Tag 11:
Ausschlafen - Shopping - Laundry - Tanken - Brunchen ...
So vergeht unser Vormittag in Escalante.
In Escalante füllen wir unsere Vorräte nochmals auf und Nici besorgt sich bei den Escalante Outfitters ein Paar neue Trekking-Schuhe, da sich das alte gestern in seine Einzelteile zerlegt hatte. Hier gibt es bekanntermaßen die leckersten Sandwiches weit und breit, und so sitzen wir draussen auf der Terasse bei einem TLC und einer kühlen Lemonade und warten auf die Wäsche.
Als alles erledigt ist machen wir und auf Richtung Zion National Park.
Unterwegs passieren wir die hübschen Formationen des Red Canyons und der Mount Carmel Mountains.
Im Zion angekommen melden wir uns am wildertness desk im Visitor Center bei den Rangern um unser permit für Morgen abzuholen.
(Zion wilderness permits müssen am Tag vor, oder am Tag der Gültigkeit, zwingend „in person“ im Visitor Center abgeholt werden
– eine saublöde Regelung wie ich finde – warum nicht, wie in den anderen Nationalparks, bis zu 14 Tage im Voraus? ☹)
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Tag 12:
Heute steht eine unserer absoluten Lieblingstouren auf dem Programm:
... „The Subway“ top down
Eine Canyoningtour durch eine grandiose Schluchtenlandschaft mit mehreren Abseil- und Schwimmstellen.
12 Meilen durch den North Creek Canyon, gespickt mit etlichen Highlights zum Zungeschnalzen.
Wir packen mal wieder Seil, Klettergurte und unsere Neoprenanzüge in unsere Rucksäcke.
Das Auto parken wir am Left Fork Trailhead und lassen uns mit dem Shuttle hinauf zum Wildcat Canyon Trailhead bringen. Wir sind heute die einzigen Fahrgäste, und unterhalten uns während der Fahrt mit dem Fahrer, einen ehemaligen Feuerwehrmann aus Chicago, der sich seinen Lebenstraum erfüllt hat und hier nach Utah "an den schönsten Ort Amerikas" gezogen ist und nun als Outdoorguide arbeitet. Am liebsten würde er und begleiten ...
Das Wetter ist heute wieder ein absolutes Träumchen, wolkenlos lächelt die Sonne vom makellos blauen Himmel.
Hier oben am Kolob-Plateau geht es zunächst auf sandigem Pfad durch lichte Kiefernwälder, umrahmt von den hier so typischen weißen Sahnehäubchen und buntem Herbstlaub.
Den Weg kennen wir ja noch vom letzten Mal, so dass wir den Abzweig diesmal nicht lange suchen müssen.
Sporadische Steinmännchen weisen den Weg. Über sanft abfallenden, pastellfarbenen Slickrock geht's dann weiter hinab.
wunderschön diese Farben, ...
der dunkle Schlund der Russel Gulch erwartet uns bereits ...
sieht steiler aus als es in Wirklichkeit ist ...
Im Talgrund angekommen folgen wir erst der Russel Gulch, später dann dem North Creek.
Schon bald stoßen wir auf das erste Hindernis und legen die Neoprenanzüge und Klettergurte an. Der Felsblock ist ca. 10m hoch und im unteren Teil leicht überhängend.
No problem - da haben wir ja dieses Jahr schon deutlich höhere "abseilings" hinter uns.
wunderbare Herbstfarben begleiten uns auf Schritt und Tritt.
Weiter geht's! Die Wände rücken immer weiter zusammen, der Canyon wird schmaler und schmaler,
und dann steht man schon vor dem ersten kurzen „swim“.
Alles was trocken bleiben sollte wird in wasserdichte Packsäcke verstaut (Ersatzkleidung, Schuhe, Fotoausrüstung, Handy, etc.)
Mit einem beherzten Satz hüpfen wir ins kalte Nass. Durch den dicken Neoprenanzug und aufgrund des Auftriebs der luftgefüllten Packsäcke schwimmen wir obenauf und bewegen uns mit den Beinen strampelnd und den Armen rudernd durch den Canyon.
da scheint Jemand, trotz eiskaltem Wasser, Spaß zu haben ...
Am sogenannten „bowlingball corridor“ wartet das nächste Hindernis auf uns: Ein kugelrunder Stein (der „bowling ball“) hat sich in der Schlucht verklemmt, darunter hat sich eine Menge Treibholz verkeilt und staut das Wasser.
Eine der technisch schwierigsten Stellen des Canyons. Bei ungünstigen Verhältnissen kann die Überwindung dieser Passage ernste Probleme bereiten, manche Partien Seilen hier ab. (..."skilled canyoneers may choose to downclimb this section...")
Der Wasserstand ist relativ niedrig, so dass wir diesmal hier relativ wenig Schwierigkeiten haben.
Wir schwimmen zur Kugel, erklimmen den bowling ball und springen dann in das darunterliegende Becken. Nach ein weiteren Schwimmstelle haben wir dann wieder festen Boden unter den Füßen.
weitere wundervolle Passagen folgen,
wir bewegen uns in einem ständigen Wechsel aus Stille, Staunen und Adrenalin ... !!!
Hier unten herrscht eine geniale Lichtstimmung, im Canyon ist es duster, die Wände im Hintergrund leuchten orangerot.
Die nächste Abseilstelle (an den keyhole falls) ist zwar nur sehr kurz, aber unausweichlich. Die Wände sind überhängend, feucht und glitschig.
Ein Hinunterspringen wäre hier zu gefährlich, da der Untergrund uneben ist und das Wasser nur einen halben Meter tief.
(...this section can be hazardous due to the water flow and hidden rocks beneath the surface...")
Bald darauf erreichen wir „the second subway“, eine Passage wie aus einem Phantasie-Film:
Türkis schimmerndes Wasser fließt durch eine in den braunroten Fels gefräste Röhre, in der Mitte hat sich ein Baumstamm verklemmt,
Wow, ich liebe diese Stelle !!!
Ach übrigens, habe ich vergessen zu schreiben, bisher sind wir noch keiner einzigen Menschenseele begegnet !!!
Hier verweilen wir für eine Zeit lang und lassen die Magie dieses Ortes auf uns Wirken. Aber es ist ja zum Glück noch lange nicht Schluss.
Ein Biegung weiter steht „the northpole“, ein weiterer Stamm der vor vielen Jahren durch eine flashflood in den Canyon gerissen wurde und sich letztendlich in aufrechter Position hier unten verkeilt hat. Ein beliebtes Fotomotiv unter den Subway-ianern.
Nach 8 km ist die letzte Abseilstelle erreicht: Es geht nochmals 8m senkrecht hinab bis wir unten kurz vor der subway stehen.
... the eagle has landed ...
nur noch umdrehen, und dann ... Holy Bimbam ... sind wir da: ....
The SUBWAY - ein geologisches Kunstwerk, geschaffen von Wasser, Zeit und Wind.
Eine riesige, von Natur gemeißelte U-Bahn-Röhre deren Wände sich über einem wie in einem Tunnel runden.
Die Röhre leuchtet golden im indirekten Licht der Sonne, das Wasser fließt kristallklar durch smaragdgrüne Pools.
Es ist ja nun schon das dritte Mal, dass wir diesen einzigartigen Ort besuchen, aber wir sind geflasht wie beim ersten Mal.
Nach einer halben Stunde und gefühlt hunderten von Fotos aus den verschiedensten Perspektiven blasen wir zum Aufbruch.
Es ist schon relativ spät heute, und wir haben ja noch weitere 5 Meilen vor uns.
Das beste: Immer noch keine Menschenseele getroffen.
der Röhre letzten Meter,
from eternal darkness to dazzling brightness ...
Als wir den Tunnel verlassen treten wir in gleißendes Sonnenlicht und die Temperatur steigt schlagartig um mehrere Grad.
Wir entledigen uns von unseren Neos und ziehen unsere trockene Kleidung an. Von jetzt an geht's in T-shirt und Shorts weiter.
Es geht durch das liebliche North Creek Valley, teils weglos, oft mit kleineren Kletterpassagen über Felsen und Baumstämme.
Meist geht es aber am schnellsten wenn man direkt im Fluss läuft.
Es ist eine wunderschöne Wanderung, der Himmel immer noch wolkenlos, das Laub bunt gefärbt,
die Sonne steht nun schon relativ tief und sendet ihr schönstes Nachmittagslicht, ein wenig später liegt das Tal dann fast komplett im Schatten.
Wir passieren die mit hunderten Dino-Abdrücken übersäte Felsplatte, und wissen, allzu weit kann es nun nicht mehr sein ...
Aber Jedem der diese Wanderung unternimmt, der sei gewarnt: Am Schluss wartet nochmal ein kräftezehrender Aufstieg über einen Geröllhang
(der Weg ist aber inzwischen deutlich besser im Vergleich zu 2018)
Knapp nach der Hälfte des Aufstiegs stoßen wir dann schließlich doch noch auf zwei Wanderer die im Schein ihrer Stirnlampen nach oben kämpfen.
Sie sind sichtlich erschöpft und am Ende ihrer Kräfte. Wir bieten ihnen noch Trinkwasser und Müsliriegel als Stärkung. Sie werden in dem Tempo sicherlich noch eine Weile brauchen.
Als wir den letzten Hang bezwungen haben holen wir ebenfalls unsere Stirnlampen heraus. Es ist Neumond, im Wald ist es stockdunkel.
Nach neun Stunden Wanderzeit erreichen wir wieder unser Auto.
Fazit: Was für ein Tag!
Zwar anstrengend und fordernd, aber wir sind uns einig, das würden wir jederzeit sofort wieder tun!
Wie heißt es doch so schön:
"The Subway is more than just a hike – it's an adventure for the soul!"
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ach so, nach "adventure for the soul" gabs dann natürlich auch noch reichlich "adventure for the belly"
Servus Christian,
was für ein toller Tag👍
Liebe Grüße
Micha
Scout Womo-Abenteuer.de
Meine Reiseberichte
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Hi Christian,
...und wieder nur: W-O-W
!
...absolut verdient
!
Munter bleiben
Gruss
Kochi
Scout WoMo-Abenteuer.de
Hi Christian,
fantastisch! Aktuell warten wir selbst auf die Ergebnisse der Lotterie für September. Allerdings würden wir uns an die (technische) Tour Top-Down nicht heranwagen, obwohl ich die second subway mit dem Baumstmm nur zu gerne sehe würde.
Viele Grüße, Inga
absoluter Hammer und Respekt, dass ihr sowas machen könnt. Aus 10 m Abseilen macht ja weiß Gott nicht jeder.
Liebe Grüße vom Fred