In den letzten beiden Tagen hatten wir die Route 66 verlassen und zwei Sidetrips nach Sedona und zum Grand Canyon gemacht. Jetzt geht es zum Höhepunkt der Route 66, nach Seligman. Die Route 66 wurde in den 70 er Jahren durch die Interstate 44 und 40 ersetzt. Die jetzt nicht mehr durchfahrenen Ort verödeten langsam. Bis 1978 Angel Delgadillo aus Seligman den ersten Route 66 Souvenirshop in Seligman eröffnete und die Route 66 Associacion gründete. Diesem Beispiel schlossen sich viele Orte entlang der Route an und so kam erst dieser Kult um die legendäre Straße wieder auf. Also auf nach Seligman.
Als wir das Grand Canyon Village gegen 07:30 Uhr verlassen wollen, stehen vier große Rehe -es können auch Hirsche sein, ich kenne mich da im ungebratenen Zustand nicht so aus- auf und neben der Fahrbahn. Sie grasen weiter und nehmen von den passierenden Auto gar keine Kenntnis. Schließlich passieren sie in aller Ruhe die Straße und grasen auf der anderen Seite weiter. Ein paar Meilen weiter sehen wir wieder eine größere Herde direkt neben de Straße grasen. Offentsichtlich sind die Rehe hier den Autoverkehr gewöhnt und lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Noch ca. 20 Meilen zog sich der Pinienwald neben dem Highway hin, und dann wurde de Wald wieder durch die uns schon gut bekannte Steppenlandschaft mit Büschen abgelöst.
Nach 30 Meilen kommt ein kleiner Ort mit einer Kreuzung, ein paar Häusern, einer Tankstelle und einem kleinen Vergnügungspark. Hier steht Bedrock, die Heimat von Fred und Wilma Feuerstein. Eigentlich wollten wir uns das genauer anschauen, aber schon im Vorbeifahren sahen die Werbeschilder sehr ausgebleicht und der Vergnügungspark sehr heruntergekommen aus. Wir ersparten uns also diesen Stopp.
In Williams ging es dann wieder auf die I 40 gen Westen. Kurz nach dem Ort überwanden wir eine kleine Kuppe und dann ging es über 10 Km mit 6 % abwärts. Von Amarillo aus ging es nach Santa Fe unmerklich von 3000 feet (1000 m) Meereshöhe auf 7000 feet. Seitdem hielten wir uns etwa auf dieser Höhe auf. Unser heutiges Ziel Seligman liegt auf 5200 feet (1600 m) und nach Las Vegas werden wir auf ca. 600 m herunterkommen. In den vergangenen Tagen war es Tagsüber zwar sonnig, aber noch kalt und in den Nächten um den Gefrierpunkt. Auch heute Nacht soll es um den Gefrierpunkt sein. Ab morgen wird es in Las Vegas hoffentlich wärmer sein. Dort herrscht schließlich Wüstenklima vor.
Wir kamen vormittags in Seligman an und stellten das Wohnmobil vor dem örtlichen Supermarkt auf. Seligman -Birthplace of the Historic Route 66- ist ein typisch amerikanischer kleiner Ort. Mitten hindurch führt der wenig befahrene fünfspurige Highway 66. Von dem Highway gehen noch ein paar wenige Seitenstraßen ab. Insgesamt wohnen hier 456 Einwohner (laut Wikipedia). Am Highway liegen etwa 8 Souvenirshops, eine Post, ein Supermarkt, zwei Tankstellen und Lilo´s Restaurant. Zwei Persönlichkeiten des Ortes waren uns schon durch das deutsche Fernsehen bekannt. Lilo betreibt ein Restaurant am Ortsausgang. Sie ist hierher mit ihrem Ehemann von Wiesbaden aus in den 60 er Jahren ausgewandert und wurde im Fernsehen durch einen zeitweisen Restauranttausch bekannt. Wir tranken einen Morgencafe in dem urig eingerichteten Lokal. An den Nachbartischen wurden einigen Amerikanern ihr Frühstück oder Mittagessen -es war gegen 11:00 Uhr- serviert. Es bestand aus Eiern, Speck, Pommes oder gebackenen Kartoffeln mit viel Soße und ähnlichen Sachen. Angesichts der Portionsgröße war uns auch wieder klar, warum uns in den vergangenen Wochen auffallend viele sehr übergewichtige Amerikaner aufgefallen sind.
Wir klapperten dann noch die Souvenirläden an der Hauptstraße ab. Die Außendekoration war auffällig bis kitschig. Vor einigen Häusern standen unrestaurierte Oldtimer. In dem Souvenirshop des zweiten „Fernsehstars“ aus Seligman, dem inzwischen 91 jährigen, Angel Delgadillo, begegneten wir seinem Schwiegersohn und wechselten ein paar Worte mit ihm. In einer Ecke des Souvenirladens ist immer noch der Friseursalon eingerichtet und in diesem schnitt tatsächlich Angel Delgadillo einem Kunden die Haare und rasierte ihn. Sein Schwiegersohn erzählte uns, dass er seit ein paar Jahren in Rente sei, aber noch hin und wieder, wenn ein Kunde es möchte, seinen Job ausübt. Mit 91 Jahren! Beeindruckend!
Mit uns waren übrigens auch einige Reisebusse mit Touristen in dem Ort eingefallen. Auch diese inspizierten die Souvenirshops. In einem Second-Hand Laden -die Erlöse kommen den Veteranen zugute- fand Hilla noch ein paar alte Fotoalben. Gegen Mittag fuhren wir dann auf den reservierten Campingstellplatz. Nach unserem Erlebnis vom letzten Samstag, als alle Plätze im Palo Duro Canyon reserviert oder belegt waren, hatten wir an diesem Samstag diesen Platz reserviert. Hier war es aber unnötig, da nur ein paar Camper mit uns hier übernachten wollten. Morgen geht es dann über die alte Route 66 Strecke nach Kingsman und dann nach Las Vegas. Für die letzten fünf Übernachtungen haben wir auch dort einen Platz reserviert und auch bereits einen Mietwagen vorgebucht.