06. Tag - ….and back to the rim!

Die Nacht ist zunächst unerträglich heiß, später wird es aber kühler. Die Isomatten sind schon sehr hart, ich  spüre jedes Steinchen und muss mir immer wieder eine andere Schlafposition suchen. Aber ich schlafe trotzdem überraschend gut, Volker nicht ganz so. 

Um 4.20 Uhr werden wir wieder von Rosanna Cash geweckt. Schnell packen wir alles zusammen, das dauert doch länger als gedacht. Aber wir schaffen es gerade rechtzeitig zum „Early Breakfast“ auf der Phantom Ranch zu sein. Eigentlich waren wir ja skeptisch, ob die Entscheidung, das Frühstück abzuwarten, richtig gewesen ist. Der Ranger hatte uns gestern Abend  geraten, schon um 4 Uhr mit dem Aufstieg zu starten, um der Hitze zu entgehen. Aber das Warten hat sich gelohnt! Ein super Frühstück in einer unbeschreiblichen Atmosphäre, mit Rührei, Speck, Pancakes, Sirup, Pfirsichen, O-Saft und Kaffee. Wir essen richtig viel, das sind wir eigentlich gar nicht gewohnt. Wir sitzen mit einer sehr netten Familie aus Kansas am Tisch und es entwickelt sich ein tolles Gespräch. Um 5.30 Uhr herrscht allgemeine Aufbruchstimmung, alle wollen schließlich nach oben. Auf der großen Tafel lesen wir, dass Wasser auf dem Bright Angel Trail verfügbar ist. Manchmal gibt es dort, z. B. nach einem Gewitter, kein Wasser. Wir brauchen also nicht so viel mitzunehmen, ca. 2 l Wasser pro Person werden reichen.

Hier Fotos von der Phantom Ranch von gestern abend:

Wir holen nur noch schnell unsere Rucksäcke und sind um kurz vor 6 Uhr auf dem Bright Angel Trail nach oben. Der Weg führt über die Silver Bridge, alles liegt noch im Schatten. Es ist angenehm zu laufen, immer am Colorado lang und geht zunächst kaum bergauf, einfach nur schön.

Weiter führt der Weg durch einen Canyon, jetzt wird es auch langsam steiler und damit anstrengend. Aber zum Glück liegt der Weg auch weiterhin zum größten Teil im Schatten, später lässt sich die Sonne mehr und mehr blicken.

Es wird aber noch mal richtig schattig, wir laufen an einem Creek entlang, alles ist grün, es geht durch  Schilf und Cottenwood Trees (Pappeln) und ist angenehm kühl. Nach gut 2 Stunden erreichen wir Indian Garden. Hier ist es wunderschön, wir machen eine Pause. Bis jetzt war es eher ein Spaziergang, aber mir ist schon klar, dass die Anstrengung erst jetzt beginnt.

Da es inzwischen richtig heiß geworden ist, befolge ich Ullis Tipp. Ich habe ein Top an und eine Baumwollbluse, die ich in Wasser tauche. Auf den Kopf setze ich mir den kletsch-nassen Sonnenhut, darunter ein nasses T-Shirt.  Sieht sehr lustig aus, seht selber…. aber es hilft!

Es wird immer sonniger, aber immer noch ist ab und zu Schatten. Zum Three Mile Resthouse geht es in Serpentinen hoch, soooo anstrengend. Dort ist ein Arbeitstrupp mit Mulis im Einsatz, die bessern den Weg aus. Überhaupt ist es auf dem Weg richtig voll, der krasse Gegensatz zu gestern, wo wir fast alleine unterwegs waren. Der Weg ist gut zu laufen, nicht so ausgetreten wie der South Kaibab Trail. Es war eine gute Entscheidung, weniger Wasser mitzunehmen, denn der Rucksack lässt sich viel besser tragen als gestern. Am Three Mile Resthouse zwinge ich mich, etwas zu essen und natürlich zu trinken. Die Hitze schafft mich schon ganz schön. Bevor es nach einer Pause weiter geht, wieder die gleiche Prozedur – alle Kleidungstücke werden in Wasser getaucht.

Der Blick in den Canyon verändert sich ständig, unfassbar wie weit wir schon gekommen sind. Immer wieder halten wir an und genießen den Ausblick. Volker ist meist weit vor mir, wartet aber immer wieder. Es ist wahnsinnig heiß und anstrengend, aber trotzdem auch wahnsinnig schön.
Der Weg zum Mile-and-a-Halfe-Resthouse zieht sich ganz schön, ich habe jedes Zeitgefühl verloren, schaue nicht mehr auf die Uhr, arbeite mich einfach in Etappen nach oben. Zwischendurch habe ich das Gefühl, ich komme nie an. Aber wir erreichen auch das nächste Resthouse und machen dort eine längere Pause. Hier sind mir schon viel zu viele Menschen, viele Tagestouristen gehen den Weg bis hier.

Nach der schon üblichen Prozedur ist die Kleidung wieder nass und wir machen uns an das letzte Stück des Aufstieges. Volker ist wieder weit vor mir, ich quäle mich schon sehr auf dem letzten Stück. Immer wieder werde ich angesprochen und gefragt, ob wir tatsächlich unten waren. Das macht mich richtig stolz und der Weg fällt mir etwas leichter. Kurz vor dem Rim wartet Volker auf mich und wir gehen das letzte Stück gemeinsam. Um 12.30 Uhr haben wir es geschafft, ich bin erstaunt, dass es nicht später ist.

Es ist geschafft!

Ist das ein Gefühl, nach unten zu sehen und zu wissen, dort ist man gewesen. Zurück am Campground essen wir den restlichen Reis von vorgestern, dann relaxen und lesen wir. Wir fahren noch mal kurz zum General Store, den Sonnenuntergang sparen wir uns heute. Um 19.30 Uhr liege ich im Bett, Volker etwas später. Ach, schlafe ich gut!!

Mein persönliches Highlight: Die letzten Schritte nach oben!