Tag 32:
120 km sind es von Blanding bis nach Moab. Unser erster Weg führt uns direkt in das National Park Head Quarter.
Dort stornieren wir unsere Salt Creek backcountry overnight Permits (für die nächsten vier Tage) und besprechen mit dem diesthabenden Ranger unsere alternativen Optionen für die kommenden Tage. Morgen wollen wir dann erst mal den Lavender Canyon erkunden. Dafür besorgen wir uns ein day use permit und den Zahlencode für das Schloß Eingangtor des Canyons (dieser wird alle paar Tag geändert).
Zudem ist ein Allrad-Fahrzeug mit vernünftiger Bodenfreiheit und Geländeuntersetzung Voraussetzung. Ein Blick des Rangers aus dem Fenster auf unser geparktes Fahrzeug genügt: Permit granted!
Die übrigen Permits für den Needles District behalten wir vorerst mal, wir sind ja optimistisch was nächste Woche angeht ...
Dann stürmen wir das "Moab Diner" und ordern ein deftiges Burrito Frühstück mit home fries.
Im City Market füllen wir unsere Vorräte wieder mit allerlei Leckereien auf und besuchen danach noch den "Moab Gear Trader", einen gutsortierten Shop für Outdoor-Ausrüstung, der auch gebrauchte Gegenstände an- und verkauft.
Da es nachts weiterhin frostig bleiben soll besorgen uns für wenig Geld einen fast neuwertigen Schlafsack, den wir im Zelt als zusätzliche Decke verwenden wollen. Nici kann nicht widerstehen und kauft sich noch eine schicke Daunenjacke um den abendlichen Komfortbereich ein wenig anzuheben.
So, alles erledigt, und wat nu?
Ist doch klar - wenn wir schon mal hier sind, dann kommen wir ja eigentlich nicht umhin einen Abstecher in den Arches NP zu machen !
Heute ist der 31. Oktober, eigentlich der letzte Tag der Saison an dem man ein "timed entry ticket" für die Einfahrt in den Nationalpark benötigt, aber es ist so wenig los, dass uns der Ranger auch ohne Ticket durchwinkt.
Das Wetter ist, wie versprochen, wieder erste Sahne, keine Wolke trübt das satte Blau des Himmels.
Es ist allerdings noch relativ frisch, obwohl bereits Mittag, da kommt gleich mal die neue Daunenjacke das erste mal zum Einsatz.
Im National Park klappern wir die bekannten Aussichtspunkte ab:
Wallstreet at high noon
Turret Arch
Windows Arch (mit Turret Arch) im "Auge"
Double Arch
... und auch eine Wanderung hinauf zum Delicate Arch darf natürlich nicht fehlen !
Der Delicate Arch, wohl bekannteste Steinbogen der USA, im Hintergrund die verschneiten Gipfel der La Sal Mountains.
wir reiben uns verwundert die Augen:
Was ist denn hier los? - Wo sind denn all die Menschen?
Wunderbar, das erlebt man hier eher selten ... Kein Gedränge, keine Fotoschlange,
lediglich ein anderes Pärchen sitzt hier oben und genießt mit uns die Atmosphäre
Gegen späten Nachmittag machen wir uns dann auf dem Rückweg und statten dem Needles Overlook noch einen Besuch ab.
Wir haben uns ein wenig in der Zeit unterschätzt, aber wir kommen gerade noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang:
Für heute Nacht haben wir uns etwas ganz besonderes herausgesucht: Das "Roughlock Resort" airbnb,
liegt knappe 40 min südlich von Moab, in einer waldigen Ebene kurz vor Monticello.
Es ist weniger Resort, als vielmehr eine Mischung aus historischem Western-Set, rustikalem Saloon und charmantem Museum.
Dave, der Besitzer, behauptet es wäre die näheste Unterkunft zum Needles District des Canyonlands Nationalparks.
- Ich habe bei google nachgeschaut, und er hat absolut Recht!
Drinnen empfängt uns der Duft von trockenem Holz und altem Leder. Die Hütte ist gemütlich im Western-Style eingerichtet. Tierfelle und Jagdtrophäen zieren die Wände, dazwischen hängen Sättel und Indianerdecken. In Vitrinen liegen Artefakte der Ureinwohner, in Regalen stapeln sich Bücher, daneben Hüte, Instrumente, alte Revolver, Petroleumlampen.
auf jeden Fall mal was total anderes ...
Draußen lehnen Kutschenräder, verrostete Werkzeuge und ausrangierte Maschinen an der Hauswand
Wir entzünden an der Feuerstelle hinterm Haus ein knisterndes Lagerfeuer, und Dave, unser Host, setzt sich mit einem Bierchen noch eine Weile zu uns und erzält:
Sein Vater war der ehemaliger Sheriff im San Juan County, zudem arbeitete er auch als Wrangler und Prop-Man (Requisiteur) für Western-Filmproduktionen die hier in der Gegend gedreht wurden. Das erklärt natürlich wieso das ganze Haus mit Western-Requisiten vollgestopft ist.
Dann erzählt er noch, dass sein Großvater, Ross Musselman, maßgeblich bei der Erschließung und Gründung des Canyonlands Nationalparks beteiligt war
- Ja genau, bei dem Namen dürfte es bei manchen klingeln - Daves grandpa ist tatsächlich jener Ross "Rusty" Musselman zu dessen Ehren der Musselman Arch benannt wurde.
Cool, was man so nebenbei alles erfährt ...
Draußen ist es schon stockfinster. Der Wind raschelt in den Bäumen, das Holz im Gebälk knackt leise, irgendwo quietscht eine lose Dachrinne. Die Schatten der Petroleumlampen tanzen an den Wänden, werfen lange, verzerrte Silhouetten über ausgestopfte Tierköpfe und die alten Winchester-Gewehre.
Heute Nacht sind wir die einzigen Gäste, haben das ganze Haus für uns allein (vier Schlafzimmer), die anderen Gäste haben kurzfristig abgesagt. Ein wenig unheimlich ... ab und zu glaubt man, schlürfende Schritte auf der Veranda zu hören – nur um festzustellen, dass es wohl doch nur der Wind war … oder?
Zudem heute ja der 31. Oktober ist: Halloween. Der Tag der Geister und der verlorenen Seelen.
In einer einsamen, knarzenden Westernhütte mitten im Nirgendwo fühlt sich dieser Gedanke plötzlich sehr, sehr real an ...
Hi Christian
Schnuckelige Unterkunft!
Herzlichen Gruß
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hi Christian,
...das ist ja mal eine echt coole Hütte
! Und dazu noch diesen geschichtlichen Hintergrund, wow!
Munter bleiben
Gruss
Kochi
Scout WoMo-Abenteuer.de
Servus Christian,
komme erst jetzt dazu weiter in deinem super (wie immer) bebilderten Reisebericht zu stöbern.
Bei Bildern vom Needles Overlook bekomme ich schlagartig extremes Fernweh😉
Toll beschrieben, da müsste man sich tatsächlich mal für eine Nacht einchecken.
Liebe Grüße
Micha
Scout Womo-Abenteuer.de
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