Tag 07 - im Labyrinth der Hoodoos - Bryce Canyon hautnah

Auf zum Sonnenaufgang! Der Wecker klingelt deshalb früh. Äh, Wecker? Aus der Dunkelheit höre ich irgendwann morgens die Stimme meines Mannes: „Wann genau wollten wir aufstehen?“ Es ist 6:30Uhr, so ein Mist. Eigentlich wollten wir eine Viertelstunde früher. Ein prüfender Blick: ich hab den falschen Wochentag aktiviert. Grrr.

Nicht ärgern, sondern raus aus den Federn, schnell in die wärmsten Klamotten, die wir dabeihaben, inklusive Daunenjacke und Mütze. Draußen sind 3°C. Mit Stirnlampen marschieren wir im ersten zaghaften Licht der Morgendämmerung mit zügigen Schritten los. Hoffentlich schaffen wir es noch pünktlich.

Das gelingt zwar, aber der Sunrise Point ist bereits voller Menschen, und die besten Plätze zum Fotografieren sind belegt. Ärgerlich. Wir suchen uns Lücken und versuchen, den Moment trotzdem zu genießen. Es dauert noch 20 Minuten, in denen sich von Minute zu Minute das Licht ändert.

Die wenigen Wölkchen zaubern einen rosa-orangefarbenen Schleier auf den noch dunklen Himmel. Und dann lugt die Sonne über den Horizont und übergießt die Hoodoos und das ganze Amphitheater mit goldenen Farben. Ist das zauberhaft!

Wir tauchen ein in diese Wunderwelt, indem wir ein Stück den Queens Garden Trail hinunterlaufen. Wunderbar, zum Staunen, einfach herrlich! Jetzt fühlen wir uns doch angekommen.

so geht´s auch: auf dem Rücken der Pferde.... nur eine ziemlich staubige Angelegenheit!

1 ½ Stunden und zahlreiche Fotos später sind wir zurück bei Bibi, und es gibt erstmal einen heißen Kaffee und Frühstück. Natürlich mit den "besten Toasts/English Muffins ever" von unserem Gasherd-Toaster. Versteht sich von selbst.

Schnell wird es jetzt wärmer. Wir starten unseren Hike deshalb in kurzer Hose und T-Shirt, was für ein Temperaturunterschied innerhalb von 3 Stunden! Zunächst geht es wieder zurück zum Queens Garden Trail. Hier beginnt für uns die „Figure 8“.

Es geht erstmal steil bergab. Hinter jeder Biegung erwarten uns zauberhafte Hoodoos, andere Perspektiven – aber auch jede Menge Menschen. Ist das voll hier. Erst als wir uns weiter weg vom Ausgangspunkt bewegen, ungefähr ab dem Verbindungs-Trail Navajo Loop zum Peek-a-Boo Loop, wird es einsamer. Dort im Peek-a-Boo wandeln wir zwischen Hoodoos, Windows und unzähligen Fotomotiven.

Mittlerweile ist es ordentlich heiß geworden, ganz schön anstrengend, denn es geht permanent auf und ab. Auf diesem Teil der Strecke sind weniger Turnschuh-Touristen unterwegs, man kann die Umgebung viel mehr genießen.

Als Ausstieg wählen wir natürlich die Wall-Street. Vorbei mit der Ruhe! Jede Menge Menschen laufen hier, und viele nur einmal runter und wieder rauf. Trotzdem finden wir den Ort ziemlich cool; in unzähligen Switchbacks geht es bergauf.

Nach 12km und 500hm haben wir in ca. 4 Stunden eine wunderbare „8“ beendet. Oben angekommen laufen wir mit unseren staubigen Schuhen zur Lodge. Ein Erfrischungsgetränk wäre jetzt genau das Richtige! Hierfür schickt man uns zur Pizzeria. Frisch gestärkt nehmen wir danach nochmal den Shuttle Bus zum Bryce Point. Heute sind wir früher dran, und tatsächlich: wir haben die golden hour im Amphitheater erwischt und halten uns hier noch eine ganze Weile auf, staunend und genießend.

Nach der anstrengenden Wanderung und dem Trubel im Canyon genießen wir später das abendliche Campfire ganz besonders. Naja, zumindest eine kleine Weile. Nämlich genau so lange, bis die herrliche Ruhe durch den Generatoren-Lärm unserer amerikanischen CG-Nachbarn gestört wird, und danach ihr Rauchmelder eine leere Batterie meldet und piepst, in nervtötender Regelmäßigkeit, und wie laut! Einige Minuten hören wir uns das an und glauben, das muss doch gleich aufhören. Denkste. Die Nachbarn sind offensichtlich lärmresistent und ignorieren das Piepsen. Nach geschlagenen 20 Minuten (!) habe ich die Nase voll, laufe rüber und frage höflich nach, ob das Geräusch aus ihrem Womo käme. Ganz gelassen und erstaunt meint der Mann, ja klar, der Rauchmelder. Ein bisschen zusammenreißen muss ich mich, als ich betont freundlich sage, dass er das ja bestimmt gleich abstelle, denn es sei doch etwas nervend… Immerhin setzt er sich danach tatsächlich in Bewegung, und Hallelujah, endlich ist Ruhe.

Um 21:30Uhr wird es uns dann trotz Feuer zu kalt, und wir verschwinden im warmen Bett. Das war ein wunderbarer Tag im Bryce Canyon!

LG, eure Inga