Tag 33:
Der Tag beginnt frostig: Auf den Autoscheiben hat sich eine dünne Eisschicht gebildet, die wir erst einmal mühsam abkratzen müssen.
Ok, gut, Anfang November und auf knapp 2150 m Höhe ist das jetzt keine so große Überraschung, aber dennoch wären ein paar Grad mehr nicht verkehrt ...
Die Tanknadel steht schon im letzten Drittel, daher fahren wir das kurze Stück nach Monticello, tanken voll und frühstücken in einem netten Cafe.
Heute soll es Richtung Canyonlands Nationalpark gehen, aber wir wählen nicht die Standardstrecke, sondern wollen die Route über die Berge nehmen:
Über Blanding, dann durch den Monti LaSal Ntl. Forest und hinauf über den Elk Ridge Pass (2700 m).
Die ersten Meilen sind noch asphaltiert, doch bald windet sich nur noch eine schmale Forststraße durch den dichten Wald. Hier liegt tatsächlich Schnee (von den Niederschlägen vorgestern), wir müssen vorsichtig fahren, da der Untergrund gefroren ist.
Hier oben zeigt das Außenthermometer satte -8° C, also Lenkrad- und Popo-Heizung an ... und schon wirds gemütlich.
Die Strecke ist einsam, Touristen verirren sich hierher kaum, wir treffen vereinzelt auf Jäger die in ihren Pickup-Trucks am Straßenrand stehen und nach Hirschen Ausschau halten.
Nach gut zwei Stunden stoßen wir dann auf die Zufahrtsstraße zum Needles District und legen kurze Zeit später einen Stopp am Newspaper Rock ein.
immer wieder faszinierend: das wilde Durcheinander auf dem Newspaper Rock.
Andere Petroglyphen erzählen Geschichten, der Newspaper Rock einen ganzen Roman!
weiter gehts Richtung Needles District.
Über das Wetter brauche ich ja eigentlich nichts zu schreiben, ihr seht es ja selbst: Königsblauer Himmel und den ganzen Tag nicht der winzigste Wolkenfetzen!
Acht Meilen vor dem Parkeingang biegen wir nach links auf eine Dirt Road ab, es geht über ein paar kleine Felsstufen, durch mehrere Vieh-Gatter, vorbei an den beiden markanten Six-shooter Peaks, und dann immer in einem breiten sandigem Wash entlang (dem Davis Canyon), den wir schließlich verlassen und in den Lower Lavender Canyon biegen.
Wer hier allerdings blühende Lavendelfelder erwartet, wird wohl bitter enttäuscht: Benannt ist der Canyon nach David Lavender, einem Viehzüchter und Schriftsteller.
Am Parkeingang des Canyonlands Nationalparks versperrt uns ein Eisen-Gatter den Weg. Zum Schutze der Natur werden nur wenige Permits vergeben
- maximal für 8 Fahrzeuge pro Tag, vermutlich sind es aber eher 8 Fahrzeuge pro Woche oder weniger. Laut Ranger sind wir heute die Einzigen Besucher.
Wir drehen das Zahlenschloss auf die im Permit angegebene Kombination. Am Anfang klemmt es und wir verfluchen schon den Ranger, dass er uns den falschen Code gegeben hat, doch nach kurzem Kampf mit dem Schloss öffnet sich das Tor mit einem Quietschen und wir fahren ein.
Im Lavender Canyon finden sich ein ganzes Dutzend an verschiedenen Arches in allen Größen und Variationen.
Hier einer unserer Lieblinge: Der lustige "Inchworm Arch", der aussieht wie eine kriechende Raupe:
4x4 ist dringend angeraten, die Piste ist teilweise tiefsandig, in der Beschreibung wird vor Treibsand gewarnt, aber es ist alles trocken.
Der Lavender Canyon windet sich kurvenreich durch die wunderschöne Landschaft,
links und rechts ragen die typischen gelb-beigen Sandsteinwände des Canyonlands auf, und immer wieder entdecken wir neue Steinbögen.
Den Höhepunkt bildet dann der imposante "Cleft Arch"
Rund 8km fahren wir in den Canyon hinein, steigen immer wieder aus und erkunden Seitencanyons und Ruinen.
Im hinterem Teil wird die Straße dann immer schlechter, Felsbrocken liegen mitten im Weg und müssen weggeräumt werden.
bis wir schliesslich "aufgeben" müssen und unser Gefährt am Straßenrand abstellen.
Von hier aus schlagen wir uns noch etwa einen Kilometer weiter durch und folgen einem Pfad, der letztendlich aber in einer Sackgasse endet.
Zeit für eine ausgiebige Brotzeit inmitten dieser grandiosen Landschaft, bevor es wieder zurück geht.
Ein wirklich toller, landschaftlich sehr reizvoller Teil des Canyonlands National Parks, der selten besucht wird !
Auf dem Rückweg ergeben sich erneut hübsche Blicke auf den Cleft Arch
Kurz vor Erreichen des Gatters biegen wir nach Westen und erkunden noch den West Fork Lavender Canyon mit seinen zahlreichen Gesteinsbögen wie den Turtle Arch, Bellybutton Arch, Hummingbird Arch und den Long Arch. Auch hier endet die Straße irgendwann (nach ca. 4km) in einer Sackgasse.
In den Felswänden, versteckt in Nischen und unter Überhängen, entdecken wir eine ganze Zahl an gut erhaltenen Anasazi-Ruinen – die meisten zu hoch oben in den steilen Klippen verborgen, ein paar wenige können wir jedoch mit etwas kniffliger Kletterei erreichen und erkunden.
Wir verlassen den Lavender Canyon, schließen das Tor wieder sorgfältig und machen uns auf den Rückweg.
Letzte Strahlen der Abensonne beleuchten die "Supercrack Buttress",
bei genauem Hinsehen erkennt man einen Kletterer der sich den mittleren Riss hinauf arbeitet.
Die Nacht verbringen wir – wie gestern schon – im gemütlichen Roughlock Resort, da es uns gestern so gut gefallen hat.
Zum Dinner fahren wir noch zu "Wagon Wheel Pizza", ein kleiner Pizza-Laden in Monticello der hervorragende Internet-Bewertungen aufweist.
Der Laden ist zwar ziemlich heruntergekommen und basic, aber uns gefällts, die Pizza ist riesig (wagon wheel size) und schmeckt rasend gut.
Für Morgen haben wir auch bereits Pläne, aber das verrate ich erst morgen ...
Hallo Christian,
wieder wunderschöne Bilder! Danke!
LG Annett