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day 29-31: Im Dollhouse

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Bolly_Bollo
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Beigetreten: 04.04.2018 - 09:55
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day 29-31: Im Dollhouse
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Samstag, 28. Oktober 2023
Gefahrene Meilen: 
0 Meilen
Fazit: 
gefangen im Zauber der Felsentürme


Tag 29:


unser Ziel für die nächsten Tage:  Die spektakuläre Felslandschaft des "Dollhouse":
Wie in einem überdimensionalen Puppenhaus reihen sich Felstürme aus rot-weiß-geschichtetem Sandstein aneinander, 
vom Wetter und der Zeit so geformt, dass sie wie sorgfältig arrangierte Figuren wirken. Zwischen den Felsen liegen enge Durchgänge, kleine Canyons und versteckte Nischen.

 


Das Wetter ist wieder prima, der Wind verschwunden. 
Nach einem gemütlichen Frühstück mit pancakes und Marmelade machen wir uns auf.
Von "The Wall" bis zum "Dollhouse" sind es zwar lediglich 10km, diese führen jedoch über unebenen Slickrock, mehreren steilen Drop-offs und gelegentliche durch tiefen Sand. Für Snowwhite allerdings kein Problem, und so erreichen wir gegen frühen Vormittag das fabelhafte Dollhouse.

In meinem Reisebricht von 2021 habe ich dieses herrliche Stück Land ja bereits ausführlich beschrieben, daher lasse ich einfach mal die Bilder sprechen: 
 


Unser heutiger Übernachtungs-Spot:  Campsite Dollhouse #3  ...  der Traum eines jeden Abenteurer-Reisenden
 

... und wieder so eine hammer Aussicht direkt aus dem Zelt !

 

Nach dem Einrichten des Lagers machen wir uns auf die Suche nach dem "Bear Panel" welches sich irgendwo hier ganz in der Nähe verstecken muss.
Etwa eine halbe Meile entfernt von unserem Zeltplatz werden wir an einer Wand unter einem kleinen Überhang fündig:
 

 

Das Besondere an diesem Panel ist die äußerst seltene Abbildung eines Bären, mutmaßlich mit tiefer kultureller Bedeutung.
Die Felszeichnung zeigt neben einem Bären auch noch eine ganze Zahl an Geistwesen (Opfer einer Bär Attacke?).
Es ist, wie die meisten Pictographs hier in der Gegend, im Barrier Canyon Style, aber leider schon ein wenig verwittert und ausgebleicht.

In der näheren Umgebung finden wir sogar noch ein paar indianische Artefakte wie Pfeilspitzen und Tonscherben.

 


Danach wandern wir noch den "Granary Loop".
Dieser verläuft sehr abwechslungsreich zwischen den vielen Felsentürmen, mal über weichen Sand, mal über Slickrock, und immer wieder durch slotartige Engstellen.

 

  

  


von unterwegs ergeben sich ab und zu auch Blicke hinunter auf den Colorado.

 

"The Granaries" - Jahrhunderte alte Anasazi-Kornspeicher die sich unter einem Überhang verstecken


Der Loop führt uns weiter durch diese wunderbar-unreale Landschaft. Wir treffen auf den Trail der hinunter zum Colorado River (zum Spanish Bottom) führt,
folgen aber dem Pfad in die andere Richtung und gelangen in einem weiten Bogen wieder zurück zu unserem Lager.
Der Magen knurrt gefährlich, wir schnappen unseren Gaskocher, klettern auf die Felsen hinter unser Lager und brutzeln uns was leckeres zum Abendbrot.
Dort oben sitzen wir noch eine ganze Weile und lassen die Blicke über den Horizont streifen ...
 

 

Gegen Abend ziehen dunkle Wolken auf, in Kombination mit den von der tiefstehenden Sonne angestrahlten "dolls" herrscht eine faszinierende Lichtstimmung.
 

 

Heute Nacht herrscht Vollmond, der sich allerdings leider hinter den Wolken versteckt. Als ich schon ins Bett gehen will, reißt es auf und der Mond lässt das gesamte Dollhouse in seinem silbrig-weißen Licht erstrahlen. Genau darauf habe ich gewartet, ich schlüpfe in meine Treckingschuhe und laufe vor zu den hohen Felsentürmen und wandere zwischen ihnen umher. Im Mondlicht werfen die Felsfiguren lange Schatten, wirken fast wie schlafende Riesen die jeden Moment erwachen könnten. 

Es ist schon spät als ich zurückkehre, aber in solchen Nächten ist es eben fast zu schade ins Bett zu gehen ...
 

  

 

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Tag 30:

Nach einem ausgiebigen "breakfast on the rocks"  fahren wir die 1,5km vor ins Herz des Dollhouse und beziehen camp Dollhouse #1.
 

Anders als gestern herrscht hier nicht diese Offenheit und Weite, man hat nicht die Sicht auf das Dollhouse als Gesamtes, man befindet sich stattdessen mittendrin!
Rings um das camp türmen sich auf der einen Seite steile Felswände, auf der anderen Seite ein Wald aus verspielt geformten Felsskulpturen.

eine gigantische Kulisse, Dollhouse #1 braucht sich vor Devils Garden mit Sicherheit nicht zu verstecken !

 

Mund zu, genug gestaunt, das nächste Highlight wartet schon: Die Wanderung zum Green River Overlook.
Wir verlassen das Dollhouse über einen schmalen Pfad in nördliche Richtung. Im Zickzack schlängelt sich der Weg zwischen den Felsen hindurch.
 

Der knuffige Beehive Arch  -  man muss ihn einfach mögen ...

Nach dem Arch folgt der Weg zunächst einem sandigem Wash, danach geht es über Slickrock immer einem Rim entlang. Man quetscht sich durch enge Spalten, überklettert kleinere Boulder und Stufen, und trifft nach 7 km Marsch schließlich auf eine weite Ebene 

welche man an deren Ende über eine kleine Scharte im Felsen verlässt

 


Und hier schließt sich dann der Kreis: Unter uns der Green River. Nicht lange ist es her, da hatten wir dort unten in der Schleife unser letztes Camp errichtet und fröhlich gebadet. Von hier ist es nur noch eine Meile bis zum Zusammenfluss mit dem Colorado River.
Im Hintergrund "Island in the Sky" bzw. der White Rim.
 

 

Ein Stück weiter haben wir dann freie Sicht auf den Colorado. Rechts (verdeckt) Spanish Bottom, wo uns das Boot abgeholt hatte. Im Hintergrund der Cataract Canyon. Links oben am Bildrand erkennt man sogar die Felstürmchen des Chesler Parks (Needles District).
 

 

Hier muss es Freibier geben, es hat sich schon eine lange Schlange gebildet ...  wink
wie grazile Püppchen stehen die Felstürmchen aufgereiht nebeneinander, wärmen sich in den Strahlen untergehenden Sonne

 

Die Lichtstimmung ist gigantisch, Augenblicke für die Ewigkeit.

 

Wie nicht anders zu erwarten zieht die Sonne auch heute wieder ihre Show ab und zelebriert ihren feuerroten Abgang.


 

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Tag 31:

Wir hatten wunderbare Tage in der Maze, heute ist leider der Tag des Abschieds gekommen.   crying

Das Wetter hat besser gehalten als angesagt, wir hatten viel Sonnenschein und angenehme Temperaturen.
Doch so langsam braut sich da was am Himmel zusammen, eine ganz üble Schlechtwetterfront ist im Anmarsch ...

Also machen wir uns auf den langen Rückweg in die Zivilisation,
es geht über Stock und Stein, durch drop-offs und über verwinkelte Felsstufen, über weite Strecken im Schritttempo,
knappe 80km bis zum Highway (in diesem Gelände gute 6 Stunden),



Unheilvolle Wolkenmassen hängen schwer und tiefschwarz über dem Maze District, genau dort wo wir uns noch vor wenigen Stunden befunden hatten.
- Glück gehabt, jetzt möchten wir und dort nicht mehr aufhalten.  
 


Hinter uns blitzt und scheppert es gewaltig, über uns lacht noch die Sonne,
rabenschwarze Wolken im Rückspiegel, blauer Himmel über uns, wir fahren dem Unwetter davon
 

 

Wir folgen dem UT95 nach südosten, vorbei am Natural Bridges Monument, vorbei an den Mule Canyon Ruins, vorbei am Butler Wash, immer auf der Flucht vor der bedrohlichen Sturmfront.
Schade, ursprünglich waren hier ja ein paar Wanderungen geplant, aber ein Anhalten scheint uns momentan nicht ratsam.

In Blanding quartieren wir uns in ein kleines gemütliches Motel ein und besuchen das örtliche Steak House, wo wir vorzüglich Speisen.


Inzwischen hat die Schlechtwetterfront auch uns erreicht und es geht ein wahrliches Inferno über uns hernieder. 
Die freundliche Bedienung erzählt uns, dass morgen schon wieder die Sonne scheinen soll, mit klarem wolkenlosem Wetter,
allerdings soll es dann erst mal bitter kalt werden, mit Nachttemperaturen weit unter dem Gefrierpunkt.
:-o


Hmpf, eigentlich war als nächstes geplant fünf Tage lang durch den Salt Creek zu wandern, aber mit diesen frostigen Aussichten können wir uns das vorest wohl abschminken. 
Wir halten Kriegsrat und entscheiden morgen erst mal nach Moab zu fahren und dann weiter zu sehen ...
 


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Ach so, Menschenkontakt im Dollhouse:
Am zweiten Tag stand in camp#2 noch ein anderer Jeep,
auf den Wanderungen ist uns Niemand begegnet,
auf der Fahrt kamen uns einige andere rigs entgegen

 

 

 

 

Bernhard
Bild von Bernhard
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Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
Beiträge: 16388
RE: day 29-31: Im Dollhouse

Hi Christian, 

ein toller Aufenthalt im "Puppenhaus" mit herrlichen Bildern - an jedem Tag.

Wie gut, dass euer Jeep euch so treu durch das gesamte Gelände gebracht hat!

Herzlichen Gruß

Bernhard

Scout Womo-Abenteuer.de


Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)