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day 26-27: deep into the Maze

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Bolly_Bollo
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day 26-27: deep into the Maze
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Mittwoch, 25. Oktober 2023
Gefahrene Meilen: 
0 Meilen
Fazit: 
two aMAZEing days in the heart of Canyonlands

 

Tag 26:

Der nächste Morgen überrascht uns mit wolkenlosem Himmel. Es verspricht ein wunderschöner Tag zu werden.
Wir setzen uns mit unseren Müslischüsseln an unserem geheimen Lieblingsplatz, versteckt unter einem kleinen Überhang unterhalb der Abbruchkante,
und saugen die einmalige Atmosphäre in uns auf.
 


Als wir uns satt-gegessen und -gesehen haben packen wir unsere Rucksäcke und machen uns auf hinunter ins Felsenlabyrinth.
Der Weg hinab ist schon mal das erste Tageshighlight: Hüpfen, Klettern, Moqui-Steps, Hosenboden-Rutschen und durch-Spalten-Quetschen,
... ein kleines Micro-Adventure!

 


einer der Gründe, warum Männer kürzer leben als Frauen ...

   

 

Unten angekommen machen wir uns erst einmal auf die Suche nach Wasser.
(... und wer aufmerksam unsere anderen Reiseberichte gelesen hat, der weiß: Hier im gesamten Maze District existieren lediglich drei "reliable springs", also Quellen die das ganze Jahr über verlässlich Wasser führen)
Hier unten befindet sich eine davon, versteckt hinter einem Gebüsch am Fuße einer Felswand. Es ist eher ein Rinnsal, aber das Wasser ist klar und frisch. Wir füllen all unsere Flaschen auf, deponieren unsere Rucksäcke mit dem camping equipment hinter einem Felsen (völlig übertrieben, hier ist eh niemand der uns die Rucksäcke klauen könnte, außer den Packrats natürlich) und machen uns auf zur Erkundung des Horse Canyons (South Fork). 

 


Das Laub der Cottenwoods hat sich zum Teil schon knallgelb gefärbt, die Chocolate Drops erheben sich wie Festungstürme aus der Landschaft.


Im Horse Canyon befindet sich kein Weg, kein Pfad, keine Markierungen, man folgt einfach dem sich windenden Verlauf des Canyons, läuft weite Strecken durch weichen Sand, links und rechts flankiert von steilen Felsen. Fußspuren Fehlanzeige - anscheinend war hier schon lange Zeit Niemand mehr unterwegs.
Nach etwa fünf Kilometern suchen wir uns ein schattiges Plätzchen, snacken ein wenig, und lassen die Seele baumeln.
einfach schön hier - einsam - friedlich - einzigartig !

Den Horse Canyon könnte man noch weitere fünf oder sechs Kilometer weiterwandern, aber wir lassen es jetzt gut sein und kehren wieder um.


 

Gegen frühen Nachmittag sind wir wieder zurück an den Rucksäcken. Wir satteln die schwere Last und marschieren weiter, nun in die entgegengesetzte Richtung.

 


Eine weitere gute Stunde folgen wir dem Canyon, so langsam sollten wir uns auf die Suche nach einem schönen Zeltplatz machen (Wir besitzen für die nächsten Tage ein "at-large permit" für die Maze Area Zone, dürfen also hier unten im Prinzip überall zelten wo wir wollen. Ausnahme: Nicht in der Nähe von Wasserquellen oder von archäologischen Fundstätten).
Das Gelände ist ein wenig unübersichtlich, wir folgen einem sandigen Wash, links und rechts von dichtem Gebüsch gesäumt, und verlaufen uns dabei versehentlich in einen Seitencanyon. Als wir unseren Irrtum bemerken wollen wir schon umkehren ...

... doch da entdecken wir sie: Eine Campsite wie aus dem Bilderbuch !

 

Umringt von hohen Felswänden liegt sie auf einer kleinen sandigen Lichtung, im Schatten alter Wacholderbäume. Es duftet herrlich nach Harz und Kiefernnadeln.
Es muss jedoch schon mal Jemand anderes vor uns hier gewesen sein, aus großen Steinen wurde hier eine Tisch-Stuhl-Kombination gebaut, auf denen man erstaunlich bequem sitzt.
 


 

Wir erkunden noch ein wenig die Umgebung, relaxen ein wenig und genießen die letzten Strahlen der untergehenden Sonne. 
Als Betthupferl gibt es eine Tasse Kakao mit einem Schuss Whisky. Inzwischen steht der Mond steht fast kugelrund über unseren Köpfen und zaubert eine friedliche Atmosphäre.

 

Zwischenfazit:
Wetter: bombastisch
Temperaturen: perfekt, für Ende Oktober sehr angenehm warm
Landschaft: umwerfend 
Menschenkontakt: nope
Gesamteindruck: Wow-wow-wow
 


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Tag 27:

Nach einer angenehmen Nacht schlüpfen wir aus unserem Zelt ins Freie, und es hat sich zum Glück nichts verändert: Weiterhin schönstes Spätherbstwetter.
Nach dem Frühstück schnüren wir die Stiefel und machen uns auf in uns bisher unbekannte Gefilde.
Wir laufen zurück in den Hauptcanyon und folgendem dann südwärts einem schwach ausgetretenem Pfad durch einen namenlosen Canyon
(also vielleicht hat er ja irgendeinen Namen, aber in der Karte ist zumindest keiner eingezeichnet)



Der Canyon wird immer schmaler, man schlägt sich durch dichtes Gebüsch, klettert über wegversperrende Boulder und quetscht sich durch einige Engstellen, bis er scheinbar in einer Sackgasse endet.

 

  


Aber zu einer Treppe aufgeschichtete Steine weisen den Weg nach oben. Über abenteuerliche Pfade klettert man Stück für Stück Richtung Canyonrand und gelangt so schließlich auf "Petes Mesa", einem flachen Plateau, dem wir drei Meilen folgen bis wir letztendlich im "Land of standing Rocks" direkt am Chimney Rock herauskommen.

Von Petes Mesa haben wir immer wieder schöne Blicke hinunter in den Jasper Canyon -  aber nur gucken - nicht anfassen - er ist tabu für Besucher, der Zutritt ist aus Naturschutzgründen streng verboten!
Wäre auch kaum möglich, zu steil die Wände, es existiert kein gangbarer Zugang hinunter in den Canyon. Aufgrund seiner Unzugänglichkeit wurde der Jasper Canyon auch niemals mit Vieh begrast, was ihn zu einem der letzten nahezu von der Zivilisation unberührten Winkeln der USA macht. Heutzutage dient er der Erforschung und dem Schutz der einzigartigen Artenvielfalt.

 

Chimney Rock

Blick vom Chimney Rock Richtung Nord-Westen:
im Vordergrund Petes Mesa, rechts der Jasper Canyon, im Hintergrund die Chocolate Drops, und ganz hinten die Elaterite Butte


Nachdem wir eine ganze Weile am Rim entlang gewandert sind führt ein gewundener Pfad in steilen Serpentinen und über zahlreiche Felsstufen wieder hinunter  
in den nächsten Canyon (den Pictograph Fork Canyon).

 

Blick von oben in den Pictograph Canyon


 

Unten angekommen erwartet uns erneut ein Wonderland of Canyons. Ein riesengroßes Labyrinth bestehend aus zahlreichen Seitencanyons, die zum Erkunden einladen, aber allesamt in Sackgassen enden.
Und - oh Wunder - wir treffen sogar zwei andere Hiker die hier unten unterwegs sind.
 


Nach weiteren sieben malerischen Kilometern erreichen wir schließlich unser nächstes Etappenziel: Die "Harvest Scene":
Ein eindrucksvolles pictograph‑panel im Barrier Canyon Style (ca. 1.500‑4.000 Jahre alt).
Eines der größten Panels der Gegend, in erstaunlich guten Erhaltungszustand. Insgesamt erstreckt es sich über eine Länge von ca. 40 Meter.
Die Darstellungen umfassen bis zu 2 Meter große, langgestreckte anthropomorphe Figuren, teils mit Feder- oder Hornansätzen, sowie Miniatur-Darstellungen von Tieren und Pflanzen (Hasen, Kolibris, etc.).

Man spürt förmlich die Präsenz spiritueller Energie ...
voller Demut und Staunen setzen wir uns in den warmen weichen Sand und lassen diesen besonderen Ort auf uns wirken.

 


eine weitere anthropomorphe Figur bewundert seinen Gegenpart

 

Weit ist es nun nicht mehr bis in unser Lager, jedoch neigen sich erschreckenderweise unsere Wasservorräte schon gefährlich dem Ende zu.
Hier in der Nähe ist auf der Karte zwar eine Quelle eingezeichnet, doch können wir diese auch nach längerem Suchen nicht finden - ausgetrocknet - wahrscheinlich nur im Frühling vorhanden.

Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig als die 2 km bis zur gestrigen Quelle zurücklaufen und dort Wasser zu holen   angry
Als ob ich heute noch nicht genug gelaufen wäre ...

Aber wir haben Glück: Wir stoßen tatsächlich zufällig auf dieses kleine Wasserloch (keine Pfütze, das Wasser tritt aus dem Boden aus).
Ich hol den Filter aus dem Rucksack und wir füllen unsere Flaschen mit dem kostbaren Nass. Jetzt haben wir genug zum Trinken, zum Kochen und auch noch für morgen für den Aufstieg.
 

  


Im Camp machen wir die Beine lang und chillen erst mal. Solange bis sich der kleine Hunger meldet und nach Futternachschub verlangt.
Also schmeißen wir den Kocher an und zaubern ein schmackhaftes Menü-aus-der-Tüte. 
Das Camping-Leben ist einfach aber sehr erfüllend, den ganzen Tag an der frischen Luft und voller vielfältiger Eindrücke und Erlebnisse.
Aber das Ganze macht natürlich auch müde, also verlegen wir in die Horizontale und schlummern bald schon um die Wette ...
 

 

to be continued ...

 

 

Bernhard
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Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
Beiträge: 16388
RE: day 26-27: deep into the Maze

Hallo  Christian, 

Ein besonders respektvolles "Danke" für euren Bericht aus dem Maze-Distrikt, wohin nur ganz wenige von uns je kommen werden !

Und dann noch solche Bilder, wo einem der Atem stocken kann.

Herzlichen Gruß 

Bernhard 

Scout Womo-Abenteuer.de


Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)

JoIn
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Beigetreten: 12.01.2013 - 11:20
Beiträge: 1099
RE: day 26-27: deep into the Maze

Hi Christian,

sensationell. heart

Und ich staune sehr über die Tisch-Bank-Kombi, die da jemand liebevoll errichtet hat, wie praktisch! Mit den Wasserquellen wart ihr voher sicher, vor allem dieses Wasserloch zuletzt, dass das auch trinkbar ist?? Ich hätte mir vermutlich zu viele Gedanken darum gemacht.

LG, Inga

Bolly_Bollo
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Beigetreten: 04.04.2018 - 09:55
Beiträge: 265
RE: day 26-27: deep into the Maze

Hallo Inga,

wir haben für solche Fälle einen ziemlich guten Hohlfaser-Menbranfilter dabei, mit dem man sogar zur Not selbst die dreckigste Brühe zu einwandfreiem Trinkwasser filtern kann.
( --> Wasserfilter)
Das war aber gar nicht nötig, das Wasser war klar und geruchslos, Grundwasser das an der tiefsten Stelle des Canyons aus dem Boden austritt.
(abgestandenes stehendes Wasser wäre schon längst verdunstet oder ausgetrocknet)

Ja, die Stein-Stühle waren genial, viel bequemer als unsere Camping-Stühle (reminder an mich selbst: niemals die billigsten vom Walmart nehmen !)

LG, Christian