Tag 23: White Sands

Wieder einmal müssen wir sehr früh aufstehen, es geht in den White Sands National Park. Man fährt immerhin ca. 45 Minuten bis zum Eingang, wo wir kurz nach 7 Uhr ankommen. Da wir den Alkali Flat Trail laufen wollen, fahren wir sofort bis zum Ende des Dunes Drive, aber schon hier im Womo sind wir total begeistert von der weißen Gipswüste. Wow, so etwas haben wir noch nie gesehen. Am Anfang gibt es noch etwas Vegetation im Sand, bald aber nur noch hohe, schneeweiße Sanddünen.

Am Parkplatz frühstücken wir schnell und ziehen dann unsere Wandersachen an. Außer uns sind nur noch 2 Autos hier. Da ich nicht damit rechne, dass wir den ganzen trail laufen (ich habe gelesen, dass es furchtbar anstrengend sei durch den Sand zu laufen), bestehe ich heute nicht darauf, dass jeder 3 Liter Wasser mitnimmt, 2 Liter pro Kopf reichen..

Am trailhead steht eine Tafel mit Warnungen in mehreren Sprachen: es ist heiß, man soll genug Wasser mit nehmen, nicht vom Weg abgehen usw. Ja, wussten wir: wir haben unsere großen Sonnenhüte, Sonnencreme, Sonnenbrillen, Wasser, es ist noch früh am Morgen und wir sind eine Gruppe. Um 8 Uhr laufen wir los, immer von einem roten Pfosten zum nächsten, man sieht sie sehr gut und sie stehen nicht zu weit auseinander. Kurz vor uns ist eine französische Familie losgelaufen, eine Weile sehen wir sie noch vor uns, aber sie sind schneller als wir, und so sind wir schon bald völlig allein in dieser weißen Wüste. Ich hatte nicht erwartet, dass man eigentlich immer das Ende der Wüste sieht und die umliegenden Berge. Mit genug Wasser sollte man da doch rauskommen… Aber ich erinnere mich an die Hitze im Grand Canyon und weiß, wie sehr die einem zusetzen kann. Unsere Tochter klärt mich auf, dass schon tote Menschen, die noch etwas Wasser hatten, in Wüsten gefunden wurden. Sie wollten es wohl noch aufheben, nicht alles trinken… Das sind genau die Gespräche, die ich jetzt lieber nicht führen will.

Die Landschaft ist so schön, dass wir es kaum glauben können, und wir laufen und laufen. Da es hier wohl vor kurzem geregnet hat, ist der Sand an der Oberfläche hart und es ist gar nicht so mühsam. Klar, wenn man eine Düne raufläuft (und es geht eigentlich dauernd rauf und runter), bricht man durch die oberste harte Sandschicht und sinkt ein. Das ist dann anstrengender. Und obwohl der Himmel bewölkt ist, sind wir immer in der Sonne. Komisch! Aber noch ist es angenehm, alle sind glücklich, machen Fotos, und staunen über die Dünen.

Irgendwann meine ich, es sei doch besser umzukehren, wir hätten nicht genug Wasser für den gesamten trail, aber die anderen weigern sich. Mein Mann sagt, er würde jetzt gar nichts mehr trinken. Als ich nicht zu überzeugen bin, kommt er auf die Idee abzukürzen: wir sollten doch einfach durch die Dünen laufen, ganz da hinten hätte er einen Pfosten gesehen. Jetzt gibt es einen Krach, ich drohe ihm mit Scheidung…  naja, ein bisschen übertrieben war das schon. Aber unser Garmin, das ich extra gekauft hatte, funktioniert nicht, ich habe es nicht geschafft, die Karten richtig zu laden. Tochter und Sohn schlagen sich auf die Seite ihres Vaters, der schon probehalber auf der nächsten Düne steht. Sie zeigen mir mindestens 5 Pfosten ca. 500 Meter entfernt, das ist der Rückweg des trails. Wir sind wohl schon ziemlich im hinteren Teil. Schließlich lasse ich mich überzeugen, bestehe aber darauf, dass einer vorläuft bis zur Spitze der nächsten Düne und dort stehen bleibt. Wenn er dann den Pfosten sieht, kommen die anderen nach. Das Problem ist nämlich, dass man unten zwischen den Dünen die Pfosten nicht sieht. Wir sind erstaunlich schnell in der Nähe des trails, und ich entspanne mich, genieße es, wie die anderen Spuren im weißen unberührten Sand zu machen. Und da das so schön ist, laufen wir jetzt immer parallel zum trail. Wir schlittern die Dünen runter, machen Videos und genießen diese tolle Landschaft.

Schließlich sind wir nach 2 Stunden wieder zurück. Die letzten 20 Minuten ist es richtig heiß geworden, und im Womo machen wir erstmal die Klimaanlage an. Ich dusche sogar, um den Schweiß abzuwaschen, was für ein Luxus! Mit Auto könnte man das nicht! Dann fahren wir zum nächsten Parkplatz, wo wir vollkommen allein sind.

Mein Mann hat noch lange nicht genug, ihm macht die Hitze auch am wenigsten aus, also holt er das Sandboard raus und fährt ein paar Mal die Dünen runter. Aber allein macht es nicht so viel Spaß, und nach weiteren Fotos kommt auch er wieder ins Womo. Wir fahren ein bisschen weiter, bleiben hier und da stehen, und beschließen, in der Picnic Area mit überdachten Bänken und Tischen zu Mittag zu essen. Aber es ist zu heiß, und ab und zu bläst der Wind Sand über den Tisch. Egal, dann essen wir halt drin: Wir fahren zum nächsten Parkplatz, wo wir auch wieder völlig allein in den weißen Dünen stehen, und genießen unser Essen mit toller Aussicht.

Und was jetzt? Eigentlich wollen wir auf den Sonnenuntergang warten, der soll hier besonders stimmungsvoll sein. Rausgehen will keiner, zu heiß. Aber wir haben ja das Visitor Center noch nicht besichtigt, also fahren wir dorthin. Wir sehen einen interessanten Film und schauen den gift shop an ohne etwas zu kaufen. Draußen ändert sich das Wetter, es ziehen viele Wolken auf. 

Als ich diese Reise organisiert habe, bin ich ein paar Mal auf Fotos von Personen gestoßen, die in wunderschönen Kleidern im weißen Sand posieren. Ich bin eigentlich sehr fotoscheu, aber diese Fotos waren einfach toll, und ich so halb und halb dachte ich, warum nicht. Unsere Tochter und ich haben jede ein einziges schönes Kleid zum Ausgehen dabei, und da es jetzt auch nicht mehr so heiß ist, es ist ja grau und bewölkt, frage ich ein bisschen unsicher, ob wir uns jetzt vielleicht fotografieren lassen sollen. Mein Mann ist begeistert, auch wenn er schimpft, dass wir das hätten vorher machen sollen, als die Sonne noch schien.

Wir fahren wieder zu einem einsamen Parkplatz. Unsere Tochter geniert sich genau wie ich, wir sind keine Fotomodelle, aber wir beschließen, die Kleider mal anzuziehen und rauszugehen. Es ist ja zum Glück kein Mensch außer uns vieren da. Dann wandern wir durch die Dünen, der Wind zerrt an unseren Kleidern und Haaren, und ein bisschen Sandpeeling bekommen wir auch. Es macht Spaß, so rumzulaufen, wieder suchen wir Orte, wo wir die ersten Spuren im Sand machen. Ein bisschen Stress gibt es mit meinem Mann, der möchte, dass wir richtig posieren, aber wir wollen nicht, wir genieren uns. Er schimpft zwar, aber dann macht er halt Fotos, die nicht gestellt sind, genauso wie unser Sohn mit dem Fotoapparat unserer Tochter. Wenn es nichts wird, löschen wir alles. Dann machen wir auch noch Fotos von unserem Sohn, der hat aber nur T-Shirt und kurze Hosen… egal! Inzwischen ist der Himmel so dunkel, dass man keine guten Fotos mehr machen kann.

Dann ziehen wir uns wieder um, und benutzen endlich unser Sandboard. Im Sitzen, im Stehen, es macht viel Spaß.

Da wir nicht mehr mit einem schönen Sonnenuntergang rechnen, machen wir uns schließlich auf den Weg nach Hause. Beim Rausfahren sehen wir noch mehrere Personen, die auf den Dünen posieren, jetzt kommt auch die Sonne unter den Wolken hervor, es hätte also doch noch Abendlicht für unsere Fotos gegeben. Aber egal, jetzt haben wir keine Lust mehr, der Tag war lang genug.

Auf dem Campingplatz grillen wir und genießen den Sonnenuntergang. Was für ein wunderbarer Tag. Und White Sands: was für ein einzigartiger Ort! Wir sind sehr glücklich, dass wir so eine schöne Reise machen können. Für unsere Tochter war heute einer der schönsten, wenn nicht der schönste Tag unserer Reise!

Damit ist der Tag zu Ende. Für die, die wie ich von diesen Fotos nicht genug bekommen können, hier noch ein paar vom Fotoapparat unserer Tochter. Da die Farben ganz anders sind, wollte ich sie  nicht mit den Fotos vom i-phone meines Mannes mischen.