Womo-Abenteuer

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Tag 39: Coyote Buttes South

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Bolly_Bollo
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Tag 39: Coyote Buttes South
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Dienstag, 9. November 2021
Gefahrene Meilen: 
0 Meilen
Fazit: 
... immer einen Abstecher Wert!


Tag 39: Coyote Buttes South / Cottenwood Tepees:


Pünktlich um 06:30 stecken wir die Köpfe aus dem Zelt um die Lage zu checken.
Doch was müssen wir sehen? Eine geschlossene graue Wolkendecke bedeckt den Himmel. surprise
So verzichten wir auf den geplanten Sonnenaufgangs-Spaziergang und verkriechen uns nochmal für ein Stündchen in unsere Schlafsäcke.
Die Wolken werden sich schon im Laufe des Tages verziehen, so wie gestern - oder?

Wenn man hier in der Gegend ist, dann sollte man sich diese spektakuläre Wunderwelt an Farben und Formen auf keinen Fall entgehen lassen. Die Farbenpracht der Felsen ist überwältigend und steht der der Coyote Buttes North (The Wave) und der White Pockets in nichts nach.
Allerdings werden für die Coyote Buttes South (CBS) lediglich zwanzig (!) Permits pro Tag erteilt. Pünktlich zur Öffnung des Buchungsfensters hatten wir bereits vor Monaten zugeschlagen und uns zwei davon gesichert.

Bei bewölktem Himmel machen wir uns also dann auf. Blaue Löcher zwischen den Wolken lassen uns auf baldige Wetterbesserung hoffen. Solange sich die Sonne jedoch noch ziert wollen wir zuerst Neuland erkunden und später dann das Farbspektakel der Cottenwood Tepees im Herzen der CBS besuchen.
Der Weg von unserem Lager ist nicht weit, bereits nach 15 Minuten passieren wir die ersten Kegel mit pastellfarbenen Streifenmuster:

 

Zuerst besuchen wir die südlichen Ausläufer der CBS, eine Ecke die wir bisher noch nicht besucht hatten.
Die Felsskulpturen nehmen hier die ausgefallensten Formen an und tragen fantasievolle Namen wie  „hydra“ oder „pagode“.
Doch seht selbst:

 

In einem weiten Bogen durchstreifen wir das Gebiet und durchqueren ein Zauberland wie aus einer anderen Welt.

Auf allen Seiten türmen sich bunte Hügel auf deren Flanken von farbigen Schleiern durchzogen sind.

Von Sonnenschein ist allerdings bisher noch nichts zu sehen. Die wenigen blauen Löcher sind inzwischen verschwunden, die Wolkendecke wird eher dichter und dunkler. Aber auch wenn die Sonne nicht lacht ist es dennoch ein fantastischer Anblick, und die Felsen leuchten wie bunte Bonbons.

Mehrere Stunden verbringen wir in den CBS, durchstreifen das gesamte Gebiet, dringen in versteckte Seitencanyons ein, immer wieder entdeckt man Neues.
 

Ein Stein tanzt aus der Reihe. Gefallen ihm seine Streifen etwa nicht?

einige der Buttes bestehen aus unzähligen filigranen Sandsteinschichten

und weisen einen interessante Farbverläufe auf

Die Enttäuschung über das suboptimale Wetter hält sich aber in Grenzen,
die CBS haben wir ja bereits während unseres letzten USA-Aufenthalts bereits ausgiebig besucht, und wissen wie es hier bei schönem Wetter aussehen kann:
à  CBS 2018

 

Es herrscht  trotzdem irgendwie eine geniale Stimmung.
Die dunklen Wolken im Hintergrund bilden einen schönen Kontrast zu den hell-leuchtenden Felspalästen:

gestreift, gepunktet, strukturiert - die Natur zieht alle Register!

    

        


Gegen Mittag frischt der Wind kräftig auf und kalte Böen blasen uns ins Gesicht. Ein paar wenige Regentropfen sind sogar auch dabei. Daher machen wir uns lieber auf den Rückweg. Viel länger hätten wir eh nicht geplant zu bleiben.


Wir wollen heute nämlich noch nach Colorado City fahren, wo wir für heute Nacht ein BnB gebucht haben.
Wir hoffen nur, dass sich das Wetter die nächsten Tage wieder ein wenig einrenkt und uns nicht einen Strich durch unsere Pläne macht … !?!  surprise

Am Trailhead steht lediglich ein einziges anderes Fahrzeug.
Lassen alle anderen ihre Permits etwa verfallen?
Wie schon so oft in den letzten Wochen werden wir die Vermutung nicht los, dass der ein großer Teil der umkämpften Permits letztendlich verfallen gelassen wird, und alle anderen die keines ergattert haben in die Röhre schauen.  angry

 


 

Viel mehr als die paar Tropfen sind allerdings nicht vom Himmel gekommen. Wir packen zusammen und fahren weiter.
"Good Bye CBS, beim nächsten mal dann aber bitte wieder mit Sonne!"

Für die Rückfahrt wählen wir die Strecke über Paw Hole. So sparen wir uns die Hälfte der Strecke und hoffen auf ein bisschen „fun“.
Auf den Seiten des BLM wird hierzu ausdrücklich gewarnt: “...accessing Paw Hole and Cottonwood Cove involves driving on rocky roads and deep sand, and the conditions vary greatly based on recent weather. It can be extremely challenging , especially when the sand roads are dry and powdery, requiring more clearance, more-rugged vehicles, and more experience driving in sandy conditions. (…)  Two-wheel-drive and all-wheel-drive vehicles are not sufficient for getting to the access points. You must have a four-wheel-drive, high-clearance vehicle. Experience driving in deep sand is also important. Every year, groups get stuck and stranded after attempting the drive without adequate experience or vehicles”

An einigen Stellen mit tiefem Sand fangen die Räder dann tatsächlich schon an leicht durchzudrehen und das Fahrzeug kommt ein wenig ins Schwimmen, aber mit Schwung und Schmackes und mit unserem Rubicon unterm Popo ist das Ganze aber kein Problem devil !
Meist geht es ja auch bergab. Bergauf allerdings, da bin ich mir ziemlich sicher, sähe das bei diesen Bedingungen ganz anders aus.

 


Wieder auf der House Rock Valley Road stellt sich die Frage: Nach Norden zurück über die 89, oder nach Süden über die 89a? - Keins von beiden!
Wir nehmen die „Winter Road“ (BLM 1025) die von der House Rock Valley Road nach Westen abzweigt, das Kaibab Plateau durchquert und schließlich in der Nähe von Fredonia wieder auf den Highway stößt (und so die Fahrstrecke um die Hälfte verkürzt).
Schon nach wenigen Metern merken wir aber: Das wird kein leichtes Unterfangen. Der Untergrund besteht aus losen groben Steinen, die Straße zieht steil nach oben bis auf eine Höhe von knapp 2000m. Die ersten fünf Meilen kommen wir nur mäßig voran, teils nur im Schritttempo. Wenn das so weiter geht, dann kommen wir noch in die Dunkelheit.
Am höchsten Punkt angekommen stoßen wir dann aber zum Glück auf bessere Straßenverhältnisse. Die Umgebung hat sich gewandelt, aus trockener Prärie wurde eine baumbestanden Hochebene, ab und an grasen Rinder am Straßenrand. Über switchbacks geht es schließlich wieder hinunter in die Ebene. Die restlichen zehn Meilen sind zwar ebenfalls dirt road, diese ist aber ausnahmsweise mal in einem sehr guten Zustand, und so können wir die verlorene Zeit mehr als gut machen. Bis auf ein paar wenige Farmer war kein Mensch auf der Strecke.

 

Der Himmel ist inzwischen wieder wolkenlos. Um 17:00 erreichen wir Colorado City, das am Fuße der hübschen Canaan Mountains liegt.
Die beiden Orte Colorado City und Hildale sind sogenannte “twin cities”, sie sind quasi miteinander verschmolzen, liegen jedoch in zwei unterschiedlichen Bundesstaaten. Die Staatsgrenze verläuft quasi direkt quer durch die Stadt, im Norden (Utah) heißt sie "Hilldale", und im Süden (Arizona) "Colorado City".
- Die genau auf der Staatsgrenze verlaufende Straße wurde passenderweise „Uzona Ave“ getauft. smiley

 

Auf den ersten Blick wirkt der Ort wie jedes andere verschlafenes Nest im Südwesten der USA, aber uns fallen einige Frauen in ihren langen altmodischen Kleidern auf. Ist hier heute etwa ein historisches Festival? - Nein, es sind Mormonen-Frauen in ihrer Alltagskleidung.
Hildale und Colorado City sind als die Hochburg der
Fundamentalistische Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ (kurz: FLDS) , einer fundamentalen Splittergruppe der Mormonen, bekannt. Hier leb(t)en noch eine Vielzahl von Familien die inoffiziell Polygamie praktizieren und Kinderehen nichts außergewöhnlich sind. Es wird erzählt, der Stammvater hätte 146 Kinder und über 1000 Enkel gehabt. Etwa 80% der Bewohner gehören der FLDS an.  Ein Großteil des Landes und der Umgebung ist immer noch im Besitz der großen Mormonenfamilien. Bis vor wenigen Jahren waren sämtliche Ämter, die Polizei und die Gerichte mit Vertretern der FLDS besetzt, und so wurden Vergehen kaum verfolgt.

Unser BnB ist ein typisch Amerikanisches Haus mit Veranda, Doppelgarage und Garten, kitschig eingerichtet mit schweren samtenen Vorhängen dicken Teppichen und Möbeln wie aus dem vorherigem Jahrhundert.
Als wir das Haus betreten empfängt uns ein ganzes Rudel schwanzwedelnde Mischlingshunde. Die Gastgeberin ist sehr freundlich und zeigt uns die Unterkunft. Ein superweiches Bett und eine frische Dusche nach einer Woche outdoor tut zur Abwechslung einfach mal gut.

Wir werden zum Abendessen eingeladen.
Es gibt „Spaghetti“ (wir verzichten sie darauf hinzuweisen, dass es eigentlich keine Spaghetti, sondern Canelloni sind  wink ), aber es schmeckt hervorragend.
Der Nachtisch ist ein Traum: Pancakes mit Vanilleeis, garniert mit Beeren aus dem Garten

Die Hausherrin stammt ursprünglich ebenfalls aus einer alten Mormonen-Familie und hat 14 Geschwister. Selbst haben sie aber „nur“ sechs Kinder, zwei davon leben noch im Haus und leisten uns beim Dinner Gesellschaft.
Der Mann ist auf einer Rinderfarm groß geworden und war jahrelang Verleger eines Cowboy Magazins. Er holt einen dicken Bildband hervor welcher in den 80ern in Deutschland veröffentlicht wurde mit (übersetzten) Texten und Bildern von Ihm und seiner Familie. Nach dem Essen zeigt er uns noch Stall und Pferde und wir machen einen kleinen Spaziergang durch den Ort mit der ganzen Hunde-Meute.

Später setzten wir uns bei einem Glas gutem Whisky an den Kamin und verleben einen netten Abend im Kreise der Familie. Es gibt viel zu erzählen, von Rinderzucht, den riesigen Farmen hier in den USA und vom damaligen Leben als Cowboy und Cowgirl. Und wir erzählen im Gegenzug von unserer Heimat wo die Kühe in den Bergen auf saftigen Wiesen grasen.

Irgendwann fallen allen die Augen fast zu und wir verabschieden uns ins Bett.
 

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cheeky

 

Familie Roesner
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Beigetreten: 17.11.2019 - 11:47
Beiträge: 308
RE: Tag 39: Coyote Buttes South

Hi Christian, 

man ist es tatsächlich nicht gewohnt, auf eurer Reise Wolken zu sehen surprise.  Die Farben und Formen der Steine sehen aber auch auf deinen Detailfotos total faszinierend aus.

Kosten die Permits etwas? Wenn nicht ist die Hemmschwelle, sie verfallen zu lassen, wahrscheinlich wirklich niedrig. Oder manche reservieren einfach mehrere Tage und entscheiden sich dann für einen??

Schönen Abend habt ihr verbracht. Mit den Einheimischen stell ich mir das immer ganz spannend vor :)

 

LG

Christina 

Bolly_Bollo
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Beigetreten: 04.04.2018 - 09:55
Beiträge: 201
RE: Tag 39: Coyote Buttes South

Hi Christina,

die Permits für die CBS kosten tatsächlich nur $5,- wenn man sie über den online calendar bucht.
Früher konnte man sich mehrere Tage reservieren, 
jetzt darf man aber nur noch ein Permit gleichzeitig besitzen. 

LG,
Christian

Annett
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Beigetreten: 18.03.2019 - 22:47
Beiträge: 381
RE: Tag 39: Coyote Buttes South

Hallo Christian,

das mit den ungenutzten Permits ist wirklich sehr schade und auch ärgerlich für alle, die keine bekommen haben, da stimme ich Euch voll zu!

Auch wir haben bei ausgebuchten Campgrounds in den Nationalparks gesehen, dass bis zu einem Drittel der Plätze leergeblieben sind und waren darüber verärgert.

Eure Bilder sind, wie immer, gigantisch!

LG Annett