Tag 34:
Nachdem uns auf unserem ersten USA-Trip vor fünf Jahren das Wetter einen dicken fetten Strich durch die Rechnung gemacht hatte, stand eines fest:
Wir mussten irgendwann noch einmal zurück – ins Monument Valley, diesmal bei Sonnenschein.
Unterwegs wollen wir aber zunächst die Moonhouse Ruin besuchen, welche für ihre außergewöhnlichen Felsmalereien bekannt ist. Hierbei handelt es sich um einen eher wenig bekannten Ruinen-Komplex, relativ abgelegenen und nicht ganz einfach zu erreichen, der sich gut versteckt auf der Cedar Mesa im McLoyd Canyon befindet.
Aufgrund der Einzigartigkeit gilt die Moon-House-Ruin als „Special Recreation Management Area“, unter der Verwaltung des Bureau of Land Management.
Der Zugang ist auf 20 Besucher pro Tag begrenzt und ein Permit ist zwingend erforderlich. Normalerweise erhält man dieses in der Kane Gulch Ranger Station.
Doof nur, dass die Ranger Station, mit Ende der Hauptsaisonseit am 31. Oktober, seit Vorgestern geschlossen hat.
Unsere Recherchen ergaben: Eventuell könnte in diesem Falle das BLM Monticello Field Office helfen.
Also nichts wie hin, liegt ja nur einen Katzensprung entfernt, quasi direkt auf dem Weg!
Das kleine Gebäude ist nur von einer einzelnen Rangerin besetzt, die ein wenig überrascht wirkt. Offenbar verirrt sich selten jemand mit einem Moonhouse-Anliegen dorthin. Nach längerem Suchen kramt sie einen dicken Ordner hervor, zeigte uns Bilder und Karten, erklärte die Regeln („nichts anfassen, nichts mitnehmen, nichts verändern…“) und warnte eindringlich vor Hitze, Durst und allerlei Wildnis-Gefahren. Ein paar Unterschriften später halten wir unser Permit in Händen.
Von Monticello geht es zunächst nach Blanding, dann nehmen wir den Bicentennial Highway UT95, und kurz vor dem Natural Bridges Monument gehts links ab Richtung Süden. Kurze Zeit später biegen wir auf die Snow Flat Road ab. "Snow" und "flat" wars hier allerdings nirgends, stattdessen gabs auf den nächsten 12km ausgiebig Sandpassagen, steinige Stufen und raue abschüssige Felsplatten. Hier ist Bodenfreiheit Trumpf, insbesondere auf den letzten beiden Kilometern bis zum Parkplatz. Man könnte aber auch an der Snow Flat Road parken und das letzte Stück zu Fuß laufen.
Der hike bis zum Moonhouse ist nicht besonders weit, beträgt rund 2,5 km (oneway). Vom kleinen Parkplatz aus schlängelt sich der Weg zunächst durch lichte Wacholder- und Kiefernwälder bis an den Canyonrand, dann steigt man hinunter in den Canyon und auf der anderen Seite wieder hinauf zu den Ruinen.
unterwegs kann man bereits die ersten Bauten erspähen ...
Auf halben Weg muss ein kleiner "pour off" überwunden werden. Hier hängt sogar ein kurzes Seil, das uns den Abstieg deutlich erleichtert.
Unten wurde ein kleines Podest aus Steinen errichtet, Leute mit kurzen Beinen könnten hier ansonsten auf dem Rückweg Probleme bekommen ...
dort oben, gut geschützt unter dem Überhang, befinden sich die Moonhouse Ruins.
in direkter Nachbarschaft zu diesem imposanten Felsturm, der damals sicherlich als Wachturm diente.
Wir steigen über einen steilen Pfad die 200 Hm bis ganz hinunter in den McLoyd Canyon (sehr schöner Abschnitt der Wanderung, hier unten könnte man prima zelten)
gehen ein Stück dem üppg bewachsenem Talgrund entlang, und erklimmen auf der anderen Seite über natürliche Felsstufen und schmale Bänder die steilen Felsen, bis hinauf zu den Ruinen.
Beim Moonhouse handelt es sich um ein Cliff Dwelling der Ancestral Puebloan, welches zwischen 1150 und 1300 n. Chr. errichtet wurde.
Das Pueblo umfasst neben diversen Wohngebäuden, Vorratsspeichern und Verteidigungsstrukturen sogar eine Kiva, ein zeremonieller Versammlungsraum.
Es besteht aus drei miteinander verbundenen Felswohnungen mit insgesamt 49 Räumen – das macht ihn zu einem der größten bekannten Felswohnsiedlungen dieser Region. Ein Großteil der Bauten diente als Vorratslager. Die Anlage war anscheinend als Versorgungszentrum für umliegende Gemeinden gedacht und diente wohl auch der Verteidigung, da sie abgelegen und schwer zugänglich erhöht über demCanyon liegt. Die Hauptgebäude sind durch eine zusätzliche Außenmauer geschützt, welche Schieß- oder Beobachtungsscharten aufweisen.
Obwohl der Komplex vor beinahe 800 Jahren aufgegeben wurde, befindet er sich heute noch in recht gutem Zustand. Die Abgeschiedenheit dieses Ortes hat mit Sicherheit entscheidend dazu beigetragen.
Jahrhunderte alte Baumstämme dienten als Deckenbalken, sorgfälig gemauerte Steinwände, Fenster, Türrahmen, Stufen ...
man sieht, hier waren richtige Baumeister am Werk !
weiter oben noch weitere Ruinen, aber ohne Leiter nicht zu erreichen
Im inneren der Gemäuer befinden sich mehrere Pictographs, darunter eine Reihe markanter weißer Balken die mit auffälligen Punkt-Linien verziert sind. Einige davon rund, andere halbkreis- oder segmentförmig. Diese werden von den Archäologen als Darstellungen von Mondphasen bzw. Mondzyklen gedeutet, und sind daher auch namensgebend für das „Moon House“.
zahlreiche rituelle oder symbolische Zeichen finden sich im gesamten Ruinen-Komplex
Die Positionierung in einem „heiligen Raum“ im Inneren der Anlage legt nahe, dass die Symbole nicht rein dekorativ waren, sondern zeremoniellen Charakter hatten.
geht man ein Stück weiter auf dem Felsband unterhalb des Rims entlangen finden sich weitere gut erhaltene Granaries
... erinnert irgendwie ein wenig an das "House on fire", oder?
Das Moonhouse hat uns wirklich prima gefallen und tief beeindruckt:
Die kurze abenteuerliche Wanderung, die wunderbare Landschaft, die archäologisch interessanten Bauten, die Abgeschiedenheit, kein Mensch weit und breit -
man fühlt sich fast in eine alte Welt zurückversetzt und versucht sich vorzustellen wie das Leben hier damals wohl ausgesehen mag ...
Zurück am Highway geht es weiter, nach 20km erreichen wir schon den Viewpoint am Rande der Cedar Mesa mit Blick auf das Valley of the Gods:
Wir verlassen die Cedar Mesa über die engen Serpentinen des berühmtberüchtigten Moki Dugways.
Von der bewaldeten Hochfläche, 380 Meter tiefer, in die trockene Wüstenlandschaft mit ihren Tafelbergen, Buttes und Monolithen.
Am Forrest Gump point halten wir für ein obligatorisches Foto
Good Bye Utah, wir überqueren die Grenze nach Arizona,
oder besser gesagt, in die Navajo Nation, dem größten Reservat der USA.
Gegen Nachmittag erreichen wir dann das Monument Valley. Für eine Fahrt durch das Valley ist es heute allerdings schon zu spät.
Der The View Campground ist zwar kaum belegt, aber er sagt uns auch nicht besonders zu, zumindest nicht für die überteuerten Preise.
Wir suchen daher lieber online nach einer günstigen Übernachtungsmöglichkeit, und werden bei den "Gouldings Monument Valley Villas" fündig, und quartieren uns dort, keine 10km entfernt, erst mal in eine kleine cabin ein.
Den Rest des Nachmittags verbringen wir entspannt vorne am "The View" Komplex, spazieren ein wenig am Rim entlang, stöbern im Souvenir-Shop und trinken draussen auf der Terasse gemütlich einen Cappuccino. Aber vor allem bewundern wir immer wieder den Ausblick auf die majestätischen Mitten Buttes, die sich wie gigantische steinerne Türme aus der Wüstenebene erheben,
und rauchen eine Marlboro nach der nächsten.
Der Inbegriff des Wilden Westens, die Heimat von John Wayne, Abahatchi und Winnetouch ...
Sunset time, die markanten, bis zu 300m hohen Mitten Buttes werfen tiefe lange Schatten in die Ebene,
wechseln im Verlauf des Abends von hellorange bis hin zu violett oder fast schwarz bei Sonnenuntergang.
Als die Sonne hinterm Horizont verschwunden ist streifen wir unsere dicken Jacken über und machen uns auf den Heimweg.
Denn, obwohl wir uns jetzt 1000Hm tiefer befinden wie gestern, ist es abends immer noch empfindlich kühl.
Aber es heisst, es soll in den nächsten Tagen wieder deutlich wärmer werden - Na dann schaun mer mal ...
Abends dinieren wir dann noch in der feinen Gouldings Lodge (nicht weit von unserer cabin) und lassen uns das Buffet gut schmecken.
PS: just kidding, wir rauchen doch beide gar nicht ...