Faulenzia am Lake Powell
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Samstag, 31. August 2024
Gefahrene Meilen: 
83 Meilen
Fazit: 
Ganz klar - für's Faulsein sind wir nicht gemacht ;-)

Weil wir aus der Zwei- eine Eintagespaddeltour gemacht haben, ist nun ein Urlaubstag über. Wie nutzen wir den? Wegen der Hitze besichtigen wir zunächst den Glen Canyon Dam.

Das Visitor Center ist supertoll gemacht, wie wir das aus den USA kennen. Das haben sie echt drauf, wenns auch an manch Anderem mangelt.

Eine geführte Besichtigung wie beim Hoover Dam gibt es hier leider nicht, wir schauen uns nur einen Film zum Bau des Damms an und fotografieren draußen noch ein bisschen.

 

 

Weil es so heiß ist, holen wir nur noch schnell einige Vorräte beim Walmart und fahren zum Antelope Point, um dort zu baden. Mal gucken, ob wir noch einen Zugang zum Lake Powell finden, so viel Wasser hat er ja gerade nicht.

Wir haben Glück und finden sogar eine kleine Bucht, in der wir alleine sind und bleiben. Wir machen uns Schatten mit unserem Tarp, bauen unsere Stühle auf und chillen dort.

Schön hier. Ein bisschen baden schadet auch nicht, ist sehr erfrischend. Weil Wochenende, ist auf dem See unheimlich viel los. Außer Paddlern und SUPlern fahren auch jede Menge motorisierte Watertoys rum. Laute und auch seeehr laute, aber das ist eben der american way of life…

  

Nach der zweiten Baderunde bleibe ich beim Rausgehen aus dem Wasser mit dem kleinen Zeh an einem Stein hängen. Kennt man ja, passiert zuhause auch hin und wieder an Stuhl- oder Tischbeinen… Verflixt, das hier tut aber mächtig weh, nicht nur kurz und nicht nur am Zeh, so ein Sch….

Da wir eh genug vom Faulenzen haben und heute noch zum Alstrom Point fahren wollen, um dort die Nacht zu verbringen, brechen wir auf. Die Kletterei zurück zum Auto ist eine kleine Herausforderung, irgendwie humple ich mit den anderen beiden mit und komme auch wieder oben an.

Die Wolken sehen in Richtung Alstrom Point ein wenig bedrohlich und nach Gewitter aus, das ist uns jetzt nicht ganz so geheuer, wenn wir auf solchen Straßen wie der Smokey Mountain Road unterwegs sind. Sämtliche Wetter Apps sagen aber, dass es trocken bleiben soll.

 

 

Also verfolgen wir unseren Plan erst mal weiter und sind zum dritten Mal völlig fasziniert von dieser unglaublich trockenen, öden aber doch abwechslungsreichen Landschaft.

  

Irgendwann, nach einem guten Drittel der Strecke, meldet unser SUV einen nicht eindeutig definierbaren Fehler. Wir sind verunsichert und aufgrund der immer dunkler werdenden Wolken entscheiden wir uns, umzukehren. 

Die Fehleranzeige erlischt nach einer Weile zwar wieder, aber wir bleiben dabei, sicherheitshalber geht es zurück auf Asphalt.

Noch auf der Gravelstrecke kommt uns aber nun Jeep um Jeep entgegen. Da wir das Labourday Wochenende haben, sind wohl einige Locals zum Alstrom Point unterwegs. Dann fällt es uns grad eh nicht schwer, zu verzichten, da wird vermutlich heute Party sein.

Wir überlegen uns eine Alternative zum Übernachten und fahren zum White House Campground. Für übermorgen haben wir permits für die South Coyote Buttes, da passt das als Ausgangspunkt ganz gut.

Außer einem Mädel mit Dachzelt und Hund sind wir hier zunächst alleine und es ist auch schon nach 19Uhr.

Der CG liegt wunderschön und die Aussicht gibt auch echt was her. Leider sind aber die einzelnen sites im Moment total verwahrlost. Wir müssen erst mal Gärtner spielen, damit wir uns an den Massen dornigen Gebüsches nicht verletzen und freie Flächen für unsere Zelte haben. Das Tent Pad ist direkt völlig unbrauchbar, es ist total überwuchert. Der Rest lässt sich einigermaßen mit dem Spaten beseitigen.

 

Es wird schon sehr dämmrig, als rund zehn Hiker nach und nach hier eintrudeln, die den Paria Canyon besucht haben. Mit einem kommen wir ins Gespräch. Er erzählt von einer plötzlichen Flash Flood und dass sie teilweise bis zur Brust im Wasser standen. Er sei mächtig froh, nun wieder unversehrt hier angekommen zu sein. Waren die Wolken, die wir nachmittags gesehen haben, doch nicht so ohne.

Als die Sonne hinter den Bergen verschwindet, wird es etwas kühler und wir können lange draußen sitzen und den Sternenhimmel bewundern.

 

Bis der erste Spätankömmling gegen 22 Uhr hier aufschlägt, dann ist erst mal ne Weile Feierabend mit der Sternenpracht. Nach guten 30 Minuten ist er aber soweit klar, dass er keine Scheinwerfer mehr zum Aufbau benötigt und unsere Augen machen sich wieder mit der Dunkelheit vertraut.

So lange, bis der zweite Spätankömmling gegen 23Uhr anbraust. Der hat das volle Programm dabei und nimmt exakt den Platz neben unserem, obwohl noch einige andere frei sind. Schnell ein paar Magnetflutlichtstrahler ums Auto herum montiert, dann geht der fröhliche Aufbau los.

Das wars dann wohl mit gemütlich und wir verziehen uns in unser Zelt, wo wir noch lange fast taghell haben wegen der Beleuchtung unseres Nachbarn.


Noch ein Nachtrag zum Visitor Center am Glen Canyon Dam: Ich war so berührt von einem Text, der in Wellenform über eine riesige Infowand gestaltet war, dass ich mir das Ganze abfotografiert und nun abgeschrieben habe. Der Colorado erzählt...  ich finde, es lohnt sich, das zu lesenheart.


I begin as snow falling high in the Rocky Mountains, each flake different from its neighbor, each shaped by the weather that day – hard, dense ice crystals on a wet day, light fluffy puffs of snow on a cold dry day.

Snowflakes collect together into snow pack, measured and noted by climatologists. I gather my forces over the winter, and in spring I melt into water droplets and am pulled by gravity, trickling into rivulets, running into creeks, coursing into streams, and as I flow downhill, my streams join together, more and more water until I plunge and swirl into great rushing rivers like the Green, the White, the Gunnison, the San Juan.

Small rivers join bigger rivers and eventually I come together to form the mighty Colorado.

I follow a course well known to indigenous peoples, a course I have carved over uncountable centuries. They call me by my most ancient names.

They still use my waters for traditional ceremonial purposes, for irrigating their traditional crops of cotton and corn, and for irrigating new crops too, like alfalfa and potatoes.

I participate in their ceremonies and flow through landscapes populated with their ancestors and histories.

In the depths of my canyons, fish swim against my flow, birds hunt for fish, plants of every type draw my water through their roots, animals of every description drink from my shores.

Most species are old friends, but some are new to me. I give them all freely.

I run a course used by many explorers, adventurers and scientists as they try to conquer me, describe me, map me, understand me.

I encounter new places like Lake Powell, where people gather with friends and family, float on my placid surface, hike tributary side canyons, soak in the sun, make memories.

Here I gather my waters, build my power, and slowly make my way through the reservoir until suddenly I plunge into a tight chute and slam against the blades of a massive turbine, pushing it with my incredible force.

Dam and powerplant operators measure me, harness my power and share it with the West, powering factories and farms, lighting lamps on city streets and nightlights in babies' rooms.

I am released back into familiar Glen Canyon, a deep and timeless canyon I have hewn from rock, every twist and bend well known to me.

I carry silt and stone through the ancient Grand Canyon to carve it ever deeper. People draw water from me to irrigate nearby fields just as they have since time immemorial, to make distant deserts burst with new and delicious fruit, to feed their families, to feed their nations.

You have probably eaten fruit grown by farmers with my water.

I am joined by still more of my tributaries as I flow towards Mexico, where people also use my water to grow crops to feed their families an their nation.

Still I trickle towards my delta, nearly dry now, a delta I have reached only a handful of times since I was dammed, a delta barely remember, where once I kissed the sea.

Instead, I rush, I gush, I course through canals, pipelines, irrigation jets, tubes, taps, always ready, always flowing, always serving, every drop accounted for, every drop needed, every drop precious – the source of life.

Liebe Grüße

Elli
Scout Womo-Abenteuer.de

Bernhard
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Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
Beiträge: 16363
RE: Tag 17: Faulenzia am Lake Powell

Hi Elli, 

Eine solche Sternenpracht zu sehen und zu fotografieren, ist schon etwas sehr besonderes und es bleibt in der Erinnerung -- selbst wenn sie von Spätankömmlingen schnöde unterbrochen wird.

Wegen solcher Texte kann man nur jedem Besucher dringend raten, auch bei Zeitnot das Visitor Center aufzusuchen: die Geschichte des Wassers und des Lebens von Nord nach Süd. 

Herzlichen Gruß 

Bernhard 

Scout Womo-Abenteuer.de


Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)