Achtung, heute gibt es jede Menge Fotos!
Lange vor dem Wecker werde ich um 5 Uhr wach, mein Mann schläft noch tief und fest. Draußen höre ich Motorgeräusche – der Sonnenaufgang naht, und es ist Samstag. Um viertel nach 6 sehe ich ein erstes dämmeriges Licht am Horizont. Weitere vereinzelte Autos finden den Weg über die Dirtroads bis hierher. Eine Inklusions-Gruppe junger Frauen steigt aus 3 Jeeps, als wir gegen halb 7 dann auch aufstehen.

Die Sonne ist noch nicht über dem Horizont, ist das eine besondere Atmosphäre hier! Wir werden ganz leise und fühlen uns klein wie Staubkörner in der Unendlichkeit bis zum Horizont.

Es sind nun doch eine ganze Reihe Menschen hier, die sich nicht alle respektvoll verhalten und teils sehr laut sind. Für das eine Foto – wahrscheinlich für Social Media - beobachten wir ziemlich waghalsige Manöver nahe am Abgrund. Dafür sind wir definitiv zu alt, oder vielleicht auch zu vernünftig. Und dann lugt die Sonne im Osten über die Mondlandschaft, und taucht die Felsen in ein orange-goldenes Licht. Wie zauberhaft!








Was für ein unbeschreiblich schöner Sonnenaufgang, und schöner kann auch unser Frühstücksplatz nicht sein, für den wir heute mal den Campingtisch aufbauen. Unser Nachbar erzählt, dass er nachts ein paar Mal aufgestanden ist. Er ist aber wegen des Wetters enttäuscht über die Foto-Ausbeute. Ein Grund, nochmal wieder zu kommen, meint er.
Schließlich packen wir ein, und ab geht´s auf die Skyline View Road. Wieder laufe ich neben dem Gespann, und alles klappt bestens. Anstrengend ist es aber dennoch. Beim nächsten Mal würden wir den Trailer doch wohl eher abstellen und nur mit dem Jeep hinfahren.



Ach ja, und dann war da ja noch die leuchtende Motorlampe. Morgens hatten wir vorsichtshalber etwas Motoröl nachgefüllt. Trotzdem ist die Meldung geblieben. Ich informiere Jessica per Whatsapp über das Problem; Netzempfang haben wir aber erst kurz vor Hanksville, und danach wieder nicht mehr. Immerhin geht die Nachricht raus, eine Antwort können wir aber erstmal nicht erwarten. In Hanksville kaufen wir in dem kleinen, aber überraschend gut sortierten Supermarkt ein und fahren weiter zum nächsten Ziel.
Jetzt geübt im Offroad-fahren und -campen wollen wir an der Little Wild Horse Road am Goblin Valley State Park boondocken. Meine Sorge, hier samstags keinen Platz zu finden, stellt sich als völlig unbegründet heraus. Allerdings sind wir auch noch vergleichsweise früh dran. Die boondocking-Plätze gehen von der Little Wild Horse Road ab und teilen sich in einen East-/North- und West-Campground. Als erstes erreicht man den East-CG; der Zufahrtsweg (Dirtroad) sieht sehr abenteuerlich und die Sites besetzt aus, soweit man das von der Straße aus sehen kann. Also weiter. Wir landen am West-CG und wagen es. Auch hier ist die Dirtroad ähnlich abenteuerlich wie beim Moonscape, aber natürlich viel kürzer. Trotzdem brauchen wir 20 Minuten, um an der Site 1 anzukommen. Ich laufe wieder nebenher und räume Steine aus dem Weg. Nochmal ähnlich lange dauert es, bis wir unser Gespann auf der Site platziert haben. Denn sie ist zwar riesig groß und rund, aber sehr schräg und uneben. Dafür stehen wir hier am Ende der boondocking-area und deshalb ganz alleine und ohne Durchgangsverkehr.
Es ist später Mittag, und wir verspeisen den Rest der Pizza von gestern, bevor wir in unsere Hiking-Sachen schlüpfen und mit Bambam zum Trailhead des Little Wild Horse Canyon fahren. Das ist von hier ganz nah. Nach einem Blick zum Himmel und auf die Wetter-App entscheiden wir mit einem kleinen mulmigen Gefühl im Bauch, dass wir es trotz Unwetter-Warnung wagen wollen. Die Warnung gilt für den späten Nachmittag, und es wurde nur eine geringe Wahrscheinlichkeit vorhergesagt. Bis dahin sind wir sicher zurück. Zu diesem Zeitpunkt unserer Reise sind wir da noch entspannt, später werden wir erleben, was eine Flashflood bedeutet – mit der Erfahrung würde ich heute vielleicht anders entscheiden. Sich in Slot Canyons aufzuhalten, kann dann lebensgefährlich werden. Aber dazu später mehr.
Am Trailhead tummeln sich jede Menge Autos und Menschen, die meisten kommen uns entgegen, als wir tiefer in den Canyon eintauchen. Als Zeitbedarf wird für die gesamte Tour mit Rückweg durch den Bell Canyon üblicherweise 4-6 Stunden angesetzt, deshalb laufen wir zügig und munter drauf los. Auf keinen Fall wollen wir in die Dunkelheit oder ein Unwetter geraten, obwohl wir vorsichtshalber Stirnlampen und lange Kleidung dabeihaben.
Als die Canyonwände immer näher zusammenrücken, fängt es an, richtig Spaß zu machen. Teilweise müssen große Felsbrocken überklettert werden, die sich verkeilt haben. Als kleiner Mensch, der ich bin, mal wieder an der einen oder anderen Stelle gar nicht so trivial. Einmal muss mein Mann mich an meinen Wanderstock hochziehen…

Je weiter wir laufen, desto einsamer wird es und gleichzeitig desto schöner, weil man die Natur viel besser wahrnehmen kann.

Mit dem letzten Ehepaar, das uns entgegenkommt, kommen wir ins Gespräch. Er berichtet, er sei früher beruflich für BASF in Germany gewesen. Ah, in Leverkusen, meint mein Mann. Ja, genau, sagt der andere, und er habe nie gelernt, wie man das wohl auf Deutsch richtig ausspricht. Dann üben beide gemeinsam das Wort „Leverkusen“, und seine Frau nimmt das mit dem Handy als Video auf. Wir müssen alle lachen und verabschieden uns herzlich.
Schnell erreichen wir das Ende des Canyons und sehen jetzt auch wieder mehr vom Himmel. Auweia, dunkle Gewitterwolken hängen über uns. Das wird jetzt doch wohl nicht….. Immerhin sind wir aus dem Slot Canyon heraus. Direkt über uns scheint aber weiter die Sonne, und wir lassen uns kurz auf einem Felsbrocken nieder, um unsere Sandwiches zu verspeisen. Dann fallen doch die ersten Regentropfen, wie blöd. Der Regen wird stärker, als wir weiterlaufen. Als ich noch überlege, die Regenjacke herauszuholen, hört es dann aber urplötzlich auf, und die Sonne kommt wieder raus.
Direkt vor dem Eingang in den Bell Canyon treffen wir auf ein junges amerikanisches Paar, offensichtlich Trailrunner und genauso offensichtlich „lost“. Sie laufen mehrfach hin und her, enden vor einer Infotafel mit Karte und blickend suchend und ein bisschen hilflos durch die Gegend. Der junge Mann spricht uns an, er wisse nicht genau, wo sie sind und wo sie weiterlaufen sollen, meint, sie seien durch den Little Wild Horse Canyon bis hierher gelangt, zeigt aber auf den Bell Canyon. Wir versuchen, für Klarheit zu schaffen, erklären mehrfach den Weg und die Richtung, mein Mann sogar noch mit Hilfe der Karte von der Hiking-App auf seinem Handy. Immer wieder schüttelt der andere verständnislos den Kopf und sagt ein ums andere mal: „weird“. Wir empfehlen dringend den Rückweg durch den Bell Canyon, weil kürzer, und vor allem wegen des Wetters. Die dunklen Wolken haben sich noch nicht verzogen. Schließlich aber verlassen wir die beiden. Mehr als Tipps geben können wir nicht. Hoffentlich haben sie ihren Weg gefunden; wir denken auch abends immer wieder daran zurück. Weird.
Um kurz vor halb sechs sind wir am Auto, wow, waren wir schnell, nur 3 ½ Stunden. Ein bisschen erleichtert bin ich schon, das Unwetter ist uns erspart geblieben, und der Trail war klasse. Toller überschaubarer Slot Canyon, wirklich schöne Hiking Tour.
Der Parkplatz ist deutlich leerer geworden, einige Autos stehen aber noch hier. Es laufen sogar jetzt noch Leute los! Wir sind froh, dass wir trocken wieder zurück sind und kehren zurück zu Bibi. Campingstühle und Tisch raus, Abendsonne genießen, und auch ein kühles Getränk. Kaum so entspannt eingerichtet, fängt es an zu regnen. Also alles schnell wieder einpacken, und ab nach drinnen.
Die Belohnung ist ein wunderschöner Regenbogen, wie toll ist das denn!

Ist das eine herrliche Umgebung, und wie sehr freuen wir uns, dass wir das erleben dürfen. Es ist eine ganz besondere Stimmung hier. Wir haben fast den Eindruck, dass die Goblins am Fels über uns wachen, und über allem leuchtet der Regenbogen. Einige Fledermäuse fangen in der Dämmerung die Mücken weg (falls es dort überhaupt welche gibt, wir hatten keine Probleme damit).

Ach ja, und dann war da ja noch was erfreuliches: mein Daumen wird jetzt von Tag zu Tag besser. War wohl doch nur eine heftige Prellung.
Zum Abendessen gibt es heute nur Kleinigkeiten. Nach der Pizza mittags haben wir keinen großen Hunger. Mein Mann gräbt ein großes Loch, da hier keine eigentliche Feuerstelle zu sehen ist. Dabei findet er jede Menge Kohlereste – da hatten wohl schon andere die gleiche Idee. Das Campfire wird das schönste des bisherigen Urlaubs.
Es reicht gerade noch für S´mores, da fängt der Regen wieder an. Regen? Nein. Sturzflut trifft es besser. Wir packen hastig alles ein und nehmen es als Signal, schlafen zu gehen. Begleitet wird das Einschlafen von prasselndem Regen, der auf´s Dach trommelt. Drinnen haben wir es warm und trocken.
LG, eure Inga
Hallo Inga, dann ist es wohl einfacher mit einem 30ft dort hinzufahren.
Liebe Grüße Gerd
Meine Reiseberichte, bitte auch auf Seite 2 schauen.
Hallo Inga,
danke für diesen ungefärbten Eindruck von den wahren Lichtverhältnissen im Little Wild Horse Canyon. Er deckt sich mit meinen eigenen Erlebnissen vor ein paar Jahren und zeigt noch einmal sehr deutlich, dass die Farbigkeit der Felswände dort nicht ansatzweise mit der des Lower Antelope Canyon vergleichbar ist. Der Sonnenstand am 20. September 2025 war zu eurer Besuchszeit nämlich niedrig genug gewesen, und auch die Bewölkungssituation war halbwegs passabel. Nur sind halt die Felswände dort nicht hoch genug, weswegen viel zu viel Licht auf direktem Weg die unteren Bereiche des Canyons ausleuchtet und er deshalb nicht so bunt erscheint.
Als schönes, unterhaltsames Wander- und Kletterparadies ohne Menschenmassen ist er natürlich trotzdem bestens geeignet. Erst recht, wenn man an diese gewissen Stellen kommt, bei denen es im Lower Antelope Canyon Leitern gegeben hätte.
Wunderschöne Aufnahmen vom Moonscape Overlook übrigens!
Viele Grüße
Alex
I love not man the less, but nature more
Reisebericht "The Big Circle" (LAX-LAX)
Hallo Inga
Vielen Dank bis hier. Tolle Eindrücke. Bin schon gespannt, wie es weiter geht.
Liebe Grüsse
Johannes
Hallo Gerd,
ein toller Übernachtungplatz, nicht wahr?
LG
Hallo Alex,
Ja, richtig. Ich wäre auch gar nicht auf die Idee gekommen, die beiden miteinander zu vergleichen. Den Lower Antelope Canyon haben wir auf unserer ersten Reise 2013 besucht, damals noch nicht ganz so überlaufen. Ein tolles Erlebnis, primär zum fotografieren.
Der Little Wild Horse Canyon ist für uns eher ein Hiking Ziel gewesen, ohne Eintrittsgeld, Timeslot und längst nicht so voll. Ein wunderbares Erlebnis.
Vielen Dank!
LG, Inga
Hallo Johannes,
Schön, dass es dir gefällt. Einige Abenteuer haben wir noch vor uns
LG, Inga
Hi Inga,
…völlig verständlich bei diesen Hammerfotos 🤩👍👍!
BTW: Was ist denn aus der Kontrollleuchte geworden , oder habe ich das überlesen 🤔?
Munter bleiben
Gruss
Kochi
Scout WoMo-Abenteuer.de
Hi Kochi,
... so ging es erstmal weiter, Auflösung folgt
Danke
LG, Inga
Servus Inga,
wie erwartet, erstklassige Fotos vom Moonscape Overlook👍. Die Gegend ist einfach genial.
Liebe Grüße
Micha
Scout Womo-Abenteuer.de
Meine Reiseberichte
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Hallo Inga,
gibt es eine Steigerung? Was für tolle Fotos. Ich habe Gänsehaut, wenn ich das sehe... und bin ein wenig neidisch über euren Mut. Das hätte ich auch machen sollen. Wir hatten ja Franz vorsichtshalber stehen lassen udndsind nur mit Strolch dahin gefahren.
Auch die Erlebnisse im Goblin Valley und dem Little Wild Horse canyon sind sehr interessant. Wir haben -man möge mich auslachen- den Canyon nicht gefunden. Die Wanderung, die sich auf der Suche ergeben hatte, war aber auch sehr schön.
Ich freue mich auf mehr
Liebe Grüße
Harry
Hej Inga
Da kommen wunderbare Erinnerungen hoch - wir haben die Wanderung durch den Little Wild Horse Canyon geliebt, sie war mit Kindern einfach perfekt.
Danach übernachteten wir im Goblin Valley, irgendwie sind wir jedoch nicht ganz warm geworden mit dem Park, vielleicht lag es auch am unangenehmen Wind.
Übrigens ganz tolle Bilder, ich bekomme gerade wieder Sehnsucht. Wenn Trumpli nicht mehr am Ruder ist, möchte ich nochmals in den Südwesten.
Schöne Grüsse
Flo
Flo's Berichte: Westkanada mit VI (2016), Indian Summer in Ontario (2018), Colorado Plateau (2019), Rockies im Herbst (2021)
Hallo Inga,
Ich auch nicht, nachdem ich den Little Wild Horse Canyon mit eigenen Augen gesehen hatte. Er wurde nur in Routenplanungen schon oft als Alternative zum Lower Antelope Canyon präsentiert. Deshalb danke ich dir für deinen ungefärbten Bericht.
Zu meinem eigenen Bericht von dieser Ecke bin ich nämlich noch immer nicht gekommen, steht noch aus. 
Viele Grüße
Alex
I love not man the less, but nature more
Reisebericht "The Big Circle" (LAX-LAX)
Hi Inga,
…ich bin gespannt 😃👍
Munter bleiben
Gruss
Kochi
Scout WoMo-Abenteuer.de
Hi Micha,
vielen lieben Dank! Und ja, das unterschreibe ich.
Hi Harry,
Naja, ich hab ja auch beschrieben, dass An- und Abfahrt mit Hänger doch sehr anstrengend waren. Beim nächsten Mal würden wir einfach nur den Jeep nehmen und im Jeep schlafen (wobei natürlich Bibi viel komfortabler war!!).
Liebe Flo,
Warte mal den morgigen Tag ab, uns ging es auch ein bisschen so...