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day 40: beyond the Needles + Horsehoof Camp

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Bolly_Bollo
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day 40: beyond the Needles + Horsehoof Camp
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Dienstag, 7. November 2023
Gefahrene Meilen: 
0 Meilen
Fazit: 
ein Paradies aus Stein

Tag 40:
 
Der nächste Tag bricht an, morgens liegt der gesamte "Park" noch in einer angenehm friedlichen Stille.
Die ersten Tagestouristen werden wohl erst in ein paar Stunden hier auftauchen (jetzt im November sind es ohnehin nicht viele).
 
Zum Frühstücken sitzen wir vor dem Zelt in der Morgensonne, die ihre ersten warmen Strahlen über die Landschaft sendet. Es deutet sich erneut ein herrlicher Tag an.
Ein erhebendes Gefühl hier mitten in diesem kleinen Paradies in dern Tag starten zu dürfen, das Erwachen der Natur zu erleben und diese wunderbare Ruhe zu genießen.

 

Aber beinahe wäre alles anders gekommen, denn Ende der 60er Jahre gab es bereits konkrete Pläne eine asphaltierte Zufahrtsstraße bis mitten hinein in den Chesler Park zu bauen, inklusive einer Brücke über den Big Spring Canyon. Der Canyonlands National Park sollte nach dem Vorbild des Arches National Parks für den Autoverkehr und Touristen weitgehend erschlossen werden. Durch den Vietnam-Krieg waren jedoch in den 70er Jahren die Mittel der Nationalparkverwaltung dann stark gekürzt worden, so dass von einem Ausbau abgesehen werden musste. Aus heutiger Sicht natürlich ein absoluter Glücksfall, ansonsten würde es hier wohl zugehen wie auf dem Rummel ...

 

 
 

Via Joint Trail geht es wieder zurück zu unserem Auto.
Heute wollen wir noch ein wenig tiefer in den Nationalpark vordringen, in uns bisher unbekannte Regionen, in die äußerst selten besuchten Gebiete die hinter Chesler Park liegen.

Eine Offroad-Piste führt noch weiter in den Süden, bis zum Ende des Nationalparks und darüber hinaus, dort wollen wir die Gegend noch ein wenig zu Fuß erkunden.
Hier existieren keine Wege oder Trails, nur Canyons, Washes und wilde Natur - also genau das richtige für uns !
 
 
Also dann los, mal sehn was uns so erwarten wird ...

 
 
die Sandpiste schlängelt sich durch ein märchenhaftes Canyon-Wonderland,
wohl eine der schönsten Straßen des gesamten Südwestens ...
 

 
 

Später verlässt die Route dann das Needles-Gebiet und folgt einem breiten Graben. Auch hier ist die Landschaft beeindruckend. Kurz nach Passieren der Grenze des Nationalparks verlässt die Piste dann über steinigen Serpentinen das Plateau. Die Stelle wird "Bobby’s Hole" genannt, eine steile, schwierige offroad Passage, die den südlichen Teil des Needles District mit dem Beef Basin verbindet. Von dort könnte man über die Elk Ridge bis zum Bears Ears Gebiet weiterfahren und würde schließlich irgendwann ganz in der Nähe des National Bridges Monument wieder herauskommen. Vielleicht das nächste Mal, denn laut meinen Informationen ist Bobby's Hole seit einigen Jahren nicht mehr passierbar, da große Felsbrocken mitten auf die Straße gerollt sind. Wir steigen aus und erkunden die Strecke. So wild siehts gar nicht aus, anscheinend hat hier kürzlich jemand "aufgeräumt".
Wir machen hier dennoch kehrt und begeben uns auf den Rückweg.
 
An geeigneter Stelle stellen wir das Auto ab und machen uns bereit für unser nächstes Abenteuer:
Es gibt hier nur wenige gangbare Routen durch das Labyrith aus Felsen und Canyons. Keine Markierungen, ebensowenig wie Routenbeschreibungen, dafür umso mehr steile Wände, Drop-offs und Sackgassen.
Wir schnappen uns Landkarte und GPS-Gerät und machen uns auf ins Unbekannte ...
 


 
zunächst geht es weglos durch einen Wash, erst im Sand, später über Fels,
 
 
dann folgen wir einem slotcanyon-artigen Abschnitt
 
 
 
wir kraxeln, klettern und bezwingen so manches Hinderniss.
Manchmal geht es nur mit Räuberleiter oder mit einem gewagtem Sprung
 

 
 
Wir sind fast am Ziel, aber hohe Steinbarrieren versperren den Weiterweg. Wir suchen nach einem versteckten Zugang, kriechen durch eine enge Felsspalte ...
dann breitet sich vor uns eine wunderbare Felskulisse aus: Eine grasbewachsene Ebene, ringsum von hohen Felsmauern umschlossen, ganz ähnlich dem Chesler Park.

Durch seine abgelegene Lage und die schwere Zugänglichkeit war dieses Gebiet niemals bewohnt, kein Vieh hat jemals hier gegrast (im Vergleich z.B. zum Chesler Park, der früher als Winterweide diente). Weitgehend unberührtes Land. Die Vegetation und vorallem die Mikroorganismen im Boden (kryptobiotic soil) sind noch in dem ursprünglichem Zustand wie er vor der Ankunft der Weißen Siedler gewesen war, und sind daher für die Wissenschaft so unendlich wichtig. Die Grasfläche steht unter striktem Naturschutz, der Zutritt ist streng untersagt und das Betreten lediglich Wissenschaftlern vorbehalten. Also halten wir gebührenden Abstand, setzen uns und erfreuen uns bei Ham'n'Cheese-Sandwiches an der einmaligen Aussicht.
 
 
 
 
Puh, das war ein ganz schönes Stück Arbeit, eine grandiose Wanderung, herausfordernd, aber wunderschön. Die Wegfindung ist zwar etwas tricky, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt!

Wir verweilen eine ganze Weile an diesem wunderbaren Ort - mit ziemlicher Sicherheit eines der abgelegensten Gebiete hier im Nationalpark.

 
 
und sonst so ... ?
Das Wetter: mal wieder bombastisch!
Menchenkontakt heute: null - niente - nada
adventure-factor: on another level
 
 
 
Dann machen wir uns auf den Rückweg. Nach insgesamt vier Stunden sind wir wieder zurück am Ausgangspunkt.
Unser heutiges Nachtlager werden wir im "Horsehoof Camp" aufschlagen.
Viel habe ich zuvor nicht über das camp herausfinden können, online existieren wenig Bilder, daher wissen wir noch gar nicht genau was uns erwartet.
 
Um zum camp zu gelangen muss man die "Hauptstraße" verlassen und sich einen ziemlich steilen steinigen trail nach oben arbeiten.
Oben angekommen werden unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen: Eine Landschaft wie eine Filmkulisse - eine Mischung aus Jurassic Park und Indiana Jones !
Ringsum ein 360°-Panorama, mit Blicken auf sich bis zum Horizont erstreckenden Felsnadeln.
Das Zelt bauen wir auf einem kleinen sandigen Plateau zwischen den Felsen und Büschen auf, in direkter Nachbarschaft zu hübsch aufragenden Sandsteintürmchen.

 
a match made in heaven ...
 
 
hinter dem Zelt erstreckt sich ein fast endloser Abenteuer-Spielplatz aus Boulder und Mini-Canyons, in dem man stundenlang herumklettern und erforschen könnte.
 
 
 
und wie solls auch anders sein, der sunset ist mal wieder der Hammer: Ein Meer von leuchtenden Nadeln bis zum Horizont.
Mehr brauch ich eigentlich gar nicht zu schreiben, seht einfach selbst:

 

 

 
 
 
 
wir haben uns mal wieder schock-heart-verliebt, Horsehoof camp ist auf jeden Fall eine "must-return-before-I-die" location,
Heute haben wir nochmal eine richtig fette Ladung Abenteuer, Natur und Outdoor-Erlebnis abbekommen,
da vergeben wir glatt die Bestnote 10 von 10 Feuerchen !
 
 
 
 
 

 

Michaelaexplores
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Beigetreten: 03.04.2021 - 03:42
Beiträge: 499
RE: day 40: beyond the Needles + Horsehoof Camp

Vielen herzlichen Dank dass du  deine großartigen Erlebnisse teilst. Der Needles Destrict wird immer mein absolutes Highlight in den USA bleiben, auch wenn wir natürlich in unseren mehrmaligen Besuchen nicht ganz so weit vorgedrungen sind wir ihr beide. 

Unsere Top 10 Hike Liste hat sich über die Jahre mehrmals geändert, aber die Runde Big Springs Canyon / Elephant Canyon wird immer ganz oben bleiben. 

Viele Grüße von Michaela 

Bernhard
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Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
Beiträge: 16421
RE: day 40: beyond the Needles + Horsehoof Camp

Hi Christian, 

das ist wirklich eine außergewöhnliche Erkundung und Beschreibung dieser Section des Canyonlands National Park mit herrlichen, bisher nicht gesehenen Bildern.

Ich hatte mich bisher noch nicht näher mit der Geschichte dieses National Park beschäftigt, hatte seine Naturbelassenheit einfach mal so hingenommen. Vielen Dank für deinen Hinweis auf die Geschichte und den Kampf um die Erhaltung der Wildnis.

Ich habe noch etwas mehr gesucht und gefunden: https://www.canyoncountryzephyr.com/tag/clyde-l-denis/.

Vielen Dank für eure Entdeckerlust!

Bernhard

PS:

Hier ein Überblick über die jährlichen Besucherzahlen:

Jahr Besucherzahl
1970 33.400
1980 56.505
1990 276.831
2000 401.558
2010 435.908
2020 493.914 (Pandemie)
2021 911.594
2023 800.322
 
Die Zahlen beziehen sich auf den gesamten Canyonlands NP (keine Erfassung separat auf die drei Abschnitte) , ca 10 % werden jedoch auch auf den Needles District bezogen (wobei ich mir das kaum vorstellen kann).

Quelle: https://www.nationalparked.com/canyonlands/visitation-statistics

 

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Bolly_Bollo
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Beigetreten: 04.04.2018 - 09:55
Beiträge: 277
RE: day 40: beyond the Needles + Horsehoof Camp

Hallo Bernhard,

vielen Dank für die Recherche,
Ja, diese Hintergrundgeschichten sind schon interessant, wie sich das damals alles so entwickelt hat,
da weiss man eigentlich viel zu wenig drüber.

LG,
Christian
 

Bernhard
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Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
Beiträge: 16421
RE: day 40: beyond the Needles + Horsehoof Camp

HI Christian, 

... und deswegen ist es gut, wenn wir es hier zusammentragen!

Herzlichen Gruß

Bernhard

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