Der bisherige Urlaub war so unglaublich abwechslungsreich, so haben wir es zumindest empfunden, dass das Konstrukt durchaus das Zeug hat, als Farewell Tour zu gelten. Vom Schnee in Santa Fe zu den Badlands im Petrified Forest bis zum Schifferl fahren in San Diego, Wasserfälle, hohe Berge und geile Felsformationen und tolle Farben im Capitol Reef waren bisher dabei. Einen durchaus wichtigen Punkt in einem USA West Urlaub haben wir jedoch bisher vermisst: Die Slot Canyons, - aber das wird sich heute ändern!
Es hat nur 10 Grad, als wir um 8.45 Uhr auf der US 89 nach Norden fahren. Es sind nur ein paar Meilen bis zum Trailhead. Peek-a-Boo, ein Versteckspiel, dass bei uns in Bayern "Guckste" heißt, ist namensgebend für den Trailhead und das Ziel, dem Peek-a-boo Slotcanyon, der als Red Canyon bekannt ist. Ja, der Slot hat sich hinter viel und teilweise tiefem Wüstensand versteckt, aber unbekannt ist er keinesfalls, wie wir "spüren" werden.
Am großen Parkplatz, der am Peek-a-boo Trailhead liegt, ist schon gut was los. Hier gehen einige Touren mit Sand-Quads zum Red Canyon Slot. Leider müssen wir uns den Trail, mit diesen Gefährten und anderen 4-Rad-Fans teilen. Richtig gesagt, es gibt keinen Trail und wir wandern an der Hauptpiste, in der Karte ist sie als "White Tower" bezeichnet, nach Osten in die Wüste. Immer wieder suchen wir nach dem härtesten Geläuf, um möglichst locker über die Körner zu gehen. Das gelingt und manchmal auch nicht, - durchaus anstrengend, obwohl die Steigungen sehr moderat ausfallen. Regelmäßig schleichen wir uns an die Seite der Piste, um den motorisierten Touris Platz zu machen. Nicht schön, aber leider hier alternativlos.
Nach 1,55 Meilen biegen wir nach links auf die Spur mit der Bezeichnung 102 L ab und nach 1,9 Meilen sehen wir rechts einen kleinen Hügel, der mit einem Zaun durchschnitten ist, aber ein Gatter hat. Wir analysieren Karte und GPS-Daten und entscheiden uns, diesen nicht benutzen Weg zu nehmen. Und siehe da, hier kommen wir nicht nur den Fahrzeugen aus, sondern es ist auch besser zu gehen, da der Wind die Körner ziemlich zusammengepresst hat. Wir haben dadurch auch die Zeit, die Blicke etwas schweifen zu lassen. Hinter der Wüste in Richtung Norden ragen die hohen Berge der White Cliffs gen Himmel. Sehr schön!
So gehen wir querfeldein nach GPS und erreichen nach insgesamt 2,5 Meilen unsere ursprüngliche Route. Dann folgen wir der Piste 106 C bis in eine breite Wash, die bereits zum Red Canyon gehört bzw. der Red Canyon ist. Es geht nach links. Der trockene Bachlauf ist inzwischen eher eine Interstate. Natürlich übertrieben, aber laufend kommen Touren vorbei und wir legen die Vorfreude auf den Peek-a-Boo Slotcanyon etwas ab. Es könnte ein Wettlauf um Fotos ohne Leute geben. Wir gehen nicht in die Natur um Gesellschaft zu haben.
Nach 3,2 Meilen wird es enger und enger und aus dem Wüstensand sind links und rechts der Wash rote Felsen erwachsen. 3,5 Meilen, wir sind 1,5 Stunden unterwegs, trifft uns fast der Schlag, als wir die Menschenmengen und unzählige Fahrzeuge, überwiegend Quads, sehen. Ein Tesla Cybertruck ist auch dabei und dient als Werbebanner für einen Touranbieter in Kanab.
Wir haben aber das Glück, dass die Amis nicht zu den Schnellsten gehören und sich erstmal unterhalten bis es in den Canyon geht. Wir überholen eine Gruppe kurz vor dem Eingang und finden zunächst absolute Ruhe in dem schönen Canyon.
Video: Auf in den Peek-a-Boo aka Red Canyon
Die Slots sind in 2 längere und einer kurzen Sektion geteilt. Dazwischen geht es kurz in offenes, sonnenbeschienenes Gelände. Der Canyon ist typisch, aber auch traumhaft und bombastisch. Keine Buckskin Gulch, aber auch hier kommen hohe Felswände immer näher aufeinander und wirken fast bedrohlich. Erst dort, wo es für den normal sterblichen Wanderer nicht mehr weiter geht, treffen wir auf eine 20 Leute starke Truppe. Sie hören dem Guide aufmerksam zu und wir können passieren. Offensichtlich hatten wir Glück.
Den Rückweg nehmen wir erneut über den verkehrlosen Teil der Wüste und nach 1,5 Stunden stehen wir wieder am Auto. 8 Meilen in der Wüste und im Slot Canyon sind vorbei. Schön war's, - aber auf die Sandpistenfahrer hätten wir gerne verzichtet. Wenn man das heutige Moab mit Umgebung zum Vergleich nimmt, war es aber immer noch in Ordnung.
Es geht weiter nach Norden. Es geht durch das Long Valley nach Orderville, das an der US 89, kurz nach dem Osteingang zum Zion National Park und dem Ort Mount Carmel liegt. Über den Virgin River hinüber und dann nach rechts auf die 100 E geht es bis zur Red Hollow Road. Dieser Straße folgen wir nach links und dann etwas nach oben durch ein Neubaugebiet mit sehr schönen Häusern. Das Navi war ratlos, kannte diese neuen Straßen noch nicht, aber rechts und um die Neubauten herum, sozusagen über einen Links-Loop, haben wir den Zugang zum Red Hollow Trailhead, zu dem auch ein kleiner Parkplatz gehört, gefunden.
Es geht hinunter in die Wash, ihr entlang und den Elkheart Cliffs entgegen. Wieder Sand und ein paar Pferdeäpfel, aber bereits nach 0,5 Meilen haben wir in 15 Minuten den Slot Canyon erreicht. Es geht hinein in die Schlucht, der kleine Canyon ist es wirklich wert. Es wir sogar noch enger als erwartet und der Rucksack muss draußen bleiben. Kleine Klettereinlagen sind nötig, um ans Ende zu kommen. Das GPS hat nun endgültig keinen Empfang mehr. Es dürfte insgesamt nur eine gute Meile gewesen sein, bis wir zurück am Auto waren sind.
Ein schöner Tag geht im Iron Horse zu Ende. Das Essen war wirklich unerwartet gut und sogar einen leckeren Chardonnay haben wir bekommen. Langsam kommen die Gedanken an das Ende unserer USA-Zeit in Sicht. Morgen geht's nach Durango und damit zurück nach Colorado.