Gääääähn … der Wecker reißt uns aus unseren Träumen von Bären und Pfannen. Wir vermelden: Kein nächtlicher Besuch.
Heute wird Strecke gemacht, da ist der frühe Vogel ein guter Ratgeber. In guter Tradition gibt es nur ein Käffchen, Frühstück wird auf später, wenn wir schon einige Meilen auf dem Buckel haben, verschoben. Wir rollen im Zwielicht von diesem waldigen Campground und verlassen den Lake Tahoe mit einem letzten Blick auf das Wasser im Morgenrot in Richtung Norden.
Fazit zum Lake Tahoe: Wunderschön war es hier, was vor allem an der Abwechslung aus Zivilisation, Entspannung am Strand und Bergpanorama lag. Die unzähligen Wandermöglichkeiten haben wir nur gestreift – gerade die etwas längeren Touren in der Desolation Wilderness müssen atemberaubend sein. Die Parksituation war so vertrackt wie erwartet, jedoch mit einem ausreichend frühen Start zu bewältigen, sodass wir beim nächsten Mal, wenn wir bei „Wünsch dir was“ wären, stationär für ein paar Tage am Nevada Beach bleiben und anspruchsvoller wandern gehen würden.
Für dieses Jahr ist unsere Zeit hier jedoch vorbei und wir fahren zügig an Truckee vorbei und stürzen uns auf eine lange Strecke auf endlos scheinenden Highways durch Bäume, Bäume und noch mehr Bäume.
Die endlose Weite aus Steinen und Sand in Utah oder Arizona bin ich mittlerweile gewohnt, doch dieses Meer an Grün hier in Nordkalifornien beeindruckt mich nachdrücklich … wow, du riesiges Amerika.
Gegen halb Neun halten wir in einem kleinen Dorf am Straßenrand und erstehen in einer winzigen Butze leckeren Kaffee aus der Siebträgermaschine und selbstgemachte Riesenmuffins, nomnom. Nach dieser kurzen Pause geht es auch schon weiter, der Großteil der Strecke liegt bereits hinter uns. Weiter geht es durch Gegenden, in denen das Dixie Feuer in 2021 hindurchgerauscht ist. Rauchiger Geruch und abgebrannte Flächen sind omnipräsent, so aber auch die vielen Baustellen an der Strecke, wo Bäume gefällt oder Infrastruktur Stück für Stück Instand gesetzt wird.
In der Ferne ist dann bald der Vorbote unseres heutigen Ziels zu erahnen … der Lassen Peak blitzt durch die Baumspitzen. Schon bald muss die Womoline sich einige (!) Höhenmeter hinaufschrauben und schwups schon stehen wir auf dem Parkplatz des Lassen Volcanic Visitor Centers und uns klappt mal wieder der Mund auf. Hört das denn nie auf mit diesem unglaublichen Bergpanorama in diesem Urlaub?
Wir sacken die Park-Map ein und auf geht´s zu den faulen Eiern J, erster Stop „Sulphur Works“. Kaum verlassen wir die Womoline empfängt uns der aus dem Yellowstone NP wohlbekannte Schwefelgeruch und wir bestaunen den hier aktiven Mudpot. So aktiv, dass sich ein Teil der Brücke während der letzten Monate verabschiedet hat und nur eine Seite der Straße im Wechselverkehr befahrbar ist.
Die Engstelle passieren wir auch kurz darauf selbst, haben wir doch für heute noch ein größeres Ziel im Visier: Bumpass Hell.
Wie zu erwarten war, ist der Parkplatz am Trailhead bis auf den letzten Platz belegt, schließlich ist es ja auch fast Mittag. Wir verzagen nicht und rollen weiter … irgendwo wird hier ja wohl ein Turnout auftauchen, in dem das Parken erlaubt ist. Und tatsächlich, direkt am Lake Helen können wir die Womoline problemlos parken und über einen kleinen Pfad in den Trail zu Bumpass Hell einsteigen.
Erwähnte ich schon, dass heute wieder einmal die Sonne vom Himmel strahlt J? Der Ausblick auf die Gesteinsformationen und die „Reste“ des Vulkankraters sind mehr als beeindruckend und der Männe und ich genießen diesen unverhofft schönen Trail.
Nach einiger Zeit öffnet sich der Blick in ein Tal – wir haben Bumpass Hell erreicht, juchu. Recht steil geht es bergab in Richtung der Pools und trotz des vollen Parkplatzes sehen wir nur wenige Menschen. Als eher kleiner NP erfüllt der Lassen Volcanic direkt in den ersten Stunden das, was wir uns erhofft haben: Ein Kleinod ohne die großen Menschenmassen, mögen wir!
Wir wandern umher, schießen unzählige Fotos und schon bald klaue ich mir vom Männe seine Jacke. Es ist ziemlich zugig hier … und wer hat bei strahlendem Sonnenschein an der Womoline gedacht, dass eine Jacke nur unnötiger Ballast sei … *räusper die nächsten Tage bin ich besser vorbereitet. Ich „bezahle“ mit einigen klugen Sprüchen, die ich mir während unserer Wanderung noch anhören darf.
Der Besuch bei Bumpass Hell lohnt sich, auch wenn der Vergleich mit dem Yellowstone NP deutlich hinkt. Wer thermale Aktivität in seiner ganzen Breite sehen möchte, der sollte zum Yellowstone fahren, ganz klar – die Ruhe und die Vulkanlandschaft hier haben jedoch ihren eigenen Charme.
Als sich in der Ferne verdächtige Wolken auftürmen, deren Zugrichtung nicht klar zu erkennen ist, treten wir den Rückweg an und haben, nachdem wir aus der „Hölle“ J emporgestiegen sind, einen dauerhaft guten Blick auf den Lassen Peak.
Während der Männe uns täglich sicher von A nach B chauffiert und sich um die Verköstigung kümmert, trage ich die Verantwortung für das Tagesprogramm. Vorsichtig hake ich nach, wie denn so die Stimmung für eine kleine Gipfeltour am morgigen Tag wäre. Auf die Frage „Welcher Gipfel denn?“ zeige ich nur dramatisch nach vorn und in die Höhe. Seine Augen leuchten interessiert auf und ich realisiere … nun gibt es kein Zurück mehr, das habe ich mir schön selbst eingebrockt, Höhenmeter ahoi!
Für den Rest des Tages lassen wir es aber nun ruhig angehen. Wir cruisen durch den gesamten Nationalpark hindurch, um zum einzigen noch geöffneten CG am Manzanita Lake zu gelangen. Auch hier klopft bereits das Ende der Saison an die Tür.
Der CG liegt schön, unsere Site ist aber eher mittelprächtig. Diese ist so schief, dass selbst Stufe 3 der Leveler nicht ausreicht und wir dennoch mit den Köpfen nach unten hätten schlafen müssen. Das behagt uns beiden ja so gar nicht und wir parken kurzerhand verkehrt herum neu ein, so dass zumindest der Kopf oberhalb der Füße gebettet werden kann.
Von unserem Plan gemütlich draußen unser Abendessen zu genießen, nehmen wir dann flott Abstand … huiuiuiui, kaaaalt. Kaum hat sich die Sonne verzogen, wird es empfindlich kalt und wir werfen tatsächlich noch am Abend und dann auch in der Nacht sporadisch die Heizung an. Die Temperaturen sind deutlich (!) einstellig und die Zelt-Camper nebenan haben meinen vollen Respekt. Mit Mütze, Schal und drölfzig Schichten hocken diese noch länger am Feuer und trotzen der Kälte. Da lobe ich mir doch die Womoline.
Die Wanderbilanz des Tages: Rund 4,5 km und um die 120 Höhenmeter.
Lieben Gruß
Annika
Schöner Bericht!
Wir sind die gleiche Strecke, nur andersrum, Ende Mai 2023 gefahren. Am Lassen Volcanic lag da noch 1,5m Schnee und die Straße war ab dem VC gerade erst geöffnet und zwar nur für Fußgänger. So konnten wir nur den ersten Teil zu Fuß erkunden.
LG Jan
Viele Grüße aus dem „echten Norden“ 🤓😉
Jan
Wunderbar, ich grinse immer noch !
...das machen wir auch öfter, besonders, wenn es am Morgen noch nicht so warm/ sonnig ist .
...die Wanderung hätten wir auch gerne gemacht, jedoch war am 30.06.2022 der Trail noch gesperrt gewesen ...
Nicht das ich neugierig bin, aber habt Ihr die Subway Caves auch noch besucht ?
Herrlicher Schreibstil, nur weiter so !
Munter bleiben
Gruss
Kochi
Scout WoMo-Abenteuer.de
Moin zusammen,
poah, irre Bilder vom Schnee, Jan. Bis wohin konntet ihr denn laufen? Zumindest bis Sulphur Works vom VC aus? Ich finde das ja immer cool, wenn man mitten auf der Straße laufen kann, fühlt sich so verboten an
Hihi, danke Kochi, tatsächlich ja - haben auf dem Weg in Richtung Crater Lake das ein oder andere kleine Highlight mitgenommen, so auch die Cave und das Lava Beds NM ... ähnlich zur Subway Cave aber huiii so klasse und so viele Optionen. Haben wir überhaupt nicht mit gerechnet. Vielleicht war es deshalb besonders cool!
Lieben Gruß
Annika
Ja, wir waren bis zu den Sulphur Works und über die beschädigte Brücke. Man hätte dann noch 500 m weiter gekonnt, aber danach war es noch geschlossen. Dennoch ein schöner Besuch 👍
Viele Grüße aus dem „echten Norden“ 🤓😉
Jan