Tag 40:
Die ersten Tagestouristen werden wohl erst in ein paar Stunden hier auftauchen (jetzt im November sind es ohnehin nicht viele).
Ein erhebendes Gefühl hier mitten in diesem kleinen Paradies in dern Tag starten zu dürfen, das Erwachen der Natur zu erleben und diese wunderbare Ruhe zu genießen.
Aber beinahe wäre alles anders gekommen, denn Ende der 60er Jahre gab es bereits konkrete Pläne eine asphaltierte Zufahrtsstraße bis mitten hinein in den Chesler Park zu bauen, inklusive einer Brücke über den Big Spring Canyon. Der Canyonlands National Park sollte nach dem Vorbild des Arches National Parks für den Autoverkehr und Touristen weitgehend erschlossen werden. Durch den Vietnam-Krieg waren jedoch in den 70er Jahren die Mittel der Nationalparkverwaltung dann stark gekürzt worden, so dass von einem Ausbau abgesehen werden musste. Aus heutiger Sicht natürlich ein absoluter Glücksfall, ansonsten würde es hier wohl zugehen wie auf dem Rummel ...
Via Joint Trail geht es wieder zurück zu unserem Auto.
Eine Offroad-Piste führt noch weiter in den Süden, bis zum Ende des Nationalparks und darüber hinaus, dort wollen wir die Gegend noch ein wenig zu Fuß erkunden.
Hier existieren keine Wege oder Trails, nur Canyons, Washes und wilde Natur - also genau das richtige für uns !
wohl eine der schönsten Straßen des gesamten Südwestens ...
Später verlässt die Route dann das Needles-Gebiet und folgt einem breiten Graben. Auch hier ist die Landschaft beeindruckend. Kurz nach Passieren der Grenze des Nationalparks verlässt die Piste dann über steinigen Serpentinen das Plateau. Die Stelle wird "Bobby’s Hole" genannt, eine steile, schwierige offroad Passage, die den südlichen Teil des Needles District mit dem Beef Basin verbindet. Von dort könnte man über die Elk Ridge bis zum Bears Ears Gebiet weiterfahren und würde schließlich irgendwann ganz in der Nähe des National Bridges Monument wieder herauskommen. Vielleicht das nächste Mal, denn laut meinen Informationen ist Bobby's Hole seit einigen Jahren nicht mehr passierbar, da große Felsbrocken mitten auf die Straße gerollt sind. Wir steigen aus und erkunden die Strecke. So wild siehts gar nicht aus, anscheinend hat hier kürzlich jemand "aufgeräumt".
Wir machen hier dennoch kehrt und begeben uns auf den Rückweg.
Es gibt hier nur wenige gangbare Routen durch das Labyrith aus Felsen und Canyons. Keine Markierungen, ebensowenig wie Routenbeschreibungen, dafür umso mehr steile Wände, Drop-offs und Sackgassen.
Wir schnappen uns Landkarte und GPS-Gerät und machen uns auf ins Unbekannte ...
Manchmal geht es nur mit Räuberleiter oder mit einem gewagtem Sprung
dann breitet sich vor uns eine wunderbare Felskulisse aus: Eine grasbewachsene Ebene, ringsum von hohen Felsmauern umschlossen, ganz ähnlich dem Chesler Park.
Durch seine abgelegene Lage und die schwere Zugänglichkeit war dieses Gebiet niemals bewohnt, kein Vieh hat jemals hier gegrast (im Vergleich z.B. zum Chesler Park, der früher als Winterweide diente). Weitgehend unberührtes Land. Die Vegetation und vorallem die Mikroorganismen im Boden (kryptobiotic soil) sind noch in dem ursprünglichem Zustand wie er vor der Ankunft der Weißen Siedler gewesen war, und sind daher für die Wissenschaft so unendlich wichtig. Die Grasfläche steht unter striktem Naturschutz, der Zutritt ist streng untersagt und das Betreten lediglich Wissenschaftlern vorbehalten. Also halten wir gebührenden Abstand, setzen uns und erfreuen uns bei Ham'n'Cheese-Sandwiches an der einmaligen Aussicht.
Wir verweilen eine ganze Weile an diesem wunderbaren Ort - mit ziemlicher Sicherheit eines der abgelegensten Gebiete hier im Nationalpark.
Das Wetter: mal wieder bombastisch!
Menchenkontakt heute: null - niente - nada
adventure-factor: on another level
Unser heutiges Nachtlager werden wir im "Horsehoof Camp" aufschlagen.
Viel habe ich zuvor nicht über das camp herausfinden können, online existieren wenig Bilder, daher wissen wir noch gar nicht genau was uns erwartet.
Oben angekommen werden unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen: Eine Landschaft wie eine Filmkulisse - eine Mischung aus Jurassic Park und Indiana Jones !
Ringsum ein 360°-Panorama, mit Blicken auf sich bis zum Horizont erstreckenden Felsnadeln.
Das Zelt bauen wir auf einem kleinen sandigen Plateau zwischen den Felsen und Büschen auf, in direkter Nachbarschaft zu hübsch aufragenden Sandsteintürmchen.
Mehr brauch ich eigentlich gar nicht zu schreiben, seht einfach selbst:

Heute haben wir nochmal eine richtig fette Ladung Abenteuer, Natur und Outdoor-Erlebnis abbekommen,
da vergeben wir glatt die Bestnote 10 von 10 Feuerchen !

Vielen herzlichen Dank dass du deine großartigen Erlebnisse teilst. Der Needles Destrict wird immer mein absolutes Highlight in den USA bleiben, auch wenn wir natürlich in unseren mehrmaligen Besuchen nicht ganz so weit vorgedrungen sind wir ihr beide.
Unsere Top 10 Hike Liste hat sich über die Jahre mehrmals geändert, aber die Runde Big Springs Canyon / Elephant Canyon wird immer ganz oben bleiben.
Viele Grüße von Michaela
https://exploring509.de/
Hi Christian,
das ist wirklich eine außergewöhnliche Erkundung und Beschreibung dieser Section des Canyonlands National Park mit herrlichen, bisher nicht gesehenen Bildern.
Ich hatte mich bisher noch nicht näher mit der Geschichte dieses National Park beschäftigt, hatte seine Naturbelassenheit einfach mal so hingenommen. Vielen Dank für deinen Hinweis auf die Geschichte und den Kampf um die Erhaltung der Wildnis.
Ich habe noch etwas mehr gesucht und gefunden: https://www.canyoncountryzephyr.com/tag/clyde-l-denis/.
Vielen Dank für eure Entdeckerlust!
Bernhard
PS:
Hier ein Überblick über die jährlichen Besucherzahlen:
Quelle: https://www.nationalparked.com/canyonlands/visitation-statistics
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hallo Bernhard,
vielen Dank für die Recherche,
Ja, diese Hintergrundgeschichten sind schon interessant, wie sich das damals alles so entwickelt hat,
da weiss man eigentlich viel zu wenig drüber.
LG,
Christian
HI Christian,
... und deswegen ist es gut, wenn wir es hier zusammentragen!
Herzlichen Gruß
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)