Wir erwachen früh, um kurz mit einem Arm in Richtung der Heizung zu langen und sich dann schnell wieder einzumuckeln bis erträgliche Temperaturen in der Womoline herrschen und der Weg zu Kaffee und Klamotten nicht mit durchgehendem Bibbern verbunden ist. Wenn das mal nicht kalt war heute Nacht, dann weiß ich auch nicht.
Zwar haben wir heute einiges vor, doch einer der Vorteile eines geruhsamen Nationalparks ist es auch, dass die Parkplatzsituation deutlich entspannter zu sonst ist. So nehmen wir uns Zeit, in Ruhe zu frühstücken, unsere Wanderausrüstung zu checken und Getränke sowie Snacks nachzufüllen.
Unsere Zeltnachbarn sind auch schon auf den Beinen und deren erste Amtshandlung besteht wie bei uns darin, Wärme zu produzieren. Mit dem feinen Unterschied, dass wir auf zwei Knöpfe gedrückt haben und draußen das Feuer zunächst fachmännisch und mühevoll in Gang gebracht werden muss. Die Stimmung ist aber drinnen wie draußen bestens, lugt die Sonne doch bereits durch die Baumwipfel.
Die Womoline wird elegant im Rückwärtsgang aus unserer umfunktionierten Front-In Site gelotst und schon geht es wieder entlang der Park Road zu unserem heutigen Betätigungsziel … Lassen Peak here we come!
Heute muss der Männe mich nicht darauf hinweisen, dass die dickere Jacke auf der Wanderung angebracht wäre, freiwillig muckel ich mich so dick und mit so vielen Schichten ein wie möglich – trotz der für uns etwas späteren Startzeit (in etwa 9 Uhr) ist es noch lausig kalt und der Gipfel verspricht windig zu werden.
Wir steigen in den Trail ein und der kennt nur eine Richtung, nach oben. In langgezogenen Serpentinen meistern wir Schritt für Schritt und haben schnell einen tollen Ausblick auf die Umgebung und auch immer wieder – aus verschiedenen Höhen – auf den Parkplatz, wo wir die Womoline zurückgelassen haben.
Unterwegs begegnen wir einem „Gubbel“ und insbesondere weiter oben einigen Streifenhörnchen, die emsig vor sich hin knuspern. Erholung gibt es steigungstechnisch keine, sodass wir immer mal wieder ein Päuschen einlegen, den sich verändernden Blick auf das Umland genießen und dem Arbeitslärm von einem halben Dutzend Rangern lauschen, die hier heute einige Kehren des Trails befestigen und ausbessern.
Die schwitzen tatsächlich mehr als ich J, was daran liegen könnte, dass ich mittlerweile 1,5 Schichten von mir geworfen habe und die kühle Luft hier in der Höhe ausdrücklich begrüße – wie schnell sich das Temperaturempfinden doch ändern kann.
Der karge Weg wird durch den Weitblick mehr als wettgemacht und trotz der steilen Pfade und Kehren haben wir beide kein mulmiges Gefühl ob der Höhe. Der Anstieg ist gleichmäßig und auf dem kleinen Geröll gut zu gehen.
Immer weiter ackern wir uns noch oben und unsere Blicke wandern zwischen dem Gipfel „Wie weit ist das wohl noch? Sind wir bald da?“ und dem Parkplatz „Woah, guck mal wie klein die Womoline ist. Von da ganz unten kommen wir?“ hin und her. Die letzte Meile ist zunächst etwas geschützter und flacher, um dann ab dem Marker, der 0,5 Meilen bis zum Gipfel anzeigt, noch einmal tüchtig Steigungsgas zu geben.
Den Gipfel fest im Blick nehmen wir die letzten engen Serpentinen unter die Schuhe und schlagen schon bald ganz oben auf. Der Gipfel ermöglicht einen 360 Grad Rundumblick und hält noch letzte Schneereste, die in diesem Jahr wohl nicht mehr schmelzen werden, für uns bereit, irre.
Schon bald ziehe ich meine Schichten wieder an, denn … hier zieht´s! Heute ist es so klar, dass wir tatsächlich den Mount Shasta in nordöstlicher Richtung entdecken. Dessen Schneereste werden von der Sonne beschienen, so dass der Gipfel zu leuchten scheint. Das Gefühl hier oben auf Bild zu bannen, ist schlich nicht möglich. Eine ganz andere Art von Wanderung für diesen Urlaub liegt somit (halb) hinter uns, Gipfelbesteigungen können sich sehen lassen!
Nach einer guten Stunde beginnen wir den Abstieg. Während der Männe hinabstürmt – mit den Worten „Bremsen tut in den Knien weh“ – folge ich gemächlicher hinten dran. In kürzester Zeit stehen wir wieder wohlbehalten neben der Womoline und sind beide ein bisschen stolz, ein toller Hike!
Da wir so dicht dran sind, fahren wir noch einmal in das Visitor Center, um uns einen Profi-Kaffee aus dem kleinen angeschlossenen Café zu gönnen, lecker. Solche Sachen schmecken nach körperlicher Anstrengung echt doppelt so gut.
Zum dritten und letzten Mal rollen wir dann durch den Park hindurch in Richtung Manzanita Lake. Es ist erst früher Nachmittag und so raffen wir uns, nachdem wir erneut unsere krumme Site bezogen haben, auf, um den kleinen See noch zu umrunden und ein paar letzte Sonnenstrahlen zu genießen.
Der Trail verläuft gemütlich entlang des Sees, führt ab und zu ein wenig ins Unterholz und an den verschiedenen, kleineres Facilities hier am Manzanita Lake vorbei. Wir werfen einen Blick in das Loomis Museum und bestaunen die kleine, aber feine Sammlung an Informationen und Fotos zur örtlichen Vulkangeschichte und stapfen dann weiter zur Westseite des Sees mit dem besten Blick auf den Lassen Peak.
Der Lake liegt einige hundert Höhenmeter tiefer als der Parkplatz, von dem wir heute Morgen gestartet sind, so dass der Blick hinauf zu dem Ort, wo wir heute einige Stunden zuvor gestanden haben, noch unglaublicher erscheint.
Mit leckeren Wraps gefolgt von unseren Lieblingsnachos lassen wir den Tag mit 1-2 Folgen Serie ausklingen und verkriechen uns dann mit extra Kuscheldecke in den Betten - gut gewappnet gegen die zweite, eisige Nacht in Folge.
Die Wanderbilanz des Tages: Gipfelerstürmung mit guten 8,6 km (fast 5,5 Meilen) und 627 Höhenmetern + Nachmittagsspaziergang um den See mit 4,6 km (fast 3 Meilen) und gemütlichen 64 Höhenmetern.
Lieben Gruß
Annika
Hi Annika,
tolle Wanderung zum Lassen Peak ! Respekt !
Viele Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Moin Bernhard,
danke dir! Die Schwierigkeit des Aufstieg hielt sich tatsächlich in Grenzen, aufgrund der angenehmen Temperaturen und vielen kleinen Pause. Mit ausreichend Zeit und Ruhe ist der Hike wirklich ein tolles und vor allem auch machbares Erlebnis!
Lieben Gruß
Annika