Sonntag, 28.08.2022

Valdez – Ausflug mit der LuLuBelle

Wir stehen früh auf und es regnet nicht. Toll, das ist die Voraussetzung die wir für unseren Ausflug heute gebrauchen können. Vorsichtshalber nehme ich heute nur ein leichtes Frühstück zu mir und schlucke gleich noch 2 Reisetabletten hinterher, den Rest packe ich ein und nehme ihn mit, sicher ist sicher. Nach dem Frühstück verlassen wir den Platz und fahren zum LuLuBelle-Anleger. Direkt dort finden wir auch 2 Parkplätze für unsere TC´s und laufen die letzten 200 m zur LuLuBelle, dort warten wir dann auf´s Boarding.

Der Eigner Fred empfängt uns und sorgt erstmal dafür, dass wir die Schuhe ordentlich abputzen und sein Schiff nicht beschmutzen bevor wir an Bord dürfen. Sobald er alle hier Anwesenden eingeladen hat, legt er auch schon ab und es geht los. Auf dem Boot ist für Alle sowohl drinnen wie draußen reichlich Platz auch zum Sitzen, insgesamt scheint der Ausflug nicht ausgebucht zu sein, so dass wir uns in alle Richtungen gut bewegen können. Uns gefällt besonders, dass das Boot nicht mit den Touristenausflugsschiffen in Seward zu vergleichen ist, sondern allein schon von der Art viel familiärer und freundlicher daher kommt, als die Großflotte der Tourismusbranche in Seward.

Als wir uns der Hafenausfahrt nähern liegt noch Nebel über der See und die Berge sind teilweise noch in den Wolken, es sieht aber insgesamt auch nicht nach Regen aus, wie schön, dass kann heute wirklich was werden. Je weiter wir rausfahren, desto besser wird das Wetter und es klart weiter auf. Fred ist pausenlos am Erzählen und Erklären, man kann das hier gar nicht alles wiedergeben, das muss man selbst erlebt und gehört haben, zum Teil ist es echt interessant und informativ und zum Teil mehr unterhaltsam. Fest steht aber nach dem Ausflug, der Mann kann 8 Stunden ohne Punkt und Komma babbeln ohne heiser zu werden.

Allein das Licht- und Schattenspiel am frühen Morgen in Verbindung mit den tiefhängenden Wolken vor der Küste und dem Nebeldunst der über dem Wasser liegt faszieniert uns schon. Ich kann bei der Bilderauswahl gar nicht entscheiden welche ich Euch hier einstellen soll.

Nach ca. 20 Minuten wird die LuLuBelle langsamer und Fred macht uns darauf aufmerksam, dass vorne etwas im Wasser treibt. Es ist ein Rudel? Seeotter, die gelangweilt im Wasser liegen und neugierig zu unser herüber schauen, dann taucht ein zweites und drittes Rudel? dieser putzigen Tiere auf. Mein Gott sind die trollig, allein die Gesichter der kleinen Kerlchen und die Mimik sind wirklich bezaubernd. Wir fahren ganz langsam an ihnen vorbei und nehmen erst wieder Fahrt auf nachdem sie abgetaucht sind.

Es geht weiter die Küstenlinie entlang und der Nebel über der See und die Wolken, die zwischen den Bergen hängen verziehen sich immer mehr, stellenweise kommt jetzt sogar die Sonne heraus.

Gottlob ist die See ruhig, so dass meine Tabletten Wirkung zeigen und mir die Fahrt auch im Magen bekommt. Fred hält dann auf die Küste zu und wir kommen an Strände wo die Seelöwen in Kolonien liegen und die Puffin´s  in den Felsen und in der Vegetation nisten. Hier fällt mir dann auf, wir haben leider unser Teleobjektiv im TC vergessen, Bullshit, ausgerechnet heute, wo wir es dringend gebrauchen könnten. Fred lenkt die LuLuBelle teilweise in Höhlen, die die See in die Felsen gegraben hat, schon spektakulär.

Anschließend geht es weg von der Küste raus auf die offene See, hier begleiten uns 2 Orca´s eine ganze Weile. Die beiden schwimmen direkt neben dem Boot her und tauchen immer wieder ab und auf.

Fred lenkt die LuLuBelle in einen anderen Fjord und wir kommen an schwimmenden Eisbergen und Eisschollen vorbei und halten direkt auf den Columbia Glacier zu. Am Ufer entdeckt Fred dann auch noch einige Mountain Goats die in aller Ruhe am Ufer grasen.

Mittlerweile haben sich sämtliche Wolken verzogen und die Sonne lacht und strahlt mit uns um die Wette. Durch den Fahrtwind ist es jedoch schweinekalt außerhalb der Kabine und wir sind froh über die Thermounterwäsche und die Zwiebelkleidung inklusive Mütze, Schal und Handschuhe, da wir uns kaum drinnen aufhalten, so viel gibt es draußen zu sehen. Wir turnen auf dem ganzen Schiff herum und sind einfach nur faziniert von dem was wir sehen.

Mittlerweile nähern wir uns dem Gletscher und einer der Mitarbeiter von Fred geht mit einem Netz Eiswürfel für die Getränke an Bord angeln und erklärt uns, dass das das beste Eis „ever“ ist. Um das Schiff herum ist das Meer jetzt voller Eisbruch, Fred muss ganz langsam an den Gletscher heran fahren, da die Eisschollen unter Wasser noch riesig sind und das Schiff beschädigen könnten. Es ist irre das so in der Natur zu erleben. Auf den Eisschollen die im Wasser treiben liegen vereinzelt Robben und dösen in der Sonne. Je näher wir dem Gletscher kommen,  nimmt die Höhe der Eismasse öHöhHGöheauf einmal ein Ausmaß an, dass wir uns nie und nimmer hätten vorstellen können. Die Farben mit dem Blauanteil im Eis, phänomenal. Wir sind hin und weg.

Nach einer halben Stunde Fotosession schmeißt er den Motor wieder an, fährt langsam aus dem um uns treibenden Eis heraus um anschließend Vollgas zu geben. Es dauert gar nicht lange und die beiden Orca´s tauchen wieder auf und begleiten das Schiff wieder ein ganzes Stück.

Das Wetter hält heute und wir fahren nach 8 Stunden voller Staunen und Spaß zurück in den Hafen, da sind wir uns mit Ines und Ingo aber sowas von einig.

Wow, war das toll, das Wetter heute grandios, wir haben ganz viel gesehen und mein Magen hat gehalten ohne das ich Tabletten nachlegen musste. Was für ein Tag.

Fred hat uns den ganzen Tag die Ohren zugelabbert mit Informativem, Lustigem, Traurigem und vor allen den Dingen mit gaaanz viel Spaß. Er hat uns ebenfalls sehr viel Zeit für Fotos gelassen und einfach nur zum Anschauen den vielen vielen Tierbegegnungen die wir hatten. Auf der LuLuBelle konnte man für relativ kleines Geld kalte und heiße Getränke sowie Snacks und Süppchen (zum Aufwärmen) kaufen. Sozusagen ein Tag mit ganz viel Entertainment.

So schön hätte die Tour in Seward auf dem größeren Schiff mit einem vielfachen an Touristen an Bord gar nicht werden können und wir sind froh es hier in Valdez mit der Lulubelle und Fred so erlebt zu haben. Eine echte Empfehlung von uns für jeden von Euch, der mal hier in der Nähe ist.

Zurück im Hafen verabschieden wir uns erstmal von Ines und Ingo, die Beiden wollen heute noch zackig weiter und wir wollen noch hier bleiben und uns morgen noch ein bisschen was ansehen. Mittlerweile wissen wir ohnehin, spätestens in Haines sehen wir uns wieder, wenn wir uns vorher nicht nochmal über die Füße fahren. Die Strecke ist von uns jeweils die gleiche aber wir haben einen anderen Tagesablauf. Mal sehen wie´s weiter kommt.

Wir fahren abends nochmal an die Fischfabrik, sind aber von den Eindrücken heute noch so geflashed, dass wir dafür keinen Sinne mehr haben, geben also erstmal auf und fahren wir auf den KOA Campground den wir bereits beim Vorbeifahren gesehen haben. Hier lernen wir junge Leute aus North Pole, Alaska,  kennen, die uns an ihr Campfire einladen und uns viel von sich erzählen, auch dass sie jedes Jahr um diese Zeit hier eine Woche Urlaub machen, da sie es sich nicht leisten können, Fisch im Winter einzukaufen. Sie fangen also ebenfalls auch alles was sie über die Wintermonate brauchen um Kosten zu sparen. Wir erzählen aus Deutschland – sie aus Alaska, es wird ein richtig schöner Abend mit amerikanischem Bier und einem riesigen Campfire.

Gefahrene Kilometer: so gut wie nix – vielleicht 20