54. Trennung und Fahrt zum Lake Tahoe

Das Ende einer Freundschaft

Was ist eigentlich eine Freundschaft? Ich glaube da gibt es verschiedene Auffassungen. Gerade weil dies bei uns anders war, ist diese Freundschaft in die Brüche gegangen. Für uns bedeutet Freundschaft, dass man zueinander steht und den anderen gern mal eine kleine Freude macht. Bei Mike und Gladys geht es nur nach dem Nutzen. Mit Freundschaft in unserem Sinne hat das wenig zu tun. Als sie uns besucht haben, wurde alles daran gesetzt, ihnen ein unvergessliches Erlebnis zu bereiten. Sie sollten Spaß haben. Sie haben uns ihre Wünsche mitgeteilt und wir haben eine Route zusammengestellt, wo alles enthalten war. Wir haben ihnen mit Hilfe von Freunden einen unvergesslichen Tag auf dem Oktoberfest und eine tolle Stadtbesichtigung von München bereitet. Das Kehlsteinhaus, Neuschwanstein, Rothenburg, Nürnberg, Bayreuth, Dresden, Königstein, Burg Stolpen, Görlitz, Potsdam, Berlin und vieles andere haben wir mit ihnen besucht. Für uns war es immer wichtig, dass sie sich wohlfühlen. Norbert hat ihnen dann noch einen fünfteiligen Film zusammengestellt mit vielen Informationen, alles in englischer Sprache.

Wir haben nicht erwartet, dass sie das ebenfalls tun, wir haben nur erwartet, dass sie uns vielleicht einige schöne Ecken ihres interessanten Landes zeigen und auf unsere Wünsche eingehen. Da sie jedes Jahr drei Monate im Süden mit ihrem Trailer verbringen, dachten wir, dass sie alles bestens kennen müssten. Aber das war weit gefehlt.

Wir haben auf jeden Fall ebenfalls Fehler gemacht, in dem wir Mike die Route ab Las Vegas anvertraut haben.  Bei ihm geht es aber nur darum, was er gern sehen möchte. Teils verbummelt er Tage, dann verfällt er wieder in Aktionismus. Außerdem braucht er ständige Anerkennung für das was er tut. Gladys ist da ganz groß, sie lobt ihn bei jeder Kleinigkeit. Wir sind da nicht so geartet, wir sagen ihm, was uns gefällt und anschließend danke. Da hat er sicher mehr erwartet. Ansonsten sind wir uns vorgekommen wie Trophäen, die als Statisten bei einer Fotosafari dienen.

Wir hätten ihn in vielen Dingen einfach bremsen müssen und manchmal „mit der Faust auf den Tisch hauen“ sollen. Im Nachhinein ist man schlauer. Wir haben auch schöne Zeiten mit ihnen verbracht, hatten viel Spaß und es war oft lustig. Leider haben wir erst in Amerika gemerkt, wie er wirklich ist.

Ich habe lange überlegt, ob ich dies alles in meinem Reisebericht schreiben soll, wollte die Beiden ja nicht schlecht machen. Nach der Reise habe ich manchmal gedacht, vielleicht haben wir auch überreagiert? Aber jetzt nachdem ich den Bericht geschrieben habe, ist mir klar geworden, dass es gar nicht anders hätte enden können. Ich habe einfach alles so geschildert, wie ich es erlebt habe und eure Reaktion zeigt mir nun, dass ich gar nicht so falsch liege. Mir hat es auf jeden Fall gutgetan, dies alles noch einmal zu verarbeiten, denn es vergeht kein Tag, an dem ich nicht darüber nachdenke. Langsam rücken aber die schlechten Erfahrungen in den Hintergrund und die vielen schönen Erlebnisse des Urlaubes bleiben lebendig.

Hallo Thomas, Beate, Gisela, Flo , Sabine und Bernhard,

ganz großen Dank für Eure lieben Worte. Es freut mich, dass Euch meine Bericht und die Fotos gefallen. Das macht dann noch mehr Spaß zu schreiben. Die Reise geht nun erst mal ins "Blaue", denn wir waren ja nicht darauf vorbereitet. Aber wir haben noch viele sehr schöne Tage gehabt und sehr viel Neues gesehen. Also jetzt wir es auf jeden Fall "ruhiger" und entspannter. Weiterhin viel Spaß beim lesen.

Liebe Sonja,

da hast Du wohl recht, dass viele Amerikaner anders ticken als wir. Was ich lustig finde, dass sie wahrscheinlich schon ihr "Fotogesicht" auf der Schule lernen. Das haben wir bei Mike und Gladys gesehen. Sie haben immer den gleichen Gesichtsausdruck auf den vielen Bildern, die wir von ihnen haben. Ich schaue fast auf jedem Foto anders, ist sicher nicht so vorteilhaft. 

Wir waren ja nur einen Tag an dem schönen See, aber es läßt sich sicher auch noch länger dort aushalten.

Hi Michael, hi Mike,

vielen Dank für das Lob für meine Bilder. Wichtig ist ja, dass sie die schönen Landschaften wiederspiegeln. Hi Mike, Namensgleichheit ist ja nicht mit Charakter gleichzusetzen.

Hi Elli,

da hast Du vollkommen recht. Unser Urlaub verlief dann viel entspannter und wir haben noch so viel schönes gesehen. Irgendwie haben wir den restlichen Urlaub ganz anders genossen nach den Erfahrungen. 

Hallo Matthias und Gabi,

es ist jetzt tatsächlich ein ganz anderes Gefühl und man lernt die Unabhängigkeit viel mehr schätzen. 

Hallo Jani,

ja wir haben nichts mehr von ihnen gehört. Ich habe gar nicht oben geschrieben, dass die Beiden an diesem Morgen mit einer starken Knoblauchfahne zu uns gekommen sind, obwohl sie ja wissen, dass wir Knoblauch nicht mögen. Mich hat es fast umgehauen und ich habe nur gesagt "oh Garlic" und Gladys darauf "wie lieben Garlic". Eigentlich sagt das schon, dass sie uns unbedingt loswerden wollten. Die vielen letzten Tagen haben sie es mit zunehmender Hektik probiert. Vor unserem Urlaub war immer noch die Rede davon, dass sie wieder nach Deutschland kommen wollten und wir haben schon Pläne geschmiedet, was wir ihnen alles schönes zeigen können. Irgendwie haben sie es sich aber anders überlegt, da haben sie uns nicht mehr gebraucht. Wie schon oben geschrieben, zählt bei ihnen nur die "Freundschaft" nach dem Nutzen. Wieder um eine Erfahrung reicher geworden. 

Liebe Susanne,

schön, dass Du meinen Bericht weiter verfolgst. Ich wünsche Dir noch einen schönen Resturlaub.