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Tag 05: Abschied vom Grand Canyon NP, Colorado River und Navajo Bridge, Erdrutsche am Highway, Freudensprünge am Horseshoe Bend, Trubel auf dem Wahweap

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Pirat
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Tag 05: Abschied vom Grand Canyon NP, Colorado River und Navajo Bridge, Erdrutsche am Highway, Freudensprünge am Horseshoe Bend, Trubel auf dem Wahweap
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Sonntag, 13. August 2017
Gefahrene Meilen: 
166 Meilen
Fazit: 
Ein Königreich für einen reservierbaren staatlichen Campground bei Page!

Als wir wach werden, empfängt uns eine frühlingshafte Morgenstimmung. Es ist leicht bewölkt und es rauscht in den Baumwipfeln.

Vor dem Frühstück gehe ich ein letztes Mal vor zum Rim. Der Transept Canyon liegt noch im Schatten, aber die aufgehende Morgensonne lässt den Oza Butte bereits goldgelb erstrahlen.


Ich laufe hinüber zum benachbarten Felsvorsprung, von dem aus ich unseren 'Balkon' von vorne fotografieren kann.

Es ist schon ein magischer Ort, den wir heute verlassen.

Beim Frühstück besprechen wir gemeinsam den Tag. Wir wollen uns heute den Fluss anschauen, der mit Zauberkräften diesen tiefen Graben in die rote Felslandschaft geschnitten hat, den Colorado River. Wir haben ja in den vergangenen beiden Tagen das Werk bewundern können, das er in Millionen von Jahren erschaffen hat. Den Fluss selbst konnten wir jedoch noch nicht sehen, so tief hat er sich in das Sand- und Kalkgestein eingeschnitten. Wir werden dazu an zwei verschiedenen Haltepunkten Rast machen. Am ersten Punkt können wir den Colorado von einer hohen Brücke aus betrachten. Am zweiten Punkt werden wir nach einer kurzen Wanderung von einer hohen Felskante auf ihn herabschauen. An dieser Felskante gibt es kein Geländer, wir müssen entsprechend vorsichtig sein.

Vor der Abfahrt montieren wir noch den Kindersitz um. Unsere Kleine, die bisher an der Dinette gesessen hat, tauscht jetzt mit unserem Sohn, der vom vorderen Platz der Couch zum Fensterplatz an der Dinette wechselt. An der Dinette ist es unserer Kleinen bisher immer etwas eng gewesen. Wir befestigen ihren Sitz daher jetzt auf der Couch, direkt hinter dem Beifahrersitz, auch wenn es auf der Couch keine Tether Anchor Points gibt. Es ist zwar nicht ganz vorschriftsmäßig, den Kindersitz nur mit einem Zweipunktgurt zu befestigen, aber immerhin hat er einen eigenen Fünfpunktgurt und sogar Kopfstützen. Das sollte als Sicherheit ausreichen. Der willkommene Zusatzeffekt eines Kindersitzes mit Kopfstützen und eigenem Gurt bleibt sowieso erhalten – die Möglichkeit für kleine Kinder, während der Fahrt auch mal die Augen zumachen zu können. Unser Großer hat nichts gegen sein neues Reich einzuwenden. Beide Kinder haben jetzt sogar eine bessere Sicht nach draußen. smiley

Vom Beifahrersitz erklingen bereits wieder leise Gitarrentöne von unserer großen Tochter, es herrscht Aufbruchstimmung in unserem Planwagen, es geht weiter. Die Leveler sind verstaut, lose Dinge sind in die Spüle geräumt, die Kinder sind angeschnallt, ein letzter Blick auf die Campsite, wir fahren los. Auch unsere Nachbarn auf Site 15 reisen gerade ab.

Auf dem Weg zur Ausfahrt dürfen wir eine Runde über den gesamten Campground drehen. Wir haben herrliches Wetter, nur ein paar einzelne Haufenwolken ziehen am blauen Himmel dahin, und es weht eine schwache Brise.


Es war so richtig erholsam. Wir sind alle gut ausgeruht und haben viel Kraft getankt.

Entlang des Highway 67 begegnen uns immer wieder Hirsche, wir fahren sehr vorsichtig.


Die Tiere scheinen überhaupt keine Angst vor unserem großen Fahrzeug zu haben. Seelenruhig gehen sie über die Straße. Wahrscheinlich sind es Maultierhirsche, Rehe gibt es in Amerika ja nicht.

Wir durchfahren wieder die unterschiedlich grünen Landschaften des Kaibab-Plateaus.


Bei Jacob Lake biegen wir nach rechts in den Highway 89A ein, von welchem wir vor zwei Tagen in Richtung North Rim abgebogen sind. Wir verlassen die Hochebene, es geht über längere Strecken bergab, die Bäume werden allmählich kleiner und die Gegend wird felsiger.


Und schon sind wir wieder in der Steppe Arizonas angekommen. Die imposanten, steil aufragenden Felsformationen zu unserer Linken sind die Vermilion Cliffs. Wir fahren eine ganze Zeit an ihnen entlang.


Wir erreichen den Marble Canyon und machen Halt am westlichen Parkplatz vor der Navajo Bridge. Beim Aussteigen schlägt uns ein Schwall heißer Luft entgegen, wir sind ja jetzt auch 1440 Meter tiefer als bei unserer Abfahrt von unserer Campsite vor gerade mal zwei Stunden. Auch die Luftfeuchte scheint gestiegen zu sein.

Willkommen an der Navajo Bridge!


Wir sehen zum ersten Mal den Colorado River. Als dickes grünes Band schlängelt er sich durch den Canyon. Kaum zu glauben, wie reißend dieser Strom einmal gewesen sein muss, um sich so tief in das rote Gestein einzuschneiden.


Auf unserer Weiterfahrt beobachten wir starke Regenfälle im Südwesten. Hoffentlich kommen die Regenwolken nicht zu uns.


Bei Bitter Springs treffen wir auf den Highway 89, den wir auf unserer weiteren Reiseroute immer wieder mal befahren werden. Wir kommen an der Stelle vorbei, wo vor einigen Jahren im Winter die Straße weggebrochen ist und müssen sofort an die aktuellen massiven Erdrutsche am Highway 1 in Kalifornien denken, den wir in ein paar Wochen eigentlich entlangfahren wollten. Hier beim Highway 89 wurden zur Reparatur der Straße Unmengen an Gestein aus den Echo Cliffs herausgesprengt und die Fahrbahn ganze 60 Fuß weiter in Richtung Berg verlegt. Die Schäden damals waren auch enorm, hier eine Videoaufnahme aus der Luft:


Von den Schäden ist heute natürlich nichts mehr zu erkennen, nur der neue Fahrbahnbelag auf dem schnurgeraden Straßenstück erinnert noch daran.

Ob der Highway 1 auch irgendwann einmal so gut wiederhergestellt werden kann?

Unmittelbar darauf durchqueren wir "The Cut". Auch der Mensch kann sich durch das Gestein schneiden beziehungsweise sprengen.


Vor uns liegt nun der letzte Halt unseres heutigen Reisetages, der Horseshoe Bend. Da es dort ohne Sicherungen steil in die Tiefe geht, werden wir unsere Jüngste selbst in Begleitung nicht bis vor an die Felskante lassen. Auch unsere beiden Großen wissen Bescheid über die Gefahren an diesem Aussichtspunkt und über die Tatsache, dass dort im Jahr 2010 schon einmal ein Tourist abgestürzt ist. Wir werden also auch beim Fotografieren äußerst vorsichtig sein und immer darauf achten, dass wir weder uns noch unser Equipment in Gefahr bringen.

Auf dem großen Parkplatz direkt am Highway 89 finden wir ohne Probleme ein Plätzchen und machen uns auf den Weg. Zum Glück sind die Regenwolken noch weit entfernt, es ist hier immer noch absolut trocken.

Das erste Drittel des sandigen Pfades geht es ganz leicht bergauf. Dann, auf der Kuppe, öffnet sich der Blick. In der Ferne lässt sich die gewaltige Hufeisenform des Horseshoe Bend schon erahnen.


Wir schauen uns die Infotafel an, wo klar herausgestellt wird, dass es sich bei dem Gestein um Sandstein handelt und man deshalb niemals auf Felsvorsprünge treten sollte.


Auf unserem weiteren Weg bergab kommen wir dem großen Hufeisen immer näher. Die Spannung steigt von Schritt zu Schritt. Am Ziel angekommen bietet sich uns ein überwältigender Blick auf den Colorado River.


Nicht umsonst wird diese Stelle die wohl schönste Schleife des Colorado genannt. Wir können uns kaum sattsehen.

Auch mit etwas Abstand zur Felskante ist die Aussicht bereits gigantisch. Das grüne Band des 'Zauberflusses', der sich durch die felsige Berglandschaft schlängelt, erscheint hier in einem tiefen Dunkelgrün bis Schwarz.


Auf dem Colorado sind kleine Boote unterwegs, manche scheinen ein Wettrennen zu veranstalten. Mit ausreichend Brennweite kann unser Sohn das Geschehen gut mitverfolgen.


Während unser Sohn seiner Lieblingsbeschäftigung nachgeht, haben unsere Töchter beim Springen in sicherem Abstand zur Felskante ihren Spaß. So eine tolle Location kann schon euphorisch machen. smiley


Nach der Rückkehr zum Wohnmobil und dem Entsanden der Schuhe geht es auf zu unserem heutigen Übernachtungsplatz. Er soll uns als Ausgangspunkt für unsere morgige Tour zu einer bunten 'Feengrotte' dienen, dem Lower Antelope Canyon. Bereits nach kurzer Fahrt erreichen wir den Campground.

Wahweap Campground. Was für ein spürbarer Kontrast zu so tollen Natur-Campgrounds wie Jumbo Rocks, Atlatl Rock und North Rim. Uns ist es hier eindeutig zu ungemütlich. Aber dem viel schöneren und obendrein deutlich preiswerteren, wilden Lone Rock Campground haben wir bei der Planung unserer Reise aus dreierlei Gründen nicht den Vorzug gegeben: Erstens wegen des Andrangs, den wir hier am Lake Powell tatsächlich gerade sehen. Es ist eben Hauptsaison und noch dazu Wochenende. Eingekeilt zwischen den Wagenburgen der Locals wollen wir nicht gerade stehen. Zweitens wäre bei diesen Temperaturen die fehlende externe Stromversorgung für die Klimaanlage doch ein gewisser Nachteil dort. Mit laufendem Generator am Lone Rock zu stehen muss ja nicht sein. Und drittens hätten wir unter Umständen keine leichte Suche nach einem ausreichend festen Untergrund. Im Sand steckenbleiben wollen wir auf gar keinen Fall, schließlich möchten wir ja morgen früh rechtzeitig bei Dixie Ellis' Tours sein.

Die reservierbare Alternative – Lake Powell Campground – ist zwar auch deutlich preiswerter als der Wahweap, aber nach den Berichten und Fotos, die wir von diesem privaten Platz bisher gesehen haben, hat er wohl noch weniger Flair.

Eigentlich jammerschade, dass es in der näheren Umgebung von Page keinen einzigen reservierbaren staatlichen Campground gibt, weder in Arizona noch in Utah. Und das bei den vielen schönen Highlights in dieser Gegend. Es wäre solch ein Zugewinn!

Die Betreiber von Lake Powell Resorts & Marinas geben sich keine große Mühe mit ihrer Kundschaft. Bereits an der Rezeption werden wir ziemlich lustlos abgefertigt. Leider sind wir auf keiner der von uns damals bei der Reservierung angegebenen Wunsch-Sites A3/A5/A7 gebucht, damit haben wir aber auch nicht wirklich gerechnet. Wir sind auf Site A8, ist für eine Nacht auch okay.

Nach der Anmeldeprozedur fahren wir erst einmal tanken und einkaufen. Unsere Vorräte sind seit unserem Ersteinkauf vor vier Tagen doch ganz schön zur Neige gegangen.

Irgendwie haben wir das Gefühl, dass die Straßenkreuzer, die wir hier sehen, alle noch mal einen Tick größer und bulliger sind als die, die uns auf unserer Reise bisher begegnet sind. Das gilt auch für die 5th Wheels, die hier so gezogen werden. Es sind richtige Häuser. Dieses Monstrum haben wir zum Beispiel während unseres Tankstopps beobachtet:


Diese Huckepack-Monster haben natürlich den Vorteil, dass sie nicht nur noch mal ein gutes Stück geräumiger sind als unser C28 Motorhome, sondern dass man trotzdem bei Tagesausflügen mit der Zugmaschine überall hinkommt. Wir sehen am Lake Powell so einige ähnlich große Gespanne herumfahren. Unserer großen Tochter kommen diese Autos alle vor wie Kaltblüter – große, schwere Arbeitstiere mit viel Zugkraft. laugh

Vor der Rückfahrt zum Campground machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Antelope Point, wo ich mit den Großen kurz ins Wasser tauche. Für sehr kleine Kinder sind diese wilden, felsigen Badebuchten unserer Ansicht nach nicht so optimal geeignet, denn es geht auf schotterhaftem, teils stufigem, teils leicht schrägem Untergrund doch ziemlich ungleichmäßig steil ins Wasser rein. An manchen Bereichen ist es zunächst ganz flach, bevor der Fels dann abrupt in die Tiefe abfällt. An der alternativen flacheren Stelle im Norden, wo sich die Public Launch Ramp befindet, ist es uns jetzt allerdings zu unruhig, dorthin sind gerade zwei Trailer-Gespanne mit Booten verschwunden.


Weil sich der Hunger langsam meldet, bleiben wir mit unserem Planwagen zum Abendessen gleich hier am Antelope Point stehen. Es gibt heute Burger mit Hackfleisch-Pattys und Salat, wir lassen es uns schmecken.


Danach fahren wir auf kürzestem Weg zu unserer Campsite, da es morgen doch relativ früh rausgeht. Tourstart ist um 8.10 Uhr Arizona-Zeit, mindestens 30 Minuten vorher sollen wir uns einfinden. Wir wollen zur Sicherheit noch vor um sieben losfahren, werden also nach dem Aufstehen nur kurz etwas trinken, die Anschlüsse entfernen und aufbrechen. Frühstücken werden wir dann auf dem Parkplatz bei Dixie Ellis' Tours.

Nach dem Vornehmen der Anschlüsse nutzen wir unseren Full Hookup gleich zum Dumpen. Das nächste Mal werden wir einen solchen Vollanschluss erst wieder auf unserem allerletzten Campground vor der Heimreise haben. Full Hookup ist unserer Meinung nach nur dann sinnvoll, wenn man sein mobiles Zuhause für längere Zeit nicht vom Platz bewegen möchte. Wir haben diesen vermeintlichen Komfort bislang zumindest nicht vermisst.

Unser Abend auf dem Campground ist nicht gerade erholsam. Bis in die Nacht hinein haben wir ziemlich laute Unterhaltung in unserer Nachbarschaft. Wir versuchen es zu ignorieren. Was soll's, wir sind ja nur für diese eine Nacht auf dem Wahweap und die Vorfreude auf den Lower Antelope Canyon bringt uns bald auf andere Gedanken. smiley

Viele Grüße
Alex
I love not man the less, but nature more

Reisebericht totale Sonnenfinsternis

Flori Da
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Beigetreten: 13.02.2017 - 10:33
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RE: Tag 05: So, 13.08.2017 – Abschied vom Grand Canyon NP, Color

Hallo Alex,

ich bin schon sehr gespannt, wie's euch im Antelope Canyon ergangen ist. Da wir heuer im Sommer eine ähnliche Tour (etwas kürzer smiley planen bin ich weiter sehr neugierig auf den Rest des Reiseberichts.

Viele Grüße

 Heinz

Ybbot
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Beigetreten: 20.01.2018 - 23:01
Beiträge: 968
RE: Tag 05: So, 13.08.2017 – Abschied vom Grand Canyon NP, Color

Hallo Alex,

bin ich froh, dass es endlich weitergeht. Eigentlich wollte ich euren Reisebericht vor unserer Reise lesen, jetzt liegt diese schon einige Monate hinter uns. https://www.womo-abenteuer.de/reiseberichte/ybbot/1780-meilen-durch-rote-steine-wiedersehen-abschied.   Aber diese Reise wirkt immer noch nach und deshalb lese ich auch jetzt noch gerne mit.

Herzliche Grüße
Irma
Südwesten 2018