Womo-Abenteuer

Nordamerika im Wohnmobil erleben!

day 42: Peekaboo und Salt Creek

2 Beiträge / 0 neu
Letzter Beitrag
Bolly_Bollo
Bild von Bolly_Bollo
Offline
Beigetreten: 04.04.2018 - 09:55
Beiträge: 280
day 42: Peekaboo und Salt Creek
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Donnerstag, 9. November 2023
Gefahrene Meilen: 
0 Meilen
Fazit: 
einsame Idylle im Salt Creek
 
Tag 42:
 
Wir kennen ja inzwischen fast jedes Eck hier im Needles District, nur bis zum "Peekaboo" sind wir bisher noch nicht vorgedrungen, 
und genau das wollen wir heute endlich ändern!
 
Peekaboo liegt im Lower Salt Creek Canyon, der parallel zum Horse Canyon verläuft (den wir ja bereits gestern besucht hatten)
Um Peekaboo zu erreichen gibt es mehrere Möglichkeiten:
 
Zu Fuß:
Zum einen von Süden her, Startpunkt an den Cathedral Buttes, 33km Wegstrecke, in zwei bis drei Tagesetappen.
(eine gigantische Tour, den Oberlauf des Salt Creeks haben wir ja bereits im Jahr 2021 erkundet, allerdings sind wir damals am Angel Arch umgekehrt),
Zum anderen, deutlich kürzer, und landschaftlich sehr reizvoll, vom Squaw Flat campground aus (9km), wird aber auch relaiv selten gemacht.
Die kürzeste Variante startet in der Nähe von Cave Spring, führt jedoch entlang einer sehr unangenehm zu laufende tiefsandige Straße (6km)
 
Mit dem Auto:
Früher war es noch möglich (und erlaubt) mit einem Gelänefahrzeug den Middle Salt Creek bis kurz vor den Angel Arch zu befahren.
Doch seit 1998 ist die Jeep-road durch den Salt Creek gesperrt und die Zufahrt offiziell nur noch bis zum Peekaboo Camp erlaubt.
In den letzten Jahren sind allerdings die letzten Kilometer bis zum Peekaboo ebenfalls fast ganzjährig aufgrund Treibsand und Flutschäden unpassierbar und daher gesperrt. So war es schon 2021, und auch jetzt ist es nicht anders (trotz der langen Trockenperiode). Wir können also nicht ganz bis Peekaboo fahren, sondern müssen halt ein wenig laufen. Ist uns eigentlich ganz recht, ein wenig Bewegung kann ja nicht Schaden!
 
 
Wir besorgen uns also von den Rangern das benötigte day use permit.
Den Code für das Gatter haben wir ja noch von gestern (darauf darf man sich allerdings nicht verlassen, die Zahlenkombination wird alle paar Tage geändert).
 
 
 
An der Weggabelung Salt Creek / Horse Canyon endet unsere Fahrt, hier steht eine provisorische Straßensperre. Weiterfahrt Richtung Peekaboo verboten. Im nahegelegenen Gebüsch entdecken wir eine trail cam die das Zufahrtsverbot überwacht.
Wir parken auf einer sandigen Fläche neben der Straße (so haben wir das mit den Rangern abgesprochen), und schlüpfen in unsere Hiking boots.
Snowwhite muss warten, ab hier gehts zu Fuß weiter.
 
 
Der Wettergott meint es heute erneut gut mit uns, die Sonne lächelt vom wolkenlosen blauen Himmel, es herrschen angenehme Temperaturen.
 
 
 

Der Weg folgt zunächst der alten Jeep Road – zuerst durch knöcheltiefen Sand, dann zunehmend matschig. Schließlich verwandelt sich die "Straße" in einen schmalen, wassergefüllten Graben, überwuchert von dichtem Schilf und Weidengebüsch. Hier wären wir mit unserem Fahrzeug ohnehin nicht mehr durchgekommen – zumindest nicht ohne erhebliche Kratzer und Schrammen
Wie ich ja in einem früheren Reisebericht bereits schrieb, denke ich, die Parkverwaltung pflegt diese "Straße" bewusst nicht mehr, wohl mit dem Ziel diese dann in naher Zukunft für Fahrzeuge dauerhaft zu sperren.
 
Nach einer guten dreiviertel Stunde erreichen wir den Bereich des Peekaboo Camps. Hier befinden sich unter großen alten Cottenwodd Bäumen zwei schön gelegene campsites. Hier könnte man wunderbar zelten - vielleicht das nächste Mal - wir wollen heute Abend ja noch nach Moab weiterfahren.
 
 
 
Kurz hinter den campsites steht ein imposanter Hoodo der das namensgebende Peekaboo-window bewacht.
  

Zu beiden Seiten befinden sich entlang der Felswand mehrere Felszeichnungen.
 
Das größte und bekannteste ist das sogenannte "Peekaboo-Panel": Eine lange Reihe weißer Punkte, stilisierte Schilde und auch einige Handprints, ca. 1.000 Jahre alt, welche der Fremont Culture zugeordnet werden. Teilweise überlagern diese noch deutlich ältere Zeichnungen im Barrier Canyon Style ("from the earlier archaic period, 1.000-3.000 BC"), rot- und ockerfarben, oft nur noch schwach sichtbar, die verschiedene schemenhafte Figuren und geometrische Motive zeigen.
 
 
Wir schlüpfen durch das kleine Loch und steigen auf der anderen Seite in den Salt Creek Canyon ab.
Im Frühjahr sprudelt hier die Peekaboo spring, jetzt im Herbst scheint sie aber ausgetrocknet.

Dann folgen wir dem Tal ein wenig aufwärts. Ein wenigausgetretener Pfad schlängelt sich über den grasigen Talgrund.
Von der ehemaligen Jeep road ist so gut wie nichts mehr zu erkennen, die Natur hat sich in den letzten 25 Jahren vollkommen regeneriert und zurückgeholt was ihr Jahrtausende lang gehörte.
 

Ein paar Biegungen weiter entdecken wir nach einigem Suchen, abseits des Weges, versteckt hinter dichtem Buschwerk, das sogenannte "Flying Carpet Pictograph", ein besonders schönes, noch relativ gut erhaltenes Panel im Barrier Canyon Style.
Einer der Figuren hat tatsächlich Ähnlichkeit mit einem fliegendem Teppich  -  was sich die Künstler hierbei wohl gedacht haben ?
bei genauem Hinsehen entdeckt man weitere Felszeichnungen die sich entlang der Felswände zu beiden Seiten des Salt Creeks ziehen.
Ein Stück weiter Canyon aufwärts, hoch oben an einer Abbruchkante, sichten wir weitere schemenhafte Gestalten:
 
Es heisst, der Salt Creek führte früher das ganze Jahr über Wasser, das Tal war grün und fruchtbar. Die frühen Anasazi hatten hier ihre Pueblos, betrieben Landwirtschaft und Viehzucht. Ein Leben im Einklang mit der Natur.
Hier im Unterlauf des Salt Creek, im direkten Umfeld der Peekaboo spring, lag anscheinend ein ganz besonders spiritueller Ort der den Anasazi people heilig war. Ein Hotspot für Stammes-Feste und Rituale der Schamanen. An allen Ecken finden sich auch heute noch ihre Zeichnungen und Symbole, die sie vor vielen Jahrhunderten hinterlassen haben - stumme Zeugen einer längst vergangenen Zeit ...
 
 
 

Wir setzen uns unter einen schattenspendenden Baum, schließen die Augen, atmen die Atmosphäre dieses speziellen Ortes ein, und genießen diesen besonderen Moment.
Hier herrscht eine wunderbare Athmosphäre: das warme Spätherbstwetter, die Bäume in in ihrer goldgelben Pracht, die Kulisse der rotweiss-gestreiften Felsfinnen ...
ein wunderbares Plätzchen Erde, friedlich, ruhig, einfach wunderschön!
 

 
Getroffen haben wir mal wieder keine Menschenseele,
wieder so ein Geheimtipp, den man hier eigentlich gar nicht verraten dürfte ...  wink
 

 
 
 
Jindra
Bild von Jindra
Offline
Beigetreten: 25.03.2011 - 10:55
Beiträge: 2921
RE: day 42: Peekaboo und Salt Creek

Hallo Christian!

Wieder so ein wunderschöner Tag mit sehr interessanten Bilder. 

Danke, dass du uns teilhaben lässt. Ich lese es mit Begeisterung, auch wenn es nicht immer "meinen Senf" dazu gebe.

Getroffen haben wir mal wieder keine Menschenseele,
wieder so ein Geheimtipp, den man hier eigentlich gar nicht verraten dürfte ...  wink

Keine Angst, die meisten von uns hier im Forum kommen nie dorthinwink.... Und alle die es schaffen würden, ich denke, die freuen sich darüber. Den Weg kreuzen werdet ihr euch wahrscheinlich aber auch nicht.

Viele Grüße, Jindra

 

Es gibt für uns noch viele Fragen, wir haben die Welt nicht überall gesehen!

Unser Blog